Die Nacht durchhalten

#1
Ich bin so müde. Sooo müde.
Doch ich darf noch nicht schlafen. Ich habe noch zu viel Essen in mir.
Ausserdem bin ich das erste mal seit langem alleine. Alleine! Das muss ich auskosten.
Diese angenehme Stille.

Tagsüber habe ich heute nichts Produktives gemacht. Wenig Bewegung. Sehr selten bei mir.

Kennt ihr das?

Re: Die Nacht durchhalten

#2
Ja ich kenne das... Ich liebe es und hasse es zugleich... Denn immer immer wenn ich allein bin über nacht, dann ist mind.1 FA vorbestimmt... Ich muss also erst berge verschlingen und alles wieder loswerden, bevor ich dann endlich die stille und denn frieden geniessen kann und durcs haus streifen wie ein geist....

Doch meistens kann ich das nicht lange durchhalten, denn ich bin viel zu müde von den anstrengungen davor, sie machen mich so müde und komisch..

Wie gehts dir in solchen nächten?

Re: Die Nacht durchhalten

#3
Nelly, unser Thema. :?
Du weißt, ich kenne es und einerseits liebe ich diese Zeit, diese 'erweiterten' Bewusstseinszustände, die sich teilweise ergeben - und gleichzeitig bereitet es mir fürchterliche Angst, mich nachts gedanklich nicht mehr (schein)kontrollieren zu können, wie es mir am Tag meist gelingt...

Das Essen ist sicherlich nur ein vorgeschobenes Argument, aber das weißt du selbst...die Gedanken, die einem am SchlafengehenDÜRFEN hindern, sind die eigentlich problematischen, aber wenn ich wüsste, wie ihnen sinnvoll begegnet werden kann, würde ich mich auch nicht mehr so sehr damit herumquälen.
So bleibt mir nur, dir wenigstens einen positiven Moment zu wünschen bei all der auferlegten Selbstqual. :|
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Die Nacht durchhalten

#6
Um Carusos Frage gleich mitzubeantworten (jedenfalls nach meiner Einschätzung): ja, es ist die Angst vor Kontrollverlust (der natürlich nicht sinnvoll begründbar ist, sondern als diffuses, aber gewaltiges Gefühl über allem schwebt) und ich glaube, dass gerade mit anorektischer Vergangenheit (? - Nelly, wenn du mich fragst, ist dein Denken ganz klar auf Magersucht ausgerichtet. Es zählt ja eher, was gedanklich los ist!) und bulimischer Gegenwart (sofern sich das überhaupt trennen lässt) diese Angst enorm groß ist. Bei mir jedenfalls. Ich bleibe wach, um die aufkeimende Panik im Falle eines Widerstehens gegen den Zwang möglichst gering zu halten und es ist bei mir auch Teil selbstschädigenden Verhaltens. Bei dir offenbar auch, da als Strafe für die Befürchtung, zu viel gegessen zu haben, gedacht... :?
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Die Nacht durchhalten

#7
Melde mich auch dazu.

Irgendwie kann ich nur schlafen, wenn es gar nicht anders geht, wenn ich so richtig erschöpft oder leergekotzt oder was auch immer bin, und sonst bleibe ich ewig wach.

Wenn ich mal normal esse, ist es noch schlimmer.

Ich weiß nicht, ob es Kontrollverlust ist, oder das gefühl, zuwenig zu schaffen, zuviel zu verpassen, oder einfach nur der Wunsch, mir so sehr wie möglich selber zu schaden.
Wenn ich mich hinlegen würde, könnte ich ohnehin nicht einschlafen.

Und es ist auch die Tatsache, dass ich die Nacht für mich ist, dass da niemand da ist, der etwas von mir erwartet, dass ich da genauso sein kein, wie ich wirklich bin, und nicht für irgendeine Maske lebe.

Und nachts fühle ich auch nicht den Druck, aufräumen zu müssen oder mich bei jemandem melden zu müssen und deshalb kann ich die Zeit ganz für mich genießen.

Irgendwie bin ich nachts ein anderer Mensch als tagsüber.


Ich habe mich kürzlich mit einer Freundin darüber unterhalten, und sie schläft immer gut durch und hat sowieso keine Probleme, und sie meinte, die Nacht wäre eben zum Schlafen da, und sie wolle diese anderen Bewusstseinszustände gar nicht erleben und fühlt sich sowieso unwohl, wenn sie mal nachts auf ist.
Also irgendetwas ist nachts merklich anders, auch für Menschen, die kein Problem haben, nur aus irgendeinem Grund setzen wir uns absichtlich damit auseinander und machen etwas, das uns so nicht gut tut. Aber warum nur?


EDIT:
Seltsam, mein Musik-Zufallsgenerator liefert mir gerade ein Lied dazu: :shock:

Dies ist die Stille der Nacht
Zwischen dir und mir liegen Welten
Dies ist die Stille der Nacht
Und kein Weg führt zurück zu mir
Tief in der Stille der Nacht
Taumle ich durch die Winterkälte
Tief in der Stille der Nacht
Ohne dich und ich muss erfrier´n

ASP - Die Stille der Nacht
Zuletzt geändert von Dreamdancer am Fr Jan 06, 2012 2:22, insgesamt 1-mal geändert.
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Die Nacht durchhalten

#8
Ich denke, der ursprüngliche Gedanke ist höchstwahrscheinlich der, dass man in der Nacht mehr man selbst sein darf, sich demaskiert und niemanden zu befürchten hat, der darüber stolpert. Die Nacht erlaubt es, sich mehr auf sich - natürlich sowohl im positiven als auch negativen Sinne - zu konzentrieren; fernab von den Aufgaben des Alltags, die einem diese Gelegenheiten oftmals rauben.
So bin ich darüber hineingerutscht. Und weil ich nachts am besten schreiben konnte, als ich das noch gemacht habe.

Die Nacht gehört denen, die sie zu nutzen wissen - aber leider bietet sie auch jede Menge Nistplatz für gestörte Verhaltensweisen. Wenn ich am Tag schon funktionieren muss, dann suchen sich die Störungen eben einen anderen Raum.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer