Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#46
Echt interessanter Thread.
Ich glaub ich wäre fast gleich. Ich gehe trotz ES auf Leute zu und naja lächle sie an oder frag wie es ihnen geht. Und doch, wenn die Bulimie nciht wäre, würde ich mir wesentlich mehr leisten können. Vermutlich wäre ich noch fe**, anderseits, wenn die ES nciht wäre, hätte ich ja auch keine FA mehr und könnte normal essen und nciht mehr stopfen. Menno, das wäre echt super toll. Nie mehr stopfen- :roll: -, wünschte ich könnte das schon GEstern umsetzen.
Wer ich sonst wäre, mh, weiß ja nicht, ob Selbsthass mit ES zusammenhängt, oder eben ES mit Selbsthass, daher kann ich die Frage nicht weiter beantworten. Aber nie mehr stopfen müssen, ach wie herrlich wäre das.

piggi

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#48
Wie ich ohne Bulimie wäre erlebe ich alle paar Monate. Denn bei mir tritt meine B nur phaseweise auf: ein paar Monate häng ich voll drinnen, mein Hirn befasst sich nur mehr mit FAs. Durch irgendwelche Umstände, z.B. Urlaub, wird diese Phase dann unterbrochen und ich bin dann in der Lage, mich am Riemen zu reißen und meine FAs einzustellen. In diesen Phasen lebe ich dann extrem gesund: Bio-Lebensmittel, ganz besondere Zutaten und Nahrungsmittel, tolle Sachen nur für mich kochen, Sport und vor allem: sinnvolle Freizeitgestaltung.

In einer Phase ohne Bulimie hab ich dann endlich wieder Zeit und Lust mich mit Freunden zu verabreden und meine eigentlichen Interessen zu verfolgen. Dann geh ich ins Kino, les Bücher in Rekordzeit, hör Musik, mach Musik, strick mir was Schönes, schau mir interessante Vorträge auf der Uni an, geh Wandern, mach Sport etc und bin dann ein kommunikativer, lustiger und kontaktfreudiger Mensch.

Und dann passiert wieder was und die Bulimie trifft mich wieder mit voller Härte und ich hab Null Kraft auch nur eine Seite zu lesen, meinen Hintern irgendwie hochzukriegen, echt frustrierend. :(

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#49
Ich wäre nicht ununterbrochen frustriert, weil mir keine Klamotten passen, ich aber null Kohle für neue hab, weil ich jeden Cent verfresse :evil: :evil: :evil: :evil: :evil:
Und ich könnte in der Schule lustig und offen sein, so wie früher, und mir ab und zu eine leckere Butterbreze kaufen, ohne danach aufs Klo zu rennen.
Ich wäre hundertpro NICHT vegetarierin (auch wenn ich immer dachte, es hängt damit nicht zusammen... Fleisch wurde vll einfach nur so gestrichen, aber Fisch zu streichen war eindeutig ES-motiviert!)
Und ich hätte Geld für alles was ich will!!! (okay, so viel ist es auch nicht, aber es wäre wenigstens mal überhaupt was!)
Also diese Geldgeschichte treibt mich noch in den Wahnsinn!!!
Und ich müsste nicht allen Leuten eine Lactoseintoleranz vorspielen, sondern würde einfach normal durch die Gegend rennen, Gefühle und Probleme haben (und zwar noch andere als Hunger (gefühl) und Bulimie (Problem)).

Und vorallem könnte ich weggehen, abends oder aufs Oktoberfest... Aber dafür nimmt mir die ES ja leider auch das Geld :(

Oh man, dieser Thread hilft mir grad total, des musste schon lang mal raus! Ohne B wär ich echt ein ganz normaler Teenager (der sein Taschengeld sinnvoll nutzt!)
Love is louder than the pressure to be perfect.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#50
Menno, das wäre echt super toll. Nie mehr stopfen- -, wünschte ich könnte das schon GEstern umsetzen.
wenn ich die Es wie ein lebensabschnitt einfach beenden koennte, aber dennoch die erfahrung gemacht haette...wuerde ich die b vermissen. irgendwo...dieses stopfen...loswerden...weiterfressen. bin doch nich die einzige oder? vielleicht wäre ich auch traurig und frustriert...naja okay vielleicht sprech ich auch aus erfahrung da ich gerade eine nicht so "kotzige" phase habe, was mich irgendwie belastet. aber ganz frei von jeder problematik...mh,,,will man das?
Und mit jedem neuen Tag frisst uns der Alltag auf.

ich ziehe mich vorerst zurück.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#51
Plia hat geschrieben:
Menno, das wäre echt super toll. Nie mehr stopfen- -, wünschte ich könnte das schon GEstern umsetzen.
wenn ich die Es wie ein lebensabschnitt einfach beenden koennte, aber dennoch die erfahrung gemacht haette...wuerde ich die b vermissen. irgendwo...dieses stopfen...loswerden...weiterfressen. bin doch nich die einzige oder?
ich vermisse sie kein bisschen! weder das gefühl, noch das stopfen oder das erbrechen. gar nichts!

sicherlich bist du nicht die einzige, die befürchtet, sie würde sie vermissen... aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn du gesund wärst, würdest du das anders sehen. man lernt mit gefühlen anders umzugehen. die ES braucht man dazu nicht mehr.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#52
Puh, also ich bin heute bei Tag 8 ohne Über(fr)essen und Erbrechen.
In dieser letzten Woche hatte ich so ziemlich alle Stimmungen durch. Ich war überglücklich, überspannt, gereizt, wütend, gestresst, lethargisch, traurig, weinerlich, zufrieden, hibbelig (und das sehr oft), unruhig, nervös uvm.

Oft habe ich tagsüber, vor allem nachmittags gespürt, dass es mich "gleich überkommt" und ich habe mich jedes Mal krampfhaft bemüht, keinen FA zuzulassen (was mir bis jetzt gelungen ist, auch wenn Tage dabei waren, an denen ich deutlich mehr als nötig gegessen habe). Und dieses extrem unruhige Gefühl war glaub ich mit das Schlimmste an dieser Woche. Ich bin dann durch die Wohnung getigert, oder viel zu früh in die Uni gefahren, durch Geschäfte spaziert und ewig vor Supermarktregalen gestanden.

Auch der Lebensmitteleinkauf ist mir schwer gefallen. Und das Einteilen der Lebensmittel die ich daheim habe (mehr als genug Schokoriegel und im Kühlschrank liegen auch Versuchungen, die ich mir aber bislang gut einteilen konnte).

Was soll ich sagen...im Moment grad jetzt geht es mir ganz gut. Habe mir gestern um mich selbst zu belohnen (denn ich hab ja viel Geld gespart, das sonst im Klo gelandet wäre in den acht Tagen) einen leckeren Wintertee und eine Kuscheldecke gekauft. Muss heute viel lernen und möchts mir mit diesen Dingen gerne gemütlich machen.
Aber ich rechne jetzt schon damit, dass der Druck gegen Mittag wieder stark ansteigen wird. Vielleicht muss ich dann um mich selbst zu überlisten wieder an die Uni oder in die Bücherei lernen gehen, mal sehen.

Ich will aber auf alle Fälle diesen achten Tag schaffen. Habe mehrere Dinge auf die ich mich in nächster Zeit freue (nach meine Prüfung Mädelsabend mit einer Freundin, bald dann Rom-Städtetrip mit Freund, usw.) und diese Dinge wären noch zigtausendmal schöner ohne (Fr)essen und erbrechen.

"Ohne" Bulimie bin ich noch lange nicht, aber ich bin im Moment auf einem guten Weg. Trotzdem stecke ich mir keine hohen Ziele: Ich hangle mich von Stunde zu Stunde (teils Minute zu Minute) und bin froh, wenn wieder ein Tag geschafft ist. Ich hoffe so sehr, dass ich heute Tag 8 gut überstehe. Und wenn ich es dabei schaffe noch anständig zu lernen, wäre der Tag perfekt.

Alles alles Liebe
Fiona

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#53
Hallo Schloomph, also ich möchte dir mal schon zu den FA- und K**freien Tage gratulieren. Wie hast du es geschafft, dich soweit zu bringen??

Also was mich betrifft, ich würde die FA, das ständige Stopfen müssen und naja die K*** auf keinen Fall vermissen. Hoffe aber, dass ich dann wirklich alles im Griff haben kann und nciht fett werde.
Trotzdem, ich wünschte mir echt, endlich alles hinter mir zu haben

piggi

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#54
Piggi hat geschrieben:Hallo Schloomph, also ich möchte dir mal schon zu den FA- und K**freien Tage gratulieren. Wie hast du es geschafft, dich soweit zu bringen??

Also was mich betrifft, ich würde die FA, das ständige Stopfen müssen und naja die K*** auf keinen Fall vermissen. Hoffe aber, dass ich dann wirklich alles im Griff haben kann und nciht fett werde.
Trotzdem, ich wünschte mir echt, endlich alles hinter mir zu haben

piggi

Hallo Piggi,

was genau der Auslöser für diese 8 Tage war (heute Tag 9!), kann ich so genau eigentlich nicht sagen. Habe mit mehrmals mit "Louve" aus dem Forum getroffen und wir haben uns gegenseitig hochgezogen und viel erzählt. Es ist ja letzlich doch so - finde ich -, dass nur jemand der die Krankheit auch selbst hat, einen wirklich verstehen kann.
Vielleicht liegt es daran, dass ich nun jemanden habe, dem ich täglich berichten kann ob alles gut läuft und dem ich auch notfalls schreiben kann, wenns zu kippen droht. Vielleicht liegt es auch an dem Placebo-Effekt von einem pflanzlichen Antidepressivum, das ich seit diesen 9 Tagen nehme.
Jedenfalls ist es so, dass ich in all diesen Tagen eher eine Spur zu viel als normal gegessen habe, aber komischerweise sehr gut damit klar komme (und das fasziniert mich wirklich).
Und ich hab jetzt schon Angst vor dem ersten Rückfall, denn der wird früher oder später bestimmt kommen (ich glaube nämlich nicht, dass ich nach 6 1/2 Jahren Bulimie einfach vom einen auf den anderen Tag aufhören kann, auch wenn sie die Bulimie grad so "weit weg" anfühlt).

Alles Liebe
Fiona

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#56
Wie oder wer ich wäre.... gehört ja auch beides zusammen.
Ich weiß es nicht. Ich kenn mich gar nicht, glaube ich. Aber das Schlimmste für mich wäre, die GEfühle aushalten zu müssen, derentwegen die Eßanfälle kommen. Ich kann das nicht. Manchmal spüre ich schon vorher, was da auf mich zurollt. Aber bislang war ich trotz Therapie nicht in der Lage, dem auszuweichen. Es ist eben noch einfacher für mich, zu essen und zu ko* als das auszuhalten, was mich zurm Anfall veranlaßt. Insofern bin ich leider auch noch nicht so weit, die ES loszulassen.
Das ärgert und frustriert mich doppelt, denn gerade deshalb bin ich doch in T. Aber ich ahne, dass sich mein Leben sehr verändern würde, wenn ich ohne ES lebe. Und davor habe ich unglaublich große Angst!
Ich bin Mitte 40 und kann quasi keine Verantwortung für mich übernehmen, auch nicht im Job. Derzeit habe ich dort eine megakrise und fühle mich von allen Seiten geprügelt.
Ich bin nicht "in mir/bei mir". Ich habe keine Ideen. Ich bin wie ein Roboter in meinem Leben.
Das würde sich sicher ändern - und das ist auch erstrebenswert. aber es macht das Leben NOCH anstrengender. Und ich denke doch scon jetzt, ich halte es nicht mehr aus!

Heisst: Ja, ich will sie loswerden. Aber ich bin noch nicht so weit. Muss noch eine Menge für mich tun.

LG Anka

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#57
Lua hat geschrieben:Wie ich ohne Bulimie wäre erlebe ich alle paar Monate. Denn bei mir tritt meine B nur phaseweise auf: ein paar Monate häng ich voll drinnen, mein Hirn befasst sich nur mehr mit FAs. Durch irgendwelche Umstände, z.B. Urlaub, wird diese Phase dann unterbrochen und ich bin dann in der Lage, mich am Riemen zu reißen und meine FAs einzustellen. In diesen Phasen lebe ich dann extrem gesund: Bio-Lebensmittel, ganz besondere Zutaten und Nahrungsmittel, tolle Sachen nur für mich kochen, Sport und vor allem: sinnvolle Freizeitgestaltung.

In einer Phase ohne Bulimie hab ich dann endlich wieder Zeit und Lust mich mit Freunden zu verabreden und meine eigentlichen Interessen zu verfolgen. Dann geh ich ins Kino, les Bücher in Rekordzeit, hör Musik, mach Musik, strick mir was Schönes, schau mir interessante Vorträge auf der Uni an, geh Wandern, mach Sport etc und bin dann ein kommunikativer, lustiger und kontaktfreudiger Mensch.

Und dann passiert wieder was und die Bulimie trifft mich wieder mit voller Härte und ich hab Null Kraft auch nur eine Seite zu lesen, meinen Hintern irgendwie hochzukriegen, echt frustrierend. :(
Mal ein paar Gedanken von ausserhalb dazu:

Kann es sein, dass du dich in deiner "gesunden" Phase völlig übernimmst, vor Energie übersprudelst und enorm Wert auf einen äußerlich perfekt korrekten Tagesablauf / Umgang mit dir selber legst.

Das kostet jede Menge Kraft, vielleicht spielst du dir ja sogar ein bisschen was vor, redest dir ein, dass du jetzt nichts ungesundes magst und nur übergesunde Lebensmittel isst, dich niemals gehen lässt und viel Sport machst etc etc - und dann brauchst du halt eine "Ruhephase", die du dir nur gönnen kannst, in dem du alles fallen lässt und Bulimiekrank bist.

In dieser Zeit hasst du dich dann, versuchst wieder rauszukommen - bist du wieder draußen baut sich erneut Druck auf, weil plötzlich alles perfekt zu sein scheint, Sport, gesundes Essen, viele Aktivitäten - nach aussen hin eine perfekte Fassade.
Weil du es aber nicht schaffst dir selbst Stopp zu sagen und Pause von der äußerlichen Perfektheit zu gönnen, fällst du halt wieder in den Bulimiekreislauf, weil es deine einzige Möglichkeit ist, dich selber mal für eine Weile lahmzulegen.

Das ist mir so gekommen, beim Lesen - nicht böse oder so gemeint, nur eine Idee :)

Liebe Grüße!
Zuletzt geändert von Wispy am Fr Sep 30, 2011 16:52, insgesamt 1-mal geändert.
Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#58
Danke Piggi. Hatte vorher einen FA (naja "vorher"...war gegen 12 Uhr mittags, jetzt ists eh schon wieder halb vier) und hab echt mit mir gekämpft alles drinnen zu lassen.
War der erste FA in den 9 Tagen, erbrochen habe ich trotzdem nicht (was ein Wahnsinnserfolg für mich ist, war früher undenkbar!) und langsam geht das Völlegefühl wieder weg. Bin froh, denn ich hätt mich grün und blau geärgert, wenn ich mir jetzt damit das ganze Wochendene versaut hätte.

Und morgen bin ich dann das erste Mal seit 6 Jahren im 2-stelligen Bereich der cleanen Tage :D :D :D

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#59
@ Wispy

So hab ich das noch nicht gesehen. Aber wenn ich drüber nachdenke, hast du Recht: Momentan bin ich 31 Tag FA-frei und jeden Tag habe ich perfekt durchorganisiert. Ohne Bulimie bin ich ein ... wie nenn ich das am Besten ... ein To-Do-Listen-Junkie!

Das heißt, ich hab keine Ahnung, wie ich ohne B wäre. Unbeschwert vielleicht? Denn im Moment ist mein Leben alles andere als unbeschwert.

Re: Wie wärt ihr ohne Bulimie?

#60
sicherlich bist du nicht die einzige, die befürchtet, sie würde sie vermissen... aber ich bin mir ziemlich sicher, wenn du gesund wärst
ich tu es doch kaum mehr! natürlich ist man nicht mehr so erschoepft aber gewichtsmäßig und vorallem launenmäßig gehts mir nicht besser. ich vermisse vielleicht nicht die bulimie an sich. aber irgendwo das "Krank sein" vorallem weil es mir jetzt mehr vorkommt das etwas nicht stimmt als mit bulimie
Und mit jedem neuen Tag frisst uns der Alltag auf.

ich ziehe mich vorerst zurück.