keine kleinen Schritte???

#1
Hi zusammen,
also ich war ja letztens schon ganz stolz auf mich: Ich hab es immerhin schon geschafft, die Mengen meiner FA zu reduzieren. Und ich konnte mir dann schonma sagen: wenn du schon unbedingt was so viel reinhaun tust, dann mach wenigstens vorher erstmal was anderes, sprich im Haushalt oder paar erledigungen und so. Ne Zeit lang hatte ich ja echt nix anderes mehr gemacht, wie reinhaun und raushaun- bis zu 14Stunden am Tag. Das war echt übel! Jetzt bin ich schonmal bei 3-5 Stunden pro Tag.
Außerdem hieß es bei mir dann immer "alles oder nichts". Dann hab ich zumindest mal angefangen kleinere Sachen drin zu lassen und wollte das dann Stück für Stück steigern (was ich auch teilweise schon geschafft hatte), so dass ich dann auch mal ne normale Mittagsmahlzeit drin lassen kann. Ich war Anfang dieser Woche echt bester Dinge, dass wenn ich das so weiter mach, ich auch irgendwann ganz davon los komm...

Hmmm... bis ich dann beim Therapeut war... Er meinte, dass es gar nicht gut wär, sich so Stückweise von der Krankheit zu entfernen, dass man da mit einem Mal durch müsste, man mit einem mal die ganzen negativen Gefühle aushalten muss und man nur so eine Chance hat ernsthaft und dauerhaft davon wegzukommen.
Fand ich erstmal gar nicht lustig. Ich hab dann ein ganzes Weilchen mit ihm diskutiert, weil ich ja fand, dass es mir mit den kleinen Efolgen gut ging, dass ich ganz motiviert war... sogar vor meiner Gewichtszunahme hatte ich gar nicht mehr so viel Angst. Und ich war echt der Meinung, dass ich es schaffen kann. Aber er hat mir das dann versucht auf therapeutische Sicht zu erklären und meinte, dass sich das Problem nur noch mehr einschärfen würde, wenn man nur so Stück für Stück davon los kommt.

Das war für mich irgendwie so demotivierend, dass ich wieder gar nix mehr drin behalten wollte. Ursprünglich hatte ich mir ja vorgenommen, nach der Therapie-Stunde, mir in der Stadt was zu Essen zu holen und das fein artig drin zu behalten, aber dann hatte sich in mir irgendwie alles dagegen gesträubt.

Ich hab grad keine Ahnung, was ich wie als nächstes machen sollte. Die Vorstellung, mit einer Hau-Ruck-Aktion auf einmal 3-4Mahlzeiten am Tag zu essen, die ich dann auch alle drin lassen soll, und das jeden Tag aufs Neue ist für mich total furchtbar. Das halt ich doch alleine keinen Tag aus. Ich hab gesagt, dass ich mich dann aber bei irgendjemanden aus meiner Familie einquartieren würde, damit ich diese Scheiß-Gefühle nich alleine aushalten muss. Aber nein, das wär auch keine gute Idee, weil ich es dann nur aufgrund, dass jemand da war geschafft hab und nich aus eigener Kraft....

Maaaannn!! Is doch scheiße!
Wie seht ihr das? Wurde euch das auch schon gesagt? Ich dachte eigentlich, dass das normal wär, wenn man das Stück für Stück wieder los wird und das es die Hauptsache ist, dass man es überhaupt wieder los wird. Aber er meinte, dass er stark bezweifeln würde, dass ich so je ernsthaft ganz gesund werden kann.

Kann mir da irgendjemand was dazu sagen oder raten, oder keine Ahnung was. Ich bin grad nur frustriert.
Der wahre Freund weist uns auf unsere Fehler hin. Der falsche weist die anderen darauf hin.

Re: keine kleinen Schritte???

#2
Hey Coca,

kann mir vorstellen, dass dich das ziemlich demotiviert haben muss, wenn du so begeistert warst und dann so einen Dämpfer bekommst. Das hätte mich auch frustriert.
Was hast du allgemein für einen Eindruck von deinem Therapeuren? hälst du ihn für kompetent? Vertraust du ihm? Kennt er sich mit Essstörungen aus? Wie genau hat er dir dieses Prinzip therapeutisch erklärt? Hat er dir irgendwelche dahinterstehenden Modelle erklärt?

Ich muss nämlich sagen, dass mich die Aussage, die du beschrieben hast, ziemlich irritiert.
Will mir hier zwar nicht anmaßen deinen Therapeuten zu kritisieren, aber ich bin in einem Semester fertig mit meinem Psychologie Studium und von so einer Theorie hab ich echt noch nie was gehört. Im Gegenteil: Kleine Ziele sind gut und effektiv, voarllem wenn zu große Ziele den klienten überfordern.

Er hat zwar recht, dass es wirksamer sein soll, wenn man sehr starke negative Gefühle aushält, aber da das für die meisten Klienten so unangenehm ist, dass sie es dann lieber gar nicht erst versuchen wollen, macht man es doch meistens in kleinen schritten und das funktioniert auch sehr gut, wenn man am Ball bleibt. Und vorallem ist es allemal besser, als zu resignieren und gar nichts zu machen.

Erzähl mal mehr, was dein Therapeut da gesagt hat. Das würd mich schon sehr interessieren. :D
Ob er jetzt recht hat oder nicht: lass dich nicht von ihm entmutigen, okay?
Ich denk an dich.
Rachel

Re: keine kleinen Schritte???

#3
Hallo Coca,

ich könnte mich natürlich schwer irren, aber meines Wissens nach gibt es in diesem forum nicht eine einzige ehemalig Essgestörte Person, die von heute auf Morgen die Esstörung hinter sich gelassen hat. Schließlich ist man ja auch Schritt für Schritt rein gerutscht, gell? Man kommt auch Schritt für Schritt (mit Rückschritten) wieder raus.

Lass Dich nicht demotivieren von Deinem Therapeuten :!: Konnte er Dir für seine waghalsige These überhaupt eine Begründung liefern? und wo steht geschrieben, dass man zur Erreichung eines Ziels keine Hilfsmittel nehmen darf? Dann dürftest Du ja auch nicht zu ihm in die Therapie, das ist ja auch Hilfe in Anspruch nehmen und es nicht alleine schaffen.

Haha :!: :lol: Habe Therapeut mit seinen eigenen Waffen geschlagen. :lol: :lol: :lol: :-X) :-X)) :idea:

lg
aire
Zuletzt geändert von aire am Fr Aug 12, 2011 16:52, insgesamt 1-mal geändert.

Re: keine kleinen Schritte???

#4
als ich deine ersten zeilen las wegn deinen fortschritten hab ich mich total gefreut für dich!!! also gratuliere mal an dieser stelle! ich mache auch gerade kleine fortschritte (weniger oft am tag, kleinere mengen, teilweise frühstück und mittag essen behalten, einen teil behalten, usw.)
als ich deinen beitrag weiterlas und die meldung deines therapeuten las war ich echt entsetzt...also ich wäre ja total verwirrt und würde wahrscheinlich einen mega anfall haben... oder ich würde sagen, danke für diese prüfung...den therapeuten wechseln und weitermachen mit den kleinen schritten...
ich wünsch dir alles gute und hoffe dass du mit deinen kleinen schritten nicht aufhörst! viel erfolg!!

liebe coca, weisst du denn den grund für deine es?
Zuletzt geändert von Rosenquarz am Fr Aug 12, 2011 21:51, insgesamt 1-mal geändert.
WER MIT WENIG NICHT ZUFRIEDEN IST - IST MIT GAR NICHTS ZUFRIEDEN

Re: keine kleinen Schritte???

#5
Hi, danke euch erstmal,

im Großen und Ganzen halte ich meinen Therapeut ja schon für kompetent. Und er kennt sich schon ganz gut mit Essstörungen aus. Anfangs hatte ich ja mehr eine reine Magersucht und da hatte er es zumindest schonmal geschafft, dass ich überhaupt wieder was esse und trinke. Dummerweise bin ich jetzt halt nur im anderen Extrem.
Naja, er hat halt wie gesagt gemeint, dass sich das ganze Ritual noch weiter einbrennen würde, wenn man das immer noch weiter mit sich zieht. Vielleicht meinte er ja auch, dass man später schneller wieder zurückfallen kann, wenn man dem Ganzen nicht einmal richtig den Rücken gekehrt hat. Er meinte, dass das wie bei einem Alkoholiker wär. Dem gibt man zur Genesung auch nicht Stück für Stück weniger Alkohol, sondern der muss auch gleich da durch.

Und mit der Hilfe war das auch immer so eine Sache. Er wollte immer, dass ich so wenig wie möglich Hilfen annehme. Zum Beispiel bin ich durch Studium, Kind, Stress, Burnout und sonstiger Probleme überhaupt nich mehr mit meinem Alltag klar gekommen. Ich hab echt überhaupt gar nix mehr auf die Reihe gekriegt. Und da wurde mir gesagt, dass es von der Diakonie bzw. vom Jugenamt so ne Familienpflege gibt, wo so eine Frau immermal mit nach Hause kommt und mit mir dann an den Problemfeldern arbeitet. Fand ich echt super, zumal ich gar nicht wusste, dass es sowas überhaupt gibt.
Aber natürlich fand er das auch nich gut. Ich sollte auch das alles selber schaffen. Das hatte ich da auch schon nich verstanden. Ich hatte ihm erzählt, dass ich schon so oft im Lebebn Hilfe gebraucht und gesucht hatte, aber die nie bekommen hatte und dann letztendlich doch immer alles allein geschafft hatte. Und ich war sowas von ausgelaugt, dass ich einfach nich verstehen konnte, wieso ich nicht wenigstens jetzt Hilfe bekommen sollte.

Ich glaube er hat da folgendes Problem gesehn: er hatte zu Beginn der Therapie mal ne kombinierte Persönlichkeitstörung bei mir diagnostiziert, u.a. auch eine abhängige. Und bei mir äußert sich das z.B. darin, dass ich ständig jemand anderen um mich rum brauche. So ein essgestörtes Verhalten hatte ich in den letzten 10 Jahren immermal wieder Phasenweise. Und das war immer dann "verschwunden", wenn ich nicht mehr single war. Sobald ich niemanden mehr um mich herum hatte, der mit mir meinen Alltag teilt, konnte ich nich mehr normal essen.

Vielleicht will er ja einfach bezwecken, dass ich aufhöre mich von anderen abhängig zu machen. Er hat gesagt- wenn ich es einmal alleine schaffe, dann habe ich es auch ganz geschafft...

Ich weiß halt nich, ob ich da jetzt tatsächlich auf die harte Tour durch müsste, so aufgrund meiner Persönlichkeit... Es ist halt nur so frustrierend zu sehen, dass es für manche total selbstverständlich ist irgendwoher Hilfe zu kriegen und ich jedes bisschen so rechtfertigen und erkämpfen muss. Aber vielleicht sollte ich wirklich aufhören meine Energie dafür zu verschwenden mir krampfhaft Hilfe zu suchen und mich lieber wieder selber meinen Problemen widmen.

Es kann aber auch sein, dass ich ihm meine Situation nich gut genug schildern konnte. Ich mach glaub ich immer nen besseren Eindruck, als meine tatsächliche Verfassung ist und ich hab manchmal Schwierigkeiten, mich vernünftig auszudrücken...

ich weiß es nich genau.
Der wahre Freund weist uns auf unsere Fehler hin. Der falsche weist die anderen darauf hin.

Re: keine kleinen Schritte???

#6
Also zugegeben.. Ich denke mir auch oft dass es wohl nur eine Lösung gibt: vollständig aufhören.. Von heute auf morgen..

Aber dafür bin ich zu schwach.. Ich muss mir ab und an eine FA "gönnen".. Ich komme noch nicht ganz davon los..

Andererseits ist es eben eine Sucht.. Ein Alkoholiker muss auch con jetzt auf gleich vom Alkohol loskommen.. Dem nutzt es auch nichts wenn er ab und zu trinkt..

So kann es mit der Bulimie auch sein.. Aber der Thera setzt dich auch ganz schön unter Druck damit... Das finde ich nicht gut..
Damit könnte ich nicht leben, weil ich mich bei jedem Rückfall als Versagerin fühlen würde..

Dabei bin ich schon stolz für jede FA die ich auslasse.. Und ich merke auch dass es mir besser geht..
Manche Hähne denken, dass wegen ihnen die Sonne aufgeht

Re: keine kleinen Schritte???

#7
ich finde, das hört sich gar nicht gut an, was dein therapeut da so von sich gibt. wie soll man denn von einem tag auf den anderen aufhören?? es ist doch nicht wie bei alkohol oder zigaretten, dass man das suchtmittel einfach zur seite legt und nie wieder anfassen darf. man muss essen, man muss lernen mit dem essen umzugehen. klar, es gibt leute, die von einem tag auf den anderen aufgehört haben. aber diese geschichten sind doch eher selten... und ich finde es nahezu unverschämt von deinem therapeuten, dich für deine kleinen fortschritte - die absolut super sind!!!!!!!!! - auch noch zu kritisieren...

und auch die sache mit der hilfe. wie du es beschreibst, war der alltag für dich sehr belastend und stressig. wieso zur hölle sollst du dann keine hilfe annehmen? es ist ja nicht so als würdest du dich auf irgendwas ausruhen... mich macht das gerade total wütend, was der dir da an den kopf wirft.

Re: keine kleinen Schritte???

#8
hey du,
kann mich den anderen nur anschließen...für mich hört sich das nach nem großen fortschritt an! ist es nicht das, was wir verlernt haben? auf uns selbst zu hören? wenn sich das richtig für dich anfühlt ist doch super! jeder muss meiner meinung nach seinen eigenen weg finden und selbst wenn du merkst, dass das vielleicht doch nicht richtig war, ja, dann bist du um eine erkenntnis reicher und hattest ein paar tage keine FA! und therapeuten sind auch nicht allwissend... theorie ist das eine und es mag ja auch auf die mehrheit zutreffen, aber dafür ist jeder mensch zu individuell, um sich darauf festzubeißen meiner meinung nach...
du wirst schon wissen, was gut für dich ist!

liebe grüße sed =)
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: keine kleinen Schritte???

#9
Coca hat geschrieben: Er meinte, dass das wie bei einem Alkoholiker wär. Dem gibt man zur Genesung auch nicht Stück für Stück weniger Alkohol, sondern der muss auch gleich da durch.
Hallo Coca,

dann sag ihm nen schönen Gruß von mir: Ein Alkoholiker kann ja auch Alk ganz weg lassen, wir können aber nicht das Essen ganz weg lassen! Ich bin nach wie vor der Ansicht: Wir haben nur kleine Schritte. ;) Außerdem ist für jeden eine andere Methode zum "Esstörung verlassen" richtig. Da muss man ein bisschen experimentieren. Wenn es sich für Dich nicht "richtig" anfühlt, solltest Du einen anderen Weg probieren. (Wobei "richtig" nicht gleich 2einfach" ist.)

lg
aire

Re: keine kleinen Schritte???

#10
Coca hat geschrieben:Er meinte, dass das wie bei einem Alkoholiker wär. Dem gibt man zur Genesung auch nicht Stück für Stück weniger Alkohol, sondern der muss auch gleich da durch.
Also ganz ehrlich, in dem Punkt scheint dein Therapeut mal gar keine Ahnung zu haben. Ehrlich nicht.
Alkoholiker sollten den Alkohol auch nicht von einen auf den anderen Tag aufgeben, durch den kalten Enzug kann der Körper nämlich so stakre Enzugserscheinungen zeigen, dass man daran sogar sterben kann. Deshalb sollte man einen Entzug auch immer unter kompetenter Aufsicht durchführen, die haben dann nämlich gleich die richtigen Medikamente und Tricks parat, wenn es zu solchen Entzugserscheinungen kommt.
Der Therapeut des Freundes meiner Mutter, der Alkoholiker ist, hat zu ihm gesagt, dass er deshalb lieber stufenweise abbauen soll anstette von einen auf den anderen Tag nichts mehr zu trinken.

Und wie die anderen schon gesagt haben: Bei einer Essstörung kann man nicht von einen auf den anderen Tag einfach aufhören! Das setzt viel zu sehr unter Druck! Wenn man dann einen Rückfall hat, hat man doch erst Recht das Gefühl, dass man es nie schaffen wird und wird immer depressiver, weil man die innere Einstellung hat, nie wieder symptomatisch werden zu dürfen.
Ich bin zum Beispiel an so einem Punkt angekommen, wo meine Extremen zwischen fressen und hungern nicht mehr so groß sind. Rückfälle kann ich mir verzeihen und ich bin sogar schon so weit, dass ich inmitten eines FAs jederzeit stoppen kann, wenn ich will (ich hätte nie gedacht, dass das geht). Und da soll mir mal wer sagen, dass das keine Fortschritte sind, weil ich immer noch essgestört bin???
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: keine kleinen Schritte???

#11
Es ist zumindest schonmal gut zu wissen, dass ihr es auch "nur" in kleinen Schritten da raus schafft.

ABer verwirrt bin ich nach wie vor noch. Ich mein, mein Thera ist ja eigentlich ein sehr sympatischer und er ist ja auch sehr engagiert und so. Und wenn ihr sagt, dass euch diese Art der Bewältigung noch nicht begegnet ist, dann frag ich mich ja: woher hat er das dann? Ich mein, der denkt sich das ja nich aus. Irgendwas muss ja da dran sein.

Er hatte mich mal gefragt, ob er mir zu ehrgeizig ist. Vielleicht ist das ja das Problem. Ich hatte ihm gesagt, dass mir das alles viel zu schnell geht, so wie er das wollte. Aber er bringt die Methode immer wieder auf den Tisch. Vielleicht will er mir einfach nur immer wieder aufzeigen, dass es wohl schon möglich ist, das mit einem Mal loszuwerden, solang bis ichs mir für mich vorstellen kann.
Ganz am Ende des letzten Gespächs hat er dann noch gesagt, dass wenn ichs denn nicht mit Einem Mal durhzieh, ich zumindest die kleinen Schritte weiter ausbauen soll. Aber das kam dann so beiläufig und kurz bevor ich gegangen bin, dass das dann auch nix mehr rausgerissen hat. Weil irgendwie weiß ich ja, dass wenn ich es jetzt wieder ein wenig besser hinkriegen sollte, er mich dann trotzdem wieder fragen wird, warum ich die Krankheit nich mit einem Mal loswerden will.

Irgendwie bin ich grad so im Leerlauf, oder so. Weil ich nich weiß, welcher dieser zwei Wege der bessere für mich wäre.
Entweder ich werd die Krannkheit Stück für Stück los, hab allgemein etwas bessere Laune und lass mir einmal die Woche sagen, dass ich später rückfällig werden werd. Oder ich zieh das wirklich mit einem mal durch, fühl mich erstmal total beschissen, aber bin die Krankheit dann hoffentlich auch für immer los.
Der wahre Freund weist uns auf unsere Fehler hin. Der falsche weist die anderen darauf hin.

Re: keine kleinen Schritte???

#12
Coca hat geschrieben: Oder ich zieh das wirklich mit einem mal durch, fühl mich erstmal total beschissen, aber bin die Krankheit dann hoffentlich auch für immer los.
Nur, dass ich wirklich bezweifle, dass es diesen Weg gibt. Ganz ehrlich, das geht schon irgendwie aus Prinzip nicht...du musst doch erst einmal lernen mit den Gefühlen klarzukommen, die hochkommen, wenn du die Bulimie lagsam loslässt. Du musst erstmal überhaupt lernen, was hinter ihr steht, welche Gefühle du unterdrückst mit der B. Und die Rückfälle auf dem Weg der Genesung können dich sehr viel über dich lehren. Sie zeigen dir an, in welchen Momenten du anscheinend innere Schwierigkeiten hast. Sie gehören irgendwo dazu.
Und wie ich schon gesagt habe, wenn du von einen auf den anderen Tag versuchst, die Bulimie loszulassen, wirst du nur umso niedergeschlagener sein, wenn es einen Rückfall gibt, aber du musst ja auch lernen, sie dir zu verzeihen, damit du auch wirklich langfristig da raus kommst. Sonst schlittert man wieder viel zu schnell wieder rein, weil man sich viel zu viele Selbstvorwürde macht.
Und glaub mir: Der langsame Ausschleichweg ist schon schwer genug.. :roll:
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."

Re: keine kleinen Schritte???

#13
@kätzchen:
ich könnt mir vorstellen, dass wenn man die ursachen erst mal im griff hat, dass dann auch ein "kalter entzug" möglich wäre, es wäre dann ja nur noch eine gewohnheit zu durchbrechen, oder?
Kinder dürfen nur leise weinen, damit sie keiner hört. Damit niemand merkt, dass sie gerade sterben. Kinder sterben leise und allein.

Re: keine kleinen Schritte???

#14
Es gibt Therapeuten (hab ich aus einem Protokollbuch über Frauen, die aufgehört haben), die dich kanllhart nur dann in Behandlung nehmen, wenn du dich zuvor vertraglich verpflichtest, mit Therapiebeginn kein einziges Mal mehr zu erbrechen. (Wie sie die Einhaltung des Vertrags überprüfen, stand dort nicht erklärt...) Der Grund leuchtete irgendwie schon ein, die Patientin könne nur durch strikte und kompromisslose Aufgabe des Symptoms mit ihren Gefühlen in Kontakt kommen. Die Frau, die in dem Buch ihre Heilung mit dieser drastischen Methode schilderte, formulierte ihre Gefühle bei der Unterschrift so: "Es war mir, als würde ich einen riesigen Schuldschein unterschreiben." Die Therapeutin "erlaubte" ihr außerdem "drei Mahlzeiten am Tag, möglichst gesund", mit einer Gesamtkalorienzahl von XXY (jede Menge - ich würde allein über dieser Zahl in Ohnmacht fallen). Bei besagter Patientin hat die drastische Methode funktioniert - sie kam erst auf diese Weise gefühlsmäßig an die "Ursachen" heran, und lt. Buchautorin ist sie zumindest die weiteren 2 Jahre clean geblieben.
Gut genug.

Re: keine kleinen Schritte???

#15
Sed hat geschrieben:@kätzchen:
ich könnt mir vorstellen, dass wenn man die ursachen erst mal im griff hat, dass dann auch ein "kalter entzug" möglich wäre, es wäre dann ja nur noch eine gewohnheit zu durchbrechen, oder?
Naja, wenn du die Ursachen in Griff bekommen hast, bist du eigentlich schon an dem Punkt, die ES loszulassen, ja. Aber bis es soweit ist, dass du mit den Ursachen klar kommst, bist du ja die ganze Zeit in Therapie gewesen. Sprich: Wovon du gerade sprichst, ist ja schon das wirkliche Endstadium am Ende der Therapie. Und die Frage ist ja, wie die Symptoatik in der Zeit der Therape aussehen sollte, also in der Zeit, in der man die Ursachen erst in den Griff bekommt.
Mir fällt gerade auf, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe, ob es wirklich möglich ist, einen kalten Bulimieentzug zu machen...ich weiß ja eigentlich nur, dass es bei mir nie geklappt hat und klappen könnte. Ich habe es damals einfach zu oft versucht und habe festgestellt, dass es mit der ES erst besser wurde, als ich dieses Schwarz-Weiß-Denken endlich aufgeben konnte. Also nicht: ES oder überhaupt keine ES, sondern halt auch "ein wenig" ES. Denn das Schwarz-Weiß Denken ist doch eigentlich so typisch für uns ESler, es wäre doch nur gesund, an dieser Denkweise etwas zu ändern...
Denn ich habe die Erfahrung gemacht, dass es leichter ist, den Weg der ES in kritischen Situationen nicht zu gehen, wenn man die Wahl hat. Ich kann in den Momenten selber entscheiden, ob ich in der Situation die ES brauche oder mich traue, die Situation eigenständig durchzustehen.
Sehr oft wähle ich noch die ES, weil ich einfach mit einigen Dingen noch nicht klarkomme, aber ich habe nicht mehr das Gefühl, dass die ES mich in der Hand hat, sondern ich sie.
"Ein positiv denkender Mensch weigert sich nicht, das Negative zur Kenntnis zu nehmen.
Er weigert sich lediglich, sich ihm zu unterwerfen."