Länger nicht hier gewesen - alles läuft irgendwie schief

#1
In den letzten paar Wochen - Monaten (Mein Zeitgefühl ist ziemlich daneben) hatte ich zwar nur sehr wenige Rückfälle jedoch macht es scheinbar alles nur noch schlimmer. Mir ging es schon lange nicht mehr so mies. Morgens beim Anziehen bekomme ich meistens schon mehrere Heulkrämpfe die schon fast einem Nervenzusammenbruch gleichen. Da zwickt die Strumpfhose, da quillt Fett heraus, mein Gesicht ist geschwollener als zu Zeiten in denen ich ge***** habe,...schon allein der Wind draußen bingt mich nahe eines weiteren Zusammenbruchs, wenn der Rock hochfliegt und man meine Beine sieht, wenn die Haare aus dem Gesicht fliegen und man die Konturen meines viel zu breiten Gesichts sehen kann. Das alles macht mich wahnsinning, am liebsten würde ich mich irgendwo verstecken, wo mich niemand sehen kann; wo ich mich vor allem nicht selbst sehen muss.
Ich kann es nicht einmal ertragen jemanden zu sehen, der weniger isst als ich. Deshalb achte ich immer penibel darauf nicht schneller zu essen als andere. Ich schäme mich so für mich selbst. Ich weiß nicht einmal mehr wie man normal isst, weiß nicht wann ein Sättigungsgefühl einsetzt und weiß nicht wann ich hungrig bin. Manchmal ist ein Apfel schon zu viel und dann könnte ich auf einmal alles in mich hineinstopfen, ich habe jegliche Norm beim Essen verlernt. Ich weiß überhaupt nicht mehr weiter.
Eigentlich müsste ich schon lange mal wieder einen Termin beim Zahnarzt haben, ich mache mir seit kurzem wirklich Sorgen um meine Zähne und um alles andere auch. Mir ist das alles zu viel, dieses ganze 'normale' Leben verwirrt mich. :(
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Länger nicht hier gewesen - alles läuft irgendwie schief

#2
Hi White Lady!

Erstmal einen ganz lieben Knuddler von mir an dich!!!

Dein Beitrag klingt sehr verzweifelt! Ich kann die Dinge, die du beschreibst sehr gut nachempfinden, dieses sich verstecken wollen und von niemandem gesehen werden, weil man sich so hässlich fühlt. Aber ich glaube auch, dass es nur ein Gefühl ist und es nicht der Realität entspricht. Gibt es einen tieferen Grund, warum du dich momentan so schlecht fühlst. Hat sich in deinem Leben etwas negativ verändert, dass dich vielleicht durcheinander gebracht hat???

Bist du in Therapie? Wenn nicht: Versuch dir bitte einen guten Therapeutin/ eine gute Therapeutin zu suchen, die mit dir die Gründe für deine Ablehnung deinem Körper gegenüber herausfinden kann.

Du schreibst auch, dass dein Essverhalten ziemlich chaotisch ist, bzw. deine Hunger-und Sättigungsgefühle. Herrscht vielleicht auch gerade in dir Chaos, also gefühlstechnisch? Bei mir ist es so, dass mein Essverhalten super heftig an meine Stimmung gebunden ist. Jetzt, wo ich zum Beispiel gerade Liebeskummer habe, ist mein Appetit auf dem Nullpunkt angelangt und ich habe nicht mal mehr das Verlangen nach Essen. Wenn es dagegen stressig ist, könnte ich nur essen, um mich zu beruhigen.

Ich glaube, bei dir ist ganz schön viel in Unordnung geraten, was einer Klärung bedarf!

Wie würdest du deine Gefühle (abseits der ES-Problematik) denn momentan beschreiben, kannst du sie fühlen???

Lieben Gruss
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: Länger nicht hier gewesen - alles läuft irgendwie schief

#3
Vielen Dank für deine Antwort, kittycat, das bedeutet mir wirklich viel.

Eigentlich ist im Moment alles durcheinander. Wir sind gerade umgezogen und sind noch total im Stress; ich (beziehungsweise meine ganze Familie) darf meinen Neffen nicht sehen, da er in einer Pflegefamilie ist und durch das Verhalten seiner Mutter total am Ende ist. Er verletzt sich selbst und lässt niemanden an sich heran und er ist doch gerade erst drei Jahre alt geworden. Das macht mich einfach fertig, da er, als er bei uns war immer glücklich war und jetzt können wir ihn erst einmal gar nicht mehr sehen. Ich vermisse ihn so. :cry:

Im Moment bin ich nicht in Therapie aber in ein paar Wochen bekomme ich wieder einen Termin. Allerdings weiß meine Thera nichts von der Essstörung, eigentlich weiß es fast niemand. Ich schäme mich manchmal so sehr dafür und habe auch Angst es anzusprechen. Am liebsten hätte ich einfach meine Ruhe und wäre allein mit der Krankheit, ich fühle mich nicht in der Lage dagegen anzukämpfen. Ich besuche sogar schon wieder diese pro Seiten und könnte mir dafür eine scheuern. :oops: :evil: Ich will das alles doch eigentlich gar nicht.

Mein Essverhalten hängt bei mir auch sehr mit den extremen Stimmungsschwankungen zusammen, in eher manischen Phasen denke ich mir, dass wenn ich schon meine Gefühle nicht kontrollieren kann, dann wenigstens das Essen und in depressiven Phasen kommt wieder die Bulimie durch,...ach, ich weiß überhaupt nicht mehr weiter. :/
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.

Re: Länger nicht hier gewesen - alles läuft irgendwie schief

#4
Ich muss mich mal wieder etwas ausheulen, glaube ich. Das einzige was ich hier im Moment tue; das ist mir ziemlich unangenehm aber ich weiß nicht mehr weiter.
Nachts kann ich kaum schlafen, mein Puls rast viel zu schnell und ich habe so ein merkwürdiges, drückendes Gefühl im Kopf und besonders in den Ohren; es ist als würde sich ein Luftballon in meinen Ohren aufblasen. Stehe ich auf dann habe ich Probleme klar zu sehen und das Gleichgewicht zu halten. Ich habe das Gefühl ich müsste sterben oder wahnsinnig werden. Jedes Geräusch lässt mich aufschrecken beziehungsweise erst gar nicht zur Ruhe kommen und es gibt Phasen in denen mir alles fremd und unwirklich erscheint; so als würde ich mein Leben aus dem Blickwinkel einer anderen Person betrachten; manchmal erkenne ich mich kaum selbst. Außerdem - es sind nicht unbedingt Erinnerungslücken - jedoch tue ich etwas und nach zwei Minuten weiß ich nicht mehr was ich zuvor getan oder gesagt habe oder aber es kommt mir so vor als wäre es nicht ich selbst die gesprochen hat. Ich kann es gerade nicht besser beschreiben, deshalb poste ich einfach Ausschnitte aus meinem Tagebuch(in Englisch kann ich mich komischerweise etwas besser ausdrücken).

"I don’t know who I am – or what I am. My head aches and I feel like crying with no reason. These feelings aren’t mine; no, they’re not mine. My body doesn’t belong to me like nothing belongs to me. The voices in my head are silent now – or were they never there? I don’t know.
There are so many things I can’t remember, so many walls built inside my brain, my head, my past.
I look at a photo of mine and I can’t see the connection, it’s not me. Who’s this person I’m looking at when in the inside I seem to be so different from what I see there – when I took this photo a few hours ago it surely was me – but now it’s not. It’s just not me.

Sometimes I notice that in certain situations I’m unaware of the things around me, all the things happening to me. I’m just sitting on my chair, seemingly normal, but after a few minutes I suddenly see a towel I used to dry my hair with in a totally different place without knowing how it got there. Probably my mum put it there but I can’t remember when and how she did it.
-
She just told me that I gave it to her a few minutes ago but seriously, I can’t remember."

Außerdem kommt es mir so vor als wäre ich irgendwie gefühlsleer, so als würde ich nur die Gefühle anderer beobachten und aufpassen in welcher Situation man wie reagieren sollte; etwa so wie ein Spiegel Dinge reflektiert.

Wache ich morgens auf, dann bin ich erschöpfter als Nachts bevor ich ins Bett gehe, ich fühle mich als wäre ich die gesamte Nacht wach gewesen obwohl ich genau weiß, dass es nicht stimmt. Ich bin so ausgelaugt, dass ich nicht einmal kotzen oder überhaupt essen kann.
Wenn man sich konzentriert, den Strand mit Sandsäcken zu verbarrikadieren, kann man den nahenden Tsunami ignorieren.