Essanfälle protokollieren

#1
Hallo...

Ich habe schon in der Suchfunktion nachgeschaut, aber leider nichts gefunden.
Musste oder hat jemand von euch schonmal Essanfälle protokolliert?

Ich würde es gerne für meine Therapie machen, damit meine Therapeutin mal nen Einblick bekommt. Weiß aber nicht genau, wie ich das Protokoll aufbauen soll.

Vielleicht hat jemand Erfahrungen damit?

Liebe Grüße

Re: Essanfälle protokollieren

#2
Ja, habe ich schonmal gemacht - kleine Warnung im Voraus: mir persönlich hat es außer zusätzlichem Frust, sich mit dem 'Versagen' schwarz auf weiß konfrontieren zu müssen, wenig gebracht. :|

Notiert habe ich: Uhrzeit, Gefühle und Gedanken vor, während und nach dem FA (soweit man sich daran erinneren kann bzw sich derer bewusst ist), die gegessenen Lebensmittel und die Dauer.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Essanfälle protokollieren

#3
ich habe nur eine zeitlang notiert was ich gegessen habe und wie lang. ich war überrascht, dass ich meist eigentlich gar nicht so viel gegessen habe - mengenmäßig, kalorienmäßig war es natürlich viel, wegen der vielen süßigkeiten. und dass ich meist nur ca 20 minuten lang fresse, obwohl es mir viel länger vorkommt. aber mehr war da nicht. wie Nightmare hat es mich nur frustriert und geholfen hat es nicht.

Re: Essanfälle protokollieren

#4
ich muss zugeben ich hab kotz-und fa schon aufgeschrieben, nur fa´s hatte ich nie welche... nur salat dressing paar schlucke gemacht und sowas, also nicht wirklich einen.
ich hab einfach jeden tag aufgeschrieben, wie oft ich malzeiten aufgeschrieben hab, wie oft ich hungrig zu bett gegangen bin und wieoft ich gekotz habe.


aber BertaSophie´s vorschlag find ich besser, da macht man sich mehr gedanken darüber
Man kann nicht lächelnd in die Zukunft schauen, wenn die Augen voller Tränen der Vergangenheit sind ..

Re: Essanfälle protokollieren

#5
Ich habe mir jetzt mal ein kleineres Protokoll für mich selbst entworfen.
Darin sind enthalten:

- Uhrzeit
- Menge der Nahrungsmittel
- Wie häufig ich erbrochen habe
- Wie lang der Essanfall gedauert hat

So wie BertaSophie es aufgeführt hat, musste ich es schonmal in einer Klinik machen. Das ist mir aber so schwer gefallen, dass ich es diesmal weggelassen habe. :)
Vielleicht sollte ich es gerade deshalb wieder in meine "Liste" mitaufnehmen.

Danke für eure Antworten :D

Re: Essanfälle protokollieren

#6
das glaube ich auch... und ich denke deswegen hat es z.B. mir nichts gebracht. ich weiß auch nicht ob ich es schaffen würde, meine gefühle und gedanken so deutlich aufzuschreiben, denn vor und nach einem FA schäme ich mich so und bin so "von mir entfernt", dass mich das unglaubliche überwindung kosten würde. aber ich denke nur so macht es sinn.

Re: Essanfälle protokollieren

#7
aber auch ob es eine bestimmte Tageszeit gibt, wo man immer zu FAs neigt, und dann kann man auch schauen, warum immer da, was war davor? Teilweise findet man dann raus, dass es eine Zeit ist, wo man eig. Ruhe oder Beschäftigung, Kommunikation etc. braucht.
Und auch was man gegessen hat, Süß, salzig, wofür könnte es stehen? In welchen Situationen greife ich immer zu Süß ect..

Re: Essanfälle protokollieren

#8
ich musste es auch in der verhaltensthera machen. ich musste ALLES aufschreiben was ich den tag ueber so esse und auch gedanken/ gefuehle, ob wann und wie ich kompensiert habe. vor allem sollte ich alles IMMER GLEICH aufschreiben!!
ich habe es gehasst und nicht gleich alles aufgeschrieben und ausserdem dabei noch gelogen. ich fand's einfach sooo schwer und erniedrigend und frustrierend! geholfen hat es also auch mir nicht.
Enemies
They stick to my head
They run with my feet
I'm doomed to be bad

Re: Essanfälle protokollieren

#9
Jupp, ich kann BertaSophie nur zustimmen. Ich habe aber auch eine lange Zeit so gedacht und gehandhabt wie mary jane. Das einzige was dadurch eingentlich nur passiert ist, dass ich mir selber weiter im Weg gestanden habe und mich gewundert, warum das nicht besser wird.

Ich würde mittlerweile einfach bei solchen Ängsten und Frustrationen vorm Protokoll vor Demütigung, Blosstellung usw. darüber mit dem Therapeuten sprechen. Also, nicht ja und Ahmen sagen vor Vorschlag des Protokolls und sich dann doch wieder tausend Ausreden einfallen lassen, wie man da irgendwie drum herum kommt, sondern eigene Ängste damit ansprechen. Offenheit ist total wichtig zu sich und zum Therapeuten und nicht große Worte, die sich dann einfach nur in heiße Luft verwandeln. Und mir hat geholfen meine Einstellung zum Protokoll zu verändern. Ich hab es nicht mehr als negativ und demütigend gesehen, als Last, die ich machen muss, weil mir das jemand gesagt hat, sondern hab es als Freund betrachtet, den ich freiwillig besuche. Ich mache das letztlich nur für mich und nicht für den Therapeuten und sein Taschengeld. Der ist nur das Vehikel, welches ich benutzen kann.
Je mehr man sich mit Lügen in der therapeutischen Beziehung verstrickt, Angst hat vor der Reaktion des Therapeuten oder was weiß ich, umso mehr hält man sich in der Sucht. Wer sein eigenes, falsches Ego weiter mit Hilfe von Lügen vor sich selbst (!) und den anderen weiter poliert und kultiviert, und eventuell zu Unrecht Lorbeeren dann vom Therapeuten erntet, schaufelt sich eigentlich nur sein eigenes Grab weiter und verstrickt sich weiter im Sumpf der Täuschung, der ja das zu Hause des Bulimikers ist. Sobald man es schafft da raus zu kommen, ehrlich vor allem mit sich und den anderen umgeht, umso besser geht es vorwärts.

Re: Essanfälle protokollieren

#10
aire hat geschrieben: Da würde ich nicht unbedingt zustimmen. Um gesund zu werden muss man ja nicht unbedingt jede Aufgabe des Therapeuten ausführen wie ein Hund. Man hat ja schließlich auch so was wie eine eigene Kompetenz und kennt sich im Zweifelsfall besser als der Therapeut einen kennt.
Sehe ich auch so, es mag sein, dass manch ein Therapieansatz auf viele Patienten passt, aber damit nicht automatisch zu jedem.
Das muss man für sich selbst herausfinden und sich nicht krampfhaft einreden, dass es jetzt aber helfen muss, weil der Therapeut das ja gesagt hat.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Essanfälle protokollieren

#11
Ja! Also ich habe jetzt keine Ahnung wie die Tabellen aussehen die man von Therapeuten, Ärzten und so bekommt, aber ich habe diese Jahr angefangen mir eine eigene Tabelle anzulegen .Aufbau sieht in etwa so aus ... : Datum, FA, wie oft gek**zt, Stimmung, wieviel Sport, Tag. Stimmung habe ich mit rengenommen um herauszufinden wie es mir bei einer Fa ging ... was diese ausgelöst hat, wie viel Sport ich gemacht habe, weil ich es damit früher echt übertrieben habe ... jetzt ist es echt besser geworden und den Tag habe ich noch mit reingenommen, um herauszufinden, ob es ein bestimmtes Muster gibt ... also ob ich an bestimmten Tagen in der Woche / MOnat mehr Fa's habe ... . UND JA !, es gab / gibt ein Muster ^^".
Ich habe mich durch diese Tabelle echt gebessert ... ich hatte bis vor einem kanppen Jahr noch mit Fa's am Tag zu tun, wo man das nicht nur an einer Hand abzählen konnte sondern an zwei!! war schon eine echt miese Zeit. Jetzt schaffe ich es manchmal schon ein paar Tage ohne oder mit wenigen Fa's . Mir hat das sehr geholfen, weil ich mal endlich gesehen habe, was ich da eigtl. mache ... wie viel Kraft und Zeit ich in die Kotzerei envestiere ... ganz habe ich es noch nicht geschafft damit aufzuhören, aber ich denke, da muss auch ein Therapeut ran ... so das ich das letzte Stück auch noch schaffe . Um auf den Punkt zu kommen, ja mir hat es geholfen ;).