Hi tamy,
was du so schreibst, kommt mir verdächtig bekannt vor. Ich konnte jetzt nicht ganz raushören, ob du mit deinem Partner, an dem du so hängst, noch zusammen bist, oder nicht.
Aber von dem her, was du geschrieben hast würde ich sagen, dass du so ziemlich das selbe Problem hast, wie ich es hatte und teilweise noch habe. Um dir nicht zu nahe zu treten, würde ich dir vielleicht kurz sagen, was ich bei mir festgestellt habe und du kannst dir den Teil rausnehmen, der auf dich auch zutrifft...
Ich habe auch immer das Problem mir nie ganz sicher zu sein - in so ziemlich allen Fragen des Lebens. Alles wird 10mal hinterfragt, ob es denn auch die richtige Entscheidung ist. Es sollen immer die perfekten Lösungen sein, bei denen es möglichst allen Leuten recht gemacht wird. Vor allem auch weil man negatives Feedback nicht ertragen kann. Man möchte durch seine Leistungen, Entscheidungen und sein Auftreten anerkannt werden. Das dürfte wohl vor allem an schlechten Erfahrungen aus der Vergangenheit und dem damit verbundenen geringen Selbstwertgefühl liegen. Ich nehme an, das war/ist bei dir sicher auch so, oder?
Bei mir war es dann so, dass ich dann auf so einer Website nen Partner gesucht hab, der vom Persönlichkeitsprofil her gut zu mir passt, also hatte derjenige dann viel mit mir gemeinsam. Wohl etwas zu viel. Wie ich heute weiß, hab ich wohl auch einen kleinen psychischen Knacks, also konnte ich über so eine Website eigentlich nur jemanden finden, der auch einen hat. Ich bin auch jemand, der eigentlich einen Partner braucht, der einen ein wenig an die Hand nimmt und einen leitet. Dummerweise brauchte er wohl auch so jemanden.
Da wir sonst von unserer Art her eigentlich sehr gut zusammen gepasst haben, hab ich mir gesagt: das ist der Richtige, für den lohnt es sich zu kämpfen. Ich war regelrecht abhängig von ihm. Je mehr ich mich dafür eingesetzt habe, das unsere Beziehung funktioniert, umso mehr ist er auf Abstand gegangen. Er hat mir schon weiterhin gesagt, dass er mich liebt und so und wollte es mir schon irgendwie immer Recht machen. Aber ich glaube, dass ich ihn durch meine Anhängigkeit ziemlich weit eingeengt hab. Mein Thera hat mir zwar gesagt, dass mit seinem Ausmaß an psychischer Störung wohl jede Beziehung von ihm scheitern dürfte, aber man hat sich trotzdem immer wieder gefragt, was man hätte noch anders machen können. In welchen Situationen hab ich falsch reagiert und was muss ich beim nächsten mal anders machen.
Und das war in meinem Fall zumindest (und so wie es sich anhört auch in deinem) das falscheste was ich machen konnte. Wir haben uns gegenseitig unbewusst regelrecht "psychisch zefleischt". Wir haben immer gedacht, dass wir ja schon Fortschritte gemacht haben und das wir auf dem richtigen Weg sind und so. Wir fanden, das wir so gut zusammen gepasst haben und ich habe auch immer meine ganze Energie hinein gesteckt um ihm eine Schulter zum anlehnen zu sein. Und jedesmal wenn es eine Kleinigkeit gab, die sich gebessert hatte, war ich motiviert weiter zu machen. Es gab auch etliche Rückschläge, aber ich dachte: Wir sind schon fast am Ziel, wir können das schon schaffen. Aber er konnte keine Kraft aufbringen, um auch mir eine "starke Schulter" zu sein.
Ich hab seine ständigen Ausraster und irrationalen Handlungen ständig zu rechtfertigen versucht und es nie zugelassen wütend auf ihn zu sein. Nicht, dass er mich dann nicht mehr haben will, wenn ich jetzt mal sauer bin.
Heute bereue ich es, dass ich nicht eher die Reißleine gezogen habe und nicht auf mein Bauchgefühl gehört habe und immer weiter daran festgehalten habe.
Die Eskalationen sind immer häufiger und schlimmer geworden, aber ich konnte einfach nicht loslassen. Am Ende saß ich von dem einen auf den anderen Moment mit meinem Kind auf der Straße und wusste nicht wohin.
Ich weiß ja nicht genau, was bei euch so vorgefallen ist, bzw woran es liegt, dass ihr nicht mehr zusammen sein könnt, aber ich weiß, dass es schlimmer wird, je länger man daran festhält. Wenn du Grund dazu haben solltest, dann sei wütend auf ihn, denn das kann helfen vor allem die erste Zeit nach der Trennung zu bewältigen.
Leicht ist das definitiv nicht, denn irgendwie wünscht man ihn sich trotzdem wieder zurück und bei mir hat es über ein Jahr gedauert bis es nicht mehr ganz so sehr weh tat, an alles zu denken, was man da so mitgemacht hat.
Ich würde dir aber wünschen, dass du den Absprung schaffen kannst. Denn vor allem die ganze Energie die man in das "den anderen Recht machen (und häufig nichts zurück zu bekommen)" steckt, ist ein wesentlicher Aspekt, warum es einem ständig so schlecht geht.
Natürlich weiß ich auch, dass die Erkenntnis das Eine und es im Kopf zu festigen und dann auch in die Tat umzusetzen das Andere ist. Aber dein Therapeut(oder Therapeutin?) wird dich ja sicher auch auf dem Weg unterstützen.
Hoffentlich konnte ich dir mit der groben Umschreibung erstmal ein klein wenig weiter helfen. Aber ich könnte dir sicher noch seitenweise zu dem Thema schreiben
sei ganz lieb gegrüßt,
die coca
Der wahre Freund weist uns auf unsere Fehler hin. Der falsche weist die anderen darauf hin.