Früher wollte ich immer abnehmen bzw habe auch abgenommen, irgendwann habe ich dann solange an mir gearbeitet, dass es mir manchmal egal war.
D.h. wenn ich fraß, dann fraß ich auch und machte nichts dagegen, und irgendwann fand ich mich doch wieder dick und hab wieder mit Abnehmen angefangen. Also eine ziemlich atypische Bulimie mit Fressphasen und Hungerphasen.
Mit zwischendurch übertrieben gesunden Phasen, wo ich mir alles vermeintlich Ungesunde gestrichen habe, also schon fast Richtung Orthorexie, und übertriebenen Egal-Phasen, wo ich mich nur von Süßkram ernährt habe, und dann oft auch Bingemäßig nur eine Mahlzeit am Tag, und sonst gehungert, aber in den letzten Monaten hats trotzdem gereicht zum Zunehmen.
Also ich bin seit mittlerweile vier Monaten stetig am Zunehmen, von niedrigem Normalgewicht habe ich mich jetzt bis auf leichtes Übergewicht hochgefressen, und es geht noch weiter. Wiegen habe ich aufgegeben, weil die Zahlen mich nur noch mehr wahnsinnig machen, aber ich merke an meinen Klamotten, dass ich trotzdem weiter zunehme.
Das Hungern habe ich vor ungefähr einem Monat aufgegeben, weil man ja immer wieder hört, es fördert FA.
Aber es macht keinen Unterschied, ob ich nun hungere oder FA habe oder nicht, ich habe auch schon einmal versucht, einfach normal zu essen bzw ein bisschen mehr als normal, damit ich keinen Hunger kriege und keine FA mehr.
Ergebnis ist, dass ich mich einfach permanent überesse, einfach so ohne FA.
Es ist mir auch immer öfter passiert, dass ich gek*tzt habe, obwohl mir früher immer Hungern als Ausgleich gereicht hat, und zwar einfach, weil mein bauch unerträglich voll war. Also nicht zum abnehmen, sondern um mich besser zu fühlen. Aber dann habe ich eben danach oder am nächsten Tag soviel gegessen, dass es trotzdem zum zunehmen gereicht hat.
Also egal wie ich esse, unbewusst ist mein Essverhalten so, dass ich zunehme, und es ist nicht so, dass mein Stoffwechsel kaputt ist, sondern ich esse extrem viel, und mir tut fast permanent der bauch weh.
Also genau umgekehrt wie eine Magersüchtige, die noch mehr hungert, wenn sie doch mal normal gegessen hat, ich überesse mich noch mehr, wenn ich doch mal normal gegessen habe.
Ich dachte mir, wenn ich das mal so laufen lasse, reguliert sich das irgendwann selber, aber tut es nicht. Und meine essgestörten Gedanken, die mir sagen, versuch doch alles wieder loszuwerden oder nimm doch endlich richtig schnell ab, verschwinden, wenn ich ausreichend zuviel gegessen habe. Also auch eine permanente Betäubung durch Essen.
Hat jemand Ideen, warum mein Unbewusstes so auf zunehmen besteht? Ich habe so oft gar keine Lust zum Essen, es ist nicht wie ein FA, wo es nicht anders geht, aber irgendetwas in mir zwingt mich dazu, trotzdem alles brav aufzuessen.
So ein Zwang von innen, der registriert, ok, ich werde dick, ich bin schon im Übergewicht, ich sehe jede Woche, wie es mehr wird, aber macht nichts, iss weiter. Es hat sich automatisiert, genau wie sich früher das Abnehmen auch automatisiert hatte.
Könnte ich durch dicksein vorteile kriegen? ist es eine Trotzreaktion gegen die gesellschaft, die Schlanksein schön findet? Ist es eine Reaktion auf die Essstörung in mir, die immer noch bereit ist, mich dünn zu hungern, sobald ich sage, ok, ich verbiete mir das Hungern nicht mehr? Habe ich mittlerweile, wo ich über alle Folgen von ES informiert bin, Angst vor Untergewicht, und möchte mit meinem neuen Übergewicht möglichst weit davon weg sein?
Aber bewusst finde ich es ja absolut entsetzlich, ich fühle mich nicht wohl, ich hasse meinen steifen plumpen Gang (ok, der hängt auch mit meinen zu eng gewordenen Anziehsachen zusammen, die mich ein bisschen in der Bewegungsfreiheit einschränken), ich hasse es, dass ich seit meiner letzten Abnehmzeit so unsportlich geworden bin, damals konnte ich in Stiefeln und mit schwerer Tasche ein paar Kilometer zum zug rennen und fand es nicht anstrengend, und jetzt bin ich nach einem kurzen Sprint zum Bus schon völlig platt.
Es kommt mir manchmal so vor, dass ich gerade dabei bin, mich zu Tode zu fressen, und wenn ich so weiter mache, schaffe ich das auch, während ich in meinen Abnehmwahnzeiten immer sportlich und vital sein wollte.
Ich habe mich schon so aufgegeben.
Schön, ich passe nicht in die Kriterien für Fettsucht, da man dafür massiv übergewichtig sein muss, aber bin ich nicht fettsüchtiger als die Übergewichtigen, einfach weil ich so extrem schnell zunehme, während sie sich Jahre dafür Zeit gelassen haben.
Wenn ich so weiter mache, habe ich nächstes jahr entweder einen Herzinfarkt oder liege irgendwo platt, kann mich nicht mehr bewegen.
Zwischendurch streikt mein magen, mag nichts mehr zu sich nehmen, aber nach ein paar Tagen Erholungszeit stopfe ich dann weiter. Und immer weiter.
Aber was habe ich für einen psychischen Vorteil dadurch? Irgendwas muss es mir doch bringen, wie jede Esstörung und Sucht, sonst würde ich sie nicht haben.
Ist es, weil ich alles essen darf? Naja, es macht mir ja mittlerweile eh kaum noch Spaß.
Ich bin ratlos, eine ratlose Abfalltonne für allen überschüssigen Essensmüll. Die sich manchmal wehrt und meistens doch alles aufnimmt.
Essstörung falschrum?
#1Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie
Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.
(Mantus)
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie
Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.
(Mantus)