15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#1
hallo ihr lieben,

war schon lange nicht mehr hier im forum, weil ich mal etwas abstand nehmen wollte aber gerade (und vor allem heute) bin ich wieder an einem richtig schlechten punkt.

habe eben einer freundin abgesagt, die heute abend in ihren geb. reinfeiert. sie kennt mich schon länger und weiss von meinen problemen. trotzdem macht es mich unglaublich traurig, dass ich immer wieder absage ohne es eigentl. zu wollen. (und das schon das 2. jahr in folge.) es geht dabei nichtmal in 1. linie um das essen und den alk.

ich habe phasenweise massiv probleme struktur in meine freizeit zu bekommen.
die woche über geh ich ganz normal arbeiten und das klappt, aber nach der arbeit ist es meist das gleiche:
sofa, essen, pc, tv.... und oftmals sehr wenig bis gar kein schlaf, da ich in den letzten jahren das erbrechen nur noch schlimm finde und es so meist so weit es geht hinauszögere... was zur folge hat, dass ich auch stark zugenommen habe, da ich zwar noch erbreche, aber immer erst seeeeehr spät. ich weiss nicht warum ich das tue. von der aktion her bleibt es ja das gleiche, nur die konsequenzen sind für mich schlimmer zu ertragen. dennoch.. ich komme damit klar... gehe jeden tag aufs neue zur arbeit. nur am wochenende schmier ich ab. für fr. nehm ich mir schon in der regel gar nichts vor, die anderen tage klappt es manchmal, dass ich mich verabrede und das auch einhalte, aber oft nicht. dann dümpel ich das ganze we zuhause mit meinen katzen rum, gehe manchmal nichtmal vor die tür und schotte mich total ab. das macht einen natürlich nicht glück. die wohnung sieht aus wie ein saustall (noch nicht messihaft aber auch nicht vorzeigbar), weil mir normale sachen wie saugen und bügeln gerade total schwer fallen.... bzw. zu lästig sind.

jetzt aber mal zum punkt:
ich habe in der ganzen zeit meiner erkranken nur 2 therapien gemacht... 1x ambulant ca. ein 3/4 jahr, danach 2-3 jahre nichts, dann stationär 3 monate. die zeit war gut, zuhause jedoch ging es fast ohne veränderung weiter, da ich es auch scheinbar nicht für nötig hielt weiterhin ambulant ne therapie zu machen.
ich habe mir immer gut zugeredet, dass der wille ja da ist und dass mir auch kein therapeut helfen kann, wenn ich meinen inneren schweinehund nicht überwindet bekomm.
jetzt allerdings bin ich doch wieder stark am überlegen, ob ich nochmal einen anlauf versuchen soll.
ich habe ein komisches gefühl dabei.
halte mich manchmal für einen unbehandelbaren fall, aber naja....

ich habe mir bereits einen therapeuten in meiner nähe rausgesucht und müsste da quasi nur noch anrufen, aber ich glaube ich habe angst zeit zu vergeuden...
wobei das ja eigentl. quatsch ist, da fress-sofa-abende noch viel mehr zeitvergeudung sind.

meint ihr ich soll das machen und gibt es hier vielleicht noch andere, die schon genauso lange zu kämpfen haben?
ich lese hier oft "nur" noch 2-5 jahren.
ich komme mir auch mittlerweile schon gar nicht mehr richtig "krank" vor, weil sich das so verinnerlicht hat.
gehört einfach zum alltag...
ich hatte auch schon schlimmere phasen (3x teurere essensrationen), aber darum geht´s ja eigentlich nicht.

ich möchte nur einfach irgendwann wieder komplett NORMAL leben....
vielleicht auch wieder einen freund haben. ich bin jetzt seit ca. 6 1/2 jahren single.
es gab zwar männer in den letzten jahren, aber daraus wurde nie ein wirklich feste beziehung.
ich fühle mich in der hinsicht auch ziemlich einsam.

wäre nett, wenn mir jemand antworten würde.

lg

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#2
Sunshine83 hat geschrieben:halte mich manchmal für einen unbehandelbaren fall, aber naja....
Hm, du hast es ja noch gar nicht richtig probiert, da kannst du ja noch gar nicht davon reden ein "unbehandelbarer Fall" zu sein... Bei den kurzen Intervallen, die du in Therapie warst, ist es nicht verwunderlich, dass sich nix getan hat. Probier's doch einfach einmal, aufhören kannst du immer noch! ;)

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#3
also ich bin seit ca 8/ 9 (kann mich nicht ans erste mal erinnern) bulimiker (ok, keine 15 aber immerhin eine lange zeit) und ich bin seit ca 2 1/2 jahren in ambulanter therapie...ich glaube es gibt keine hoffnungslosen fälle!
und ich glaube auch du wirst wieder irgendwann normal essen und leben können wenn du es willst und dafür kämpfst.
aber ich denke man schafft es nicht ganz allein...
immerhin schaffst du es ja zur arbeit und dich an wes (ab und an) zu verabreden...ist doch schon was...und eine therapie ist niemals zeitvergeudung....wenn sie dir wirklich nichts bringen sollte (was ich stark bezweifel), dann hast du es wenigstens versucht und dich nicht kampflos der krankheit überlassen.
man darf glaub ich nur keine wunder von einem therapeuten erwarten, es dauert halt...bei mir setzt sie glaub ich langsam an, zumindest hab ich das im gefühl...hatte die letzten 25 nur 3 rückfälle, bei einer sonst fast täglichen prozedur...
aber auch trotz therapeut liegt es an einem selbst, was man tut oder nicht tut
aber ich glaub du schaffst das

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#4
du hast die nr neben dir liegen?? worauf wartest du dann noch!! anrufen und probieren!!!da kann man gar nichts falsch machen. und wenn es dir nichts bringt, du merkst du willst doch nicht, kannst du jederzeit wieder zurück zu den fress-sofa-abenden, nicht??

ich glaub auch nicht, dass es wirklcih hoffnungslose fälle gibt, außer man selbst gibt auf, erst dann ist man wirklich verloren..und selbst da gibt es noch fälle die noch den absprung schaffen, weil sich irgendwas plötzlich so gravierend verändert

ich bin auch schon seit 14 jahren ES, zwar auch "erst" seit 8 bis 9j B, aber ja.... :roll:

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#7
@schloomph:

hm, ja...bei mir läufts grad etwas drunter und drüber...
war jetzt lange zeit weg und hab mir schon davor vorgenommen, mir jetzt dann einen therapeuten zu suchen, hab mir auch schon adressen mit freien plätzen rausgesucht...
hab nur am sa noch ne prüfung und will mich da jetzt nicht stressen sondern das hinter mich bringen u dann auf thera-suche konzentrieren...

wie läuft es denn bei dir? was machst du denn jetzt? wie geht es dir mit dem essen?

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#8
HEY Sunshine,
ich habe seit 12 jahren Bulimie,kann das sehr gut nach voll ziehen wie es dir geht. Ich habe auch immer versucht es alleine zu schaffen ohne irgend welche hilfe, aber glaub mir es geht nicht. Ruf an wirst sehen es wird dir helfen. Kopf hoch. Ich kenne die gedanken nur zu gut. Wir wolen doch auch alle irgend wann mal ein leben ohne B führen ,oder? Dafür müßen wir was tun,und uns helfen lassen auch wenn uns das gerade sehr schwer fällt. Ich muß in ein paar wochen in eine Klinik, habe tierische Angst davor ,aber ich weiß auch das es so wie es mir momentan geht nicht weiter gehen kann!! Denn das ist nur Quälerei und kein leben!!!! Geb dir einen ruck und rufe an. Es wird dir helfen.
chakka du schaffst es .
Ganz liebe grüße Jenny :wink:
Träume nicht Dein Leben,lebe Deinen Traum!

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#9
wow, ich habe gerade meinen alten bericht nochmal durchgelesen und gemerkt, dass bei mir 1 jahr lang totaler stillstand war. alles, was da steht, trifft immer noch genau so zu wie damals. :roll:
einziger unterschied: ich war am mi. bei dem therapeuten, den ich damals schon anrufen wollte.
ja, es hat lange gedauert.....
aber meine denkweise hat sich auch glücklicherweise geändert.

liebe grüße
sunshine

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#10
Hey Sunshine!

Das ist doch aber super, dass Du mittlerweile zu dem Therapeuten gegangen bist!!!
War das am Mittwoch Dein erster Termin bei ihm? Wie war es?

Ich kann das was Du so schreibst all zu gut nachvollziehen.
Habe die Essstörung nun seit 15 Jahren, ist allerdings keine "reine" Bulimie, kommt aber denke ich aufs gleiche raus.
Das mit dem Rückzug von/ aus sozialen Kontakten, vor allem an Wochenenden, ist bei mir momentan auch wieder ganz schlimm. Ich plane mittlerweile meine Wochenenden vor und baue gezielt Kontakte oder zumindest Telefonate ein, so klappt es immerhin schon etwas besser und ich laufe nicht Gefahr alle meine Freunde zu verlieren.
Vielleicht wäre das ja auch eine Idee für Dich?

Ich wünsche Dir viel Kraft für die Therapie!

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#11
Guten Morgen Sonnenschein,
mir hat es an einem bestimmten Punkt sehr geholfen, mir freundlich, aber sehr bestimmt und ohne Wenn und Aber zu befehlen: So, ab jetzt verändern sich die Prioriäten. Du DARFST deine FAs weiter haben und ausleben, aber ERST trifftst du deine Freunde und gehst deinen Hobbys nach und erledigst alles, was du erledigen musst, egal, ob du dazu Lust hast oder lieber fressen würdest. Und DANN - sofern dann noch Zeit bleibt - kannst du dein Ritual pflegen. Ich habe seither keine einzige Verabredung/geplantes Vorhaben mehr (wie früher laufend) wegen der ES abgesagt oder auch nur verschoben. Ich sage mir immer: Du gehst. Und wenn es nur für eine Stunde ist. Und bisher ist es IMMER gut gewesen, zu gehen. Selbst wenn es nur für eine halbe Stunde war.
Man muss dem Leben so viel Raum anbieten, dass für die ES immer weniger bleibt. Sacht und sacht immer ein bisschen mehr Raum fürs Leben. Bei mir hat das hinsichtlich der Isolation (die ich fürchterlich fand und das schrecklichste an der akuten Zeit der B.) nachhaltig gewirkt.
Einfach losgehen, rausgehen. Muss nicht lange sein, und Fressen und k.. kannst du anschließend noch. Wenn du es dann noch willst.
Gut genug.

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#12
Hallo Old Owl,

bitte sag mir genau wie Du es gemacht hast, bin voller Staunen und Bewunderung für Deine Idee. Ich bin leider auch so ein schrecklicher Mensch, der Verabredungen absagt und schon sehr viele Menschen um sich verloren hat, nur damit Platz und Zeit ist für die FA`s. Habe mir schon hunderte Male geschworen es anders zu machen, aber es klappt einfach leider nie. Wie ist sich das bei Dir denn zeitlich ausgegangen, zuerst Arbeit, dann hobbies/freunde und dann noch ein FA? Bist Du in Therapie? Muss mir zur Zeit eine neue Therapeutin suchen, was mich ungemein stresst, da ich nicht weiß, ob es überhaupt einen Sinn hat, hänge schon so lange in der Bulimie drinnen...Wäre Dir für eine Antwort wirklich sehr dankbar, liebe Grüße

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#13
Danke für eure Antworten.

So wie du, Owl, es machst, habe ich es auch schon versucht. Aber das klappt bei mir nur manchmal.
Was sich bei mir im Laufe der Jahre verändert hat, ist, dass ich es verabscheue mich zu Übergeben. Leider kann ich einen FA nicht ohne beenden und so dauern die FA´s heute viel länger als früher, ich esse und esse und esse immer weiter, manchmal schlafe ich ein, wache auf, esse weiter. Ich find diesen Zusatnd aber fast noch schlimmer, als viell. 1-2 Std. einen FA zu haben und dann alles wieder los zu sein. Oft kommt das wirkliche Ende erst morgens (wenn ich den FA abends nach der Arbeit angefangen habe) bevor ich zur Arbeit muss und das dann quasi nur noch ein Hauch übrig bleibt ist wohl klar. Dementsprechend habe ich auch sehr viel zugenommen und kann mich mit Wort Bulimie nur noch so halb identizifieren. Ich sage lieber Essstörung. Ich hatte schon alle Möglichen Abwandlungen davon.

Das Gespräch (Erstgespräch) bei dem Therapeuten (VT) war eigentlich ok, aber ich bin mir nicht sicher, ob das mit der Sympathie passt.
Er scheint sehr bestimmt zu sein, was vielleicht auch gut ist, aber irgendwie ist er mir ein wenig suspekt.
Es gibt keine Warteliste, sondern ich soll immer wieder anrufen und nachfragen, ob ein Termin freigeworden ist. :roll: Er möchte Motivation sehen und lieber Patienten einen Platz anbieten, die sich darum bemühen.

Ich möchte am Mo. noch einen anrufen, der Tiefenpsychologie macht und wenn meine Krankenkasse dem zustimmt, dann würde ich auch gerne noch zu einem dritten Therapeuten gehen (auch VT), der mir vom Foto her und von seiner Telefonstimme sehr angenehm erschien.

Aber egal, wie es ausgeht, für einen werde ich mich entscheiden. Denn das ist wirklich besser als gar nichts zu tun.

LG

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#14
Achja, was ich noch hinzufügen wollte:

Bei dem einen Therapeuten ist es schwierig mit der KK, weil man eigentl. nur eine Therapie bei solchen machen darf, die eine Kassenzulassung haben, d.h. gesetzlich versicherte behandeln und über das Versichertenkärtchen mit der KK abrechnen können. Dieser Therapeut könnte aber auch über ein Kostenerstattungsverfahren mit der KK abrechen - nur das wollen die wohl nicht - zu viel Aufwand usw. Deswegen muss ich mal abwarten, was die KK sagt.

Ich fange außerdem in knapp 4 Wochen einen Gitarrenkurs an. Vielleicht hilft das zusätzlich ein bisschen.

Re: 15 jahre bulimie ... hoffnungslos? :(

#15
@Wasserfee - (schöner Nickname übrigens :D )
- du "hängst" bestimmt noch nicht so lange "drin" wie ich (:wink:, nenne mich nicht umsonst "oldie"..) - habe zu dem Thema vieles in meinem eigenen "Vorstellungsthread" (ist inzwischen etwas ausgeufert :wink: ) geschrieben, damit es sich hier nicht alles wiederholt :arrow: .
Kurz zu deinen Fragen:
- Nein, ich mache derzeit keine Therapie.
- Die letzte liegt knapp zwei Jahre zurück und zeitigte eine Trennung von meinem psychopathischen Ex-Arbeitgeber ( :arrow: Therapieziel 1 erreicht :wink: ).
- Die Therapien davor - eine wiederum Einzelgespräch sowie zweimal längerfristig Gruppe - zeitigten jeweils die Herauslösung aus einer für mich schädlichen Beziehung. :arrow: Therapieziele auch insofern erreicht.
- hatte insgesamt die wohl typische Karriere - problematische Kindheit, Trost- und Frustessen, pummelig als Jugendliche, unglücklich deshalb und unsicher :arrow: Diät :arrow: Magersucht (kurzzeitig) :arrow: B. - akut zwischen 20. und 27. Lebensjahr. Bin jetzt 46.
- "Kampf" gegen die FAs (oder das Überessen/"Bingen" in k.-freien oder -armen Phasen) hat bei mir nie funktioniert, damit wird es nur noch schlimmer, und zwar SOFORT und strikt und gnadenlos. Ich habe deshalb wie beschrieben indirekte Wege genommen, um die ES so weit es geht durch gesundes, suchtfreies, "normales" Leben zu ersetzen. Das klappte immer dann, wenn mir diese Lebensalternativen spannender vorkamen als das Fr(essen). (Es ist viel "Eintrainieren" dabei - also ganz konkret wenn du schwankst zwischen Freunde-in-der-Kneipe-treffen und FA, rief ich mir anfangs bewusst (und auch mahnend mit mir selbst redend!) in Erinnerung, wie schlecht und mies ich mich früher fühlte, wenn ich allein daheim saß und fraß und mich "danach" zu allem Überfluss noch mit dem peinigenden Bewusstsein konfrontieren musste: die anderen haben sich ohne dich amüsiert, du bist - wieder mal (Kindheitstrauma) allein. Dieses Gefühl war so schrecklich, dass sich die Priorität "ERST raus!!! DANN..." von selbst verschoben haben.
@wasserfee: :wink: doch, ich finde IMMER einen Weg, einen so verschobenen FA noch nachzuholen, die Selbstkontrolle funktioniert bei mir aber glücklicherweise so gut, dass mir - wenn ich arbeiten muss und voll "da sein" will und ausgeschlafen pp. - zwangsweise nur noch SEEHR eingeschränkt Zeit dazu bleibt.
:arrow: "erst die Arbeit, dann das Vergnügen... :wink: :wink: :wink: ZWINKER!!"
- Letzte Bemerkung (vieel zu lang das alles!): Mein letzter Thera verfolgte mit mir das Konzept, die chronifizierte ES bei mir als "Einschränkung" zu behandeln, die nicht daran hindern soll und darf, mehr Lebensqualität zu gewinnen. Dieses Konzept hat mir TOTAL entsprochen.
:arrow: habe NICHT den Ehrgeiz, komplett symptomfrei zu werden oder gar "geheilt". Ich schaue, was bei mir möglich ist. Phasenweise auch ohne FAs. :wink:
LG die eule (heute ein glücklicher Mensch)
ok, war jetzt doch länger.
Gut genug.