hallo leute, ich bin neu hier...
kurz zu mir, ich bin 20 jahre alt, studentin und habe eigentlich ein tolles leben. und trotzdem packt mich spätestens alle paar tage mal dieses gefühl. dann stopfe ich alles an essen, was ich finde, in mich rein und werde es danach wieder los. jedes mal fühle ich mich schlecht und jedes mal schwöre ich mir danach: das war das LETZTE mal. und es klappt einfach nicht... seit 3 jahren.
ich habe auf mehreren internetseiten gelesen, dass man sich zuerst nach den ursachen fragen muss. und in romanen, die ich gelesen habe, ist das auhc immer schön logisch dargestellt - die hauptperson hat nie genug aufmerksamkeit von ihrer familie bekommen, wurde gehänselt und gemobbt, hat schicksalsschläge erlitten und wurde zurückgewiesen... und ist so in eine essstörung geraten. einziger weg zum gesundwerden: die ursachen werden therapeutisch aufgearbeitet.
nur, bei mir gibt es nichts aufzuarbeiten. wie gesagt, ich bin glücklich. mir fehlt in meinem leben wirklich gar nichts. schon bevor ich mit 17 **kg abgenommen habe (und schleichend in die bulimie gerutscht bin), hatte ich ein großes selbstbewusstsein. das hat sich seitdem nur gesteigert. ich führe eine wunderbare beziehung, ich habe viele freunde und eine bilderbuchfamilie, es gab nie irgendwelchen ärger. auch mein studium läuft gut. die einzige schlechte erfahrung in meinem leben war die 5./6. klasse, da wurde ich gemobbt - "nur" mit hänseleien, keine gewalttätigkeit. aber das habe ich doch längst hinter mir gelassen...
klar, ich habe angst vorm zunehmen, unglaubliche angst sogar. ich weiß von 10000 lebensmitteln und gerichten die kalorienangaben auswendig. und mir genau aufzuschreiben, wieviele kalorien ich heute zu mir genommen habe, ist das allererste, was ich jetzt ändern werde! und eigentlich weiß ich, dass meine ganzen fressanfälle, die nicht immer im kotzen enden, mich eigentlich inzwischen wieder unglaublich dick hätten machen müssen - nach meinem verständnis... was sie aber nicht haben... was zeigt, dass ich gar nicht mehr weiß, wieviel und was zu essen gut für mich ist.
aber das erklärt ja auch noch nicht die psychologischen ursachen... es scheint, als hätte ich nur mit dem kotzen angefangen, um weiter abzunehmen, und wäre dann darin festgehangen.
(noch dazu: ich fühle mich die meiste zeit nicht fett, im gegenteil. meistens schaue ich in den spiegel und finde mich toll... nur wenn mein bauch (nach dem kotzen oder einfach so am abend) mal wieder etwas aufgebläht ist, dann finde ich mich unattraktiv. scheint so, als würde sich das nur an meinem bauch festmachen. das versteh mal einer.)
wie gesagt, ich kapiers nicht. geht es jemandem ähnlich? ich möchte diese scheiß essstörung endlich besiegen, weil sie mir immer wieder das gefühl gibt, dass ich ein stück dreck bin, obwohl ich doch eigentlich so zufrieden sein könnte... und ich habe angst, dass ich das nicht kann, solange ich die angeblich so wichtigen "ursachen" nicht gefunden habe...
Re: Ursachen??
#2Huhu!
Ich kann dir nur sagen, wie's bei mir war:
ebenfalls ein 'eigentlich glücklicher Mensch', schöne Kindheit, total tolle Familie etc etc - da gabs theoretisch nie nen Grund, warum mir "so etwas" einfallen könnte.
Habe auch sehr lange gebraucht, um wirklich dahinter zu kommen und letztlich ist es wohl mehreres:
*Anfangs hatte es wohl auch viel mit Selbstfindung zu tun. Es gab da diesen geradlinigen Weg, Schule, scheinbar normaler, viel zu vernünftiger Teenie. Aber irgendwie war es 'leer' und ich habe meine Zeit immer nur versucht rumzukriegen und die Tage Ess-erfolgreich rumzukriegen. Es gab keine Tätigkeit mehr, in der ich wirklich DA war, mit den Gedanken im Jetzt bei einer sache - konzentriert und lebendig.
die bulimie hat das dann alles über den Haufen geworfen und FAs waren dann plötzlich eine art Zeitspanne, in der ich tatsächlich nur im Jetzt war und habe mir dieses Gefühl dafür wieder hergeleitet: Wenn man an nichts denkt, ausser den nächsten Keks.
*Es regte mich in erster Linie zum intensiven Nachdenken an, OB ich denn leben will? Was mein Halt und meine Hoffnung ist, was ich möchte, wer ich sein will. Klingt blöd; aber es war fast so etwas wie eine Gedankenhilfe, die mir ein bisschen in den A'rsch tritt, damit ich mal mit mir selbst beschäftige (und dein Beitrag beweist: auch du tust es/beginnst es
).
*Weiterhin wurde das Gefress und Gekotz irgendwann zur Universallösung - leichteste Stressituationen oder Gefühlswirrungen wurden plötzlich damit bekämpft, was meist vermehrt nach einer bestimmte Zeit auftritt und man praktisch die Bulimie für alle seine anderen Probleme 'm*ssb**ch*'
, ganz egal wie groß oder klein.
Um wieder zu lernen anders mit Stress oder Angst oder Versagen (oder oder oder) umzugehen, muss man auch auch hier wieder mit sich beschäftigen: WANN tritt dieses Verhalten auf, WIE umgehe ich es und natürlich WARUM habe ich JETZT gerade das Bedürfnis es zu tun?
Allgemein sind Essstörungen ja fast zu so etwas wie einer "Volkskrankheit" geworden und das meine ich jetzt nicht im negativen Sinn, also abwertend oder belächelnd, abwinkend.
Nein, ich meine viel eher: Heutzutage ist der Fokus sehr extrem aufs schlanke Äußere gewandelt, die Medien präsentieren enorm und der 'Gedanke' oder Ausdruck seiner Probleme in einer Essstörung wiederzugeben liegt näher. Auch ES an sich stehen ja zurzeit extrem im Medienmittelpunkt und ich denke, weil diese Art von Krankheit so viel bewusster in die Köpfe der Menschen präsent ist, ist es auch nicht so, nennen wir es mal, abwegig selbst hineinzurutschen.
(kann man verstehen, was ich sagen will?)
Auch Depressionen sind ja weit verbreitet, auch als Ausdruck von "Unfunktionalität in der Gesellschaft" und weil fast jeder mit den Symptomen derzeit bekannt ist, ist es auch naheliegender solch eine Störung zu entwickeln, als zB. eine total fremde Sucht/Krankheit, die nur ein Bruchteil aller Menschen überhaupt kennt.
Die ES ist ja das Symptom. Das Symptom hätte es auch ein Wachzwang sein können oder AlkSucht oder etwas anderes - doch der Mensch greift zu dem, was er kennt (ob nun bewusst oder nicht). weil ich in meinem Leben bis jetzt noch nie vermehrt alkohol getrunken habe, kommt da auch keine (unter)bewusste Handlung, es für meine Probleme zu m*ssb**ch*.
Damit möchte ich nur sagen: fokussiere dich nicht zu sehr auf die ES-spezifischen-Ursachen, wie dass man nicht zur Frau werden wollte, M'issbrauch und solche schlimmen Dinge - sie müssen ganz und gar nichts mit deiner ES zu tun haben, was aber nicht heisst, dass sie weniger schlimm ist.
Ich hoffe mein Beitrag hilft die in der einen oder anderen Form auf irgend eine Weise weiter, liebe Grüße
Wispy
Ich kann dir nur sagen, wie's bei mir war:
ebenfalls ein 'eigentlich glücklicher Mensch', schöne Kindheit, total tolle Familie etc etc - da gabs theoretisch nie nen Grund, warum mir "so etwas" einfallen könnte.
Habe auch sehr lange gebraucht, um wirklich dahinter zu kommen und letztlich ist es wohl mehreres:
*Anfangs hatte es wohl auch viel mit Selbstfindung zu tun. Es gab da diesen geradlinigen Weg, Schule, scheinbar normaler, viel zu vernünftiger Teenie. Aber irgendwie war es 'leer' und ich habe meine Zeit immer nur versucht rumzukriegen und die Tage Ess-erfolgreich rumzukriegen. Es gab keine Tätigkeit mehr, in der ich wirklich DA war, mit den Gedanken im Jetzt bei einer sache - konzentriert und lebendig.
die bulimie hat das dann alles über den Haufen geworfen und FAs waren dann plötzlich eine art Zeitspanne, in der ich tatsächlich nur im Jetzt war und habe mir dieses Gefühl dafür wieder hergeleitet: Wenn man an nichts denkt, ausser den nächsten Keks.
*Es regte mich in erster Linie zum intensiven Nachdenken an, OB ich denn leben will? Was mein Halt und meine Hoffnung ist, was ich möchte, wer ich sein will. Klingt blöd; aber es war fast so etwas wie eine Gedankenhilfe, die mir ein bisschen in den A'rsch tritt, damit ich mal mit mir selbst beschäftige (und dein Beitrag beweist: auch du tust es/beginnst es

*Weiterhin wurde das Gefress und Gekotz irgendwann zur Universallösung - leichteste Stressituationen oder Gefühlswirrungen wurden plötzlich damit bekämpft, was meist vermehrt nach einer bestimmte Zeit auftritt und man praktisch die Bulimie für alle seine anderen Probleme 'm*ssb**ch*'

Um wieder zu lernen anders mit Stress oder Angst oder Versagen (oder oder oder) umzugehen, muss man auch auch hier wieder mit sich beschäftigen: WANN tritt dieses Verhalten auf, WIE umgehe ich es und natürlich WARUM habe ich JETZT gerade das Bedürfnis es zu tun?
Allgemein sind Essstörungen ja fast zu so etwas wie einer "Volkskrankheit" geworden und das meine ich jetzt nicht im negativen Sinn, also abwertend oder belächelnd, abwinkend.
Nein, ich meine viel eher: Heutzutage ist der Fokus sehr extrem aufs schlanke Äußere gewandelt, die Medien präsentieren enorm und der 'Gedanke' oder Ausdruck seiner Probleme in einer Essstörung wiederzugeben liegt näher. Auch ES an sich stehen ja zurzeit extrem im Medienmittelpunkt und ich denke, weil diese Art von Krankheit so viel bewusster in die Köpfe der Menschen präsent ist, ist es auch nicht so, nennen wir es mal, abwegig selbst hineinzurutschen.
(kann man verstehen, was ich sagen will?)
Auch Depressionen sind ja weit verbreitet, auch als Ausdruck von "Unfunktionalität in der Gesellschaft" und weil fast jeder mit den Symptomen derzeit bekannt ist, ist es auch naheliegender solch eine Störung zu entwickeln, als zB. eine total fremde Sucht/Krankheit, die nur ein Bruchteil aller Menschen überhaupt kennt.
Die ES ist ja das Symptom. Das Symptom hätte es auch ein Wachzwang sein können oder AlkSucht oder etwas anderes - doch der Mensch greift zu dem, was er kennt (ob nun bewusst oder nicht). weil ich in meinem Leben bis jetzt noch nie vermehrt alkohol getrunken habe, kommt da auch keine (unter)bewusste Handlung, es für meine Probleme zu m*ssb**ch*.
Damit möchte ich nur sagen: fokussiere dich nicht zu sehr auf die ES-spezifischen-Ursachen, wie dass man nicht zur Frau werden wollte, M'issbrauch und solche schlimmen Dinge - sie müssen ganz und gar nichts mit deiner ES zu tun haben, was aber nicht heisst, dass sie weniger schlimm ist.
Ich hoffe mein Beitrag hilft die in der einen oder anderen Form auf irgend eine Weise weiter, liebe Grüße
Wispy

Kraft kommt nicht aus körperlichen Fähigkeiten, sie entspringt einem unbeugsamen Willen.
Re: Ursachen??
#3Liebe Joliana,
versuche nicht die EINE Ursache zu finden. Die gibt es meines Erachtens nicht. Ich war auch immer glücklich. Hatte eine glückliche Kindheit. Aber irgendwann -als ich 12 war- haben sich meine Eltern getrennt. Vor drei Jahren, da war ich 18, kam mein Papa bei einem Unfall überraschend ums Leben. Ein 1/4 Jahr später bin ich dann in die Bulimie gerutscht. Obwohl ich diese ganzen Ding weiß, kommt ich da nicht so einfach raus. Die Psyche ist so ein tiefes Feld, dass man einfach nicht alleine bezwingen kann. Ich hab immer gedacht, der Tod meines Vater war der Auslöser. Aber das glaube ich mittler Weile nicht mehr. Es ist viel mehr, als nur das. Dabei könnte ich jetzt auch so glücklich sein. Ich habe eine wirklich tolle Beziehung, habe trotz Schicksalschläge ein Top-Abi gemacht, bin in meinen Wunschstudium, mache gerade ein Auslandspraktikum in Südamerika und und...aber nichts ist in Ordnung.
Ich kann dir nur raten eine Tharapie zu machen. Hast du schon mal darüber nach gedacht? Vielleicht ist der Gedanke daran etwas komisch. War es für mich auch. Aber ich, weiß das es ganz normal ist, weil man irgendwann an seine eigenen Grenzen stößt und man sich nun mal nicht selbst therapieren kann. Selbst heute gehe ich noch ungerne dort hin und das nicht, weil mir der Therapeut nicht sypmathisch wäre, sodern weil ich einfach ungern rede. Aber es hat mir geholfen.
Es gibt zwei Arten von Therapie, Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie. Vielleicht informirst du dich auch mal darüber. Bei mir kam Tiefenpsychologie in Frage. Ich musste reden, da ich eigenrlich ein Mensch bin, der -im wahrsten Sinne des Wortes- alles hin sich hineinfrisst. Aber vielleicht hilft dir es auch besser, wenn du neue Verhaltensmuster lernst, die dir über deine Bulimie hinweghelfen.
Denke bitte mal darüber nach, denn alleine kann man es kaum schaffen. Versuche die Ursachen, gemeinsam mit jemanden vom Fach, zu finden. Wenn es die überhaupt gibt. Vielleicht wirst du nie welche finden, dafür aber anders mit deiner Bulimie umzugehen lernen.
LIeben Gruß,
blue_berry
versuche nicht die EINE Ursache zu finden. Die gibt es meines Erachtens nicht. Ich war auch immer glücklich. Hatte eine glückliche Kindheit. Aber irgendwann -als ich 12 war- haben sich meine Eltern getrennt. Vor drei Jahren, da war ich 18, kam mein Papa bei einem Unfall überraschend ums Leben. Ein 1/4 Jahr später bin ich dann in die Bulimie gerutscht. Obwohl ich diese ganzen Ding weiß, kommt ich da nicht so einfach raus. Die Psyche ist so ein tiefes Feld, dass man einfach nicht alleine bezwingen kann. Ich hab immer gedacht, der Tod meines Vater war der Auslöser. Aber das glaube ich mittler Weile nicht mehr. Es ist viel mehr, als nur das. Dabei könnte ich jetzt auch so glücklich sein. Ich habe eine wirklich tolle Beziehung, habe trotz Schicksalschläge ein Top-Abi gemacht, bin in meinen Wunschstudium, mache gerade ein Auslandspraktikum in Südamerika und und...aber nichts ist in Ordnung.
Ich kann dir nur raten eine Tharapie zu machen. Hast du schon mal darüber nach gedacht? Vielleicht ist der Gedanke daran etwas komisch. War es für mich auch. Aber ich, weiß das es ganz normal ist, weil man irgendwann an seine eigenen Grenzen stößt und man sich nun mal nicht selbst therapieren kann. Selbst heute gehe ich noch ungerne dort hin und das nicht, weil mir der Therapeut nicht sypmathisch wäre, sodern weil ich einfach ungern rede. Aber es hat mir geholfen.
Es gibt zwei Arten von Therapie, Verhaltenstherapie und Tiefenpsychologie. Vielleicht informirst du dich auch mal darüber. Bei mir kam Tiefenpsychologie in Frage. Ich musste reden, da ich eigenrlich ein Mensch bin, der -im wahrsten Sinne des Wortes- alles hin sich hineinfrisst. Aber vielleicht hilft dir es auch besser, wenn du neue Verhaltensmuster lernst, die dir über deine Bulimie hinweghelfen.
Denke bitte mal darüber nach, denn alleine kann man es kaum schaffen. Versuche die Ursachen, gemeinsam mit jemanden vom Fach, zu finden. Wenn es die überhaupt gibt. Vielleicht wirst du nie welche finden, dafür aber anders mit deiner Bulimie umzugehen lernen.
LIeben Gruß,
blue_berry
blue_berry
Re: Ursachen??
#4@Wispy: vielen dank für deinen so ausführlichen beitrag, das hat mir sehr geholfen. ich erkenne mich darin auch wieder. ich erinnere mich, als ich noch in der schule war, dass ich nachmittags nichts zu tun hatte - und dann kam eben wieder das fressen auf den plan... und auch immer in minimalen stresssituationen, wie während der prüfungszeit, oder wenn man auf die meldung von jemandem wartet, oder...
@blue_berry: oh je. wenn mein vater vor zwei jahren gestorben wäre, ich glaube, ich wäre inzwischen reif für die klinik... das muss schlimm gewesen sein für dich. aber es ist interessant, dass das nur zur essstörung beigetragen hat, wäre dann doch zu einfahc zu sagen, dass das der einzige auslöser war...
ja, ich habe schon über eine therapie nachgedacht. im moment kann ich mich noch nicht dazu aufraffen, blöd, ich weiß... ich werde jetzt den nächsten versuch in ein normales essverhalten starten. wenn ich es diesmal wieder nicht schaffe, dann muss ich mir hilfe suchen, das geht gar nicht anders. das weiß ich... danke für deinen beitrag.
@blue_berry: oh je. wenn mein vater vor zwei jahren gestorben wäre, ich glaube, ich wäre inzwischen reif für die klinik... das muss schlimm gewesen sein für dich. aber es ist interessant, dass das nur zur essstörung beigetragen hat, wäre dann doch zu einfahc zu sagen, dass das der einzige auslöser war...
ja, ich habe schon über eine therapie nachgedacht. im moment kann ich mich noch nicht dazu aufraffen, blöd, ich weiß... ich werde jetzt den nächsten versuch in ein normales essverhalten starten. wenn ich es diesmal wieder nicht schaffe, dann muss ich mir hilfe suchen, das geht gar nicht anders. das weiß ich... danke für deinen beitrag.