#10
von CordaLexis
oh ja, das mit der prüfungsangst und symptomatikverstärkung dabei kenn ich auch nur zu gut...
war auch immer total fertig, konnte oft aus panik gar nicht lernen und hab nur gef* und gek*, bin vor lauter angst zu prüfungen nicht hin und hab sie mehrere male verschoben und dann gar nicht gemacht...
was mir jetzt hilft ist, mir klar zu machen, dass ich raus muss aus dem kleinkarierten denken - das denken, mit dem einzigen fokus auf die prüfung. einerseits versuche ich, schon die ganze zeit so gut es geht mitzulernen, und dann so früh wie möglich anzufangen, es mir einzuprägen. wenns dann eine woche vor der prüfung ist, dann ist bei mir schon die zeit, wo es sehr kritisch wird - ich bin so nervös und ängstlich, dass kaum mehr was hängen bleibt. in dieser phase versuche ich einerseits, so viel wie möglich in der bib zu lernen und bei meinem freund. ne lerngruppe wär da vielleicht auch ganz gut. ich setze mir dann konkrete zeiten, in denen ich wirklich lerne (zb 4 stunden mit 2 pausen zu je 20min), den rest der zeit versuche ich, mich abzulenken und möglichst nicht zuhause zu sein, um mich nicht in meiner angst zu verlieren und FA zu schieben. Ich versuche dann, die tage so auszurichten, dass ich fixe lernzeiten habe, und davor und danach es mir gut gehen lasse, dinge tue, auf die ich mich freue (motiviert mich dann auch sehr, die lernzeit effektiver zu nutzen), mit freunden treffen, ins kino gehen, spazieren gehen, einen netten filmabend.
und andererseits versuch ich, immer wieder für mich selbst zu wiederholen, dass das nur eine prüfung ist - sie ist weder das ende der welt noch meine letzte chance. es ist eine prüfung, eine schlichte abfrage von fakten. und wenn ich sie nicht schaffe, kann ich sie wiederholen. und wenn ich sie dann auch nicht schaffe, kann ich sie nochmals wiederholen. es ist nur ein kleiner, unbedeutender, aber notwendiger teil des lebens (du kannst den stoff eines gesamten studiums können, jedoch "zählt" es in dieser welt nur etwas, im sinne von damit eine arbeit finden, wenn du prüfungen darüber ablegst und einen wisch in die hand bekommst, wo draufsteht bestanden) - und wenn ichs gar nicht schaffe, dann mach ich eben was anderes. dann studiere ich was anderes, such mir ne arbeit, gehe ins ausland etc...es gibt IMMER eine möglichkeit, IMMER!! nichts ist ausweglos oder hoffnungslos!! es gibt immer einen weg.
Ich neige dann auch dazu, am vortag total auszuflippen, bzw überhaupt die tage davor so durchzudrehen, dass ich wie eine irre nur rumheule und total verzweifle, statt meine zeit zu nutzen und weiterzulernen. wie jemand, dessen haus in flammen steht, und der in dem haus sitzt und nur im kreis rennt und panisch schreit, statt rauszulaufen und sich in sicherheit zu bringen. diese panik überwältigt einen komplett und vereinnahmt einen.
drum versuch ich, mir selbst klarheit zu schaffen - die prüfung abzuwerten um mir die angst zu nehmen, viel schönes in den tag einzuplanen, damit ich dinge hab auf die ihc mich freue. denn bei mir ist es oft so, wenn ich schon weiß, dass ich die nächsten tage nur lernen muss, arbeiten muss, lauter dinge machen muss die mir angst machen, die so ernst erscheinen, als würden sie über den weltuntergang entscheiden, dann schieb ich gleich FAs und komm gar nicht dazu, diese dinge zu tun, weil ich so angst habe, es zu versauen. mir hilft es eben, meine tage allgemein so zu planen, dass ich mir zeit nehme, etwas "zu tun" - etwas, nachdem ich das gefühl habe, etwas geleistet zu haben, etwas weitergebracht zu haben, etwas für mich "sinnvolles" erledigt zu haben, und in "freizeit" - zeit, in der ich mich bewusst entspanne und nicht daran denke, weil ich ja "eh was geleistet habe" und es "verdient" habe - in dieses muster falle ich halt besonders stark kurz vor der prüfung - dieses ich muss mir meine freizeit verdienen und darf sie nur dann genießen wenn ich was gleistet habe...aber ich bin allgemein so, dass ich eine gewisse struktur brauche, und täglich eine "aufgabe" - etwas, bei dem ich sinn verspüre, bei dem ich das gefühl habe was erledigt zu haben, etwas weitergebracht zu haben...
das ganze resultiert halt sehr daraus, dass mir immer eingetrichtert wurde, dass wenn man etwas "sinnvolles" leistet, dass man dabei ganz ernst sein muss, dass man eine riesige verantwortung trägt, dass es auf keinen fall spaß machen darf und total auslaugend ist - das hat mich sehr in meiner prüfungsangst geprägt, und ich bin gerade dabei, mir selbst anzulernen, dass lernen spaß macht, etwas ist, dass ich für mich tue, das man in etappen tun kann etc...
und ich bin dabei zu lernen, im jetzt zu sein - nicht zu viel über vergangenheit und zukunft senieren, weil es nichts bringt. ja, es ist gut, bestimmte dinge aus der vergangenheit zu reflektieren, damit abzuschließen, aber dieses ständige immer wieder durchkauen bringt dohc gar nichts, außer dass man sich selbst verrückt macht. dasselbe gilt für die zukunft. eine gewisse planung ist sinnvoll, und zu überlegen wo man in etwa hin möchte, aber erstens wird es niemals exakt so wie man es gerne hätte, andererseits kommt die zukunft noch früh genug, ist unausweichlich, und somit sind alle ängste und hoffnungslosigkeitsgedanken hinfällig, jede panikmache und jedes totgekotze, denn man kann die zeit nicht anhalten, sie schreitet fortwärend voran, und es ist sinnvoller im hier und jetzt zu sein und seine zeit so gut zu nützen wie man es kann. wenn es trotzdem schief geht, was solls, man hat es mit bestem wissen und gewissen zu dem zeitpunkt versucht. und hinterher ist man immer schlauer.
wenn ich mich mit dem hier und jetzt befasse, dann fällt auch das denken weg, was in 2 wochen ist, und wie hier schon geschrieben wurde, kann ich mir kleine tagesziele, wochenziele etc setzen und darauf hinarbeiten. und in dem moment konzentriere ich mich nur auf das was heute ist, was ich heute erreichen möchte und gebe mein bestes. denn heute ist heute und morgen kommt noch früh genug, also warum sich noch zusätzlich mit den sorgen von morgen beladen wo man doch heute schon genug hat?
mir hilft das sehr, kleine etappenziele, weil ich dann immer wieder ein erfolgserlebnis habe, sehe, dass etwas weitergeht. immer schritt für schritt vorantasten. denn jeder lange weg beginnt mit einem kleinen schritt, und der weg zum ziel besteht aus vielen kleinen schritten. und die zeit vergeht sowieso, es kommt nur drauf an wie ich sie IM HIER UND JETZT nütze.
und jeder schritt ist ein erfolg.
und ich neige auch dazu, mir zu viel auf einmal aufzuhalsen, total überfordert zu sein und mich deshalb in FAs zu flüchten. ich fokussiere dann bewusst diese kleinen ziele und verbeiße mich daran, wenn ich anfange, in den wahnsinn der überlegungen über die vielen vielen schritte die noch vor mir liegen zu verfallen. immer schritt für schritt, rom wurde auch nicht an einem tag erbaut. und ich glaube, das ist der effektivste weg zum ziel. immer wieder probieren, immer schritt für schritt, und jeden schritt bewusst durchleben, wahrnehmen, nützen, daraus lernen.
und wenn ich rechtzeitig mit lernen anfange, dann ist es auch nciht so schlimm, wenn ich mal einen tag aussetze, weil es mir schlecht geht, ich total überfordert bin, angst habe etc...
und die kultivierung positiven denkens - das sehe ich allgemein als einen meiner hauptpunkte bei dem weg aus der krankheit. über die eigenen schranken hinaussehen, an schöne dinge denken, sich ein paar minuten hinlegen und vor sich hinträumen, sich entspannen, sich selbst die freiheit nehmen, genießen zu dürfen. nicht alles schwarz sehen, denn es gibt immer einen weg. viele dinge sind auch stark subjektiv und ansichtssache.
ich lebe nur einmal, und wer weiß, was danach ist? also sollte ich mein leben so ausrichten, dass ich möglichst viel davon für mich selbst profitiere - dass ich dinge tue, die mir spaß machen, dass ich genieße und aufhöre mich selbst immer schuldig zu fühlen, mich fertig zu machen für dinge auf die ich kaum einfluss habe, auf alten fehlern herumzuhacken, denn vorbei ist vorbei und ich kann es sowieso nicht mehr ändern, sondern nur noch daraus lernen, mich selbst zu zerstören und schuld zuzuweisen, verantwortung abzugeben, sich seiner ohnmacht hinzugeben und an unserer kleinkarierten kapitalistischen leistungsgesellschaft zu zerbrechen. ich möchte mein leben genießen, wachsen, mich entwickeln, mich gut fühlen, glücklich sein. nach bestem wissen und gewissen handeln. ins reine kommen mit mir und der welt. denn vielleicht hab ich nur dieses eine leben.
und das leben ist nicht bloß schwarz oder weiß, sondern voll von allen möglichen facetten und schattierungen.