Hallo!

Ich war jetzt längere Zeit nicht im Forum, weil ich mein Essverhalten halbwegs unter Kontrolle hatte und mir dachte, dass es gut ist etwas Abstand zu haben. Leider ist mir in den letzten Wochen aufgefallen wie weit ich schon wieder drinnen stecke...

Ich habe mir gedacht, ich eröffne einen neuen Thread, wo ich mir alles von der Seele schreiben kann, weil ich mich in letzter Zeit mit meinen Problemen wieder sehr alleine fühle.

Leider hatte ich gerade einen heftigen FA und fühle mich total schlecht und zum Platzen voll. In letzter Zeit passiert mir das fast jeden Abend. Ich habe Angst, dass mein Magen platzt und dass ich morgen nicht mehr aufwache weil ich soviel ungesundes kalorienhältiges Zeug in mich hineingestopft habe.

Seit tagen bin ich traurig und möchte weinen, es gelingt mir aber nicht. Ich glaube es würde mir gut tun.
Ich habe im Moment das Gefühl ein Doppelleben zu führen. Ich versuche ímmer gut drauf zu sein, zu lächeln und den anderen zu helfen, wenn sie etwas brauchen, aber wenn ich alleine bin, bin ich total verzweifelt, fühle mich einsam und hätte gerne jamanden bei dem ich mich ausheulen kann. Ich wünsche mir jemanden der mich in den Arm nimmt und tröstet und dem ich zeigen kann, wie es mir wirklich geht. Kennt das jemand von euch?

Lieber Sicherheitsgurt,

es ist eine sehr gute Idee sich die Dinge von der Seele zu schreiben, viel besser als sie in sich hinein zu fressen. Wenn wir anderen Leuten nie unsere wahren Gefühle zeigen sondern den ganzen Tag beschäftigt sind die Rolle der lieben, netten und hilfsbereiten Person zu spielen, so setzen wir uns wahnsinnig unter Druck. Diesen Druck bauen wir dann ab, indem wir wieder Berge von Lebensmitteln in uns hineinstopfen. Warum setzt du dir denn täglich eine Maske auf? Glaubst du, du hast nicht das Recht darauf auch mal schlecht gelaunt zu sein? Sind denn die anderen immer super drauf? Vielleicht würden die gewünschten Tränen in einem Gespräch kommen? Mir geht das immer so. Ich renne wochenlang rum und weiß nicht was los ist, wenn ich allerdings dann mit jemand über das Thema rede, fällt es mir plötzlich wie Schuppen vor die Augen und gleichzeitig kommen dann auch die Tränen.
Wenn du mit niemandem darüber reden kannst, dann versuche wenigstens hier im Forum zu reden
Liebe Grüße Andalucia

Ja das stimmt, es viel besser ist sich die Dinge von der Seele zu schreiben als sie hineinzufressen. Ich werde es zumindest versuchen. Meistens ziehe ich mich dann irgendwann zurück weil ich ein ziemliches Angsthäschen bin.

Naja vielleicht habe ich etwas übertrieben mit dem immer gut drauf sein. Ich merke halt, dass ich die Leute viel mehr auf mich zugehen und mich ansprechen, wenn ich nicht so depressiv herumlaufe. Ich habe in letzter Zeit auch sehr viele nette Leute kennen gelernt. Aber ich falle dann jeden Abend in ein Tief und da fehlt mir im Moment eine Person die mich wirklich auffängt. Ich habe zwar Leute um mich, diese kenne ich jedoch erst seit 1 ½ Monaten.

Ja ich weiß was du meinst. Ich habe auch Zeiten, da kann ich sofort zu heulen beginnen wenn ich nur daran denke, aber im Moment funktioniert das leider nicht. Ich habe das Gefühl, dass die Gefühle in mir feststecken und nicht raus können. Ich traue mich ja nicht einmal meiner Thera gegenüber Gefühle zu zeigen , wobei es vorige Woche fast passiert wäre. Ich habe vorige Woche das Thema Fas einmal so richtig angesprochen. Bis jetzt hat sich das meiste um meine Ängste und meinem Selbsthass gedreht. Da die vorige Woche ziemlich anstrengend war, hatte ich die ersten Tage jeden Abend einen heftigen Fa, konnte dann nicht schlafen und so war ich am nächsten Tag sehr müde und mir ging es nicht gut. Die Thera wollte dann die Menge wissen, die ich bei so einem Fa hinein stopfe und mir war das so peinlich und ich hatte solche Angst es ihr mitzuteilen, dass ich es wirklich nicht mehr wusste. Irgendwie gelang es mir dann einen Teil aufzuzählen, aber ich merkte, dass ich da voll die Hemmungen hatte. Dann wollte sie in Bezug auf Essen etwas von meiner Familie wissen und dann erzählte ich irgendwann, dass ich halt vor lauter Verzweiflung versucht habe zu erbrechen, es mir aber nicht gelang (bin eigentlich non-purging up typ) und da hatte ich auf einmal Tränen in den Augen. Sie meinte ich solle es zulassen, ich hatte aber solche Hemmungen, dass ich mich dann es nicht geschah und ich sogar am Ende der Stunde mit einem Lächeln hinausging. Ich versuche die ES vor allen zu verheimlichen weil mir das ganze so unangenehm ist. Sie glaubte, dass mich meine Erinnerungen an die Kindheit traurig machten und ich habe aber das Gefühl, dass es wegen der Fas und meiner momentanen Situation ist, weil mich die Es zum Verzweifeln bringt. Jetzt ist mir die ganze Situation noch peinlicher weil ich da solche Hemmungen hatte.

Ganz liebe Grüße
Andalucia

Hallo Sicherheitsgurt,

die Schamgefühle kenne ich sehr gut. Ich habe jahrelang versucht die Krankheit zu verheimlichen. Auch wussten meine damaligen Partner nichts davon. Aber das erste, was du dir immer wieder sagen musst. "Du kannst da nichts dafür!" Laut Statistiken sind 3- 5% aller Frauen in Deutschland essgestört, die Dunkelziffer ist wahrscheinlch sogar noch viel höher. Die meisten Leute verheimlichen allerdings wie du ihre Sucht. Der Druck gut auszusehen, intelligent zu sein, perfekt, lieb, nett... ist einfach sehr hoch und wir haben leider ein doofes Ventil dafür gefunden.
Dabei brauchst du dich nicht dafür schämen. Mag sein, dass Leute die nichts darüber wissen blöd reagieren. Deine Thera sollte die Problematik aber verstehen.
Bei mir wissen es meine Familie, mein Freund und zwei drei meiner besten Freundinnen. Viele Jahre haben meine Eltern total verletzend darauf reagiert, vielleicht aus Verzweiflung und Unwissenheit, mittlerweile kann ich aber gut mit meiner Mutter darüber reden. Neulich habe ich sogar mal vor meiner Freundin ihrer Nase (sie hatte bis vor 2 Jahren Bulimie) nen FA gehabt. Irgendwie hat diese Situation mir total weiter geholfen. Ich habe gesehen, dass ich dadurch nicht wie ein Monster auf sie wirke- im Gegenteil, wir haben Witze darüber gemacht.
Ich würde dir das Buch "Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen" von Maja Langsdorff empfehlen. Ich lese es gerade auch noch mal. Es benennt klar und deutlich die Fakten und Tragik einer Esstörung ohne um den heißen Brei zu reden. Wenn du die TAgebucheinträge von den Betroffenen liest, wirst du merken, dass du nicht die einzige mit diesem Problem bist.
Wünsch dir einen wunderschönen Tag

Also ich nehme mir schon die ganze Zeit vor in der Therapie meine Gefühle zu zeigen, weil mir das glaube ich einfach mal gut tun würde. Es ist mir in meiner ersten Thera nicht gelungen und jetzt in der 2 habe ich auch zu große Hemmungen davor. Ich hoffe es gelingt mir irgendwann.

Also bei mir ist es so, dass meine Mutter weiß, dass ich unter einer Angststörung und Depression leide und sie hat auch mitbekommen, dass ich mich vor einiger Zeit ziemlich vollgestopft habe. Ich weiß aber nicht ob sie sich mittlerweile nicht denkt, dass ich das wieder in Griff hätte und ich denke, sie weiß auch nicht wie ich darunter leide, weils mir nachher immer körperlich schlecht geht. Ich hab aber irgendwie Angst davor mit ihr darüber zu sprechen. Ich fürchte sie zu enttäuschen und dass sie sich dann übermäßig sorgen macht. In meiner Familie haben in meinen Augen überhaupt einige ein komisches Essverhalten.
Also das Buch habe ich schon mal in der Hand gehabt. Ich muss halt bei den Sachen aufpassen, dass sie mich nicht dazu verleiten noch weiter hineinzurutschen und zu erbrechen anzufangen. (Ich bin non purging up type.) Ich werds mir nochmal anschauen wenn ich es wo sehe. Ich habe mir gedacht eventuell das Buch „Die Bulimie besiegen“ zu besorgen. Ich habe von der Reihe ein Buch Selbsthilfebuch für Angst- und Panikstörungen, welches mir weiter geholfen hat.

Ich habe dir auch noch eine PN geschrieben.

Ich wünsche dir noch einen schönen Abend.
Ganz liebe Grüße

Hallo Sicherheitsgurt,

wie äußert sich denn das komische Essverhalten der anderen Familienmitglieder? Bei mir haben auch einige Verwandte ne Essstörung und meiner Mutter war früher die Figur sehr wichtig. Seit sie die Gebärmutter entfernen lassen hat, macht sie sich aber viel weniger Gedanken. Überhaupt liebe ich sie viel mehr seit sie *kg zugenommen hat, sie ist viel gelassener und entspannter. Wie oft kommt denn bei dir ein FA vor und wie isst du an den "normalen" Tagen? Das Buch über die Panikstörungen sollte ich vielleicht auch mal lesen.
Das Buch was ich meine ist übrigens auch für non puring Typen geeignet. Es darin in erster Linie um die psychischen Ursachen und alles andere schreckt eher ab.

Hoffe du hast einen schönen Tag
Liebe Grüße

Hallo!
Ich bekomme gerade die Krise. Ich bin draufgekommen, dass wir schon in 2 Wochen Gruppenreferat haben und ich damit noch immer nicht weiter gekommen bin. Ich glaube das liegt daran weil ich zu viele Versagensängste habe und mir denke dass ich zu dumm und zu blöd dafür bin. Ich sollte es bis Do so meist feritig haben und weißt nicht wie ich das machen soll. Ich habe schon voll die Angst, dass die ganze Gruppe wegen mir eine schlechte Note bekommt.

Ich habe in letzter Zeit wieder solche Ängste dass ich kaum schlafen kann. Ich spüre in Moment Angst vor den nächsten Tagen in mir und hätte gerne jemanden bei mir, der mich beruhigt. Ich bin traurig und möchte am liebsten weinen, kann aber nicht. Es ist so als würden die Gefühle in mir feststecken und ich sie nicht herauslassen kann.
Bei mir hat es die letzten paar esstechnisch wieder besser funktioniert, aber jetzt habe ich Angst, dass ich wieder kippe.

Liebe Grüße