Aufhören - Konkurrenzdenken - Zunahme

#1
Hallo ihr,

ich weiß gar nicht ob ich dazu jetzt einfach so einen neuen Beitrag erstellen kann.

Ich kann es ja einfach mal machen und wenn das nicht ok ist sagt einfach Bescheid!

Kurz zu mir: Ich bin 26, mache zur Zeit eine ambulante Psychotherapie und versuche von der Bulimie loszukommen.
Mein BMI ist normal, ich war aber mal übergewichtig und habe tierische Angst jetzt ohne die Bulimie sofort wieder zuzunehmen. Bislang ist es auch bei JEDEM Versuch ohne B. auszukommen sofort passiert und ich komme damit absolut nicht klar, nicht mal zwei Tage lang halte ich das aus ohne völlig wahnsinnig zu werden!

Noch dazu habe ich eine Arbeitskollegin - die einzige weibliche unter allen männlichen - die neu dazugekommen ist und mir ALLES nachmacht, vielleicht weil sie 2 Jahre jünger ist als ich und gemerkt hat, dass ich beliebt bin/war, keine Ahnung. Auf jeden Fall lernt sie auch eine Fremdsprache, will jetzt auch studieren, hat sich auch zum Sport angemeldet und was viel viel schlimmer ist, sie hat abgenommen. Nachdem ich ***kg abgenommen habe hat sie es jetzt auch mal eben so mit links geschafft.
Alles was mir schwerfällt, mein ganzes hartes Programm um was Besonderes zu sein (oder es mir einzubilden) macht sie mal eben so nebenbei und hat auch noch gute Laune dazu. Ich kann sie eigentlich auf den Tod nicht ausstehen und zwar hauptsächlich weil sie eben scheinbar alles kann, in allem perfekt ist und zu allem eine tolle Meinung hat (und meint alles besser zu wissen).
Jetzt hat sie mich sogar mit dem Gewicht schon überholt und wiegt weniger als ich und es macht mich einfach nur fertig sie jeden Tag zu sehen, könnte grad schon wieder heulen weil sie mir berichtet hat dass sie es nicht schafft ihr Gewicht zu halten und schon wieder abgenommen hat. Blöde Kuh, echt.
Sie hat natürlich keine Ahnung was mit mir in der Hinsicht los ist, sie weiß nichts von meiner Eßstörung (nur dass ich Probleme habe nicht sofort zuzunehmen).

Ich werde einfach nur wahnsinnig, ich habe so fürchterliche Angst davor wieder zuzunehmen, ich kann das einfach (momentan) nicht akzeptieren... was soll ich denn nur tun?
Gerade dieses fürchterliche Konkurrenzdenken von mir in Bezug auf anderen Frauen macht mich völlig fertig.

Sorry das war jetzt wohl alles etwas wirr geschrieben...

Liebe Grüße,
SunriseStar
Zuletzt geändert von SunriseStar am Di Okt 20, 2009 11:27, insgesamt 3-mal geändert.
Du bist ihm ganz nah, doch erreichen wirst du ihn nicht.
Du bist allein, auch wenn du ihn in den Armen hälst.

------------
"I don't have a problem with food. I have a living problem that I try to solve with food."

Re: Aufhören - Konkurrenzdenken - Zunahme

#5
Schwierig, sehr schwierig...
also offiziell sind wir befreundet. So halb. Also aus meiner Sicht nicht wirklich, eher halt oberflächliche Bekannte, manchmal erzählen wir uns ein bisschen was Privates, manchmal hören wir auch ein paar Tage nichts voneinander. Ich finde sie anstrengend und könnte mit ihr nie so richtig befreundet sein, irgendwie komme ich auch mit ihrer Art nicht so klar...
Sie weiß nur dass ich auch viel abgenommen habe und dass ich jetzt versuche immer relativ wenig zu essen aber ständig davon erzähle wie viel ich wieder gegessen habe und dass ich ja doch wieder zunehme etc. (dann kommt von ihr sowas wie "aber deine Figur ist doch toll"). Ohje, ich glaub ich bin noch viel anstrengender als sie ;)

Vielleicht habe ich mir unbewusst ein Umfeld gesucht in dem fast keine Frauen sind (IT-Bereich). Einfach um diese Konkurrenz sonst nicht zu haben. Und was mache ich? Mich gleich von der einzigen Frau unter 20 Männern in Konkurrenz stellen, ich bin echt so bescheuert :( Kann aber echt nichts dagegen tun ... :(
Du bist ihm ganz nah, doch erreichen wirst du ihn nicht.
Du bist allein, auch wenn du ihn in den Armen hälst.

------------
"I don't have a problem with food. I have a living problem that I try to solve with food."

Re: Aufhören - Konkurrenzdenken - Zunahme

#6
Hi Sunshinestar,

hm, wie anfangen...
Also ich bin eine B* mit ÜG. Ich habe aber auch mittlerweile zweistellige kilos abgenommen (auch extrem hart erabreitet) und komme langsam in den normalen ÜG-Bereich.

Ich habe früher auch viel über Essen und Abnehmen geredet, mittlerweile hab ich' mir abgewöhnt.

Jedes Mal, wenn ich mit dem "clean"-sein angefangen hatte, hatte ich unglaubliche Angst wieder zuzunehmen!
Hatte ich bisher auch immer! Aber das lag daran, dass ich zwar nicht mehr geko* hatte, aber doch immer noch FAs hatte und auch zum BingeEating gewechselt hatte.

Nun schaffe ich es das erste Mal, mich relativ ausgewogen zu ernähren und die Mengen auch einigermaßen im Griff zu haben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich es diesmal auch wirklich aus der ES schaffe. (Hatte vorher allerdings auch 3 Jahre ambulante Thera und 2 stationäre Theras.)
Habe auch weiterhin Angst, wieder zuzunehmen...

Ich kenne aber auch dieses Vergleichsdenken (wie wohl jede von uns) und für mich ist es immer schlimm, die Dicke zu sein (die meist auch sogar noch einen Kopf größer ist als alle anderen und somit doppelt (negativ) auffällt.)

Wenn ich in einer Gruppe bin, fühle ich mich auch nur einigermaßen wohl, wenn da noch andere mit ÜG sind.
Sonst ist es für mich ganz schrecklich. Fühle mich dann so fürchterlich minderwertig und versagend.

Aber langsam lerne ich, dieses ewige Vergleichen zu lassen.

Denn allein duch meine Krankheitsgeschichte bin ich nicht vergleichbar mit anderen!!!!!
Und ich muss lernen, dass zu akzeptieren.

Jeder, der in irgendweiner Weise krank ist, sollte lernen, mit den Vergleichen aufzuhören.
Denn ein kranker Mensch ist niemals mit gesunden vergleichbar UND kein Mensch auf der Welt ist vergleichbar!
Jeder hat sein eigenes Leben mit seinen eigenen Höhen und Tiefen!

Gut, ich kenne einige, die scheinbar IMMER Glück haben!
Aber vieles ist auch nur oberflächlich, denn was weiß ich denn schon genau von jedem?
Und selbst wenn es tatsächlich solche Glückpilze gibt - was kann ich denn schon tun?
Aber ich habe mein Leben und das Gute darin ist wertzuschätzen!

Was weißt du denn von deiner Kollegin?
Du schreibst, dass du beliebt bist und anscheinend auch recht erfolgreich (auch wenn hart erarbeitet) - vielleicht denkt deine Kollegin genauso wie du?
Dass du alles doch mit einer scheinbaren Leichtigkeit machst?
Vielleicht quält sie sich ja auch, hat aber eine gute Maske wie du?
Und selbst wenn nicht - es sollte dir nicht wichtig sein!

Oder hast du Angst vor ihr? Stellt sie eine Gefahr dar? Was könnte sie dir denn nehmen?
Hast du Angst, dass sie dir den Beliebten-Status streitig macht? Dich deine anderen Kollegen dann nicht mehr mögen?
Rede darüber am besten mal mit deiner Thera!
Sie kann dir bestimmt da weiterhelfen.

Ich meine das alles wirklich lieb und wünsche dir alles Gute und dass du einen Weg findest.
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Aufhören - Konkurrenzdenken - Zunahme

#7
Hi und guten Abend, Mädels!
Ich versteh euch SOOOOOOOOOOO gut! Es ist ein immer wiederkehrender Albtraum. Ich hatte früher ÜG, auch UG und mittlerweile schwankt es immer wieder hin und her (vom gerissenen Bindegewebe, das NIE wieder straff sein wird will ich gar nicht reden)...ich kenne somit beide Seiten.
Mein ganzes Leben bestand nur aus Vergleichen und

@Kugel: ich find das, was du geschrieben hast, unglaublich tiefsinnig und bemerkenswert. Hatte damals auch immer das Gefühl angestarrt zu werden und immer im Mittelpunkt zu sein, ging bis hin zu Panikattacken und Depressionen.

Und es ist so. Egal was wir tun, egal wie wir ab- oder zunehmen, wir werden NIE irgendwem entsprechen und schon gar nicht unseren inneren viel zu hoch angesetzten Idealen, unter denen wir immer wieder zusammen"brechen"...

Es ist schonmal wichtig, sich hier mal erleichtern zu können und es gehört auch ne Menge Mut dazu, selbst, wenn es anonym ist, sich hier so zu öffnen. Ich bewundere das immer wieder und es gibt Kraft. Und im Endeffekt... woher willst du nicht wissen, dass hinter der Fassade, auch deiner "perfekten neuen Arbeitskollegin" nicht auch eine Esskranke steckt, hm???!!! Halten wir nicht auch unsere Fassade aufrecht? Wer würde es bei uns vermuten...

Lg
Sol

Re: Aufhören - Konkurrenzdenken - Zunahme

#8
Huhu,

erst mal ganz lieben Dank für eure Antworten :))

Also gerade dieses Vergleichsdenken macht mir echt zu schaffen, ich halte mich auch größtenteils von Frauen fern aber es fällt mir schwer da nicht ständig Vergleiche zu ziehen :(

In meiner Jugendzeit war ich eigentlich immer nur Außenseiter, nie beliebt, ständig allein.

Umso schöner fand ich es jetzt dass ich mir hier in der Firma quasi eine neue tolle Rolle aneignen konnte und alles
so gut klappt. Die Jungs hier mögen mich, ich gebe mich als selbstbewußte, spontante, lustige, coole, intelligente
junge Frau und fühle mich doch eigentlich zu 95% nur wie der letzte Dreck und als müsste es doch mal
jemandem auffallen dass das alles nur Fassade, nur Show ist. Dass das gar nicht ich bin.
Doch noch ist das Kartenhaus nicht zusammengefallen.

Und dann kommt auf einmal eine neue Kollegin hier rein, beginnt mir alles nach zu machen und klar krieg ich dann
Panik dass alle mit ihrer Bewunderung - der einzigen Sache die mir noch irgendwie sowas wie Bestätigung und Selbstbewußtsein
gibt - dann sozusagen nur noch die neue Kollegin toll finden. Dass diese mich "überholt" und beliebter ist und ich
dann wieder, wie damals, Außenseiter bin. Graue Maus. Nichts wert.
kugel hat geschrieben: Was weißt du denn von deiner Kollegin?
Du schreibst, dass du beliebt bist und anscheinend auch recht erfolgreich (auch wenn hart erarbeitet) - vielleicht denkt deine Kollegin genauso wie du?
Dass du alles doch mit einer scheinbaren Leichtigkeit machst?
Vielleicht quält sie sich ja auch, hat aber eine gute Maske wie du?
Und selbst wenn nicht - es sollte dir nicht wichtig sein!

Oder hast du Angst vor ihr? Stellt sie eine Gefahr dar? Was könnte sie dir denn nehmen?
Hast du Angst, dass sie dir den Beliebten-Status streitig macht? Dich deine anderen Kollegen dann nicht mehr mögen?
Das ist alles sehr gut möglich ... ich weiß nicht, ob sie nicht auch eine Eßstörung hat. Ob das alles nur Fassade ist. Und vermutlich hast du sogar recht, dass die anderen nicht vermuten wie es mir wohl wirklich geht, denn Schauspielern habe ich schon früh gelernt...
kugel hat geschrieben: Jedes Mal, wenn ich mit dem "clean"-sein angefangen hatte, hatte ich unglaubliche Angst wieder zuzunehmen!
Hatte ich bisher auch immer! Aber das lag daran, dass ich zwar nicht mehr geko* hatte, aber doch immer noch FAs hatte und auch zum BingeEating gewechselt hatte.

Nun schaffe ich es das erste Mal, mich relativ ausgewogen zu ernähren und die Mengen auch einigermaßen im Griff zu haben. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass ich es diesmal auch wirklich aus der ES schaffe. (Hatte vorher allerdings auch 3 Jahre ambulante Thera und 2 stationäre Theras.)
Habe auch weiterhin Angst, wieder zuzunehmen...
Genau das Problem hab ich auch. Wenn ich aufhöre mit dem K* hab ich trotzdem noch diese Fressphasen und dadurch nehme ich dann natürlich zu :(
Diesen Übergang zum ausgewogenen ernähren schaffe ich noch nicht... hab mich schon viele Rezepte und so rausgesucht aber scheinbar bin ich noch nicht bereit, die ES loszulassen :(
kugel hat geschrieben: Aber langsam lerne ich, dieses ewige Vergleichen zu lassen.

Denn allein duch meine Krankheitsgeschichte bin ich nicht vergleichbar mit anderen!!!!!
Und ich muss lernen, dass zu akzeptieren.

Jeder, der in irgendweiner Weise krank ist, sollte lernen, mit den Vergleichen aufzuhören.
Denn ein kranker Mensch ist niemals mit gesunden vergleichbar UND kein Mensch auf der Welt ist vergleichbar!
Jeder hat sein eigenes Leben mit seinen eigenen Höhen und Tiefen!
Wenn es mir gut geht, sehe ich das auch ein und verstehe das! Dann mag ich mich sogar manchmal und sehe ein, dass sogar ich ein paar wertvolle Eigenschaften habe und das Recht habe, in dieser Welt zu leben. Aber es reicht schon ein kleines Windstoß, ein kleines negatives Erlebnis, und alles was ich mir an positivem Denken aufgebaut habe ist dahin und ich falle wie in meinen sicheren Schutzpanzer aus Selbsthass zurück :(

@Sol:
Auch dir danke ich vielmals für deine Antwort :)
Hab schon mehrere Beiträge hier von dir gelesen und freue mich jedes Mal, Imoens Bild zu sehen :) Das erinnert mich an die wunderschöne Baldurs Gate Zeit und die Romanze mit Anomen ;) Hoffentlich hast du das Bild auch daher und verstehst diesen "Insider" =) ansonsten sorry fürs doofe Dahergequatsche :)
Du bist ihm ganz nah, doch erreichen wirst du ihn nicht.
Du bist allein, auch wenn du ihn in den Armen hälst.

------------
"I don't have a problem with food. I have a living problem that I try to solve with food."