Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#16
Hallo LittleJune,
Klinik am Korso ist mir natürlich ein Begriff. Sie war damals, ganz am Anfang meiner Therapie, die erste Klinik, die ich mir angeschaut habe und das, was ich da sah, hat mich zutiefst erschreckt und ich hatte danach auch nicht mehr den Wunsch in diese Klinik, mit ihrem guten Ruf zu gehen. Die kamen mir auch sehr krank vor, zumal ich vorher noch nie mit MS in Berührung gekommen war. Ich kann mich noch sehr gut an ein Mädchen erinnern, dass die ganze Zeit im Zimmer auf und ab ging…ich wäre wahnsinnig geworden. Vielleicht hätte es aber auch geholfen…wer weiß. Meine Klinik war für den Anfang auch gut, wobei mir der zweite mehr gebracht hat, denn da war ich bereits ug, so dass ich in die ES-Gruppe musste und essen von der Picke auf lernte und auch erkannte (wenn auch erst im Nachhinein), was ich zu Hause vermisse…Jetzt wäre diese auch nicht mehr das Richtige, auch wenn ich noch sehr krank bin, nicht vom Kopf, aber vom Essverhalten her. Daher will ich ja in einer Alternativklinik (ich nenne es mal so), wo man sehr auf Eigenverantwortung getrimmt wird und es nicht allzu streng mit der ES gehandhabt wird. Vorankommen kannst du dort nur, wenn du selbst willst. Die arbeiten halt spiritueller und mehr auf den Körper bezogen und viel in der Gruppe. Ich habe noch gar keine Gruppentherapieerfahrung…bin gespannt, wie das werden wird.


Welches Selbsthilfebuch hast du denn gelesen? Ich habe auch schon einige gelesen, nur stecke ich noch zu tief in dieser Sucht fest. Es ist für mich wirklich eine Sucht und deshalb wäre ein Ausbruch aus der gewohnten Umgebung erst einmal hilfreich, nur danach? Ich weiß, dass man die meiste Arbeit zu Hause machen muss, deshalb würde ich auch jetzt sehr gerne mal einen Tag ohne schaffen, gerne auch mehrere…Wie sieht das denn zur Zeit bei dir aus, wenn ich fragen darf? Ich bin essgestört seit ich 12 bin, also auch 10 Jahre. Die B bekam ich aber erst mit 17. Mit essgestört meine ich aber auch ein essgestörtes Verhalten, was man weder mit MS noch mit etwas anderem bezeichnen kann. Es ging eher in Richtung Binge Eating.

Natürlich kann man nicht in ein paar Wochen gesunden, aber ich habe die Krankheit ja auch schon so lange und ich weiß, dass sie nichts bringt und warum sie da ist. Ich möchte sie ja nicht haben, aber irgendwie kämpfe ich trotzdem nicht richtig. Ich strenge mich nicht genug an, obwohl ich weiß, dass ich es müsste. Nicht, dass es wieder so sein wird, wenn ich aus der Klinik komme. Bei meinem ersten Rückfall schon, war ich so enttäuscht und habe mir nicht verziehen. Ab da hatte ich – genau wie vorher – jeden Tag Fas…
Vielleicht ist es so, dass nur ich die Person bin, die sich unter Druck setzt. Das sagt meine Mutter auch. Nur haben sich ihre Aussagen, auch von früher, so eingebrannt, dass ich nichts anderes denken kann, als dass ich sie nicht enttäuschen mag und sie unendlich traurig und verzweifelt wäre, würde ich es nicht schaffen. Letztens, auch wenn es sich krass anhört, habe ich daran gedacht, was wäre, wenn es sie nicht gäbe. Nicht dass ich das will, absolut gar nicht. Ich liebe meine Mama. Doch mein Druck war weg und ich fühlte mich frei, mein Leben so zu führen wie ich es will ohne Druck und ohne irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Ganz komisch.


Hui, dann wohnst du ja ganz in meiner Nähe. Meine Freundin wohnt jetzt auch in Bochum und studiert dort Biologie und Chemie.

Schade, dass dir das Studium nicht so gefällt, aber du kannst etwas daraus machen, oder? Und du hast es trotz deiner ganzen Schicksalsschläge geschafft, dir Freunde zu suchen, ein neues Studium anzufangen, auszuziehen, wieder umzuziehen und eine Beziehung aufzubauen. Du kannst wirkich stolz auf dich sein.
Wie alt ist dein Freund? Ihr wohnt also nicht zusammen, möchtest du nicht wegen der ES? Oder wäre es noch zu früh?
Ich bin mittlerweile auch schon fast 4,5 Jahre mit meinem Freund zusammen, wohne aber auch alleine und er noch bei seinen Eltern. Ich möchte auch erst einmal nicht mit ihm zusammen ziehen, weil er noch so unselbstständig ist und ich meine Krankheit habe. Zudem liebe ich meine Freiheit. Ich denke, dass ich auch nicht mit ihm zusammen ziehen wollen würde, wäre ich gesund.
Vielen lieben Dank noch mal für deine Antwort.

Habe mich darüber sehr gefreut!

Lieben Gruß
Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#17
Hey Jersey,

alles klar? Habe LittleJune schon geschrieben, wie es so momentan läuft .
Habe das Treffen doch noch abgesagt, dafür aber ein druckfreies und schönes Treffen mit meiner Mama und meinem Freund gehabt. Also war es schon so in Ordnung.
Hm, so schon die Zukunft geplant.Kinder in 2 Jahren, vielleicht auch heiraten? Ganz ehrlich, für mich wäre das nichts, das planen, Familie und gesetztes Leben. Dazu fühle ich mich noch überhaupt nicht bereit. Aber jedem das seine und wenn es dein Wunsch ist, so erfüll ihn dir;)
Du kannst die Branche ja auch irgendwann wechseln, oder magst du immer Hausfrau und Mutter bleiben?

Liebe Grüße
Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#18
Hallo Schlafquala!
Ich habe :Die Bulimie besiegen von Ulrike Schmidt gelesen. Da ist alles beschrieben was man so im Laufe der Eßstörung erlebt und es wird eine Hilfestellung gegeben. Mir hat aber schon geholfen zu wissen, dass das alles was ich fühle und gerade durchmache zum Heilungsprozeß dazu gehört. Mir gehts vom Essen her und von den Fas relativ gut. Regelmäßige Mahlzeiten und aufs Hungergefühl hören hat mir sehr geholfen. Ich habe aber auch immer noch Rückfälle. Das liegt daran das ich mich einfach unwohl fühle und fett und dann wieder anfange zu reduzieren. Muss da noch an mir arbeiten, mich so zu akzeptieren wie ich bin. :roll:
Übermorgen habe ich ein Kennenlerngespräch mit einer Therapeutin. Die bietet systemische Therapie an. Kennst du das? Mal schauen ob mir das in dieser Hinsicht weiter hilft.
Mein Freund und ich wollen in ein paar Wochen zusammenziehen. Er ist im Moment noch in Münster und beendet da am Freitag seine Ausbildung also wenn er die Prüfungen besteht. Bin froh wenn er dann wieder hier ist. Fühl mich im Moment ziemlich einsam hier. Das mit dem zusammenziehen war seine Idee weil er ja auch noch zu Hause wohnt und jetzt sowieso ausziehen will und auch muss weil er ja eine neue Arbeitsstelle hat. Ich freue mich drauf und mache mir nicht so Gedanken wegen der Eß. Er weiß da auch von und wir haben auch darüber gesprochen, das er mehr mitbekommen könnte wenn wir zusammen wohnen. Ich denke aber das, dass für mich einfach ne weitere Hemmschwelle ist und ich komme nicht so leicht auf dumme Gedanken wenn ich weiß, dass das jemand mitbekommt.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#19
Habe dasselbe Problem mit meiner Mutter auch gehabt, aber seit wir räumliche Distanz haben und die Familienherapie gemacht haben, hat sich alles verändert. Sie ist total locker und entspannt geworden und ich glaube sie hat verstanden, das ich Erwachsen bin, meine eigenen Entscheidungen treffe und das die auch meistens gar nicht so schlecht sind;-) Ich habe mehr Probleme mit meinem Vater, also wenn wir mal Kontakt haben, mit dem ist reden leider nicht möglich.
Mein Freund ist übrigens ein Jahr jünger als ich und wir sinds eit knapp nem Jahr zusammen. 4,5 Jahre ist ne sehr lange Zeit. Das mit der Unselbstständigkeit kann ich verstehen, die Befürchtung habe ich teilweise auch, aber ich musste Selbstständigkeit ja auch erst lernen.
Mein Studium werde ich jetzt erstmal weitermachen und zusehen das ich meinen Bachelor mache. Momentan überlege ich ob ich danach auf Lehramt studiere, dann hätte ich nen sicheren Job....aber bis ich das entscheiden muss, dauert noch ein bißchen.
Ich bin übrigens mit 16 bulimisch geworden, glaube ich zumindest....das war so ein schleichender Übergang, aber irgendwann habe ich gemerkt, das mir das Eßverhalten entgleitet. Habe nach der Ms relativ kontrolliert gegessen, aber konnte dabei mein Gewicht halten, deshalb habe ich mir da nicht so Gedanken drüber gemacht.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#20
Jetzt wo ich drüber nachdenke, glaube ich das der springende Punkt ist, warum ich mich noch nicht ganz von der Bulimie trennen kann, der ist, dass ich mich dann so akzeptieren müsste wie ich bin. Ich wollte immer um jeden Preis geheilt sein, aber halt auch zu meinen Bedingungen, ohne Zunehmen und ohne die ganzen Emotionen die dann hochkommen. Ich habe teilweise richtige Angstzuständ gehabt, wollte mich schon auf Panickattacken untersuchen lassen. Ich habe auch ein paar mal versucht mich wieder tiefer in die Bulimie zurückzuziehen, aber das klappt nicht mehr. Das war eine so schreckliche Zeit, das will ich nicht nochmal erleben obwohl jetzt auch nicht alles rosig ist. Ich habe vor nem halben Jahr mit Hilfe des Buches angefangen mich meinen Ängsten zu stellen und jetzt ist die Angst schon viel kleiner.
Ich leg mich jetzt schlafen. Ist echt schön mit dir zu schreiben, wir haben viel gemeinsam. Ich wünsch dir eine Gute Nacht auch wenn du die Wünsche vermutlich erst nach dieser nacht liest.
Liebe Grüße Nadine

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#21
Hallo Nadine,

das Buch kenne ich, habe es aber nicht gelesen, glaube ich, wenn, dann nur vor ein paar Jahren. Was fühlst du denn besonderes während deines Heilungsprozeßes, was machst du durch? Magst du mir das mal ein wenig beschreiben? Wie weit würdest du dich denn einschätzen im Prozeß? Es gibt ja auch einen Prozess der Verhaltensänderung. Hier mal die Punkte:

1. Absichtslosigkeit
2. Absichtsbildung (man möchte etwas verändern, kann es sich vorstellen)
3. Vorbereitung (man ist erste Schritte gegangen)
4.Handlung (Zielverhalten wird weniger als ein halbes Jahr gezeigt)
5. Aufrechterhaltung (mehr als ein halbes Jahr)
6. Stabilisierung (man kommt nicht mehr in Versuchung)

Ich denke, dass gerade die Phase der Handlung, Aufrechterhaltung ein sehr langer Prozess ist und man den auch noch in verschiedene Zeiten unterteilen kann. Ich bin zumindest nach dem Modell in der Vorbereitung. Du, denke ich in 4. oder 5. Ist aber auch egal, denn ich wollte nur wissen, wo du dich selber siehst. Du sagst, du kannst dich nicht akzeptieren. Hast du dich körperlich verändert, zugenommen oder was auch immer? Denn ich denk mir immer, dass ich mich, sobald ich weniger FAs haben würde, immer besser akzeptieren kann. Das muss ich auch lernen, mich akzeptieren...das ist ein so wichtiger Schritt. Vielleicht gehört dazu auch, dass man akzeptieren muss, wenn man mehr gegessen hat, als man sollte?! Wie ging das denn bei dir? Hast du oft zu viel gegessen oder relativ schnell normal? Wie hast du es geschafft, so weit zu kommen?
Das mit dem immer weniger essen, kenne ich noch von der Zeit nach dem Klinikaufenthalt. Es wurde auch immer weniger, nicht zu wenig, dass ich körperlich Heißhunger bekam, sondern mich seelisch kaputt machte, weil ich mir nicht verzeihen konnte, wieder so zu 'versagen'.


Systemische Therapie sagt mir etwas, aber ich kann es nicht zuordnen. Ich dachte immer, das sei etwas mit Aufstellungen oder aber nur auf dich bezogen? Irgendwie so etwas...Du hattest auch eine Familientherapie gemacht? Spannend, wie gerne würde ich das machen! Aber es gibt so wenige, die das anbieten und meine Eltern würden nicht unbedingt mitmachen und ich weiß auch nicht, ob ich das verkraften könnte. Zudem wird diese doch nicht von der Krankenkasse bezahlt, oder? Wie war das denn bei dir? Erzähl doch mal ein wenig. Das würde mich echt interessieren.

Hm, zusammen ziehen, das ist stark, zumal du noch nicht so gefestigt bist. Ich könnte das nicht, das erzeugt schon jetzt so einen Wahnsinnsdruck. Auch gerade mit meinem Freund würde ich das nicht wollen, denn er ist da nicht wirklich einfühlsam und verständnisvoll, mit einer verständnisvollen Freundin, die auch tiefsinnig ist und reifer und auch schon einmal eine Krise durchgemacht hat, ging das schon eher. Wie geht denn dein Freund mit dir um? Gut, du bist nicht mehr so krank wie ich, so abhängig - da ist das natürlich etwas anderes.
Münster als Stadt liebe ich ja. Willst du dann nach Münster ziehen oder er nach Bochum? Münster wäre die schönere Wahl.
Und bezüglich der Selbstständigkeit: Natürlich muss man das erst lernen, aber wenn ich sehe, wie mein Freund zu Hause behandelt wird, sprich absolut gar nicht in den Haushalt miteinbezogen wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass er das so schnell lernt und mich unterstützt, besser wir einen gleichwertigen Aufgabenbereich im Haushalt haben. Ich würde vorher ausrasten, denke ich. Die Chance,dass er von Hotel Mama in Hotel Freundin zieht, ist zu groß. Ich habe da ein schlechtes Vorbild: meine Eltern, vielleicht kommt die große Skepsis auch daher...

Ich habe jetzt gerade nicht im Kopf, wann du mir geschrieben hast, daher frag ich jetzt mal, ob du das Kennenlernengespräch schon hattest? Ich nehme an, wenn dann heute oder morgen?!

Zitat:
Sie ist total locker und entspannt geworden und ich glaube sie hat verstanden, das ich Erwachsen bin, meine eigenen Entscheidungen treffe und das die auch meistens gar nicht so schlecht sind;-)
Ich glaube (fast), dass ICH das Problem der Abgrenzung habe. Zudem kann ich ihr Verhalten nicht ändern. sondern ich muss meine Einstellung ändern, aber gerade damit tu ich mich so schwer.
Die Art von Kontakt zu deinem Vater hört sich sehr, hm, schwierig und angespannt an. Das ist schade, aber wenn man daran nichts ändern kann oder will, oder es das nicht wert ist, muss man sich mit dem abfinden, wie es ist.

Mutig, erst arbeiten zu gehen und dann den Master anschließend zu machen. Meinst du denn, du bekommst etwas? Was möchtest du denn machen? Beruflich?

Das freut mich, dass du gerne mit mir schreibst, ich tu das auch! Bin sonst nämlich gar nicht so viel und häufig am schreiben, also hier im Forum.

Lieben Gruß
Schlafquala (meinen richtigen Namen mag ich erst einmal nicht sagen, wegen meines anderen Threads im Bereich 'Therapie')
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#22
Hallo Schlafquala!
Laut deinem Modell würde ich sagen, das ich mich irgendwo bei Punkt 4. befinde. Ich bin vor einem halben Jahr ausgebrochen indem ich angefangen habe rumzuexperimentieren. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens einen Tag lang nicht akribisch Kalorien zu zählen, sondern auf meinen Körper zu hören. Habe dann festgestellt, das ich mehr Hunger hatte als mir meine Kaloriengrenze erlaubt. Habe da meine Gewichtsentwicklung täglich kontrolliert. So konnte ich feststellen, dass ich nicht gleich zunehme wenn ich einmal mehr esse. Sehr ärgerlich für mich war, das ich diese Kalorienangaben aus der Klinik hatte und diese nunmal nicht hinkamen...aber naja. So konnte ich dann zumindest einige Tage hintereinander ohne Fa überstehen. War zwar alles noch sehr wackelig, aber plötzlich nicht mehr unmöglich.
Als nächsten Schritt wollte ich aufhören nach Fas zu kompensieren. Habe das ein paar mal auch hinbekommen, aber dann hat mich die Waage in die Knie gezwungen. Ich habe etwas zugenommen und hatte daraufhin einen richtig heftigen nervenzusammenbruch, habe zwei Tage mein Zimmer nicht verlassen etc. Das war ein heftiger Rückschlag. Jetzt kompensiere ich demnach wieder. Wenn ich einen Rückfall habe setzte ich mir Grenzen. Ich erlaube mir dann eine bestimmt Menge und versuch danach aufzuhören, das klappt auch relativ gut. Ich habe 2-3 Fas im Monat. Was ich am schlimmsten finde und was mir weiterhin Sorgen macht ist meine Stimmung. Ich habe teilweise richtige Angstzustände, dann will ich mich nur noch verkriechen. Ich versuch dann immer dagegen anzugehen, indem ich mir sage, das ich keinen Grund habe und das die Welt auch nicht untergehen würde wenn ich etwas zunehme, aber an der Haltung scheiter ich noch.
Zugenommen habe ich ein wenig, muss dazu sagen, dass ich in der Klinik auch etwas abgenommen hatte. Bin im mittleren NG und demnach bin ich der Meinung das ich mein Gewicht halten sollte. Habe jetzt seit einer Woche die Waage weggesperrt weil ich es auch irgendwie echt leid bin mich verrückt zu machen...klappt aber auch ohne Waage ganz gut;-) Mein Spiegelbild ist wahsinnig fett und ich habe jeden morgen Angst in meine Klamotten nicht mehr reinzupassen, geht aber wohl den meisten so. In der Hinsicht bin ich gerade etwas ratlos, weiß nicht wie ich dieses Problem angehen kann. Ich habe auch mal gehört das so eine Körperschematastörung, meistens erhalten bleibt. Mein freund hat dasselbe Problem nur andersherum. ER hat durch Krafttraining einiges an Muskelmasse aufgebaut und hat panische Angst das wieder zu verlieren. Er erzählt mir auch ständig, dass er sich so dünn fühlt und förmlich spürt das er abgenommen hat. Demnach ist er mir in dieser Hinsicht eine große Hilfe. Mir ist es egal ob er zu-oder abnimmt, das würde nichts ändern und ich hoffe das es umgekehrt genauso ist. Zumindest behauptet er, dass er mich wahnsinnig attraktiv findet. Ist zwar schön sowas zu hören, aber schwer zu glauben wenn man sich selbst so unförmig findet.
Was mir noch einfällt zum Thema Heilungsprozeß ist das nach dem die Fas weniger wurden ganz viele negative Gefühle hochkamen. Sehr viel Trauer, Schmerz, Wut und auch Haß. Habe dann einfach sehr viel geweint, weil ich mir gedacht habe, wenn ich alles rauslasse kanns in meinem Kopf keinen Schaden mehr anrichten. Hat auch geholfen. Ich versuch jetzt mir sämtliche Gefühle einzugestehen und diese auch auszuleben. Das klappt nur bedingt. Habe jetzt alle zwei Wochen so nen "Absturztag", da heule ich dann ein paar Stunden weil sich soviel angestaut hat und am nächsten Tag gehts mir wieder richtig gut. Das ist ok so, zeigt mir aber auch, das ich noch nicht so nen ganz guten Draht zu mir habe. Sonst würde sich das nicht so anstauen, denke ich mir zumindest.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#23
So musste mal kurz nachschauen was du noch geschrieben hast Zum Eßverhalten noch kurz. Zuviel gegessen, habe ich eigentlich nur im Rahmen von Fas. Ich habe auch ein Hunger und Sättigungsgefühl und kann mich meist danach richten, außerdem überschlage ich immer noch Kalorien. :roll: Unter anderem auch weil ich mehr oder weniger mit dem Rauchen aufgehört habe (habe da auch immer noch Rückfälle) und Hungergefühl und Entzugssymptome sehr ähnlich sind.
Die Familientherapie war eigentlich nur ein Familienseminar und das wurde in der Klinik am Korso angeboten. Meine Mutter war sofort damit einverstanden, ich glaube aber auch das sie nicht wirklich wußte was auf sie zukommt. Ich sollte erstmal für mich einen Brief schreiben indem ich alles aufschreibe was ich ihr vorwerfe, war sehr wütend und voller Haß. Meine Mutter selbst ist stark Übergewichtig, halt auch Eßgestört. Ich war ein kräftiges Kind und sie hat mich gehänselt!!! Dann habe ich ihr vorgeworfen Leistungsdruck auf mich auszuüben obwohl sie selbst nie gut war. Naja und dann halt das sie die Trennung von meinem Vater auf meinem Rücken ausgetragen hat und auch sonst nie für mich da war. Bin in diesem Seminar ziemlich ausgerastet und sie ist heulend zusammengebrochen. Sie hat im Endeffekt nicht gewußt was sie mir antut und war auch mit ihrer eigenen kaputten Psyche überfordert. Ich habe dann in der Zeit danach noch Wutanfälle ihr gegenüber gehabt aber wir konnten auf einmal über sowas reden und dann wurds besser. Bin jetzt überhaupt nicht mehr wütend und finds eher Schade das sie jetzt soweit weg wohnt, wo wir ja gerade erst angefangen haben eine Beziehung zu entwickeln. Aber ich glaube bei dir liet das Problem anders, oder?
Mein Freund und ich werden uns hier in Bochum eine Wohnung suchen weil ich hier studiere, nen Nebenjob habe und Freunde. Seine Zeit in Münster ist auch Übermorgen vorbei, da hat er nur studiert und wird jetzt geprüft. Seine Arbeitsstelle ist ab dem 03.08. in Wuppertal. Nach Wuppertal wollte keiner von uns beiden ziehen und Bochum ist näher an Wuppertal dran als Dortmund (da wohnt er jetzt noch). Er möchte aber auch genau wie ich nicht zuweit weg, das würde wieder nen kompletten Neuanfang bedeuten (neue Freund, neuer Job, neue Umgebung) und den will ich nicht, da bin ich doch sehr heimatverbunden.

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#24
Das Vorstellungsgespräch hatte ich heute, war aber nicht sehr erfolgreich. Sie war erstmal sehr passiv und das mag ich bei Theras nicht so und systemische Therapie ist wohl auf das Umfeld bezogen. Also alltägliche Muster werden erkannt und nach Lösungsvorschlägen gesucht. Problem dabei ist, dass mein Umfeld nicht das Problem ist, sondern mein schlechtes Selbstbild. Das einzige was ich bemängeln kann, ist die fehlende Struktur in meinem Studentenleben und das ich mich manchmal einsam fühle wenn ich zu Hause sitze und lernen muss. Ich habe gelernt mir selbst Struktur zu geben, ich mach mir Wochenpläne, was ich wann erledigen will und zwing mich auch dazu raus zugehen und mich mit Freunden zu verabreden. Damit ich mich auch auf was schönes freuen kann und solche Treffen tun mir meistens ganz gut. Demnach wird daraus nichts. Ist aber nicht schlimm.
Was das arbeiten angeht, ich glaube da hast du was falsch verstanden. Ich habe nen Nebenjob, schon seit ich studiere, sonst wird es finanziell zu knapp und ich will auch nebenbei was praktisches machen.
So jetzt habe ich soviel geschrieben und fühl mich leer, also im positiven Sinne. Das wichtigste bei meiner Entwicklung ist das ich jetzt weiß, es ibt einen Weg aus der Krankheit, ich bin ihr nicht mehr ausgeliefert. Ich wünsch dir ganz viel Kraft und eine Gute Nacht! Ich hoffe du kannst irgendwas aus meinem Geschreibsel ziehen.
lg Nadine

Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt

#25
Hallo Nadine,

vielen lieben Dank für deine Antwort. Hab mich sehr gefreut und noch einige Gemeinsamkeiten entdeckt.

Zitat: rumzuexperimentieren. Ich habe mir vorgenommen, wenigstens einen Tag lang nicht akribisch Kalorien zu zählen, sondern auf meinen Körper zu hören. Habe dann festgestellt, das ich mehr Hunger hatte als mir meine Kaloriengrenze erlaubt.

Wie sah es denn vorher bei dir aus? Auch jeden Tag FAs mit Erbrechen? Hattest du es als eine richtige Sucht wahrgenommen und eine Gewohnheit, die dir alles gibt, wenn es dir schlecht ging? So ist es nämlich bei mir.
Das war wirklich stark von dir, nur auf deinen Körper zu hören und dich darauf einzulassen. Woher hast du denn gemerkt, dass du aus Hunger und nicht eben Appetit isst? Auf meiner Arbeit habe ich jetzt ein paar Male auch mehr gegessen, vor allem Süßkram. Gerade wenn ich mehr esse als erlaubt, dann bekomme ich Angst und ein schlechtes Gewissen, welches sofort in Heißhunger umschwengt. Es geht auch manchmal wieder weg, meist jedoch nicht und ich habe deswegen meine Verabredungen abgesagt, um endlich den Druck zu Hause abzubauen. Das mach ich jetzt so nicht mehr, ich versuche es zu akzeptieren. Jetzt geht es noch, weil es nicht übermäßig viel ist und nicht zum Zunehmen reichen würde. Also bis zum Nachmittag und Abend ist es von den kcal her vollkommen ok, aber das Abendessen fehlt nun einmal...da könnte ich es mir nicht erlauben. Ich wüsste auch gar nicht, wie viel dann ok wäre und was...In dem Fall ist es wirklich schade, dass man keine Angaben machen darf, denn ich wüsste gerne, wieviel du in der Klinik essen durftest und wie es jetzt aussieht. Ich weiß, so ein Vergleich ist nicht gerade wenig essgestört, aber zu erfahren, wieviel du dir erlaubst, ist immer hilfreich. So habe ich zum Beispiel auch in Foren gelsen, wo man Angaben machen darf und da sah ich erst einmal, was die MSler aßen, um aus der Krankhiet herauszukommen...ist etwas anders als bei mir, aber das hat mir etwas geholfen, die Situation auf der Arbeit durchzustehen und mir zu sagen: OK, mein Körper will das jetzt, wenn auch nur aus Appetit. Sättigung kann ich noch nicht verspüren, nur voll sein, aber dann wäre es zu viel und alles...ach man, warum ist das so schwer??? Warum mach ich das abends und streng mich so wenig an? Besser gesagt, warum ist das immer so bei mir, wenn ich alleine esse??? Ich hasse mich dafür, wirklich! Für diese Schwäche...Deshalb noch mal beide Daumen und Zehen hoch für deinen Mut und Willen und deine Kraft, auch wenn du immer noch viele ES-typische Gedanken hast. Das dauert nun einmal länger! Ich denke, du hast einen schönen Körper, denn dein Freund würde das nicht umsonst zu dir sagen? Was kannst du denn uneingenommen annehmen an dir? Was magst du?

Eine Gemeinsamkeit bei uns ist nämlich noch dieses hier - da musste ich schon etwas schmunzeln: "Mein freund hat dasselbe Problem nur andersherum. ER hat durch Krafttraining einiges an Muskelmasse aufgebaut und hat panische Angst das wieder zu verlieren. Er erzählt mir auch ständig, dass er sich so dünn fühlt und förmlich spürt das er abgenommen hat." Ist bei meinem Freund haargenau das gleiche. Er ist nun einmal sehr leicht und eher dünn/schlank gebaut und kann essen, was er mag. Mittlerweile auch nciht mehr so arg, aber dennoch mehr als andere...Jetzt hat er etwas zugenommen und trainiert auch häufig und ist leider auch sehr körperfixiert. Gut ist aber, dass er akzeptiert hat, dass sein Bäuchlein etwas speckiger geworden ist. Absolut nicht dick, aber nun sieht man nicht mehr alle Knochen. Ich find es wunderschön...fühlt sich so toll an! Ich finde mich zu dünn und habe auch nicht Angst vor dem Gewicht, zumindest nicht so arg, nur dass ich so wabbelig werde. Gerade Reiterhosen mag mein Körper, einen Bauch hatte ich dagegen nie, auch nicht mit erheblich mehr Gewicht. Manch einer freut sich drüber, ich nicht. Man will ja immer das haben, was man nicht hat. Nur muss ich auch akzeptieren lernen, dass mein Körper nun einmal so gebaut ist und ich ihn nicht so formen kann wie ich will. Trainieren kann ich und werde ich dann auch, aber wenn er da mehr ansetzt und es unförmig/unproportioniert aussehen wird, ok, dann ist es so. Puh, aber naja, sehr schwer! Wie du weißt! Zumal ich auch nicht wirklich mit meinem Charakter zufrieden bin, viel zu ängstlich und unsicher in bezug auf andere Menschen wie du. Ich denke, dass das ganz klar mit unserem Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein zusammen hängt, denn würden wir uns nicht gegenüber anderen minderwertig ansehen, hätten wir diese Ängste nicht.


Zitat: Die Familientherapie war eigentlich nur ein Familienseminar und das wurde in der Klinik am Korso angeboten. Meine Mutter war sofort damit einverstanden, ich glaube aber auch das sie nicht wirklich wußte was auf sie zukommt.

Hm, ok, ich denke auch, dass sie das nicht wusste und du bestimmt auch nicht, oder? Gespräche, erste ehrliche, gefühlvolle Gespräche mit seinen Eltern sind immer sehr schwer und voller Emotionen. Ich hatte zwar keine Familientherapie, aber ein Gespräch mit meiner Mutter und meiner Therapeutin und ihrem Chef. Das war auch voller Tränen und sehr leidenschaftlich, laut vor allem. Ich war auch voller Wut und bin es noch oft gegenüber meiner Mutter. Vielleicht erwarte ich einfach zu viel von ihr, denn ich möchte, dass sie auch mal anerkennt, dass sie Fehler gemacht hat und es deshalb nun einmal hauptsächlich zu der Krankheit kam. Mein Vater auch. Ich gebe ihnen nicht die Schuld, aber ich will das irgendwie bestätigt bekommen, damit ich nicht das Gefühl habe, dummes Zeug zu reden und sie mich ernst nehmen. Meine Mutter kann überhaupt keine Kritik annehmen und das macht es sehr schwer, mit ihr zu reden. Ich habe das mittlerweile gelernt. Naja, ich kann sie auch verstehen und versuche, ruhig zu bleiben. Auf der anderen Seite habe ich halt auch ständig ein schlechtes Gewissen. Der Chef hat bei diesem Gespräch auch gemeint, dass ich meiner Mutter aus dem Weg gehen sollte, denn wir werden immer aneinander geraten und sie wird immer die roten Punkte für meine ES drücken. Bis sich meine Mutter ändern würde...ungefähr so, aber das möchte ich natürlich nicht, denn ich möchte ihr nahe sein.
Warum warst du so wütend auf deine Mutter?

Schade, dass das Vorstellungsgespräch nichts war, aber nun bist du um eine Erfahrung weiter. Suchst du weiter?
Wie sieht denn so ein strukturierter oder weniger strukturierter Tag bei dir aus? Magst du mal deinen Tagesablauf beschreiben? Ich habe davor nämlich richtig Angst. Nicht mehr arbeiten oder nur einen Nebenjob (welchen machst du eigentlich?) und sich den Tag selbst einteilen, immer fleißig lernen...bin ich nicht gewohnt. Und was hast du dir für diese Woche vorgenommen gehabt? Hast du das geschafft?

Du darfst sehr gerne immer viel schreiben. Ich lese gerne von dir!
Was studiert dein Freund? Hörte sich nach Medizin an, irgendwie.

lg
Schlafquala
Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.