Zwischen Liebe, Hass und Dissoziation..

#1
Aus gegebenem Anlass eröffne ich mal diesen Thread. Naja, wer hätte das Gegenteil erwartet :| , bin ich sehr verzweifelt :|

Ich zerstöre meinen Freund damit, dass ich ihm keine Liebe zeigen, geben kann, weil ich oft sehr emotionslos bin und die Welt sehr emotionslos wahrnehme. Wenn er mich darauf anspricht, eskaliert immer ein Streit, in dem es immer wieder um die alte Leier samt alten, sinnlosen, dummen Argumenten geht.
Dann gibt es eine Flut an Emotionen in meinem Körper. Mein Bauch tut weh. Mein Kopf spannt. Meine Augen werden nass. Und in mir wilde Gefühle von Trauer, Enttäuschung, Selbstentwertung (durch den anderen) und letztlich auch blinde Wut. Ich kann diesen Zustand lange verbergen. Da mein Freund aber nicht aufhört, mit primitiven Kommentaren und Anschuldigungen um sich zu werfen und mir mehrmals vor die Augen zu führen, wo, wann und wie ich immer ein "Arschloch" bin, ticke ich irgendwann extrem aus.
Entweder attackiere ich heimlich meinen Körper mit Kratzen oder Haare rausreissen.. Oder ich attackiere meinen Freund. Beides ist schlimm und unkontrollierbar. Und beides führt im erneuten Streit oder Anfeindungen von ihm an mir..

Ich will die Probleme nicht weiter ausführen. :|

Es macht ihn wahnsinnig. Er unterstellt mir deswegen viele Dinge. Ich habe zwar (im GEGENSATZ ZU IHM) Verständnis dafür und sehe über vieles hinweg, was so viel heisst, dass ich es verdränge oder nicht zu nah an mich heranlasse. Aber andererseits bin ich sehr wütend über ihn, denn meiner Meinung nach "übersieht" er vieles und ist nicht in der Lage, vieles zu erkennen.
Ein bescheuertes Beispiel. Ein peinliches zudem. :oops: Ich habe keine Lust auf körperliche Nähe. Keine Ahnung, ich hasse es zwar nicht, aber es ist mir sowas von Recht, wenn nicht jemand in meiner Nähe ist oder mich küsst. Ich habe dann meine Ruhe und lebe friedlich vor mich hin und brauche keine Nähe.
Da mein Freund wohl aber verrückt wird deswegen, habe ich mich tatsächlich (wieder) erniedrigt. Oft kriege ich dann schon Lust auf Nähe, aber naja.. Vor ein paar Tagen liess ich "alles" über mich ergehen. Ihr werdet lachen, aber ich hatte währenddessen einen FA, während mein Freund "seinen Spaß" mit... so Sachen hatte.
Ich hatte ein schreckliches Gefühl im Körper. Ja, so fühlte es sich an, wenn man m*ssb**ch* wird als Kind. Und ich begab mich in diese Rolle dieses m*ssb**ch* Kindes. Ich litt und frass und litt und war kurz davor, mir die Nägel in den Oberschenkel zu rammen und meine Haut so stark wie nur möglich zu zerfleischen.
Irgendwann frage ich ihn: "Warum tust du das? Ich will doch XY aber gar nicht.." (ist jetzt auch egal, was XY heisst.. nicht jugendfrei :roll: ). Er meinte, er will es.
Oh Gott, ich weiss auch nicht, wieso ich das getan habe. Ich habe ihn ja noch dazu genötigt. Es ist doch so paradox, dass ich mich in die Rolle des m*ssb**ch* Kindes brachte. Aber ich wollte hauptsächlich, dass mich mein Freund später in Ruhe liess... Nicht mehr über mich herfiel...

:shock: Er hat schon immer mein Weinen beim ... ignoriert. Also klar, er nahm mich dann in den Arm etc. und ich fühlte mich auch verstanden etc., aber diesem primitiven, Gott verdammten Menschen ist wohl noch nie die glorreiche Idee gekommen, .. was für eine Vergangenheit ich habe... :|
Und dass ich folglich deswegen die Nähe von Menschen nicht ertrage! :cry:

Er weiss es auch ganz genau, dass ich 1. keine Freunde habe und 2. depressiv täglich zu Hause sitze und keine Kraft und keinen Ansporn finde, um wirklich etwas zu machen. (Nein, ich habe keine Depressionen... mit depressiv meine ich.. antrieblos, bedrückt..)
Trotzdem wirft er mir vor, ich würde mich gar nicht darum kümmern, was er und ich machen könnten. Dass ich total langweilig sei. Dass ich ihm dem Gefallen nicht tun will und mit ihm und seinen primitiven Leuten (die ich nicht leiden kann), weggehe. Ich habe ihm oft erklärt, dass ich so viele Menschen nicht mag, vor allem SOLCHE, und dass ich lieber mit anderen zusammen bin (also meinem Freundes- und Bekanntenkreis). Und dass ich mich sehr unwohl fühle (ja gut, ich könnte anfangen zu fressen und k* gehen, um die Langeweile abzutöten :| ). Dann meinte er, dass er doch da auch rumsitzt und es in Kauf nimmt und bla.. Aha, und ich soll das auch also in Kauf nehmen? Dieses "Leiden"? Und ja, meine Bekannten und Freunde, die ich so habe, seien ja bloss so Leute mit ihren Süchten, die rauchen, trinken und bla.. Und so etwas fände er dumm.. und naja.. :roll: (klar ist es dumm, aber man stempelt doch Menschen nicht gleich als Scheisse ab, nur weil sie rauchen? Oder?)

Ausserdem hat er eine mangelnde Schulbildung. Fremdwörter muss ich ihm erklären, was mir gehörig durch den Strich geht. Denn Schulabbruch hin oder her, sorry, wenn es eingebildet klingt, aber er ist nicht mein Niveau. Mir haben das nicht nur viele gesagt, ich bin davon auch überzeugt. Ich will einen Mann haben, der gebildet ist, der sich für die Welt interessiert (sichtbar!). Der mindestens die Intelligenz dazu besitzt, sich über meine Krankheit zu informieren, 1 und 1 zusammenzuzählen...

Bei uns ist es so. Weil der eine sich falsch verhält, verhält der andere sich auch falsch. Gibt es dann irgendwann eine Aussprache, wirft der eine dem anderen das falsche Verhalten vor. Wenn man dann fragt: "Ja, und warum machst es DU dann genauso?", antwortet der andere: "Ja, weil Du es so machst" (mein Freund dann...)

Na toll.. Ich weiss, dass meine Stimmungsschwankungen und meine übersprudelnde Liebe gegenüber ihm und der Hass sehr fertigmachen. Aber anstatt mir mal zu helfen, mir mal eine Perspektive aufzuzeigen, mich ein wenig aufzubauen, wirft er mir immer all meine Fehler vor die Fresse, was mich noch mehr runterzieht. Und dann wundert er sich noch, wieso ich austicke. Warum informiert sich dieser Idiot nicht? WARUM ist er so ein Würmchen mit entsprechender Gehirnmasse, das nicht einmal den Satz "Gehe doch zum Psychiater. Ich begleite dich." hervorbringt? - Nein, ich muss daran denken. Klar, logisch, ich muss ja selbst aktiv werden. Aber ich bekomme von ihm dennoch keinen Ansporn. Und dann habe ich auch keinen Bock mehr. Immerhin sind Essen, Alkohol und SVV doch auch "schöne, befriedigende" Sachen.. warum soll ich dies aufgeben, wenn draussen die Welt so düster ist?

Ich kann mich nicht von meinem Freund trennen, obwohl er heute mit mir abgeschlossen hat (was sowieso keine Bedeutung hat..). Ich liebe ihn ja. Ich habe Angst, ihn zu verlieren. Die einzige Person, mit der ich überhaupt etwas mache.. Und dennoch verliere ich ihn täglich. Wenn ich weiss, dass er mit einer anderen Person an demselben Tag etwas unternimmt (und ich dann alleine zu Hause sitze), dann habe ich meinen Freund schon an die andere Person "verloren". Dann fühle ich mich minderwertig. Einsam. Verraten. Und stürze ab.... -.-

Und jetzt? Ich versuche es noch immer, einen WG Platz gezahlt zu bekommen. Leider habe ich meinen Arsch nicht bewegen können hinsichtlich der Sache. Und es hat mich auch keiner danach gefragt, also liess ich es schweifen. Offensichtlich juckt es mal wieder keinen.. :|

Wie soll ich denn mit meinem Freund noch reden?

Ein normales Gespräch ist nicht möglich. Es kommen immer Anfeindungen. Und immer bin ich an allem Schuld und er hat natürlich keine Schuld. Wenn ich dann sage: "Doch", dann fragt er "Warum? Was tue ich denn falsch?" . Da bleibt mir die Luft weg und ich würde gerne kotzen. Ich habe ihm schon so oft gesagt, was mich stört, fertig macht, belästigt, kränkt... und er vergisst alles aufs Neue und spielt das Unschuldslamm.
Ich habe es satt, solch einem Menschen alles milliardenfach zu erklären.. Es ist auch verletzend, so etwas!!

... hat jemand ähnliches erlebt? -.-

Liebe Grüsse
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Zwischen Liebe, Hass und Dissoziation..

#2
Hallo Coco!

Dieser Beitrag hätte Wort für Wort von mir stammen können.

Mir ist es ebenfalls ein Rätsel, wie ein Mensch, der zu einem "Ich liebe dich" sagen kann, nicht in der Lage sein kann einen zu unterstützen.

Ich erzähle dir jetzt mal was, das mir schon ein bischen weiter geholfen hat, wenn es auch nichts verbessert hat und das auch nie wird, aber ich kann meinen Freund jetzt schon ein bischen besser verstehen, WARUM er so ein ignoranter, egoistischer, von sich selbst überzeugter Idiot ist. Habe mal mit meinem Therapeut darüber geredet und er sagte, ich solle ihm mal seine Familiebverhältnisse beschreiben. Das tat ich dann. Er ist der Jüngste von drei Geschwistern (mit ABSTAND der Jüngste!). Seine Mutter wurde mit 40 nochmal schwanger mit ihm und er wurde von hinten bis vorne nur verhätschelt, aber nur materiell. Seine Geschwister waren von nun an abgemeldet und waren somit auch nicht gerade gut auf ihn zu sprechen. Das ist auch heute noch so. Seine Mutter ist jetzt fast 70 Jahre alt und lebt alleine, da sein Vater vor ein paar Jahren gestorben ist. Nun ist er derjenige an dem alles hängen bleibt. Seine Mutter ist der Meinung, dass seine Geschwister ja so viel um die Ohren haben, weil die ja schließlich schon beide Häuser und Kinder haben und er noch nicht. Sie ruft nur an, wenn sie was will, bzw. wenn er was arbeiten kommen soll zu ihr, oder sie überall rumkutschieren soll. Und so war das schon immer. Ihn hat nie mal jemand gefragt, wie es ihm GEHT. Oder was er macht. Er musste immer alles mit sich selbst ausmachen. Und das überträgt er jetzt auf unsere Beziehung. Die Bulimie ist ja MEIN Problem, nicht seins! Und so geht das mit allem. Ich konnte das vorher nie nachvollziehen, warum er mich damit alleine lässt, aber jetzt kann ich es schon irgendwie verstehen, wenn es das auch nicht besser macht. Seine Familie ist genauso ignorant und egoistisch wie er, also wie soll er da anders werden??
Kann es sein, dass das bei deinem Freund vielleicht auch so ist? Ich weiß nicht ob das jetzt so rüber kommt, wie ich das meine.
CoCoRiCo hat geschrieben:Dann gibt es eine Flut an Emotionen in meinem Körper. Mein Bauch tut weh. Mein Kopf spannt. Meine Augen werden nass. Und in mir wilde Gefühle von Trauer, Enttäuschung, Selbstentwertung (durch den anderen) und letztlich auch blinde Wut. Ich kann diesen Zustand lange verbergen. Da mein Freund aber nicht aufhört, mit primitiven Kommentaren und Anschuldigungen um sich zu werfen und mir mehrmals vor die Augen zu führen, wo, wann und wie ich immer ein "Arschloch" bin, ticke ich irgendwann extrem aus.
Entweder attackiere ich heimlich meinen Körper mit Kratzen oder Haare rausreissen.. Oder ich attackiere meinen Freund. Beides ist schlimm und unkontrollierbar. Und beides führt im erneuten Streit oder Anfeindungen von ihm an mir..
Genauso ist das bei uns auch. Und er schluckt alles.

Ich glaube auch nicht, dass er wirklich so ist, dass du deinen Freund liebst. Du hast wohl eher Angst davor, dass du dann GANZ alleine wärst, und klammerst dich deshalb so sehr an diese "Beziehung". So ist es bei mir jedenfalls, das hab ich mir schon eingestanden. Ich habe auch so gut wie niemanden ausser ihm. Und ohne ihn wäre ich alleine. Er ist meinTor zur Aussenwelt.
CoCoRiCo hat geschrieben:Ich habe keine Lust auf körperliche Nähe. Keine Ahnung, ich hasse es zwar nicht, aber es ist mir sowas von Recht, wenn nicht jemand in meiner Nähe ist oder mich küsst. Ich habe dann meine Ruhe und lebe friedlich vor mich hin und brauche keine Nähe.
Kenne ich auch. Ist wohl ein Überbleibsel vom m*ssbr**ch.

Es ist wirklich sehr schade, dass er sich da nicht mal versucht in die hineinzuversetzen. Ich kann dir nur raten eine Therapie zu machen, um die ganze Scheisse, die du erlebt hast mal aufzuarbeiten. Anders wirst du nie Ruhe bekommen und dein Verhalten nie ändern können. Deinen Freund wirst nicht ändern können, der ist so wie er ist. Entweder er kommt selber mal drauf, dass er sich beschissen verhält, oder nie.

Wenn du drauf wartest, dass sich jemand für dich einsetzt und dir hilft eine Thera zu finden, wirst du lange warten müssen. Darauf hab ich auch gewartet, aber es interessiert keinen. Und wer sowas nicht selber erlebt hat oder kein Therapeut ist, der kann sowas nicht verstehen. Da musst du selber aktiv werden.
http://www.youtube.com/watch?v=LYrDzzr_9aA

Re: Zwischen Liebe, Hass und Dissoziation..

#3
Danke für Deinen Beitrag, Leandra :wink:

Er hat mir ein wenig die Augen geöffnet. Ja, es liegt wohl auch an der Familie meines Freundes..

Ich nehme jetzt wirklich alles selbst in die Hand.

Wenn ich erstmal in der Therapie-wg lebe, dann wird mein Freund wohl seine Ruhe finden.. Vor meinen Attacken..

Ich war heute kurz davor, mit dem Regenschirm auf ihn einzustechen. Klar, es sind ja nur Gedanken und ich würde es nie tun... aber trotzdem. Diese Wut auf ihn.. Und ich kann nichts tun. Ich muss mir die Fingernägel in die Hand graben oder meine Gedanken "ausschalten" und mich eher auf meine Bauchschmerzen konzentrieren...

-.-
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.