Hallo LittleJune,
Klinik am Korso ist mir natürlich ein Begriff. Sie war damals, ganz am Anfang meiner Therapie, die erste Klinik, die ich mir angeschaut habe und das, was ich da sah, hat mich zutiefst erschreckt und ich hatte danach auch nicht mehr den Wunsch in diese Klinik, mit ihrem guten Ruf zu gehen. Die kamen mir auch sehr krank vor, zumal ich vorher noch nie mit MS in Berührung gekommen war. Ich kann mich noch sehr gut an ein Mädchen erinnern, dass die ganze Zeit im Zimmer auf und ab ging…ich wäre wahnsinnig geworden. Vielleicht hätte es aber auch geholfen…wer weiß. Meine Klinik war für den Anfang auch gut, wobei mir der zweite mehr gebracht hat, denn da war ich bereits ug, so dass ich in die ES-Gruppe musste und essen von der Picke auf lernte und auch erkannte (wenn auch erst im Nachhinein), was ich zu Hause vermisse…Jetzt wäre diese auch nicht mehr das Richtige, auch wenn ich noch sehr krank bin, nicht vom Kopf, aber vom Essverhalten her. Daher will ich ja in einer Alternativklinik (ich nenne es mal so), wo man sehr auf Eigenverantwortung getrimmt wird und es nicht allzu streng mit der ES gehandhabt wird. Vorankommen kannst du dort nur, wenn du selbst willst. Die arbeiten halt spiritueller und mehr auf den Körper bezogen und viel in der Gruppe. Ich habe noch gar keine Gruppentherapieerfahrung…bin gespannt, wie das werden wird.
Welches Selbsthilfebuch hast du denn gelesen? Ich habe auch schon einige gelesen, nur stecke ich noch zu tief in dieser Sucht fest. Es ist für mich wirklich eine Sucht und deshalb wäre ein Ausbruch aus der gewohnten Umgebung erst einmal hilfreich, nur danach? Ich weiß, dass man die meiste Arbeit zu Hause machen muss, deshalb würde ich auch jetzt sehr gerne mal einen Tag ohne schaffen, gerne auch mehrere…Wie sieht das denn zur Zeit bei dir aus, wenn ich fragen darf? Ich bin essgestört seit ich 12 bin, also auch 10 Jahre. Die B bekam ich aber erst mit 17. Mit essgestört meine ich aber auch ein essgestörtes Verhalten, was man weder mit MS noch mit etwas anderem bezeichnen kann. Es ging eher in Richtung Binge Eating.
Natürlich kann man nicht in ein paar Wochen gesunden, aber ich habe die Krankheit ja auch schon so lange und ich weiß, dass sie nichts bringt und warum sie da ist. Ich möchte sie ja nicht haben, aber irgendwie kämpfe ich trotzdem nicht richtig. Ich strenge mich nicht genug an, obwohl ich weiß, dass ich es müsste. Nicht, dass es wieder so sein wird, wenn ich aus der Klinik komme. Bei meinem ersten Rückfall schon, war ich so enttäuscht und habe mir nicht verziehen. Ab da hatte ich – genau wie vorher – jeden Tag Fas…
Vielleicht ist es so, dass nur ich die Person bin, die sich unter Druck setzt. Das sagt meine Mutter auch. Nur haben sich ihre Aussagen, auch von früher, so eingebrannt, dass ich nichts anderes denken kann, als dass ich sie nicht enttäuschen mag und sie unendlich traurig und verzweifelt wäre, würde ich es nicht schaffen. Letztens, auch wenn es sich krass anhört, habe ich daran gedacht, was wäre, wenn es sie nicht gäbe. Nicht dass ich das will, absolut gar nicht. Ich liebe meine Mama. Doch mein Druck war weg und ich fühlte mich frei, mein Leben so zu führen wie ich es will ohne Druck und ohne irgendjemandem etwas beweisen zu müssen. Ganz komisch.
Hui, dann wohnst du ja ganz in meiner Nähe. Meine Freundin wohnt jetzt auch in Bochum und studiert dort Biologie und Chemie.
Schade, dass dir das Studium nicht so gefällt, aber du kannst etwas daraus machen, oder? Und du hast es trotz deiner ganzen Schicksalsschläge geschafft, dir Freunde zu suchen, ein neues Studium anzufangen, auszuziehen, wieder umzuziehen und eine Beziehung aufzubauen. Du kannst wirkich stolz auf dich sein.
Wie alt ist dein Freund? Ihr wohnt also nicht zusammen, möchtest du nicht wegen der ES? Oder wäre es noch zu früh?
Ich bin mittlerweile auch schon fast 4,5 Jahre mit meinem Freund zusammen, wohne aber auch alleine und er noch bei seinen Eltern. Ich möchte auch erst einmal nicht mit ihm zusammen ziehen, weil er noch so unselbstständig ist und ich meine Krankheit habe. Zudem liebe ich meine Freiheit. Ich denke, dass ich auch nicht mit ihm zusammen ziehen wollen würde, wäre ich gesund.
Vielen lieben Dank noch mal für deine Antwort.
Habe mich darüber sehr gefreut!
Lieben Gruß
Schlafquala
Re: Studium, Krankheit, Verzweifelt
#16Verstehen kann man das Leben rückwärts, leben muß man es aber vorwärts.