"grundlose" ES?

#1
Hi Leutz!

Hm, hab mal eine Frage an euch... Ich lese hier im Forum immer wieder von Mitgliedern, die wirklich Schlimmes erlebt haben, bei denen irgendwo recht klar ist, woher die Essstörung kommt. Und dann denk ich mir immer, wie unfair ich bin, dass ich - die ich echt eine schöne Kindheit hatte, ein nettes und verständnisvolles Elternhaus habe und nie irgendein traumatisches Erlebnis erlebt habe - eine ES entwickle, die doch anderen viel mehr "zustehen" würde (klingt saublöd, ich weiß, aber ich hoffe ihr wisst, was ich meine?) Ich komme mir dann vor, wie eine kleine Prinzessin, die unbedingt noch mehr Aufmerksamkeit will und sich zu diesem Zweck die ES ausgesucht hat.

Nun meine Frage an euch: Gibt's jemand unter euch, der solche Gedanken kennt? Der auch eine gute, gesunde Vergangenheit hat und scheinbar "grundlos" eine ES entwickelt hat?

Würd mich über Antworten freuen,
gglg, Hörnchen :?:

P.s.: Ich hoffe, dass das keiner falsch versteht, das ist NICHT so gemeint, dass ich anderen die ES wünsche! Und ich find's auch nicht unfair von irgendeiner höheren Macht, dass sie mir die ES geschickt hat - ich find's unfair von mir quasi durch eine ES anzudeuten, dass es mir nicht gutgeht, obwohl es mir eigentlich total gut geht...

Re: "grundlose" ES?

#2
BertaSophie hat geschrieben:Auch "Überbehütung" kann zu einer ES führen.
Genau.... :roll: :(

Ich denke auch dass es nicht zwingend einen klaren, in der Vergangenheit liegenden Grund für die Essstörung geben muss.
Es gibt leider so viele Gründe, die wohl überhaupt nicht alle in irgend einer Weise greifbar sind....

Larissa

ps: ich kenne das, Hörnchen.
Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut könnte eine Gans nach Hause bringen.
Georg Christoph Lichtenberg

Das Leben ist ein Regenbogen!

Re: "grundlose" ES?

#3
ja, ich kenne und verstehe das. habe mir diese frage auch des öfteren gestellt. natürlich gab es die eine oder andere sache die nicht glatt gelaufen ist im leben. aber alles in allem war es bzw ist in ordnung.
mehr hab ich dazu nicht zu sagen.
Und mit jedem neuen Tag frisst uns der Alltag auf.

ich ziehe mich vorerst zurück.

Re: "grundlose" ES?

#4
Hallo ihr 3!

Danke für eure Antworten, es hilft mir echt, dass ich nicht die einzige mit solchen Gedanken hier bin!
BertaSophie hat geschrieben:Auch "Überbehütung" kann zu einer ES führen.
Hm, naja, ein bisschen trifft das schon zu, aber eben nur ein bisschen und nicht sooo extrem, dass ich das als Auslöser sehen würde... Meine Eltern haben mich mit 19 ohne große Widerrede ausziehen lassen - das spricht eigentlich gegen eine zu gr0ße Überbehütung, oder?

Naja,"DANKE!!" auf jeden Fall nochmal,
gglg, Hörnchen

Re: "grundlose" ES?

#5
Hallo Hörnchen
die ich echt eine schöne Kindheit hatte, ein nettes und verständnisvolles Elternhaus habe
also bisserl kühl hört sich dieser Satz für mich schon an.
Kann aber natürlich sein, dass ich mich täusche und du es eigetnlich nur knapp formulieren wolltest.

Darf ich dich fragen, wie denn in eurer Familie die Familienmitglieder miteinander umgegangen sind?
Und "nett" und "verständnisvoll" drückt für mich nicht gerade die große Liebe aus.
Wie schaut es denn in eurer Familie mit kuscheln und liebkosen aus?
Und welche Rolle denkst du, in eurer Gemeinschaft gehabt zu haben und noch immer zu haben?

Sind nur ein paar Gedanken, die mir so in den Sinn gekommen sind.

Liebe Grüße
Hedi

Re: "grundlose" ES?

#6
Ich dachte auch immer, ich habe eine grundlose ES. Zumindist bei der Esserziehung hat meine Mutter nicht viel falsch gemacht. Was gegessen wird, war eine ziemlich demokratische Entscheidung (wenn es einen interessiert hat, mich nicht). Es war auch nix verboten. Wenn wir zwischendurch noch was essen wollten, stand Obst auf und Yoghurt im Kühlschrank.

Allerdings, seit Therapie bin ich schlauer. Nur, weil die Gründe nicht offensichtlich sind, heißt es nicht, dass sie nicht destruktiv wirksam wären.

lg

aire

Re: "grundlose" ES?

#7
Hi!
Wie schaut es denn in eurer Familie mit kuscheln und liebkosen aus?
Doch, doch, das war und ist schon da ;) Vor allem mit meiner Mutter hab ich immer sehr viel gekuschelt - und tue es heute immer noch (Wobei ich mir manchmal denke, dass ich mit 21 ja schon zu alt dafür bin mich an meine Mama zu hängen und mich - wenn ich mal bei ihnen fernsehe - auf ihre Schoß zu legen...) Aber meine Mutter hat mir da immer sehr viel Nähe gegeben und es war nie eine "kalte" Beziehung...
Und welche Rolle denkst du, in eurer Gemeinschaft gehabt zu haben und noch immer zu haben?
??? - keine Ahnung... Als Kind war ich wohl die Tochter im ganz normalen 0815-Sinn und jetzt ist unsere Beziehung wohl etwas freundschaftlicher geworden und meine Mutter kommt mit ihren Sorgen auch mal zu mir, dafür hab ich dann kein so schlechtes Gewissen, wenn ich mich mal bei ihr ausheule... Doch ja, ich würde schon sagen, dass ich und meine Mutter ein sehr gutes Verhältnis haben...
Allerdings, seit Therapie bin ich schlauer. Nur, weil die Gründe nicht offensichtlich sind, heißt es nicht, dass sie nicht destruktiv wirksam wären.
...Naja, mein Thera würd da wahrscheinlich auch ganz gerne "Gründe" bei meinen Eltern finden (er ist Systemiker, die ja die Theorie vertreten, dass jmd. der psychisch krank ist nur der "Symptomträger" eines Systems/einer Familie ist), aber das lasse ich irgendwie auch gar nicht zu. Ich hab dann irgendwie immer das Gefühl, dass er meine Family angreifen möchte und da nehm ich dann immer sofort die Verteidigungsposition ein... Aber es ist ja auch wirklich so, dass ich mit meiner Familie einen Glücksgriff gemacht habe...

Danke nochmal für die Antworten,
gglg, Hörnchen

Re: "grundlose" ES?

#9
aire hat geschrieben:Was gegessen wird, war eine ziemlich demokratische Entscheidung (wenn es einen interessiert hat, mich nicht). Es war auch nix verboten. Wenn wir zwischendurch noch was essen wollten, stand Obst auf und Yoghurt im Kühlschrank.

Ich dachte eine Essstörung hätte nichts damit zutun was/wie/wie viel in der Kindheit/Jugend gegessen wurde und wie letztendlich mit dem Essen in der Familie umgegangen wurde...

Da gehts doch um ganz andere Dinge. Das Essen ist doch dann nur das Mittel zum Zweck.


Es gibt auch von sehr liebevollen Eltern ganz subtile "Zeichen", die ein Kind irgendwie "aus dem Gleichgewicht" bringen können.

Und jetzt mal am Gegen-Beispiel von mir (wo ja Lieb- und Repektlosigkeiten, Gewalt und Verachtung an der Tagesordnung stand): Ich hab dadurch noch ziemlich viele andere seelische Probleme neben der ES.

Wenn du, Hörnchen, also "nur" diese ES hast und sonst keine Sorgen, dann kannst du dich wahrscheinlich schon verhältnismäßig glücklich schätzen - glaube ich.
Wenn du sonst die Fähigkeit hast zu lieben und fähig bist die ganze Bandbreite an Gefühlen zu spüren, die Menschen eben so kennen und dich nicht wie ein lebloser Eisklotz fühlst, der jeden Tag 3 mal Lust hätte sich von der Brücke zu stürzen weil er sich wie eine leblose Hülle füllt die überall fehl am Platze ist... dann, herzlichen Glückwunsch.



Eine Essstörung ist dennoch niemals grundlos! Vielleicht fehlte dir bei aller Harmonie auch ein wenig mehr Freiheit oder so. Irgendwas, was in Richtung Überbehütung geht, wie schon gesagt.

Re: "grundlose" ES?

#10
also ich mein auch das es für jede es einen oder mehrere gründe gibt... manchmal vielleicht sogar oft weiß man nicht warum... wenn du dir gar keinen reim darauf hast wo es eventuell her kommen könnte dann mh... dann lass dich doch vielleicht mal hypnotisieren... da erfährt man scheints auch viel von sich und oder seiner vergangenheit... hoffe ich hab nicht zu verwirrend geschrieben.. wollte damit nur sagen das es einem nie grundlos schlecht geht.....sei gedrückt mimi
die angst in der eigenen leere zu versinken ist wie wein stich ins herz.. wer nicht kämpft hat schon verloren.

Re: "grundlose" ES?

#11
@hedi:

Mit meinem Papa hab ich eigentlich auch eine ganz gute Beziehung - die ist halt nicht soeng und so vertrauensvoll, wie die mit meiner Mutter, aber ich denke die meisten haben eine bessere Beziehung zu ihrer Mutter als zu ihren Vater, ist halt nach wie vor so, dass Kinder halt oft Frauensache ist... Das nüchterne Kommentar meines Theras, als ich in der ersten Stunde meine Bezihung zu meinem Vater beschreiben sollte war: "Sie mögen also ihren Vater." - Naja und damit hat er's eigentlich eh auf den Punkt gebracht...

@mimi:

Hm, ja mein Thera kann eh auch Hypnotherapie - er hat sie mir in der 2ten Stunde mal als Tiefenentspannungsmethode angeboten (also eine eher leichte Hypnose, wo's wirklich nur um die Entspannung und nicht um die Erarbeitung von Themen geht) - war aber damals noch nicht bereit dazu, weil ich ihn noch nicht gut genug gekannt habe. Jetzt könnte ich mich wahrscheinlich eher drauf einlassen, aber ich glaub der systemische Ansatz ist mir doch noch lieber...

danke euch 3,
Hörnchen

Re: "grundlose" ES?

#12
ich glaube ehrlich gesagt auch nicht dass es sowas wie eine grundlose ES gibt.

ES zeugt ja schließlich von schweren psychischen problemen. Es mag ja sein, dass mit der zeit dynamiken wie die zuckerfalle und bei para und langeweile und einsamkeit und depressionen usw. übernehmen und man den wahren grund vergisst, aber zu beginn stand glaub ich bei allen ein grobes problem.

du hast dir ja schließlich dabei was gedacht, als du mit dem kotzen angefangen hast. du hast es ja aus einem bestimmten zweck gemacht.

Re: "grundlose" ES?

#13
kunststoff hat geschrieben:du hast dir ja schließlich dabei was gedacht, als du mit dem kotzen angefangen hast. du hast es ja aus einem bestimmten zweck gemacht.
Naja... um abzunehmen halt... Und das kann einen krankhaften Ergeiz, oder ein schwaches Selbstwertgefühl etc. etc. bedeuten...

das kennen wir ja schon alle.

Re: "grundlose" ES?

#14
Para hat geschrieben:Und das kann einen krankhaften Ergeiz, oder ein schwaches Selbstwertgefühl etc. etc. bedeuten...

Wobei das schwache Selbstwertgefühl auch daher kommen kann, dass man von seinen Eltern nich die nötige Anerkennung bekam. Ich denke, Kinder wollen für ihr Handeln oder ihre Leistungen gelobt werden, aber vielen Eltern is nich bewusst, dass es sich in den Augen des Kindes um eine wirkliche Leistung handelt, weshalb sie es eben nich tun.
Wie auch immer, ich glaube, dass nich überall die Wurzel des Übels in der Kindheit oder der Erziehung liegen..Viele Auslöser können ja auch außerhalb liegen. Ich bin sogar der Ansicht, dass es -bei mir- so war und mir deshalb erst klar geworden ist, was bei mir zu Hause schief lief.

Liebe Grüße
All your cutting down to size. All my bringing you down.

Re: "grundlose" ES?

#15
Hörnchen hat geschrieben:Jetzt könnte ich mich wahrscheinlich eher drauf einlassen, aber ich glaub der systemische Ansatz ist mir doch noch lieber...
...und das will was heißen, da du auf die Family ja nichts kommen lassen willst. :lol: :wink: (was ich auch verstehen kann)
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