#16
für mich hat der perfektionismus auch teilweise was mit selbstwertgefühl zu tun.
der gedankengang "ich bin nur gut, wenn ich perfekt bin; ich darf mir keine fehler erlauben, sondern muss mich beweisen" - den hat jemand mit genug selbstvertrauen nicht. jemand, den ein fehler nicht aus der bahn wirft, der sich deswegen keine schuldgefühle macht, sondern (auch unbewusst) weiß "ich darf - wie jeder andere mensch auch! - fehler machen, deswegen bin ich nicht weniger wert!".
für viele ist *kg mehr gleichzusetzen mit versagen. disziplinlosigkeit. unperfektheit!
aber was macht das schon - keiner mag einen deswegen weniger, das ist kein fehler der nicht wiedergutzumachen ist.

#17
Little_Puma hat geschrieben: Seid ihr eigentlich Perfektionisten?? Bei mir trifft das voll zu.... bin selten so richtig mit etwas zufrieden.....
eigentlich nicht mehr.
warum? ich habe irgendwann mal darüber nachgedacht, dass ich andere leute, die "zu perfekt" sind, gar nicht sympathisch finde. erst die kleinen macken und fehler machen einen menschen liebenswert. in den kinofilmen ist man doch auch nie für den aalglatten schönling mit der traumkarriere, sondern für den lebensechten chaoten, der sich mehr oder weniger durchwurstelt :wink:
ich mache mich nicht mehr für fehler fertig, die nur menschlich sind.
was auch auf die bulimie zutrifft. es ist für mich nicht realistisch, von heute auf morgen NIE mehr zu kotzen. seit ich meine rückfälle weniger dramatisch sehe, finde ich viel schneller wieder raus.

das "eigentlich" vor dem "nicht mehr" oben gilt für mein gewicht. da bin ich nach wie vor perfektionistisch. und alles drüber ist ein absolutes no-go :roll:

#18
Seid ihr eigentlich Perfektionisten?? Bei mir trifft das voll zu.... bin selten so richtig mit etwas zufrieden.....
ja... ich "war" es mal... habe aber noch immer eine neigung dazu :?

Vor drei Jahren habe ich begonnen, mich täglich zu überarbeiten. Ich wollte nicht nur in der schule perfekt sein. Ich wollte für Freunde und alle anderen perfekt sein. Also habe ich mehrere Jobs angenommen, mehrere ehrenamtliche tätigkeiten, habe alles mögliche "freiwillig" gemacht. Und dann noch für die freunde aufopfern, mit dem freund zusammen sein, die Essstörung ausleben...

Ich habe mich regelrecht permanent überfordert. Und irgendwann konnte ich nicht mehr, es war mir alles zu viel, jede kleinigkeit hat mich überfordert. Ich wollte nichts mehr tun, hatte körperliche beschwerden, bin in suizidgedanken gerutscht und sah keine hoffnung mehr... Ich stand sicherlich schon kurz vor dem burn-out und nichts bereitete mir mehr freude...

Es geht mir jetzt besser. Zumindest setze ich mich nicht mehr so sehr unter druck und lasse mir zeit für mich. Ich kann nur dazu aufmuntern, sich für sich SELBST zeit zu nehmen und daran zu denken, dass man nicht "perfekt" sein kann...

aber so richtig bin ich davon nicht weg... aber es wurde besser, nach meinem tiefpunkt :cry:
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.