nur ab und zu...

#1
hallo

das ist mein erster beitrag in diesem forum. ich selber bin nicht betroffen, habe vor einigen tagen allerdings offiziell von meiner frau erfahren, dass sie ab und zu k...

ihr essverhalten betrachtete ich zwar schon immer als nicht normal, doch gross beachtung habe ich dem nicht geschenkt bzw. wollte ihr nicht dreinreden...

nachdem ich mich nun etwas eingehender mit dieser krankheit befasst habe, wurde mir vieles klar, weshalb sich meine frau so verhält wie sie sich verhält (absolut kein selbstvertrauen, ständig müde, ohne eigentlichen grund schlecht gelaunt, keine lust auf zuneigung, an nichts freude etc.). dies führte auch zu grösseren problemen in unserer beziehung.

für mich jedenfalls steht fest, dass ihre probleme von ihrer ES herrühren. sie sieht das allerdings nicht so und findet, dass sie es (k...) ja nur gelegentlich mache und kein problem damit habe. sie sei sicher keine bulimikerin. anfügen möchte ich, dass sie täglich harntreibenden tee kippt und abführmittel benutzt. bezüglich des abführmittels weiss ich jedoch nicht wie oft sie es nimmt. auch zum k... kann ich nicht sagen, wie oft sie es macht. allerdings ist sie seit mehreren jahren mehr oder weniger immer auf diät...

darum meine frage: ab welchem zeitpunkt steckt man in dieser krankheit drin bzw. kann es sein, dass ich das ganze zu dramatisch sehe? wie soll ich mich verhalten?

schon jetzt vielen dank für etwelche antworten.

#2
ich glaube ganz und gar nicht,dass du da was übertreibst
diäten sind meistens der anfang allen übels
deine frau scheint das ja so schleichend fortzusetzen udn so wie sich das anhört steckt sie da schon ziemlich drin
in der medizin geht man davon aus,dass man ab dann bulimikerin ist,wenn man zweimal wöchentlich k*,bzw.abführt und das über einen zeitraum von 2monaten
also siehst du,dass deine frau da schon länger ein problem mit hat
auch die tees sind ja ein anzeichen dafür
wie wärs,wenn du dies betreffende seiten im internet suchst,die wichtigen stellen fett anstreichst und ihr es mal vor die nase hältst?
sie scheint ja immer zu versuchen sich da rauszuwinden
und versuch ihr klar zu machen dass das eben nicht normal ist udn dass sie hilfe benötigt

#3
danke für die antwort.

da ich meine frau mittlerweilen ziemlich gut kenne, wusste ich, dass ich sie nicht direkt darauf ansprechen darf, da sonst feuer im dach ist...

ich habe ihr also ausdrucke aus dem internet hingelegt und sie sanft versucht zu motivieren, diese mal zu durchzulesen. das hat sie dann auch getan. sie bleibt aber dabei, dass dies nicht das problem sei.

im allgemeinen reagiert sie auf alles und jedes extrem empfindlich und fühlt sich sofort angegriffen. auf die krankheit angesprochen reagierte sie genau gleich und versuchte ihren zustand auf alles andere abzuschieben.

wie lange kann es dauern bis sich betroffene die krankheit eingestehen? was kann ich sonst noch unternehmen um sie davon zu überzeugen, dass sie hilfe braucht? es ist extrem schwer mit ihr unter einem dach zu leben. egal was und wie ich es mache, es ist immer falsch...

#4
warum verschweigt sie es ihrer besten freundin, der sie - wie sie selbst sagt - alles erzählt? auch ihre mutter weiss nichts davon. sie erzählt allen sie sei ausgelaugt und ich würde ihr keine luft lassen... ich würde ihr druck machen, und zwar ohne etwas zu tun, zu sagen oder sonst was, einfach nur schon durch meine anwesenheit?!

dabei lasse ich sie wirklich machen, da ich mittlerweilen herausgefunden habe, dass dies ihre launen nur noch verschlechtert. dennoch fühlt sie sich unverstanden und will nicht darüber reden bzw. gibt die schuld allen anderen.

sie ist auch der meinung, dass alle personen auf meiner seite stehen würden und alle gegen sie wären. das ist aber nicht so, es kann sich nur niemand erklären, weshalb sie so unzufrieden ist, da sie eigentlich alles hat und auch eine attraktive person ist.

wir haben drei kinder und die familie steht auf dem spiel! ich bin mittlerweilen ausgezogen, da ich das spiel nicht mehr mitspielen will. ich habe ihr gesagt, dass ich ihr helfen will und zurückkomme, wenn sie sich endlich ernsthaft mit IHREM problem auseinandersetzt. war das falsch?

könnte es helfen ihre freundin oder mutter einzuweihen, oder würde das den druck auf sie nur zusätzlich erhöhen? wie würdet ihr das problem angehen?

#5
Ich habe lange mit Süchtigen (AlkoholikerInnen, Essgestörten...) gearbeitet. Ich kenne daher dein Problem, weil es sich scheinbar in jeder Beziehung wiederholt. So lange es geht versuchen die Partner ihre Freundinnen zu unterstützen bis sie merken, dass es so nicht weitergeht - und zwar für sie selbst. Bei den meisten Süchtigen ist das Problem, dass sich die Betroffenen die Schwere ihrer Störung nicht bewusstmachen (können), wahrscheinlich ist das auch Selbstschutz - wer gesteht sich so etwas schon gerne ein. Wenn du deiner Frau helfen willst, glaube ich, dass du das richtige gemacht hast, indem du ihr gezeigt hast, wie *du* darunter leidest und ihr gleichzeitig auch zu verstehen gegeben hast, dass *du* sie weiter liebst und auch zurückkommst, wenn *sie* anfängt, sich selbst zu lieben. So lange, bis das passiert, musst du glaube ich warten und zeigen, dass du da bist, wenn sie wirklich Hilfe will. Argumentieren bringt da meist nicht viel, weil die Abwehr das Offensichtliche zu akzeptieren nicht logisch, sondern emotional ist... Ich glaube, dass jeder der süchtig ist, eine Hilfe braucht, meist auch professionelle (weil es dann schneller geht und man sich Versuch-und-Irrtum-Lernen) erspart). Ich bin mir aber auch im Klaren, wie schwer es ist, zu jemandem den man so liebt so "hart" zu sein. Ich glaube aber, dass die Betroffenen noch viel härter zu sich selbst sind.

Du kannst mich gerne auch off-list kontaktieren.

#6
hallo dmr

danke für die antwort. das was du geschrieben hast sehe ich eigentlich genauso. auch das verhaltensmuster solcher personen wird in den einschlägigen foren in immer ähnlicher weise beschrieben.

was ich jedoch nicht absehen kann, ist die reaktion meiner frau, wenn ich ihre beste freundin einweihe. zu dieser hat sie regen kontakt und erzählt ihr - meiner meinung nach - von problemen die gar keine sein können oder jedenfalls nicht so grosse und unlösbare, wie sie dies ihrer freundin schildert. für mich ist diese freundin eigentlich die einzige person, welche sie ihre "geschichten" erzählen kann, ohne auch nur im geringsten hinterfragt zu werden. sie wollte auch nie, dass wir zu dritt über die von ihr geschilderten probleme - welche ich nie nachvollziehen konnte - sprechen...

ich denke sie sich davor fürchtet, dass diese kollegin dann plötzlich auch gewisse dinge hinterfragt. das wiederum hätte wahrscheinlich zur folge, dass sie sich, wie sie es bei allen anderen personen bislang auch tat, sofort zurückzieht und denkt alle hätten sich gegen sie verschworen und würden auf meiner seite stehen...

das führt meiner meinung nach zu der ebenfalls beschriebenen isolation solcher personen und von da aus geradewegs in die innerliche vereinsamung.

soll ich mit dieser freundin reden?

gruss und dank

#8
Hallo SamSam!
Ich schreibe jetzt mal wie ich an ihrer Stelle reagieren würde, wenn mein Freund es meiner besten Freundin erzählen würde...ich würde ausflippen, mich hintergangen fühlen und keinen wirklichen Sinn dahinter sehen!
Von mir: Ich habe es viele sog. "besten" Freundinnen erzählt...die wissen genauso wenig wie du...wie sie damit umgehen sollen...im Gegenteil...es wird dumm gefragt "Hast du immernoch Probleme?" ..du wirst beim gemeinsamen Essen schief angeschaut, was du isst und selbst, wenn du danach einmal wirklich nur auf Toilette gehen möchtest...schon kommst du dir noch schuldiger vor...
Ich würde vorschlagen mit ihr darüber zu sprechen..ehm....es zu versuchen *lächel*
Oder ließ ein paar Bücher...."Die Frau, die im Mondlicht aß"...oder ähnliches...brauchst ja nur bei Amazon dieses von mir so verhasste Wörtchen einzugeben! Die Auswahl ist leider erschreckend groß!
Gib ihr vleicht ein von dir gelesenes Buch...zeige ihr so, dass du dir große Gedanken um sie machst...das wäre mein Vorschlag...doch du kennst sie bestimmt weitaus besser..und kannst dir vleicht denken, wie sie auf was genau reagiert!
ganz liebe Grüße von mir!

#9
Hallo Samsam,

Dein Posting hat mich emotional tief getroffen, da es mich an eine Zeit vor ungefähr 10 Jahren erinnert hat, die vielleicht Parallelen zu der Phase zeigt, die Du und Deine Frau jetzt durchmachen. Ich will Dir nur meine Geschichte erzählen, was Du aus ihr lesen kannst, entscheide selbst.

Vor 10 Jahren waren unsere Kinder 1, 3 und 6 Jahre alt. Ich habe in dieser Zeit Erziehungsurlaub genommen und war durch meine Kinder total überlastet. Ich hatte keine freie Minute, ständig muste ich abrufbar sein für meine Kinder (das ist in diesem Alter normal!) und habe mir selbst auch keinen Freiraum gegönnt, weil ich meinte, mich ganz hinten an stellen müssen. In meinem Perfektionismus (Charakereigenschaft von Bulimikern) hätte ich mir diese Überlastung nie zu gestanden und habe gemeint, es ist o.k., für mich selbst keine Zeit mehr zu haben. Aber es war nicht o.k.. Die Konsequenz war, dass mich in dieser Zeit meine ES stark eingeholt hat. Dieser Makel und der Stress hat mein Selbstwertgefühl zusätzlich in den Keller gezogen. Trotzdem war es mir äusserst wichtig, den Schein zu wahren, nach aussen perfekt zu erscheinen.
Ich habe auch wie Deine Frau typische Burnout-Syndrome gezeigt. Mein Partner hat mir damals geraten, mehr für mich zu tun und hat mir Freiräume geschaffen, in denen er die Betreuung der Kinder übernommen hat. Ich habe dann an einen Entspannungskurs teilgenommen und hierüber die Psychologin kennengelernt, der ich später meine ES anvertraut habe und bei ihr ein Therapie gemacht.
Hätte mein Partner mich stattdessen selbst auf die ES angesprochen, hätte ich zu der Zeit wahrscheinlich alles abgeblockt. Es wäre mir so vorgekommen, als ob mein Partner nur ein weiteres Makel gefunden hätte, mein Selbstwertgefühl wäre weiter gesunken. Und ausserdem lagen damals meine größten Probleme in der Überlastung durch die Kinder, nicht in meiner ES. Diese Kritik hätte mir nur verdeutlicht, dass ich nicht perfekt funktioniere. Nicht mir selbst soll geholfen werden, sondern nur das Funktionieren innerhalb der Familie, sei es nun als Mutter oder als Geliebte? Denn die ES ist nicht mein eigentliches Problem gewesen, sondern die Lebenssituation. Hier brauchte ich die Hilfe, nicht bei der Bewältigung der Symptomatik. Geht es meinem Partner wirklich um mich selbst?
Erst als ich wieder Zeit für mich selbst hatte, habe ich erkannt, dass ich etwas tun musste, um mich von der ES zu heilen. Dies musste ich für mich alleine tun. Hilfe habe ich von meinem Partner in der Bewältigung der Lebenssituation gebraucht und dort auch angenommen.
Wäre mein Partner damals ausgezogen, so wäre ich zutiefst verletzt gewesen, denn für mich wäre es vorgekommen, als wenn ich im Stich gelassen worden wäre. Aber ich wäre einen Teil meines schlechten Gewissens meinem Partner gegenüber losgewesen, denn es war mir sehr wohl damals klar, wie sehr ich ihn vernachlässigt habe. Nur Druck von seiner Seite hätte mir überhaupt nicht weiter geholfen, sondern nur bewirkt, dass ich mich verschließe.

Dies ist meine Geschichte, was auf Euch zutrifft, weiß ich nicht. Ich glaube aber, dass es auch noch andere Gründe als Uneinsichtigkeit gibt, dass man seine ES nicht eingestehen will.

Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem