Dringende Frage!!!! | 6 Antworten

#1
Von Honda am 12.01.2002

Ich habe ein problem! Meine freundin leidet an bulimie und ich will ihr helfen, diese krankheit zu bezwingen! Ich habe schon erfahrung mit diesem leiden, da ich zwei bekannte hatte, die ebenfalls darunter gelitten haben! Eigentlich ist die beste behandlung jene, das übel bei der wurzel zu packen! Problem: jedesmal hat die bulimie andere wurzeln sowie andere züge gehabt!! Bei der einen(muss gestehen, das alle die ich kenne, ganz besonders meine freundin schlank sind und weit über den schnitt gutaussehend)war es der drang wie diese Knochenmodels(verzeiht den ausdruck)auszusehen! Sie hat kaum gekotzt, hat sich aber mit abführmittel geschadet! Das ging soweit, das sie von allein nicht mehr aufs klo konnte und fast gestorben wäre! Wobei sie definitiv nie an essucht gelitten hat! Bei der zweiten war es umgekehrt! Sie hat alles was sie finden konnte verdrückt um dann am klo den finger im rachen verschwinden zu lassen! Ihr beweggrund war solcher, das sie aus frust(sie wurde oft von konsorten wie mir,"männern", entäuscht!
Bei meiner herzallerliebsten ist es so, daß ich ihren Beweggrund nur erahnen kann. Ich denke das sie sich zu dick vorkommt, andererseits hat sie soetwas verlauten lassen wie: will perfekt sein!
I finde sie perfekt so wie sie ist, hat a mörder gute figur und ein wunderschönes gesicht! Sie sagt sie hat *kg zugenommen(hat aber trotzdem idialgewicht), ich sehe es nicht, was aber normal ist über den winter!! Der körper schützt sich vor kälte!! Ich denke das diese krankheit nicht nur psychischer natur ist, weil früher oder später gewöhnt sich ja auch der körper daran und lasst keinen normalen essalltag mehr zu! Ich weiss das sehr viele obergescheit daherreden a la: psychos oder Selbstbemitleider! Ich sehe das nicht so eng, weil ich meine leute kenne und ich nicht glaube, daß ihr leiden nur bzw. gar nicht durch Selbstmitleid bzw. mangelden Selbstbewusstsein gekommen ist! Wird soetwas zur gewohnheit??? Ich kann nur von mir etwas erzählen: I war nach einem unfall klinisch tot, hatte leber und lungenrisse, hatte bei 198cm *kg und hatte eine gelähmte hand! Gehen konnte ich auch nicht mehr! Alle ärzte sagten mit überzeugung, daß ich meine hand nie mehr bewegen könnte undich nie mehr laufen, sporteln oder gesund werden würde!Das machte mich so wütend,auf mich selbst und die ärzte, daß ich (löwen haben einen mörderischen ehrgeiz) ich aller welt und mir selbst zeigen wollte das es doch geht, das mein geist weit über meinem körper steht!! Nun laufe ich wieder, meine hand konnte ich eineinhalb jahre später wieder bewegen, ich klettere und fahre motocross! Ich weiss das von euch, vorallem meine freundin genauso diesen willen in sich haben!! Nun eigentlich meine frage: Ist diese krankheit körperlich so, das es nicht nur mit dem willen und geist zu tun hat?? Ich war nur verletzt und gelähmt, aber ich kenne die körperlichen störungen der bulimie nicht! Kann man dieses in etwa mit alkohol oder heroinentzug gleichsetzten? Da haben auch viele den willen wegzukommen, aber der körper spielt nit mit! Ergo: doppelt so schwer!
Kann man von einer in die wiege gelegt störung sprechen?
Oder hat diese krankheit mehrere mögliche auslöser, die man zu spät erkennt?

Ich kann nur sagen, das ich mit euch allen mitfühle und ich euch stärke, gesundheit und a super leben wünsche!!!

bisherige Antworten:


________________
Betreff: Re: Dringende Frage!!!!
Von Sylvia am 01.12.2002


Ich will versuchen einige deiner Fragen zu beantworten. Wichtig ist es wohl, dass man als erstes erkennt, dass das Kotzen nicht die gesamte Krankheit ausmacht, vielmehr ist es nur eins von vielen anderen Symptomen. Was nun die Ursache ist, ist sicherlich bei jedem anders. Was wir wahrscheinlich alle gemeinsam haben ist, dass wir unseren Körper hassen, auch wenn es aus Sicht der anderen oft sicher keinen Grund dafür gibt (ich bin mir sicher, dass ich mich auch bei Untergewicht zu fett fühlen würde, auch wenn ich mir immer wieder einrede, dass dann alles in Ordnung käme). Sie sagt, sie will perfekt sein--das ist wohl unser (bzw. mein) größtes Problem: Dinge können immer besser sein, als sie sind, deshalb sind wir meist nicht --eigentlich nie--mit dem zufrieden, was wir erreichen in so gut wie jeder Situation. Das Streben nach Perfektionismus bezieht sich ganz bestimmt nicht nur auf die Figur, sondern auf so gut wie jede Situation (so ist es bei mir, ich weiß nicht, inwiefern man das alles verallgemeinern kann, obwohl ich den Eindruck habe, dass es anderen ähnlich, wenn nicht genauso, geht).

Zur Gewohnheit wird es aber sicher auch. Sowohl psychisch als auch physisch. Eine für andere Menschen normale Mahlzeit könnte ich niemals guten Gewissens zu mir nehmen, ohne danach zu kotzen (dann ist es allerdings auch nicht guten Gewissens). Von Genuss kann da leider so wie so nicht die Rede sein. Entweder, weil ich weiß, dass ich danach kotzen werde oder weil ich mich so sehr zusammenreißen muss, dass ich nur daran denke, dass ich nur ganz wenig essen darf, damit ich nicht das Gefühl habe kotzen zu müssen. So oder so, gut fühle ich mich eigentlich nur, wenn ich es schaffe gar nichts zu essen, was dann wohl den magersüchtigen Anteil der Krankheit ausmacht.

Zu Entzugserscheinungen kann ich nicht viel sagen. Ich habe es mal geschafft nen Monat aufzuhören. Dafür ging es mir aber psychisch beschissener als sonst. Ich dachte jede Sekunde nur ans Essen, war sehr nervös, aber Schmerzen oder so hatte ich nicht. Also ich glaube nicht, dass mein Körper das Kotzen braucht, nur weil ich es seit Jahren mache. Im Gegenteil, er will glaube ich nichts lieber als dass ich endlich aufhöre. Leider ist das Aufhören schwieriger als bei Alkohol oder Drogen glaube ich. Klar, die haben diese fiesen körperlichen Entzugserscheinungen, aber sie dürfen "einfach" (ist wohl das falsche Wort...) keinen Schluck mehr trinken oder die Drogen nicht mehr anfassen, dann werden sie nicht rückfällig. Wir können aber nicht einfach kein Essen mehr anrühren. Das wäre sicher der falsche Weg. Ich glaube es ist eher so, als müsste ein Alkoholiker lernen jeden Tag ein Glas Bier zu trinken, ohne dass er sich besaufen darf.

Kann man von einer in die Wiege gelegten Störung sprechen??? Einige Menschen glauben, dass man genetisch vielleicht süchtig veranlagt ist. Ich weiß es nicht, glaube aber eher nicht dran. Ich glaube, dass es viel mehr was mit früheren Erlebnissen zu tun hat, die dazu führten, dass man seinen Körper hasst. Sei es in schlimmen Fällen s*x**ll* m*ssbr**ch, in anderen Fällen "nur" gemeine Kommentare bzgl. der Figur, die vielleicht gar nicht so gemeint waren und in manchen Fällen vielleicht auch einfach die familiäre Situation oder zu hohe Erwartungen, die an einen gestellt wurden. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich, denke ich.

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass du mit deiner Freundin darüber redest, dass du ihr die Möglichkeit gibst dir zu erzählen, wann es ihr besonders schlecht ging, ohne dich dabei von ihr abzuwenden und dass du siehst, dass Bulimie meist nicht nur essenstechnische Probleme auslöst. Sie sollte auf jeden Fall das Gefühl haben, dass du der Krankheit gegenüber offen eingestellt bist (ich kann nicht verstehen, warum man sich nicht vor mir ekelt, wenn man es doch weiß) und dass du für sie da bist, auch wenn es ihr nicht gut geht.

Ich hoffe ich konnte ein paar deiner Fragen beantworten und wünsch euch beiden alles Gute!!!


________________
Betreff: Re: Dringende Frage!!!!
Von Honda am 12.01.2002


Vielen dank für deine expliziten antworten! Es hilft mir schon, und das merke ich jetzt, mit jemanden darüber zu sprechen(schreiben)! I hab mei freundin irre gern und i steh dieser krankheit sehr offen gegenüber! Vorurteile sind was für schwachmatiker!
Vielen dank und alles gute auf deinen weiteren weg, und ah ja zum schluss: Das streben nach Perfektionismus ist eine fiktion! Weil in jedem auge das perfekte anders ausieht, sich anders verhält!! Es ist unmöglich, perfekt zu sein, weil es gibt an etwas perfektem genausoviel unperfektes! Das jing jang-, kehrseite der münze-, wo licht ist ist schatten prinzip!!!!! Du wirst immer nur die ansicht verändern, aber nie die ausgeglichenheit dieses gesetztes!!!!


________________
Betreff: Re: Dringende Frage!!!!
Von Tina 29 am 15.01.2002


Lieber Honda!?!
Also ich bin Medizinstudentin im letzten Semester, kann aber auch nicht definitiv sagen woher es kommt, was der Auslöser ist. Es gibt meiner Meinung nach zu viele Arten bzw. Anfangsstadien dieser Krankheit. Ich leide ja selbst darunter, bei mir kam es durch den Stress an der Uni sowie mit meiner damaligen Essgewohnheit. Eigentlicher Auslöser selbst war dann mein Partner der mich sitzengelassen hat, weil er meine Launen und meine gerundeten Hüften nicht mehr ertragen hat. Ab da an kotzte ich jeden Tag!
Ich finde es toll, daß Du von dieser Krankheit weißt. Hat es Dir deine Freundin mitgeteilt? Wenn ja, fühl Dich geehrt, weil sie Dich wirklich gern haben muß! Ich könnte es niemanden erzählen. Andererseits finde ich es auch toll, daß Du versuchst ihr zu helfen.
Du hast zwar immens viel durchgemacht was ich so lese und bist aus einer schlimmen Misere herausgestiegen.
Aber: Du kannst das mit dem was deine Freundin durchmacht nicht vergleichen! Es ist denke ich ähnlich wie ein Heroinentzug, weil der Körper und der Geist darin verwickelt ist. Nur das man jeden Tag mindestens 3 mal essen sollte. Dadurch wird es viel schlimmer! Essen muß man nämlich! Und Methadon gibt es auch keines. Du wirst sozusagen öfters, jeden Tag mehrmals damit konfrontiert. Das ist das Problem warum ich nicht wegkomme davon! Zusätzlich habe ich Angst wie ich aussehen würde, wenn ich nicht kotzen würde.
Ich sehe für mich kein Licht!
Möge es für Deine Freundin und Dich leuchten!
Ich wünsche es euch von ganzem Herzen!

LG Tina 29


________________
Betreff: Tina 29
Von Ein gutmeinender Kollege am 16.01.2002


Werte Tina!

Da du ja Medizin studierst und somit sicherlich weisst, dass in Österreich mindestens 300.000 Frauen an Ess-Störungen leiden, finde ich es besonders erschreckend, welchen naiv-unprofessionellen und pessimistischen Zugang du deiner Erkrankung gegenüber hast - denn allzu wahrscheinlich ist es, dass du im Zuge deiner späteren Arbeit mit Patienten mit Ess-Störungen oder ähnlich gelagerten psychischen Problemen zu tun bekommen wirst und ihnen dann helfen solltest. Diesen Menschen zu sagen: "Möge euch ein Licht leuchten, ich aber sehe keine Hoffnung", sie also gleichsam mit einer religiös angehauchte Behandlungs-Verweigerung zu konfrontieren, obwohl es erwieserner Maßen vielversprechende Behandlungsmethoden für Ess-Gestörte gibt, ist ein Eingeständnis der eigen Untauglichkeit für den ergriffenen Beruf.

Ich rate dir, gleich in den nächsten Tagen, statt einer Vorlesung, die dich ja ohnehin nur stresst, die in jeder größeren Stadt bestehenden Einrichtungen für Ess-Gestörte aufzusuchen(falls du in Wien studierst: am AKH u.a.) und deinen zukünftigen Kollegen von deinen Problemen zu erzählen - dort bist du sicherlich an der richtigen Stelle (Du wirst es erzählen können - schon Tausende haben es vor dir gekonnt!).
Dir deine Krankheit einzugestehen, ist sicherlich wichtiger als ein baldiger Studienabschluss!!! Oder glaubst du als kotzende Dr. med ein glücklicheres Leben zu führen???

Alles Liebe -
Möge Dir von mir aus auch ein Licht leuchten - aber vor allem: Tu was!!!


________________
Betreff: Für Tina 29
Von Ein gutmeinender Kollege am 16.01.2002


I

________________
Betreff: Für Tina 29
Von Asyl am 16.01.2002


Hallo Tina.

Ich kann dem Kollegen eigentlich nur Recht geben. Denn auch ich bin der Meinung, dass eine (zukünftige) Ärztin ihren (zukünftigen) Beruf verfehlt hat, wenn ihr Wille, Menschen zu heilen, vor der eigenen Person halt macht. Du solltest Dir vielleicht einmal Deine grundsätzliche Motivation, warum du das Medizinstudium ergriffen hast, bewusst machen. Schließlich bist Du ja nicht mehr in den ersten Semestern, wo man halt einmal ein bisschen "reinstudiert", sondern, wie Du selber schreibst, kurz vor dem Abschluss. Und es ist eine nun einmal eine Tatsache, dass nur, wer sich selbst zu helfen weiß, auch anderen helfen kann. Ich persönlich erwarte mir nämlich von einer Ärztin, dass sie so viel Eigenverantwortung an den Tag legt, dass sie erst einmal mit sich selbst (und ihrem Körper) ins Reine kommt, bevor sie mir medizinische Ratschläge gibt! Ich bin mir nicht sicher, ob man generell sagen kann, dass der Mensch eine Art "Verpflichtung" sich selbst gegenüber hat, sich zu helfen, um sich zu sorgen, bzw. Unterstützung von außen in Anspruch zu nehmen. Aber bei Menschen, deren Berufsbild darauf abzielt, anderer Menschen körperliche (und geistige) Gesundheit zu erhalten bzw. wiederherzustellen - wie eben zum Beispiel bei Ärzten der Fall - gibt es diese Verpflichtung zur Selbsthilfe auf jeden Fall! Wie gedenkst Du denn sonst später, und das fragt Dich ja auch schon der Kollege in seinem Posting oben, mit körperlichen Beschwerden psychosomatischen Ursprungs umzugehen, wenn du später damit konfrontierst wird? Wegleugnen und Verheimlichen wie Deine Bulimie? Die armen Patienten...
Wenn Du außerdem sagst, Du hättest Angst, das Kotzen sein zu lassen, weil Du dann eine Gewichtszunahme befürchtest, frage ich mich ernsthaft, wieviel Du über den menschlichen Stoffwechsel in deinem Studium gelernt hast...

Ich möchte hier aber keine Anklageschrift verfassen, darum geht es mir nicht, denn ich möchte Dich durch meine Vorwürfe eher dazu bringen, "Dein Schicksal in die Hand zu nehmen". Genausowenig geht es darum, Dir Deine Selbstzerstörung vorzuwerfen, denn auch Ärzte dürfen sich zerstören, keine Frage. Aber dass du Dich dem so widerstandslos hingibst, das kritisiere ich: Denn Du hast als angehende Ärztin und eine, die in Hinkunft über "krank" oder "gesund" bei anderen Menschen richten wird, meiner Ansicht nach die Verpflichtung, selbst den Ursachen Deiner Erkrankung auf den Grund zu kommen!
Denn Bulimie ist kein Schicksal, sondern eine Krankheit. Und das ist das Gute daran, denn gegen das Schicksal kann man nichts tun, gegen eine Krankheit aber sehr wohl!!!
Und dass Dein eigentliches Problem die 3 Mahlzeiten sind, die man pro Tag mindestens zu sich nehmen sollte, das glaubst Du (hoffentlich) nicht wirklich!

Noch einmal, ich will Dich hier aber keineswegs fertigmachen oder Dich gar bloßstellen, sondern nur dazu motivieren, Deine Bulimie in Angriff zu nehmen. Sonst überleg Dir vielleicht wirklich noch einmal, wie ernst es Dir mit dem Heilen von Menschen ist!!!

Eine erkenntnisreiche Zeit wünscht Dir
Asyl.


________________
Betreff: Re: Dringende Frage!!!!
Von Tina 29 am 19.01.2002


Also: Glaubt Ihr ich weiss nicht, das ich an mir arbeiten muß? Das tu ich ja seit 6 Jahren!!!!!!!
Und das ich es meinen Kollegen erzählen soll ist nicht euer ernst. Ich hab einmal mein Problem nach aussen gekehrt und wurde daraufhin verlassen.
Ich bin nicht heiss darauf, desintegriert zu werden!
Ich hab alles probiert, 5x am tag essen, mich abzulenken, autogenes Training usw.
Ich arbeite 6 Jahre an mir und es hat mir nichts geholfen.
Das ist leider etwas, wo kein Lehrbuch Heilung bringt. Wenn man es selbst hat, versteht man es besser.
Trotzdem danke für die ehrlichen Worte!