verstecken hinter der ES

#1
hallo ihr alle (vorgestellt hab ich mich im mitglieder-forum :) )!
ich hab unten so etwa ähnliches gelesen und wollte mal nachfragen ob ihr das kennt bzw. was ihr darüber denkt:

ich habe mir erst im laufe des letzten jahres meine ES eingestanden und vor wenigen monaten beschlossen eine therapie zu machen (musste dann noch 2 monate auf einen termin warten - morgen ist es soweit :D ). aber jetzt ist es so, dass ich - je näher die therapie rückt - immer öfter den drang habe zu k***! dabei möchte ich wirklich loskommen davon, weil es einfach nervt, viel geld kostet und ich mein zähne liebe!
manchmal kommt es mir vor als hätte ich angst einen teil von mir zu verlieren wenn ich die bulimie los bin. na ja - ist jetzt blöd erklärt - aber ich kann es nicht anders in worte fassen! hinter der ES kann ich mich verstecken - das ist etwas, dass nur mich etwas angeht (ich habe sehr gute freunde die mir zuhören und die bescheid wissen!), eine entscheidung die ich allein treffe und mit der ich allein lebe ... und das ist für mich oft etwas positives ...

das hört sich irgendwie krank an - aber so fühle ich! geht es irgend jemand noch so? ich meine, dass die bulimie wie ein stein ist, hinter den man sich verstecken kann um keine gefühle zulassen zu müssen? dass es manchmal wichtiger ist einen fa in "ruhe" haben zu können anstatt freunde zu treffen?
oder bin ich jetzt völlig meschugge?

#2
Nein, du bist kein bisschen meschugge! -du hast B* und da ist das denken total normal. Mir geht es auch so. Ich fresse meine Sorgen, Bedürfnisse udn Gefühle auch in mich hinein und betäube sie in einem FA. Die B* hast du dir "ausgesucht" (das Wort ist vielleicht ein bisschen fehl am Platz, aber ich weis nicht, wie ich es anders sagen soll). Es ist deine Entscheidung, nur du bestimmst, es ist dein ganz eigener Schatz, den du dir geschaffen hast, der keinen anderen etwas angeht - zumindest primär. Und jetzt hast du Angst, diesen Schatz, der dich beschützt, dir Trost gegeben hat usw, loszulassen. Aber das ist der einzige Weg wieder gesund und glücklich zu werden, und du kannst verdammt STOLZ auf dich sein, dass du bereit bist sie loszulassen!!!! Das du eine Thera anfängst. Ich finde das klasse, denn ich bin noch nicht fähig dazu. Ich hoffe, du wirst positive Erfahrungen machen, und dass es dir helfen wird, deinen gutbehüteten Schatz loszulassen.
Wünsch dir gaaaanz viel Mut und Kraft.

*flying angel*

#3
Hallo Azaria,
Was Du beschreibst, ist genau der Grund, warum es so schwierig ist, sich von seiner ES zu befreien. Aber wenn man genau an diesen Punkt ansetzt, hat man dazu gute Voraussetzungen. Es geht nicht um die Überwindung der Symptome, sondern darum, dass man lernt mit den Problemen umzugehen, die die ES zudeckt. Ich bezeichne meine Es gerne als meine Krücke, die ich brauche, um mein Leben zu leben. Diese Krücke gibt mir die Sicherheit, mit schlechten Gefühlen umgehen zu können, sie nicht so wichtig nehmen zu müssen, mich notfalls einfach zurückziehen zu können. Seitdem ich diese Krücke als mein Teil im Leben akzeptiert habe, bin ich immer öfter in der Lage, es auch einmal ohne sie zu versuchen und kann immer öfter auf sie verzichten. Und das tut unheimlich gut und motiviert, weiter daran zu arbeiten und auch mit Rückfällen umgehen zu können, anstatt die ganze Welt davon wieder zusammenbrechen zu lassen. Ich fühle mich auf dem richtigen Weg und ich fange schon jetzt an zu leben, muss nicht darauf warten, bis ich vollständig gesund bin, denn auch dann wird es vielleicht anders sein, aber nicht unbedingt leichter.
Viele liebe Grüße Kendra
Carpe Diem
cron