Tiefpunkt

#1
Hi
Wie kommt man aus diesem Teufelskreis?! Ich bin jetzt seit über fünf Jahren krank und kann einfach nicht mehr. Aber ich schaff es nicht aus dem Labyrinth wieder heraus zukommen. Also ich glaube eigentlich mittlerweile zu wissen WAS ich ändern muss, aber ich weiß nicht WIE.
Klingt bescheuert, oder?
hat jemand, der es geschafft hat eine Anleitung? :wink:
quatsch, sicher muss ich meinen eigenen weg finden, aber so ein paar gute tips wären echt lieb.
liebe grüsse
moona :roll:

#2
Hallo Moona,

ich bin Susanne, hatte 24 Jahre Bulimie und war alkoholabhängig. Bin seit 1999 von beiden Süchten clean.

Du hast ganz recht, eine Anleitung, wie man aus dem Teufelskreis 'rauskommt, gibt es nicht wirklich. Jeder muss seinen eigenen Weg finden.

Zunächst einmal, ich würde mich an deiner Stelle zunächst einmal in eine stationäre Therapie begeben, wenn du dich allein völlig außerstande fühlst, mit deiner Krankheit fertigzuwerden. Dort kannst du einen "Entzug" besser durchstehen (und mit dem F+K aufzuhören, ist ein Entzug, da sollte man sich nichts vormachen...) Außerdem wirst du psychologisch betreut, was total wichtig ist in dieser Phase. Im Anschluss an den Klinikaufenthalt ist gegebenenfalls eine ambulante Psychotherapie angesagt.

Ich weiß natürlich nicht, was die Ursachen für deine Krankheit ist - meistens stecken hinter der Bumilie psychische Erkrankungen, die behandelt werden müssen. Geschieht das nicht, ist die Rückfallgefahr extrem groß, vor allem wenn man aus der Klinik wieder raus ist und wieder dem Alltag ausgesetzt.

Wichtig bei allem ist: Du musst wollen, du musst wirklich gesund werden wollen! Sonst sind alle Hilfen, die dir angeboten werden, nichts wert. Bei Suchterkrankungen ist der Wille des Patienten ganz ganz wichtig. Ist dein Leidensdruck groß genug, erkennst du, was du dir mit dieser Krankheit antust - dann hast du gute Chancen.

Und noch etwas von mir: Ich konnte ohne die Süchte ein ganz neues, anderes Leben beginnen. Es ist so toll, normal essen zu können, keine Gedanken an Kalorien oder ein Pfund mehr oder weniger auf der Waage. Essengehen mit Freunden, kochen für die Familie - alles solche Dinge. Es gibt soviel, wofür es sich lohnt. Und je jünger man ist, desto größer sind die Chancen. Ich war leider schon über 40, als ich es endlich kapiert habe...

Schicke dir liebe Grüße,
Susanne

#3
Hey. Danke euch beiden für die Unterstützung. :lol:
Allerdings habe ich schon zwei (abgebrochene) Therapien hinter mir. Phasenweise läuft es auch mal ganz gut, aber sobald ich gestresst oder depressiv bin lass ich mich wieder gehen. Mein rationaler Verstand weiß ja, dass ich aufhören muss, aber meine Gefühle sind da weniger an Logik gebunden.
Frage an euch beide:
Es hört sich so an, als seid ihr gesund, aber gibt oder gab es diese Egal-phasen auf eurem Genesungsweg?
Es macht aber auf jeden Fall Mut zu hören, dass es möglich ist gesund zu werden. Aber bis dahin habe ich wohl noch einen weiten Weg... :?

gruß moona

#4
Hallo Moona,
jeder anfang ist schwer, aber noch komplizierter ist auch auf denselben weg über die zeit hinweg zu bleiben...
*erstmal - WOLLEN*.
ich bin auch seit 6 jahren krank und hab schon x mal neu angefangen. jeder anfang ist unterschiedlich, er gibt mut, hoffnung, selbstvertrauen...
mein weg dauert immer ca 1 - 2 Monate (ich meine, ohne FA & K). Dann werde ich glücklich, weil ich abnehme und stolz auf mich bin... dann vergesse ich, dass ich B habe.
muss aber jedes mal runterfallen auch wenn es sehr weh tut...weil ich immer alles durchsetze...
ich träume zu viel und deshalb bin oft entäuscht.
alles liebe

#5
Hi Borderline.
Hör nicht auf zu träumen! Ich glaube hinter unserer Krankheit steckt ne Menge Kraft. Und wenn wir mal gesund sind :wink: dann können wir diese Kraft positv einsetzen, oder?
Ich glaube man darf bei den Niederschlägen nicht zu streng mit sich sein! Besser man genießt die Phasen wo es gut läuft und versucht die Rückfälle zu reduzieren. Aber ohne Druck. Ich bin kein Versager, nur weil ich in einem von zehn fällen nachgebe, oder? Denn ich habs ja neuen mal geschafft! Positiv Denken!

gruß moona :D

#6
Hallo moona,

auch bei mir gab es vergebliche Therapie-Versuche. Und ganz ganz viele Egal-Phasen! Meine eigentliche Krankheit heisst "chronische reaktive Depressionen", und dadurch bin ich immer an die Grenze des Suizids geraten, wo mir wirklich alles sch...egal war! Aber am Ende hat dann doch der Lebenswille gesiegt!

Was verstehst du unter gesund? Frei von Essstörungen und abstinent vom Alkohol, ja, aber die Seele heilt nie so ganz und die Süchte haben körperliche Schäden hinterlassen, die irreparabel sind. Aber: Ich stelle keine Bedingungen mehr, nehme es so, wie es ist und sage mir immer: Es hätte auch viel schlimmer kommen können!

Als es bei mir klick gemacht hat, war ich bereit, alles so zu akzeptieren, wie es ist. Das war sehr wichtig. Einfach war es aber nicht. Musste meinen Perfektionismus aufgeben, das Bild, das ich von mir hatte, war falsch und das galt natürlich auch für das Körpergewicht. Und für viele andere Bereiche auch.

Ich musste Beziehungen beenden, mich von falschen Freunden trennen und am Ende auch die Arbeit aufgeben. Es hat viel von mir gefordert, kon-sequent zu bleiben. Aber: Alles war gut und richtig so und wenn ich zurücksehe, bereue ich das alles nicht. Wichtig ist, irgendwann mal den ersten Schritt zu tun. Dann ergibt sich alles weitere.

Liebe Grüße,
Susanne