trauer | 4 Antworten

#1
Von auszeit am 03.11.2001

Ihr Lieben,
ich sitze vor meinem computer und ich heule - wenn ich all diese beiträge lese, erinnere ich mich wie es mir gegangen ist...genauso - ich hatte 6 Jahre Bulimie und habe dann einen ganz lieben mann getroffen, der mir die kraft gab damit aufzuhören. ich habe ihm zwar nie erzählt, unter welcher krankheit ich leide, aber er hat mir das selbstbewusstsein gegeben, das mir anscheinend gefehlt hat. ich habe fertig studiert, habe einen guten job und dachte ich habe es geschafft - vor ein paar monaten hat mich mein freund verlassen und jetzt fängt alles wieder von vorne an - ich habe angst - unendliche angst, dass ich wieder in dieses loch falle - ich weiss, ich sollte dinge unternehmen, mich ablenken- aber ich kann im moment keine leute um mich ertragen - ich sitze zu hause und bin verzweifelt...aber eigentlich wollte ich euch mut machen. mut, dass man es schaffen kann - ich war und bin eigentlich stolz auf mich. denn es kostet viel kraft, diese krankheit - und man kann sie besiegen, zumindest für eine zeit lang - und ich werde es wieder schaffen - ich denke, warum ich wieder hineingerutscht bin, ist, weil ich umziehen muss und die ganze sache kostet soviel kraft, dass ich dieses problem versuche herauszuk***en.
und natürlich die trennung... aber egal, ich habe es geschafft und werde es wieder schaffen - und es ist möglich - ehrlich
ganz liebe grüsse an alle
auszeit

bisherige Antworten:


________________
Betreff: Re: trauer
Von Daniela am 03.11.2001


Ich bin mir sich sicher du wirst es wieder schaffen. Wer es einmal geschafft hat und die Erfahrung gemacht hat, wie ein Leben ohne diese Krankheit ist, wird es, denke ich, wieder schaffen.

Setzte dich nicht zu sehr unter Druck, weil du denkst du müßtest raus, etwas unternehmen, dich ablenken und dich mit Freunden treffen. Nimm dir die Zeit und gönn dir die Ruhe, du wirst sie momentan einfach brauchen.
Deine Situation ist ja auch nicht einfach und ich denke da ist es einfach klar, dass man dann schnell auf seine alten Gewohnheiten zurückgreift. Ich bin mir sicher, sobald du wieder ein wenig Kraft geschöpft hast und du das ganze ein bißchen verarbeitet hast, wirst du wieder Unternehmungslustiger werden und auch wieder die Kraft haben, gegen deine Krankheit anzukämpfen.
Bis dahin wünsche ich dir alles Gute,
Kopf hoch,
liebe Grüße Daniela.


________________
Betreff: Re: trauer
Von auszeit am 03.11.2001


Liebe Daniela,
es ist unwahrscheinlich wie gut es tut eine Antwort zu bekommen. Noch dazu jemand der versteht.

danke - im moment, ist es weniger die bulimie, die mir zu schaffen macht, als die Depressionen und Panikattacken...ich habe furchtbare Angst - und es ist so irreal - denn ich kann nicht einmal in Worte fassen wovor eigentlich - ich denke auch, dass die Depression das Grundübel dieser Krankheit ist - bei mir zumindest. Tja, und Angst habe ich wahrscheinlich vor einem Leben allein - Angst, dass ich mein Leben nicht schaffen kann. Aber Deine Antwort hilft - nochmals danke -es ist so gut, wenn man sich austauschen kann - denn mit meiner Krankheit war ich eigentlich immer allein.
Die Fassade nach aussen habe ich immer aufrecht erhalten :) - auch jetzt bin ich ja eigentlich anonym - aber trotzdem, ich denke ein wichtiger schritt für mich - in der zeit, wo ich extrem unter bulimie gelitten habe, gab es so etwas nicht - ich habe damals hilfe gesucht und nicht gefunden - denn ich war wie viele hier sehr jung und hatte auch kein geld, um eine therapie zu finanzieren - und meine eltern zu bitten, war für mich unmöglich - ich war doch die perfekte tochter - wie hätte ich es erklären sollen.
ich denke, dass das internet hier sehr helfen kann, obwohl es nicht der einzige weg sein sollte. auch für mich nicht.

...und eigentlich wollte ich Euch Mut machen ;-) .... und nun sitze ich hier und bin selber ein Häuflein Elend - aber es wird wieder - morgen ist ein neuer Tag.
Vielen Dank und auch Dir alles, alles Gute
liebe Grüße
auszeit


________________
Betreff: Re: trauer
Von herbststimmung am 04.11.2001


Hi:
Also ich muss sagen,dass mir deine Geschichte schon sehr leid tut,aber es zeigt wohl nur, dass man, wenn man einmal mit dieser Krankheit in Kontak gekommen ist, sie nie wieder los wird, sondern immer aufpassen muss nicht rückfällig zu werde. Ich habe es immer mit einer Drogensucht verglichen, und ich sehe mich auch nicht als etwas(oder vielleicht "jemand") anderes.

Die Panikattaken von denen Du redest, die kenn ich sehr gut. Ich wusste eigentlich nicht lange nicht, dass die daher rühren, aber irgenwann als ich ziemlich lange nichts gegessen hatte, fingen sie wieder an. Ich will nicht beschreiben wie sie waren, ich kann nur sagen, ich weiß, was du meinst, wenn du darüber schreibst. Were zu Lösung kann ich dir keine präsentieren. Ich versuche derzeit gerade einen "realen" Menschen zu finden (nicht das Internet)mit dem ich mal über die ganze Sache reden kann. ELtern, Freunde, Bekannte fallen halt aus, das ist das bölde.Wünsch uns Glück.


________________
Betreff: Re: trauer
Von auszeit am 04.11.2001


Hi Herbstzeit:
Es ist wie eine Drogensucht - und ich bin mir bewusst, dass ich es mein ganzes Leben lang mit mir herumschleppen werde. Und meine Geschichte muss dir nicht leid tun, weil ich davon überzeugt bin, dass hier jeder genauso etwas schlimmes oder sogar viel schlimmeres durchmacht...aber in guten momenten glaube ich an mich - und heute war es besser als gestern - ich möchte euch allen meine hilfe und kraft (die ich manchmal habe) anbieten -("bulimischer Charakter" )weiss nur nicht, ob ich das schaffe - versuchen kann man es ja einmal.