Von Julia am 01.11.2001
Hallo!
Ich schaue nun schon seit ca. 2 Wochen täglich auf diese Seite. Habe auch schon öfters versucht ein paar Zeilen zu schreiben aber dann doch wieder alles gelöscht. Ich weiß nicht, aber bei allem was ich bisher geschrieben habe denke ich, daß es total blöd klingt und was ich nicht überhaupt für einen "Scheiß" zusammenschreibe.Ich wäre schon froh, wenn ich es diesmal schaffen würde nicht alles wieder zu löschen.
Aber eigentlich geht es mir bei allen Dingen so. Ich habe bei allem was ich mache das Gefühl einfach nicht gut genug zu sein. Mir kommt vor, das mein Leben ein riesiger Scherben- bzw. Misthaufen ist, und ich selbst bin der störende, ekelige Mist.
Ich leide nun schon seit 10 Jahren an Bulimie und Magersucht. Bin nun schon 29 Jahre, hätte aber niemals im Leben gedacht, daß ich diese Krankheit so lange mit mir rumschleppen werde.
Es erschreckt mich jedesmal zu lesen, wieviele junge Mädchen (oft sogar fast noch Kinder) es gibt, die von dieser Krankheit betroffen sind.
Bin aber gleichzeitig doch sehr erleichtert und irgendwie beruhigt diese Seite gefunden zu haben. Zum ersten Mal habe ich dadurch erfahren, daß es noch andere Menschen gibt, die gleich denken und ich nicht total "abartig" bzw. verrückt bin. Ich denke zwar auch jetzt noch, wie schwach ich sein muß, um so wenig Selbstdisziplin, Stärke und Lebensmut zu haben, aber ich weiß jetzt zumindest, daß ich mit diesen Gedanken und Gefühlen nicht alleine bin.
Eine Therapeutin sagte mir mal, daß Bulimie kein Zeichen von Schwäche ist, sondern daß Bulimikerinnen in ihrem Inneren unheimlich starke Menschen sind.
Ich glaube schon, daß sich in dieser Aussage ein wenig Wahrheit befindet, denn wie sonst würden wir alle es schaffen täglich unser Leben gegenüber der Öffentlichkeit so perfekt wie möglich zu meistern und gleichzeitig täglich zu f..... und zu k..... .
Ich habe mittlerweile herausgefunden, daß diese Krankheit einfach eine Lösung ist mit Problemen besser fertigzuwerden. Ich glaube, daß wenn es diese Krankheit nicht geben würde, ich einfach nicht wissen würde, wie ich mit diesem "Druck" sonst fertig werden sollte.
Ich weiß nicht, aber viele von Euch werden vielleich die gleiche Erfahrung gemacht haben. Das Gefühl, welches mich zum k..... und fr..... treibt, ist ein rießengroßer Druck im Kopf und gleichzeitig eine extreme Leere in meiner Seele. Durch das Essen versuche ich die Leere auszufüllen, und es gelingt mir damit auch für kurze Zeit diesen schrecklichen Druck im Kopf(ich glaube, daß das eine Art Depression ist)auszugleichen.
Die Bulimie ist also für mich auch irgendwie eine Art Heilmethode. Ich weiß, daß das total idiotisch klingt, wissen wir doch alle, daß diese Krankheit uns früher oder später zerstören wird, wenn wir sie nicht bekämpfen können. Aber für kurze Zeit kann ich mir damit Erleichterung und irgendwie eine Art Befreiung verschaffen, und ich weiß einfach nicht, wie ich dieses Gefühl sonst erreichen könnte.
Ich bin mir ziemlich sicher, daß es unsere Heilung bedeuten würde, wenn es uns gelingen würde
eine andere Methode zu finden, um mit dieser Leere besser umgehen zu können.
Bis jetzt ist uns dieser Schritt noch nicht gelungen, aber wir sollten zumindest versuchen es zu probieren, denn wenn wir es nicht tun, wird uns diese Krankheit früher oder später zerstören.
Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich leide doch schon an ziemlichen Mangelerscheinungen und anderen körperlichen Krankheitssymptomen.
Wundere mich auch nicht darüber, da daß ständige Essen und Brechen (täglich - oft auch mehrmals am Tag) mit den Jahren seine Spuren hinterläßt.
Allen, die das lesen, möchte ich jedenfalls raten: Unternehmt so schnell wie möglich etwas gegen diese Krankheit. Sucht Euch eine gute Therapeutin und wartet bitte nicht länger. Es ist sicherlich einfacher von einer Sucht loszukommen, wenn man davon noch nicht allzu lange betroffen ist. Umso länger ihr den Heilungsversuch hinausschiebt, umso schwerer werdet Ihr euch aus der "Bulimiefalle" befreien können.
Ihr seit es wert ein normales Leben führen zu können. Bitte kämpft dagegen an, gebt nicht auf!!
Werde diese Zeilen jetzt nicht löschen, sondern absenden - auch wenn es total blöde klingt, was ich geschrieben habe. Ich möchte mich jedenfalls bei Euch dafür bedanken, daß Ihr mir bis zum Schluß "zugehört" habt und wünsche Euch allen sehr viel Kraft.
Würde mich sehr darüber freuen, wenn sich jemand
von Euch die Zeit nimmt und mir zurückschreibt.
Alles Liebe
Julia
bisherige Antworten:
________________
Betreff: Re: Danke fürs
Von herbststimmung am 01.11.2001
Gut, dann werde ich dir eben zurückschreiben. Ich habe diese Seite am Anfang der Woche gefunden und bin total schockiert, dass ich nun schon täglich reinsehe. Das was du da geschrieben hast trifft es glaub ich sehr gut. Ich glaube auch, dass Bulemikerinnen sehr stark sind im Inneren, aber auf einer anderen Seite sind sie sehr schwach. Sie haben nie gelernt Druck bei anderen abzubauen sondern versuchen wohl meist immer alles alleine zu schaffen, und auch das hat seine Gründe. Ich glaube viel von dieser Krankheit betroffenen Menschen hatten irgendwann einmal in ihrem Leben die Rolle der Person in einer Gruppe, der man "alles erzählen" kann. Und dieser Person wurde dann auch wirklich "alles erzählt". Ich habe nach solchen Gesprächen immer beschlossen, selber nie so schwach sein zu wirken wie diese Leute und damit bleibt der einzige Weg darin zu schweigen. Doch dieser Druck bleibt und er muss auch wo hin, und das F.. und K.. ist unserer Art, es ist das Ventil, dass bei Überdruck nachgibt.
Zu deinen Aufforderungen möchte ich noch eines sagen: Sie alle sind gut gemeint, aber ich glaube nicht, dass sie etwas bringen werden, denn wäre diese Krnakheit auf logischen Entscheidungen aufgebaut würde sie wohl garnicht existieren.
Zu mir: Ich bin 23 und keine Bulemikerin, sondern ein Bulemiker, wobei sich das wohl mit Magersucht abwechselt. Meine Freundin erkrankte mit 17 an dieser Krankheit, und war wurde mit 18 dann mit Lebensgefahr ins Krankenhaus eingeliefert. Ich war die ganze Zeit dabei. Ich hab gesehen, wie sie sich zerstört, was sie zerstört. Ich habe gesehen wie die Gesellschaft damit umging, ihre "Freunde" usw. Die Ärzte sagten nachher, dass sie knapp am Tod vorbei gegangen ist. Ich habe es leider nicht geschafft. Ich bin (nachdem ich 1 Jahr lang für sie kämpft) gestorben, nicht körperlich sondern geistig. Ab diesem Zeitpunkt habe ich, wenn es mir schlecht ging begonnen zu k.....! Ging es mir wieder besser hörte ich auf. Das ist jetzt meine dritte Phase in der ich das mache, und auch meine längste.
Es ist wohl das Unlogischste auf der Welt, dass jemand der weiß, wie es aussieht wenn jemand eine Magensonde drinnen hat, und alles rundherum, es darauf anlegt, ebenso dort hin zu geraten.
Ich wünsch dir was.
Danke fürs
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