Hi meine Lieben!

Eigentlich wollt ich das hier gar nicht schreiben, weil ich selber keine Ahnung hab, was da in mich gefahren ist, aber ich muss mir das jetzt einfach mal von der Seele schreiben. Sorry, wenns wenig Sinn ergibt, aber vielleicht hilft es mir ja mal, meine Gedanken ein bisschen zu ordnen - ich bin im Moment nämlich total verwirrt..

Also: ich hatte in letzter Zeit das Gefühl, mir gehts besser -ich hab mich schon lang nicht mehr so wohl in meiner Haut gefühlt, ich hatte auch den Eindruck, dass die B. nicht mehr in diesem Ausmaß mein Leben kontrolliert, hab mich "freier" gefühlt.
Und das, obwohl in letzter Zeit einiges passiert ist, was mich aus der Bahn hätte werfen können (müssen?) - und ich hab (gefühlsmäßig) eben nicht so darauf reagiert, wie man es vielleicht erwartet hätte. Vielleicht war das mein Fehler, aber ich tendier nun mal dazu, die Dinge rational zu sehen, auf emotionaler Ebene eine gewisse Distanz zu wahren. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich irgendetwas verdränge, einfach nur, dass es mich eben nicht so betroffen macht wie vllt. früher.

Und dann kam letztes Wochenende - ich weiß gar nicht, wie es dazu gekommen ist (Alkohol war auch im Spiel), aber irgendwann bin ich (beim weggehen in der Disco) heulend bei meinem Exfreund in den Armen gelandet. Es ging gar nicht in erster Linie um die B, sondern um alle anderen Dinge, von denen ich geglaubt habe, dass ich sie hinter mir hätte, dass sie mich nicht mehr belasten - weil ich mir ja in letzter Zeit nie Gedanken darüber gemacht habe. Irgendwie ist so viel aus mir herausgebrochen, von dem ich gar nicht wusste, dass es aufgestaut war. Ich muss dazu sagen, dass keiner meiner Freunde weiß, wie es mir geht (anscheinend wusste ichs ja selbst nicht). Mein Ex wusste auch nicht allzu viel darüber.
Und ich bin so verwirrt - ich bin normalerweise nicht so. Ich bin distanziert, rational, hab keine Gefühlsausbrüche in der Öffentlichkeit - und wenn, dann sind es bestimmt keine Heulkrämpfe. Und dann kommt er daher, bringt mich irgendwie dazu, meine ganze Gefühlswelt, das ganze Chaos auszubreiten, und das, obwohl ich ihn eigentlich erst seit ein paar Monaten richtig kenne. Und es macht micht echt fertig - einerseits ist es manchmal nötig, alles rauszulassen, einfach loszuheulen bis man nicht mehr kann, aber andererseits hasse ich mich dafür, dass ich es ihm so leicht mache, dass ich ihm Dinge erzähle, die sonst keiner von mir weiß. Ich hab viele Freundinnen, die ich seit Jahren kenne, wieso kann ich ihnen diese Dinge nicht anvertrauen, wieso kann ich es bei ihm?

Seitdem sitz ich zuhause und kann einfach keinen klaren Kopf mehr kriegen - ich bin gezwungen, mich mit meinen Problemen auseinanderzusetzen, weil ich sie eben nicht mehr verbergen kann. Ich war noch nicht bereit dazu, die "Maske" zu lüften, zu zeigen, was darunter liegt. Ich hab das Gefühl, indem ich mich ihm anvertraut habe, hab ich einen ersten Schritt gemacht, den ich eigentlich nicht bereit war zu gehen, und jetzt kann ich nicht zurück, muss vorwärts, ob ich es will oder nicht...

Und jetzt mach ich mir Vorwürfe - ich wollte es ihm nie anvertrauen. Ich suche fieberhaft nach irgendwelchen Gründen, um vor mir selbst zu rechtfertigen, wieso ich dermaßen die Beherrschung verloren habe, die doch so lange das einzige war, das ich hatte, das einzige, das mich einigermaßen zusammengehalten hat.
Ich sitz hier und komm nicht zur Ruhe weil ich mir andauernd Gedanken über irgendwelche Probleme mache, von denen ich gar nicht mehr wusste, dass ich sie habe, weil ich sie anscheinend so gut verdrängt hatte. Durch meinen ungewollten Gefühlsausbruch muss ich mich jetzt damit befassen, und ich hab das Gefühl, ich kann es nicht. Es ist mir alles im moment zu viel, gerade jetzt, wo ich doch sowieso so viel Stress in der Schule habe, brauch ich einen klaren Kopf, ich weiß nicht, was mich mit dieser Wagenladung aufgestauter Gefühle anfangen soll, die so unerwartet dazugekommen sind....


Sorry falls der Beitrag jetzt lang, unverständlich, vielleicht ein wenig wirr war, aber ich hab einfach das Bedürfnis, meine Gedanken irgendwie festzuhalten, weil sie sonst nur im Kreis herumschwirren...


verwirrte Grüße
Cara

Hi Cara!

Hm, das hört sich ja wirklich so an, als sei Deine Gefühlwelt grad ganz schön durcheinander gewirbelt worden...

Kann ich gut verstehen, geht mir öfter auch so, wobei ich zwar auch rational und realistisch bin, aber mehr der Gefühlmensch. Ich bin da in manchen Dingen relativ offen, auch was die Bulimie angeht. Wobei ich denke, dass ich eher draussen als drin bin. Trotzdem war ich von Anfag an sehr offen mit dieser Sache. Und schlechte Erfahrungen habe ich damit nicht gemacht.Im Gegenteil.

Du bist im Moment ziemlich durcheinander, weil es 1. noch recht frisch ist und Du 2. vielleicht grad eine neue Seite an Dir entdeckst, die Du vorher nicht kanntest und deshalb auch nicht daran gewöhnt bist. Da ist das totale Gefühlschaos total normal!

Ich sehe Deine Lage allerdings eigentlich ziemlich positiv, denn schliesslich hat alles seine guten Seiten, auch wenn man sie vielleicht noch nicht sieht.

Du lernst aus Dir selbst und entdeckst Dich vielleicht neu. Es gibt Dinge, die Du verdrängt hast und von denen Du vielleicht noch nicht einmal was wusstest. Aber das ist doch gut!!!! Verdrängen (ob gewollt oder unterbewusst) ist nie gut und ich bin der Meinung, dass verdrängte Dinge irgendwann immer rauskommen und das auch müssen, weil man sich sonst damit kaputt macht.

Klar bist Du durch den Wind, weil Du Dich eher als "Verstandsmensch" oder introvertiert in Gefühlsdingen kennst. Aber das ist ja offensichtlich nicht alles!

Lass Dir ein bisschen Zeit wieder runterzukommen. Mit Zeit ordnet sich manches von allein und man kriegt wieder nen klareren Durchblick. Ich kenne das nur zu gut. Auch wenn ich das weiß, bin ich jedesml, wenn sich ein Chaos ankündigt, total out of order und sehr ungeduldig, weil es halt in dem Moment auch eine Art Kontrollverlust ist. Man weiss nicht was kommt und man möchte am liebsten immer ganz schnell alles wieder im "Griff" haben. Ich kann Dich wirklich gut verstehen!

Hab ein bisschen Geduld und zieh das Positive aus der Sache. Du musst ja jetzt nicht andauernd mit ihm über dieses Thema reden, wenn Du es nicht willst. DU entscheidest!!! Hab keine Angst, dass vielleicht eine mühsam angelegte Maske abgefallen ist (zumindest ein bisschen). Sei stolz drauf! Das mein ich absolut ernst.

Vielleicht sagt Dir Dein Unterbewusstsein, dass alles zu viel ist, um ganz allein im stillen Kämmerlein damit fertig zu werden! Nutze das und hör auf Dich selbst. Auf Dein Gefühl und nicht nur darauf, was Dein Kopf sagt. Der Verstand ist manchmal schwierig. Oft meint man, man tut sich mit "Verstandsdingen" was Gutes. Ich sehe das ganz anderes. Ich bin der Meinung, dass es in vielen Situationen viel besser für einen selbst ist, intuitiv zu handeln. Aus dem Bauch raus und sich von seinem Gefühl leiten lassen. Was Dir daran Angst macht ist einfach die Tatsache, dass Du es nicht gewöhnt bist und Angst hast, vielleicht die Kontrolle (Maske) zu verlieren. Aber frag Dich in ner ruhigen Minute mal warum!

Ich bin ganz sicher, dass es super ist, was da grad in dir vorgeht, auch wenn Du das im Moment veilleicht anders siehst!

Was hat Dein Ex eigentlich gesagt? Wie hat er reagiert? Es ist nicht schlimm Leuten was von sich (auch von dem Innersten) zu erzählen. Warum auch, nichts wofür Du Dich schämen musst!! Wenn sich Dir jemand anvertraut, würdest Du och auch nicht blöd reagieren oder ähnliches. Schon gar nicht, wenn Dir derjenige wichtig ist.

Wie gesagt gib Dir ein bisschen Zeit und geniesse es, (auch wenns schwer fällt) dass Du auch Gefühl zeigen kannst, ohne gleich eine Maske aufzusetzen und nur der Verstandsmensch zu sein! Das ist was schönes und man kenn durchaus lernen damit umzugehen! Ich finde, das ist ein Gewinn und Du kannst stolz sein, dass Du das kannst! Also mach Dir nicht so viele Sorgen! Die Leute mögen Dich, weil DU DU bist!!!!!!!!!!!

Lieben Grüße Nadine

... auch ich mag dir zu dem ausbruch nur gratulieren, denn es ist genau das, was uns dem kern der eigenen person näher bringt und auch den menschen um uns mal eine chance gibt, in unser innerstes zu blicken - ob dazu nun alkohol nötig sein muss ist und bleibt strittig, aber wenn es dich nun mal dazu gebracht hat tacheles zu reden - großartig!

du hast die "beherrschung verloren" schreibst du - und das finde ich toll, denn was hast du denn beherrsjct? eine maske, ein zerrbild, etwas unrealistisches unechtes unehrliches - und da die beherrschung zu verlieren ist das beste was dir passieren konnte - dass es ihm gegenüber geschah - naja, du wirst drüber weg kommen

und schließlich: auch wenn dir das nicht wirklich in den kram passen dürfte, wünsch ich dir, dass das noch viele viele male, vielleicht etwas kontrollierter aber mit dem selben resultat so passiert -
meine daumen drauf gedrückt.
katja

Erstmal danke euch beiden für die lieben Beiträge, hab mich inzwischen eh schon einigermaßen gefangen - ich kann mir irgendwie nur noch immer nicht vorstellen, dass ich so reagieren konnte...

Genau wie krümelchen geschrieben hat, die Seite an mir kannte ich nicht, und weiß deswegen auch nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich hab es mir einfach "antrainiert", alles, was mit dem Verstand zu tun hat mit "gut" gleichzusetzen - deswegen ist alles, was Gefühle betrifft wohl das "böse" - das, was einen verletzlich macht, einfach das, worüber ich keine Kontrolle habe.
Eigentlich bewundere ich aber Menschen, die diese Kontrolle aufzugeben können, sich ausheulen, sich trösten lassen,. Es zeugt von sehr viel Stärke, einmal schwach sein zu können, und ich beneide diejenigen, die es schaffen.
Und ja, ich will im moment einfach nur wieder alles in den Griff bekommen, weil ich mich total überfordert fühle und nicht weiß, wie ich mit dem ganzen Chaos klarkommen soll.

Vielleicht sagt Dir Dein Unterbewusstsein, dass alles zu viel ist, um ganz allein im stillen Kämmerlein damit fertig zu werden!

...und genau das ist es, wovor ich so Angst habe. Es fällt mir einfach extrem schwer, um Hilfe zu bitten (oder Hilfe anzunehmen) und solang ich mir einreden kann, dass ich alleine mit der Situation klarkomme, wird mir das nicht zum Problem. Jetzt war ich aber an einem Punkt, der mir gezeigt hat, dass ich es eben vielleicht doch nicht alleine schaffe.

Was hat Dein Ex eigentlich gesagt? Wie hat er reagiert?

irgendwie schwer zu sagen - aber auf jeden Fall positiv. Das Schlimme daran ist, dass ich mit einer negativen Reaktion wahrscheinlich besser klargekommen wäre. Mit einem "Du spinnst doch!" wär die Sache abgetan gewesen, ich hätte nie dermaßen die Fassung verloren. Ich wäre halt wütend gewesen, aber das wärs dann gewesen - und all die anderen Gefühle wären da geblieben, wo sie immer waren. Ich weiß ja, dass es gut ist, dass es nicht so war, aber ich muss mich irgendwie noch daran gewöhnen ...
Er hat mir einfach zugehört, hat mich heulen lassen (hat mich sogar dazu "ermutigt"). Er hat mir so einiges vor Augen gehalten, was ich in der Situation vielleicht nicht hören wollte, obwohl es wohl nötig war. Das reden an sich hat mir ja auch gut getan, das schlimme war dann die "Ernüchterung" am nächsten Tag, eben all die Gedanken, die ich gestern niedergeschrieben habe (die Vorwürfe, das "Was hast du dir nur dabei gedacht?"). Ich hab sonst immer Angst, dass mich die Leute, wenn ich es ihnen sagen, auf einmal ganz anders sehen , dass sie eine schlechtere Meinung von mir haben - und bei ihm hatte ich das Gefühl überhaupt nicht. Ich weiß auch nicht, wie es kommt, dass er so eine "Wirkung" auf mich hat, wo es mir doch sonst so schwer fällt, Leute an mich heranzulassen. Und da ist sie wieder, diese Angst vor dem Kontrollverlust - ich fühl mich nicht wohl bei dem Gedanken, dass ich ihm solche Dinge anvertraue, obwohl ich es eigentlich gar nicht will.

Wie gesagt gib Dir ein bisschen Zeit und geniesse es, (auch wenns schwer fällt) dass Du auch Gefühl zeigen kannst, ohne gleich eine Maske aufzusetzen und nur der Verstandsmensch zu sein! Das ist was schönes und man kenn durchaus lernen damit umzugehen! Ich finde, das ist ein Gewinn und Du kannst stolz sein, dass Du das kannst! Also mach Dir nicht so viele Sorgen! Die Leute mögen Dich, weil DU DU bist!!!!!!!!!!!

Dankeschön. Du weißt gar nicht, wie gern ich das glauben möchte. Genau das ist es auch, was er mir am Wochenende gesagt hat. Das Problem liegt halt nur darin, das ganze umzusetzen ...

du hast die "beherrschung verloren" schreibst du - und das finde ich toll, denn was hast du denn beherrsjct? eine maske, ein zerrbild, etwas unrealistisches unechtes unehrliches

Im Grunde genommen weiß ich das ja - nur hab ich manchmal das Gefühl, dass eben diese Maske das einzige ist, das mich ausmacht - alles, was die Leute von mir kennen und an mir mögen. Und so sehr ich auch versuche, das zu ändern, ich hab einfach das Gefühl "es ist nichts mehr von mir da", wenn es diese Fassade nicht mehr gibt.


Danke jedenfalls euch beiden, es fühlt sich gut an, verstanden zu werden - ich selbst mach mir ja genug Vorwürfe, da ist es immer gut, wenn einem mal das Positive an der Situation vorgehalten wird ...


Glg Cara