Nach vielen Jahren endlich frei von Bulimie durch intuitives Essen
Verfasst: Fr Apr 17, 2020 23:04
Ihr Lieben,
nachdem ich nun seit über einem Jahr frei von der Bulimie bin, kam mir heute der Gedanke, hier mal meine Geschichte in kurzer Form zu schreiben und vielleicht der ein oder anderen von euch Mut zu machen.
Bei mir fing die Essstörung mit ca. 15 Jahren an (heute bin ich 29). Meine Mutter war immer unzufrieden gewesen mit ihrem Körper und redete dementsprechend schlecht über sich selbst. Meine beste Freundin ebenso. Meine Brüder waren all spindeldürr und oft die Sorgenkinder meiner Mutter. Als ich in der Pubertät – wie in dem Alter normal – ein wenig zunahm, begann ich meinen Körper sehr kritisch zu betrachten und begann die ersten Diäten. Schnell wurde Essen irgendwie zum Problem. Als ich dann zum Austausch in die USA ging, hatte ich panische Angst zuzunehmen – und wurde magersüchtig. Zurück kam ich als ein körperliches und seelisches Wrack. Ich war am Ende, hatte keine Kraft und keinen Lebenswillen mehr. Meine Mutter versuchte mir zu helfen, konnte jedoch, wie mir heute klar ist,, nicht richtig mit der Situation umgehen. Ich machte keine Therapie und holte mir in keiner Weise Hilfe. Meine Mutter dachte, wenn ich wieder zunehme, ist die Sache erledigt. So war es aber leider nicht. Mein Leben war beherrscht von Gedanken über Essen und Abnehmen. Ich war nie zufrieden mit meinem Körper – obwohl er vollkommen in Ordnung war. Ich geriet in eine Spirale aus Überessen und Diäten. Irgendwann begann ich dann auch zu erbrechen. Zeitweise täglich mehrere Male. Wie oft ich mich über die Jahre zurückgezogen habe, nicht raus und am Leben teilnehmen wollte, nicht glücklich und ausgelassen sein konnte, weil ich gerade zu viel gegessen hatte oder mich unwohl in meinem Körper fühlte. Es gab Phasen, da ging es etwas besser und dann kamen wieder Phasen, in denen ich so tief in der Bulimie war, dass ich mich unendlich hoffnungslos fühlte und das Gefühl hatte, niemals rauszukommen, schien ich mich doch im Kreis zu drehen, immer und immer wieder an dem gleichen Punkt zu geraten. Ich las in den Jahren das ein oder andere Buch zum Thema und einige gingen es eher auf der psychologischen Schiene an, insofern, dass sie das Problem als ein psychologisches / seelisches Problem verstanden. Ich habe einige gute Gedanken daraus ziehen können, aber wirklich weitreichend helfen konnten sie mir damals nicht. Gewusst hat von meiner Essstörung niemand so recht. Meine Mutter wusste es eigentlich, weil ich es wenige Male angesprochen hatte, sie fragte jedoch nie nach und irgendwie nahm mir das dann auch den Mut selbst auf sie zuzugehen. Ich hatte das Gefühl, es würde mir nicht helfen, irgendwem davon zu erzählen. Umso hoffnungsloser und einsamer fühlte ich mich an meinen tiefsten Punkten.
Irgendwann kam ich in Kontakt mit dem Konzept des Intuitiven Essens. Ganz simpel ausgedrückt also einfach essen, wenn man Hunger hat und aufhören, wenn man satt ist. So, wie wir es als Kinder getan haben, bevor wir damit anfingen, uns über Essen und unseren Körper Gedanken zu machen. Intuitives Essen bedeutet auch, dass es keine Verbote und keine Essensregeln gibt. Man isst, was man wirklich möchte und wovon merkt, dass es einem gut tut.
Ich konnte mich nicht auf Anhieb auf das intuitive Essen einlassen, aber das Konzept machte Sinn für mich und blieb mir in Erinnerung. Ich verstand, dass Diäten der Ursprung allen Übels sind. Diäten und restriktives Essen sind hauptverantwortlich für die Entstehung von Essstörungen. Diäten erzeugen geradezu eine Sucht nach Essen und vor allem nach dem, was zu essen "verboten" ist. Diäten führen in den meisten Fällen langfristig eben nicht zur Gewichtsabnahme. Auf lange Sicht bringen sie vor allem eins: Noch mehr Diäten. Und oft eine Gewichtszunahme. Vor allem aber ein gestörtes Essverhalten und viel unnötiges Leiden.
Tja, leider hat es noch ein paar Diäten und bulimische Phasen gedauert – bis ich schließlich an einem Tiefpunkt angekommen, meinem damaligen Freund in einem Streit alles beichtete. Und mich entschlossener als die vielen Male davor erneut dazu entschied, den Weg der Heilung anzutreten. Ich glaube, das Wissen, dass es da jemanden gibt, der um meine Situation weiß und nachfragt und mich gewissermaßen "verantwortlich" hält – nicht durch Strenge und Überwachung, sondern durch wohlwollende Anteilnahme, hat mir geholfen, dran zu bleiben. Vor allem aber auch die Einsicht, dass ich Diäten und restriktivem Essen den Rücken kehren muss. Sie sind der Ausgangspunkt meiner Essstörungen gewesen und sie sind es, die sie am laufen gehalten haben.
Als ich begonnen habe, mir wieder ausnahmslos alles zu erlauben und mich wieder mehr und mehr auf meinen Körper zu verlassen, sind die zwanghaften Gedanken an Essen nach und nach verschwunden und damit die Fressattacken und das Bedürfnis mich zu Übergeben.
Das alles war kein geradliniger Weg, sondern ein Weg, der seine Zeit gebraucht hat und von dem ein oder anderen Rückschlag geprägt war. Mir hat mal jemand gesagt: Wir denken oft, nur weil wir einen Rückschlag hatten, sind wir wieder an den Ausgangspunkt, auf den Boden zurückgeworfen und müssen von vorne anfangen. Aber das stimmt nicht. Wir haben viel gelernt unterwegs und das ist nicht mit einem Rückschlag verloren gegangen. Wir fallen ein Stück zurück, wichtig ist, dass wir wieder aufstehen und weiter gehen und da anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Es ist alles in unserem Kopf. Wir können es schaffen. Eine Heilung von Bulimie IST möglich. Wie oft ich gehört habe, die Bulimie wird man nie los. Nein, das glaube ich nicht. Und ich halte diesen Glaubenssatz für schädlich. Bulimie ist heilbar und es gibt zahlreiche Beispiele, die dies belegen. Ich gehöre dazu. Lasst euch bitte niemals einreden, ihr seid ein verlorener Fall. Es GIBT einen Weg raus. Ganz sicher.
Hier noch ein paar Links zu Quellen, die mir SEHR geholfen und maßgeblich zu meinem Heilungsprozess beigetragen haben:
Die Youtuberin Nina V (leider sind nicht mehr so viele Videos von ihr online):
https://www.youtube.com/user/helpfored/videos
Das Buch von Josie Spinardi
https://www.amazon.de/gp/product/B00B9J ... bl_vppi_i0
In dem Buch geht es nicht, wie der Titel vermuten lässt, primär ums Abnehmen, sondern um ein intuitives Essverhalten (das uns automatisch zu unserem Idealgewicht führt). Ich liebe dieses Buch.
Auch die Einnahme von 5-HTP hat mir in der Anfangszeit geholfen (5-HTP ist eine Aminosäure und die direkte Vorstufe von Serotonin. Es wirkt als natürliches Antidepressivum, beruhigend und ebenfalls gegen Heißhunger … falls es euch interessiert – einfach mal googlen).
Ihr Lieben, ich wünsche euch alles Gute auf euren Wegen. Gebt nicht auf. Heilung IST möglich.
nachdem ich nun seit über einem Jahr frei von der Bulimie bin, kam mir heute der Gedanke, hier mal meine Geschichte in kurzer Form zu schreiben und vielleicht der ein oder anderen von euch Mut zu machen.
Bei mir fing die Essstörung mit ca. 15 Jahren an (heute bin ich 29). Meine Mutter war immer unzufrieden gewesen mit ihrem Körper und redete dementsprechend schlecht über sich selbst. Meine beste Freundin ebenso. Meine Brüder waren all spindeldürr und oft die Sorgenkinder meiner Mutter. Als ich in der Pubertät – wie in dem Alter normal – ein wenig zunahm, begann ich meinen Körper sehr kritisch zu betrachten und begann die ersten Diäten. Schnell wurde Essen irgendwie zum Problem. Als ich dann zum Austausch in die USA ging, hatte ich panische Angst zuzunehmen – und wurde magersüchtig. Zurück kam ich als ein körperliches und seelisches Wrack. Ich war am Ende, hatte keine Kraft und keinen Lebenswillen mehr. Meine Mutter versuchte mir zu helfen, konnte jedoch, wie mir heute klar ist,, nicht richtig mit der Situation umgehen. Ich machte keine Therapie und holte mir in keiner Weise Hilfe. Meine Mutter dachte, wenn ich wieder zunehme, ist die Sache erledigt. So war es aber leider nicht. Mein Leben war beherrscht von Gedanken über Essen und Abnehmen. Ich war nie zufrieden mit meinem Körper – obwohl er vollkommen in Ordnung war. Ich geriet in eine Spirale aus Überessen und Diäten. Irgendwann begann ich dann auch zu erbrechen. Zeitweise täglich mehrere Male. Wie oft ich mich über die Jahre zurückgezogen habe, nicht raus und am Leben teilnehmen wollte, nicht glücklich und ausgelassen sein konnte, weil ich gerade zu viel gegessen hatte oder mich unwohl in meinem Körper fühlte. Es gab Phasen, da ging es etwas besser und dann kamen wieder Phasen, in denen ich so tief in der Bulimie war, dass ich mich unendlich hoffnungslos fühlte und das Gefühl hatte, niemals rauszukommen, schien ich mich doch im Kreis zu drehen, immer und immer wieder an dem gleichen Punkt zu geraten. Ich las in den Jahren das ein oder andere Buch zum Thema und einige gingen es eher auf der psychologischen Schiene an, insofern, dass sie das Problem als ein psychologisches / seelisches Problem verstanden. Ich habe einige gute Gedanken daraus ziehen können, aber wirklich weitreichend helfen konnten sie mir damals nicht. Gewusst hat von meiner Essstörung niemand so recht. Meine Mutter wusste es eigentlich, weil ich es wenige Male angesprochen hatte, sie fragte jedoch nie nach und irgendwie nahm mir das dann auch den Mut selbst auf sie zuzugehen. Ich hatte das Gefühl, es würde mir nicht helfen, irgendwem davon zu erzählen. Umso hoffnungsloser und einsamer fühlte ich mich an meinen tiefsten Punkten.
Irgendwann kam ich in Kontakt mit dem Konzept des Intuitiven Essens. Ganz simpel ausgedrückt also einfach essen, wenn man Hunger hat und aufhören, wenn man satt ist. So, wie wir es als Kinder getan haben, bevor wir damit anfingen, uns über Essen und unseren Körper Gedanken zu machen. Intuitives Essen bedeutet auch, dass es keine Verbote und keine Essensregeln gibt. Man isst, was man wirklich möchte und wovon merkt, dass es einem gut tut.
Ich konnte mich nicht auf Anhieb auf das intuitive Essen einlassen, aber das Konzept machte Sinn für mich und blieb mir in Erinnerung. Ich verstand, dass Diäten der Ursprung allen Übels sind. Diäten und restriktives Essen sind hauptverantwortlich für die Entstehung von Essstörungen. Diäten erzeugen geradezu eine Sucht nach Essen und vor allem nach dem, was zu essen "verboten" ist. Diäten führen in den meisten Fällen langfristig eben nicht zur Gewichtsabnahme. Auf lange Sicht bringen sie vor allem eins: Noch mehr Diäten. Und oft eine Gewichtszunahme. Vor allem aber ein gestörtes Essverhalten und viel unnötiges Leiden.
Tja, leider hat es noch ein paar Diäten und bulimische Phasen gedauert – bis ich schließlich an einem Tiefpunkt angekommen, meinem damaligen Freund in einem Streit alles beichtete. Und mich entschlossener als die vielen Male davor erneut dazu entschied, den Weg der Heilung anzutreten. Ich glaube, das Wissen, dass es da jemanden gibt, der um meine Situation weiß und nachfragt und mich gewissermaßen "verantwortlich" hält – nicht durch Strenge und Überwachung, sondern durch wohlwollende Anteilnahme, hat mir geholfen, dran zu bleiben. Vor allem aber auch die Einsicht, dass ich Diäten und restriktivem Essen den Rücken kehren muss. Sie sind der Ausgangspunkt meiner Essstörungen gewesen und sie sind es, die sie am laufen gehalten haben.
Als ich begonnen habe, mir wieder ausnahmslos alles zu erlauben und mich wieder mehr und mehr auf meinen Körper zu verlassen, sind die zwanghaften Gedanken an Essen nach und nach verschwunden und damit die Fressattacken und das Bedürfnis mich zu Übergeben.
Das alles war kein geradliniger Weg, sondern ein Weg, der seine Zeit gebraucht hat und von dem ein oder anderen Rückschlag geprägt war. Mir hat mal jemand gesagt: Wir denken oft, nur weil wir einen Rückschlag hatten, sind wir wieder an den Ausgangspunkt, auf den Boden zurückgeworfen und müssen von vorne anfangen. Aber das stimmt nicht. Wir haben viel gelernt unterwegs und das ist nicht mit einem Rückschlag verloren gegangen. Wir fallen ein Stück zurück, wichtig ist, dass wir wieder aufstehen und weiter gehen und da anknüpfen, wo wir aufgehört haben. Es ist alles in unserem Kopf. Wir können es schaffen. Eine Heilung von Bulimie IST möglich. Wie oft ich gehört habe, die Bulimie wird man nie los. Nein, das glaube ich nicht. Und ich halte diesen Glaubenssatz für schädlich. Bulimie ist heilbar und es gibt zahlreiche Beispiele, die dies belegen. Ich gehöre dazu. Lasst euch bitte niemals einreden, ihr seid ein verlorener Fall. Es GIBT einen Weg raus. Ganz sicher.
Hier noch ein paar Links zu Quellen, die mir SEHR geholfen und maßgeblich zu meinem Heilungsprozess beigetragen haben:
Die Youtuberin Nina V (leider sind nicht mehr so viele Videos von ihr online):
https://www.youtube.com/user/helpfored/videos
Das Buch von Josie Spinardi
https://www.amazon.de/gp/product/B00B9J ... bl_vppi_i0
In dem Buch geht es nicht, wie der Titel vermuten lässt, primär ums Abnehmen, sondern um ein intuitives Essverhalten (das uns automatisch zu unserem Idealgewicht führt). Ich liebe dieses Buch.
Auch die Einnahme von 5-HTP hat mir in der Anfangszeit geholfen (5-HTP ist eine Aminosäure und die direkte Vorstufe von Serotonin. Es wirkt als natürliches Antidepressivum, beruhigend und ebenfalls gegen Heißhunger … falls es euch interessiert – einfach mal googlen).
Ihr Lieben, ich wünsche euch alles Gute auf euren Wegen. Gebt nicht auf. Heilung IST möglich.