Normales Essverhalten/ Stressessen/ Zuckersucht / Abnehmen

#1
Liebe Community :)
ich weiß, zu dem Thema gibt es schon massig Material, aber ich habe bisher wenig befriedigende Informationen zu meiner jetzigen Situation gefunden und hoffe ich kann hier ein bisschen Erfahrungsberichte und Tipps von euch bekommen.

Ich war gut 2 Jahre lang essgestört, erst anorektisch, dann bulimisch. Vor 2 Jahren war ich dann stationär in Therapie und hab meine Essstörung dadurch langfristig in den Griff bekommen. Ich würde sagen ich bin jetzt nach 2 Jahren wirklich gesund& symptomfrei soweit man das sein kann. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich einen Punkt gibt, wo Essen gar keine Rolle mehr im Leben spielt oder man nicht in emotional schwierigen Zeiten anfällig ist, aber es beeinflusst meinen Alltag nicht und es kontrolliert nicht meine Gedanken. Einzelne Tage gab es in der Zeit, wo ich Richtung Essanfall tendierte, aber gekotzt habe ich nicht mehr. Therapie hab ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

:arrow: Nun fühle ich mich nicht sonderlich wohl mit meiner jetzigen Figur :-( Ich befinde mich an der Obergrenze des Normalgewichts. Ich habe im letzten Jahr ein paar Kilos zugenommen, ich denke vorallem bedingt durch emotionalen Stress und Einsamkeitsgefühlen.
Ich möchte gerne wieder etwas abnehmen, aber gesund und nachhaltig. Doch mein Vorhaben scheitert immer wieder an Süßigkeiten. Wenn ich unglücklich bin oder Stress habe, kann ich einfach nicht umhin nachzugeben, sobald Süßigkeiten in greifbarer Nähe sind. Ich kann einfach nicht Nein sagen! Ein Hunger- Sattgefühl hab ich zwar wieder entwickelt, aber sobald ich Stress habe, habe ich das Gefühl ich hab ein Loch im Bauch. Essanfälle hab ich dann zwar nicht mehr, aber ich esse trotzdem effektiv zu viele KH-Kalorien. :? Ganz auf meine Schokolädchen verzichten sollte ich auch nicht, das weiß ich, aber so genussvolle Dosierung fällt mir häufig einfach unglaublich schwer. Einladungen mit Büffet oder auch eine Einladung zum Kuchenessen sind für mich immer noch schwer zu kontrollierende Versuchungen.
Manchmal klappt alles ganz wunderbar und dann kommt die Klausurenphase und schwups ist da wieder *kg mehr :roll: Ich bin langsam echt frustriert und weiß nicht so recht, wie ich die Sache anpacken soll.

Mich würde sehr interessieren, ob es jemand der auch in der Vergangenheit ED hatte, geschafft hat danach nochmal langfristig abzunehmen und wie ihr das angestellt habt. Ich freue mich echt über alle Erfahrungsberichte, Tipps und Kommentare.
Ich bin nicht gefährdet zurück in eine Bulimie zu rutschen. Ich möchte nur wirklich Tipps bekommen, weil Menschen mit einer ED Vergangenheit eben einfach umsichtiger beim abnehmen sein müssen und nicht einfach mal eben eine Kohlsuppen-Diät machen können und alles ist flauschig, ich denke alle Betroffenen werden das verstehen.
Ganz liebe Grüße und an alle die die Bulimie überwunden haben oder noch dagegen ankämpfen: Ihr seid stark & ich bin stolz auf euch :) = !! KEEP UP THE FIGHT :)

Re: Normales Essverhalten/ Stressessen/ Zuckersucht / Abnehm

#2
hey lena,
du hast doch schon gemerkt was dich zunehmen lässt... stress...
also wieso schaust du nicht da anzupacken.. zu schauen wie kannst du stress vermeiden.. oder wenn sich dieser nicht vermeiden lässt.. wie kannst du damit umgehen ohne nach süßem zu greifen?
ich denke wenn du irgendwie noch zusätzlich eine diät oder so machst.. und dir lebenmittel verbietest, ist das eher kontraproduktiv... weils nach noch mehr stress klingt. somit hättest du dann einen wunderschönen teufelskreis.. und würdest die sache nich am eigentlichen problem anpacken...
liebe grüße
minka_ly
ich bin gut so wie ich bin. egal was andere sagen oder denken. ich bin richtig!

1 1/2 jahre clean! (5.10.14)

Re: Normales Essverhalten/ Stressessen/ Zuckersucht / Abnehm

#3
Hallo Lena,

Ich kann deine Lage sehr gut nachvollziehen.
Ich war grade in einer eher akuten Phase der Bulimie und erbreche nun seit einiger Zeit nicht mehr.
Da ich zuerst das Erbrechen reduziert und eingestellt habe und die FAs erst wesentlich später aufgehört haben (klingt ganz schön passiv, eigentlich war es ein ziemlich aktiver Prozess) bin ich nun ÜG und finde das nicht so schön. Ich akzeptiere mich überwiegend im Moment und habe auch Momente in denen ich mich wieder schön finde, trotz der Kilos zu viel :-)

...

Ich persönlich... denke weniger daran, dass ich abnehmen möchte. Eher daran, dass ich gerne weiter gesund werden will. Sprich, dass ich lernen will, auf Stress weniger mit FAs zu reagieren.

Ich habe für mich bemerkt, dass ich Essen benutze um Emotionen zu verarbeiten oder Bedürfnisse zu stillen, die eigentlich nichts mit Essen zu tun haben. Ich versuche besser auf mich selbst einzugehen und andere Wege zu finden um mit Stress umzugehen. Ich habe das Vertrauen in mich selbst (im Moment, dass kann morgen früh schon wieder anders sein xD), dass wenn ich mich gesund verhalte, mein Körper auch wieder gesünder aussehen wird, ganz von alleine ;-)

Punkt 1:
Ich habe die Erfahrung für mich gemacht, dass es DEN Moment nicht gibt, von dem ich geträumt habe. Also wenn ich xx wiege, dann bin ich glücklich. Darum muss ich lernen mit mir zufrieden zu sein, so wie ich bin. Ich weiß, dass ich ein verzerrtes Selbstbild habe. Das ist zwar doof, aber das Wissen hilft mir manchmal, wenn ich mich wie ein Walross fühle. Dann erinnere ich mich, dass ich ja in Wirklichkeit nicht aussehe wie ein Walross^^ . Das Hilf manchmal. Ich gebe mir aktuell Mühe mir und meinem Körper etwas Gutes zu tun auch, wenn ich ihn gerade nicht ideal finde. (Gute Schminke kaufen, Cremes benutzen, Nägel lackieren, halt dieses Pipapo)

Punkt 2:
Ausloten WARUM ich gerade Essen will
"Ernährungstagebuch"
Ich nehme dafür eine Notizbuch-app auf meinem Handy, ich schreibe die Uhrzeiten auf wann ich gegessen habe und was ich dabei empfunden habe (das gegessene ist eigentlich total irrelevant, schreibe oft auch nur noch Frühstück oder ähnliches hin). Inzwischen ist es so, dass ich mich vor dem Essen innerlich frage wie fühlst du dich, wenn ich merke, dass da ein leichter "Fress-druck" also dieses leicht zwanghafte Gefühl bei schwingt, oft kommt dann sowas wie Müde oder Einsam, etc. und versuche dann diese Emotionen und Bedürfnisse zu befriedigen. Das ist nicht immer leicht. Manchmal muss ich mich in Gedanken dann selbst abfragen. Das klingt dann in meinem Kopf ungefähr so:
"Also du bist müde. Du gehst in den Supermarkt und kaufst xy und futterst dass dann direkt zu Hause, wie fühlst du dich danach? (Dann spüre ich meistens eher wie ich mich danach fühlen würde) also voll, noch müder etc..."
Wenn dass dann noch nicht klappt, mache ich den Kompromistrick
"Ok du legst dich jetzt 20 Min. hin und wenn du danach noch los willst und xy kaufen willst, dann ist das ok"

Funktioniert im Moment irgendwie echt gut. Muss eigentlich auch nicht mehr mit mir diskutieren meistens xD
Ich glaube, wenn ich nicht mehr esse um meine anderen Probleme zu lösen, Esse ich automatisch wieder besser :-)
Als Tendenz wie normales Essen sein sollte nehme ich mir die Ernährungspyramide.

Soviel dazu wie ich das im Moment halte :-)
Ich ertappe mich auch immer wieder daran, dass ich daran denke wie leicht es jetzt wäre einfach „schnell“ eine Diät zu machen… aber ich denke dann dreht sich wieder alles ums Essen… und ich will ja davon loskommen :-)

LG
Flieder

Re: Normales Essverhalten/ Stressessen/ Zuckersucht / Abnehm

#4
Hallo Lena :)

Und auch ein Hallo @Flieder, erinnerst du dich an mich? :) Wir haben vor ca. 2 Jahren ganz viel zusammen in deinem Thread geschrieben.

Ich war auch ziemlich lange hier weg, da ich irgendwann einfach gemerkt hab, dass ich den "Absprung" schaffen kann. Und so war es dann auch.
Seit ca. 1,5 Jahren bin ich wirklich sympotomfrei, ich kann wieder ganz normal essen. Am qualvollsten waren einfach die Gedanken ans Essen, die ständige Beschäftigung. Das ständige Überlegen wann, wie, was genau ich esse.. Das hat mich ziemlich eingeschränkt.

Ich kenne dein Problem sehr gut Lena, ich habe auch zugenommen, weil ich einfach diese Essens-Gedanken nicht mehr haben wollte. Ich wollte nicht mehr drüber nachdenken was ich esse, sondern einfach das zu mir nehmen, was mein Körper eben grad braucht.

Ich bin was gesundes abnehmen angeht etwas zwiegespalten was die Beschäftigung mit dem Essen angeht. Denn für mich war damals einfach das ständige Gedankenkarussel ums Essen am schlimmsten.
Ich merke an mir selbst, wenn ich mir Gedanken über mehr Sport etc. mache um an meinem Körper was verändern zu können, dass ich mich schnell reinsteigere und anfange mich schlecht zu fühlen, wenn ich etwas nicht so geschafft habe wie ich es wollte.. Das ist natürlich eher wieder ein Schritt Richtung ES!

Ich weiß, es ist dumm alles sofort als "krank" darzustellen, aber ich finde eben die übermäßige Beschäftigung mit gesundem Essen kann auch ziemlich schnell wieder zur Sucht werden, weil man sich dadurch ja auch wieder vor Problemen und Ängsten verstecken kann. Ich hab das Gefühl, dass man das auch wieder als Verdrängung benutzen kann.

Ich hoffe, dass ich einfach gedanklich noch ein bisschen weiter kommen muss.
Ich bin Ernährungswissenschaftlerin und weiß deshalb, wie gut gesunde Ernährung und Bewegung tun kann! Mein Traum ist es auch, mein Leben lang fit und vital zu sein, das geht ja nur darüber :D
Ich glaube, meine Gedankenwelt ist eben doch noch nicht so ganz befreit von der ES, aber ich finds wirklich positiv, dass ich das erkennen kann und mich nicht wieder auf solche Handlungsweisen einlasse, sondern mich dann lieber erstmal so annehme wie ich bin :)

Ganz liebe Grüße :)
Sei gut zu deinem Körper, damit deine Seele Lust hat darin zu wohnen!