Es wird aufhören! :-)

#1
Ich nehme zu und zu und zu. Es macht mich ganz närrisch, aber irgendwie fehlt mir wohl gerade die Kraft zu allem anderen.

Mich nerven alle, die mich mit ihren Problemen zuschwallen, weil ich keine Lust mehr habe, für andere da zu sein und quasi für andere zu leben.
Zuletzt geändert von Laona1 am Mi Jan 01, 2014 14:10, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Hört es nie auf?!

#2
Ich hatte schon mal ein relativ, nahezu vollständig gesundes Leben. Mit jeder Menge Kraft, Disziplin usw. hatte ich es geschafft, ganz anständig und sogar auch glücklich zu leben.

Aber gleichzeitig hatte ich das "Talent", dann immer wieder Menschen in mein Leben zu lassen, die mir nicht gut taten. Weil ich irgendwo in meinem Innern dachte, dass ich zu allen nett sein müsste usw.

Ich wäre gerne eine total coole Person. Jemand, dem es völlig egal ist, was andere von ihr denken und wollen. Ich wäre gerne frei und unabhängig usw. Aber irgendwie will es mir einfach nicht gelingen!!!

Und nun will ich mal wieder den überflüssigen Pfunden den Kampf ansagen. Allerdings so, dass ich vermeide, was mir nicht gut tut, auch Leute, die mir nicht gut tun (und nicht indem ich mich nun nur noch und voll und ganz auf Figur, Gewicht usw. konzentriere). Ich will quasi die Dinge aus meinem Leben und Weg räumen, die mir schaden. Und dazu muss ich mich irgendwie verändern, muss egoistischer werden usw. Aber ich werde auch wieder ein Eßtagebuch führen usw.; das hilft mitunter. Und vielleicht hilft ja auch so ein bißchen Wut.... :-)

Re: Hört es nie auf?!

#3
Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll, aber ich bin quasi dazu erzogen, für andere da zu sein und meine eigenen Gefühle usw. zu unterdrücken, nicht zuzulassen sondern eher noch aus dem Weg zu räumen.

Deshalb fällt es mir furchtbar schwer, überhaupt irgendwelche Gefühle zu haben, und wenn ich sie dann doch habe bzw. bemerke, kann ich kaum damit umgehen.

Ich verstelle mich oft, bin das, was andere in mir haben uns sehen wollen (weil ich das eben gelernt habe).

Re: Hört es nie auf?!

#4
Liebe Laona,

Du sprichst mir aus der Seele bzw. aus der Seele, die damals so stark unter der Bulimie litt.

Ich hatte einige sehr unschöne Gespräche mit meiner Mutter, sehr ehrlich. Die ersten waren schwer, sie konnte nicht verstehen, dass ich aus dem Muster ausbrechen möchte, das bei uns in der Familie üblich ist.
Frauen haben die Aufgabe zu versorgen, sich zu kümmern und das bitte auch noch gerne und stets gut gelaunt mit viel Engagement. Eigene Gefühle zurückstecken, arbeiten, fleißig sein, anderen einen Gefallen tun, auf die Gefühle anderer achten,... Das Frauenbild herrschte bei uns vor.

Irgendwann war ich am Ende. Die Bulimie hat mich körperlich und psychisch so zerstört, sodass ich eines Tages aufgewacht bin, mit aufgequollenen Gesicht, trockenem Mund, Halsschmerzen und Übelkeit. Die Luft im Zimmer war nicht gut, ich fühlte mich ekelhaft, die Sonne schien ins Zimmer und war unerträglich für mich. Es war Sonntag so ca. 11 Uhr und ich wusste in zwei Stunden gibts Mittag(fr)essen. Ich war fertig, hab begonnen zu weinen, weil ich spürte, dass ich mich jetzt entscheiden musste:
Leben oder Sterben!

Ich hab das wirklich so gefühlt, weil so ein Leben hätte ich nicht weiterführen können. Diese Situation hat sich bei mir eingebrannt.

Ich begann zu kämpfen. Ich bin für mich eingetreten, hatte eine eigene Meinung und war nicht die perfekte Freundin, das perfekte Kind oder die perfekte Arbeitnehmerin. Es war hart, es hat lange gedauert, aber jedes Mal "Nein" sagen war ein Schritt zur Entwicklung von Persönlichkeit, die ich zuvor nie hatte.
Ich bin viel angeeckt in der Zeit. Ich habe manche Freunde verloren, weil die damit nicht umgehen konnten. Ich bekam zu hören ich sei kalt und egoistisch - auch von meiner Familie.
Aber ich hab das ausgehalten, weil ich genau wusste: Ich muss so sein, damit ich mein Leben leben kann, ohne Bulimie!

Und es funktionierte. Es war so hart, es gab so viele Rückschläge, aber glaub mir, irgendwann fühlt es sich so gut an, wenn du für deine Rechte eintrittst, wenn du einfach mal sagst, dass du darauf keine Lust hast. Wenn du einfach mal nicht für jemand anderen da bist. Und wenn du endlich mal nicht die mitfühlende bist, sondern deine eigenen Gefühle spüren lernst.

Mittlerweile bewundert mich meine Mutter, sie ist stolz auf mich und hat es jetzt auch geschafft mehr auf sich zu schauen und ein wenig ihr Leben zu genießen - viel später als ich, aber dennoch. Sie sagt, sie hat von mir gelernt und ich bin froh darüber. Denn ich habe ihr ins Gesicht gesagt, dass ich ihr Leben niemals haben möchte.
Gefühle runterschlucken, von anderen das Leben bestimmen lassen... niemals!

Denn natürlich, wenn man sein Leben nicht selbst in der Hand haben darf dann zumindest das Essen. Das Essen, das einen beruhigt, da muss man keine Gefühle zeigen. Und dann einfach alles raus und die Erleichterung tritt ein - klingt nach einem doppelten Gewinn!
Klingt aber nur so...

Heute steh ich da und ich bin nicht perfekt, ich weiß das auch ;) Aber ich finde mich wirklich gut. Ich lass mich nicht mehr einsperren oder mir sagen was ich denken und fühlen soll. Ich kann nein sagen und ich spüre wieder was ICH gerne tun möchte oder auch nicht.

Ich weiß, das liest sich jetzt so "Tatataaaaaa... ich hab die Lösung und los jetzt, mach!" aber so meine ich das nicht.
Es ist sicherlich nicht für jeden die Lösung. Aber für mich war genau der Ausbruch der Weg zum Glück. Ich lebe seit einem Jahr ohne Essanfälle, ohne Erbrechen, ich esse genug und alles. Ich genieße und ich hab endlich wieder andere Interessen.
Und heute hab ich die besten Freunde, die mich nehmen wie ich bin und auch eine Familie die hinter mir steht.

Schau auf dich, du hast ein Leben! Du bist ein Mensch mit eigenen Gefühlen, mit Talenten, mit Fehlern, mit Stärken und Schwächen. Aber das ist jeder, es gibt niemanden der perfekt ist. Aber in perfekte Menschen verliebt sich auch so gut wie niemand, denn wer perfekt sein will (allen gefallen will), der verliert an Persönlichkeit und das macht einen nicht nur uninteressant sondern irgendwann auch sehr unglücklich.

Alles Liebe
Cooky
auf Urlaub

Re: Hört es nie auf?!

#5
Hallo Cooky,

danke für Deine Antwort.

Das klingt überhaupt nicht nach "tataaaa". Im Grunde sprichst Du nur aus und hast getan, wovon ich eigentlich schon lange weiß, dass ich es tun muss. Nur schaffe ich es nicht, ich kriegs einfach nicht hin!

Leute klammern sich ständig an mich, und obwohls mich nervt, obwohl ich schier das Kopfweh kriege, reagiere ich ganz anders. Aber ich habe weiterhin vor, diesesn Weg, den auch du gegangen bist, zu gehen, will versuchen da drann zu bleiben usw., denn manchmal habe ich es nun schon geschafft.

Du hast total recht damit, dass von allen gemocht zu werden im Grunde bedeutet, von niemandem wirklich gemocht zu werden. Weil überhaupt gar niemand einen wirklich kennt. Auf den Tisch hauen und sagen: NEIN! Ich glaube ich fange damit an, indem ich einer "Freundin" jetzt mal meine tatsächliche Meinung schreibe. An sich habe ich die inzwischen einfach aus meinem Leben gestrichen, ohne Worte, habe mich einfach zurückgezogen, aber vielleicht ist es auch mal gut, zu sagen, was man fühlt (statt einfach nur zu verschwinden). Und wenn es nur ist, um sich selbst darüber klarzuwerden und seinen Gefühlen einen Platz zuzugestehen. ...

Das mache ich jetzt gleich.
LG, Du machst mir Mut, weil Du genau verstanden hast, worum es bei mir geht und weil du es auch gemacht hast.
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#6
Morgen,

heute ist also der erste Tag, an dem ich mein Glück wieder ganz in meine Hände nehmen möchte. Insgesamt will ich 'Mauern' bauen (sinnvolle Mauern), die mich davor bewahren, immerzu die Liebe, Nette, Verständnisvolle, "Retterin" der "Armen" und "Schwachen" wider Willen zu sein. Zumal das auf der Beziehungsebene immer wieder dazu führte, Volldioten zu treffen, die das ausnutzen, weil ich auch da nie Nein sagen konnte, sondern immer lieb und nett war.

Und es wundert mich selbst irgendwie gar nicht, dass an dann soviel frisst/isst, weil es - wie Cooky treffend sagt - das einizge Refugium der Kontrolle ist, während einem alles anderen immerzu aus den Händen gleitet. Aber genauer betrachtet, hat man vielleicht auch einfach noch nicht einmal das, das eigene Wohl im Griff.

Heute ist bei mir also Tag 1 des Starkwerdens. Einen gewissen Stolz entwickeln, und immer wissen, dass ich selbst voll und ganz hinter mir stehe, also dass ich zumindest mich selbst habe, und niemandem irgendwelche Erklärungen, Rechenschaft oder sonstwas schulde. Wirklich gar, gar niemandem. Und ich darf mich selbst nicht an Äußerlichkeiten festmachen, zunächst ist das Innere am Allerwichtigsten, weil mir nur das hilft, und nicht irgendeine äußere Hülle. Und ich selbst beurteile andere zudem auch niemals nach dem Äußeren, diese Eigenschaft habe ich absurderweise nur mir selbst gegenüber. Das muss ich ablegen.

Soweit viele Grüße, ich schreibe bestimmt später wieder
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#7
...

Einen FA kann man am besten verhindern, indem man erst gar nicht die Utensilien dazu im Haus hat. Aber immer wieder schleicht sich der selbsttrügerische Gedanke ein, dass man sich doch bestimmt beherrschen können würde, und es ja normal sei, Essen im Haus zu haben.
Für eine Bulimikerin ist das nicht normal bzw. ein extremes Risiko. Jede Maus beißt zu, wenn ein Stück Käse vor ihr liegt.

Naja, trotzdem habe ich mir nun gesundes Essen gekauft. Weil es sich zu krass und streng und bestrafend anfühlt, schier gar nichts zu essen im Haus zu haben. Jo, und nun mal sehen, wie ich klarkomme.

LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#8
Ich habe es nicht geschafft. Habe alles gegessen, was ich eingekauf habe. Das ist mir nicht egal, aber ich kann es gerade nicht ändern. Morgen also wieder nur so viel kaufen, wie ich essen darf (also Essen für einen Tag). Immerhin, das weiß ich nun.

Naja, also es macht mir schon was aus; deshalb schreibe ich hier. Weil ich glaube, dass mir das hilft. Es hilft mir, wenn ich berichte, und damit gewissermaßen auch nicht verdränge. Morgen also werde ich es erneut versuchen.

LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#9
Heute habe ich statt FA Salat gegessen. Und ich habe beschlossen, die Dinge in Zukunft nicht mehr so zu machen, wie ich sie immer mache. Ich habe beschlossen, anders zu werden.

Mein Zustand gerade ist scheiße. Aber das heißt auch: egal, was ich mache bzw. anders mache, es kann nur besser werden. Ich brauche andere nicht (habe lange genug ohne FreundInnen gelebt), und es ist mir egal, was irgendwer von mir denkt.

Ich bin wahnsinnig oft verletzt worden. Und ich habe immer gedacht: okay, sch..., so ist das halt.
Ich habe auch ständig Angst, Leute zu enttäuschen, zu verletzen, vor den Kopf zu stoßen. Ich habe Angst, eine Last zu sein, nicht gut genug zu sein. Ich habe Angst, dumme Dinge zu sagen, Angst negativ aufzufallen usw. Im Grunde kann man sagen: ich habe Angst vor dem Leben. Angst davor, verletzt zu werden, Angst geärgert zu werden, Angst gehänselt zu werden, Angst abgelehnt und/oder ausgeschlossen zu werden, manchmal sogar Angst, gesehen zu werden.

Nichts, was ich tue, ist gut genug. Nichts ist richtig, überall lauern Gefahren und ständig könnte ich verletzt werden.

Ich muss Erwartungen erfüllen. Ich muss das sein, was andere haben wollen, und ich muss dann darin auch perfekt sein.

Das alles, diese Lasten, will ich von mir nehmen.

Re: Hört es nie auf?!

#10
Gestern war Heulstunde, obwohl ich keinen FA hatte, vielleicht aber auch WEIL ich keinen hatte.

Entsprechend bin ich heute mit dicken Augen aufgewacht. Aber mein Plan, die Dinge nicht mehr so zu machen, wie ich sie immer gemacht habe, der steht noch. Das will ich weitermachen, weil das wirkt.

Re: Hört es nie auf?!

#11
Ich habe mir selbst den Druck genommen, und damit geht es mir nun besser.

Und ich habe Leuten gesagt, dass es mir nicht immer gut geht. Das hat auch geholfen. Schwäche zeigen, ohne dafür verurteilt zu werden. Das alleine macht mein Leben schon besser.

Und jetzt werde ich mal noch einen langen Spaziergang machen :-)

LG

Re: Hört es nie auf?!

#12
Guten Morgen

Der Tag beginnt wie jeder andere. Gestern war ich mal wieder nicht stark gewesen (FA), aber es ist mir egal, die Figur ist nicht das allerwichtigste im Leben. Aber man ist sehr unfit am nächsten Morgen. Das stört mich viel mehr.

Jo, ansonsten fällt mir gerade nichts ein...
LG
Laona

Re: Hört es nie auf?!

#13
Hallo Laona1 :)

Doofe Frage: Hast Du nun FAs ohne Erbrechen? (oder wieso postest Du im Ehemaligenforum?)

Du hast recht: Figur ist nicht alles im Leben. Ok, man sollte vllt. nicht so stark übergewichtig sein, schon der Gesundheit wegen. Aber normalerweise wird man das bei einer normalen Ernährungsweise nicht. Selbst wenn man gerne nascht oder so.

Du hast bestimmt auch noch andere Eigenschaften und Talente an Dir - nicht nur eine Figur - die andere an Dir toll finden!

Was hast Du schönes am WE vor? Vielleicht gehst Du mal abends auf einen Weihnachtsmarkt, statt zu Hause aus Langeweile/Einsamkeit (oder welche Faktoren auch immer eine Rolle bei Dir spielen) zu (fr)essen?

Liebe Grüße!
Wie die Schauspieler eine Maske aufsetzen, damit auf ihrer Stirn nicht die Scham erscheine, so betrete ich das Theater der Welt - maskiert.

.Descartes.

Re: Hört es nie auf?!

#14
Hi CoCoRiCo,

ja, nur noch FAs, deshalb schreibe ich bei 'Ehemalige'. Als ich noch bulimisch war, war ich ein anderer Mensch als heute. Da gab es wirklich nur essen und kotzen.

Ich müsste vieles an meinem Leben ändern, aber ich habe nicht die Kraft dazu. Bzw.: gelegentlich gibt es Veränderungen, aber ich kann nicht mit einem Mal das Ruder herumreißen und 180 Grad in eine andere Richtung gehen. Das möchte ich sicherlich auch gar nicht. Aber manche Dinge würde ich gerne anders machen, und vielleicht schaffe ich es schrittweise.

Soviel mal von mir...
LG
Laona