ein bisschen kranke Wehmut

#1
hallo ihr Lieben,
der/die ein/e oder andere kennt mich vielleicht noch.. :-) glaub ich aber nich ;-)
ab und zu überfällt mich eine Art Sehnsucht oder Wehmut.. an die " guten" alten Zeiten.
Kognitiv weiß ich was ich alles geschafft habe usw.
Bin auf das Kotzen bezogen seit Jahren symptomfrei. Das bezieht sich aber auch nur auf das Ausagieren und tun.
Die Tendenz sich unter Druck autoaggressiv zu verhalten und sich prinzipiell schon mal selber scheiße zu finden ist ein ständiger Begleiter.
Die ES ist im Kopf. Das merk ich jeden Ta, mal weniger mal mehr. Klar, es sind nicht mehr die gleichen Kämpfe wie vor einigen Jahren, aber es sind immer noch genauso harte Kämpfe.
Ich hatte ziemlich gute krasse Gespräche und die wirken nach.
Unterm Strich ging es ums Loslassen und Annehmen.. die Option anzunehmen, dass es vielleicht wirklich immer ein teil meines lebens sein wird sich diese gedanken zu machen - und dass es nicht besser werden kann bevor ich das nicht akzeptiere.
Frei nach dem Motto: wichtig ist nicht, ob du kotzen willst oder nicht, sondern ob du es tust!

Mag ja sein.. aber ich imaginiere mir eine WElt in der einfach mal ohne Sport zu machen essen kann was ich will.. dass ich mich gut um mich kümmern kann ohne etwas zu leisten..
Das wenns mal kacke läuft, nich gleich immer wieder genau DIESE Synapse mit den vermeitlich positiven Erfahrungen ( wenn du hungerst/kotzt gehts dir besser, das weißt du doch!!) losfeuert und man aktiv dagegen ansteuern muss.
Plattes Bsp: Magen Darm oder ausnahmsweise mal zuviel gesoffen.. schlecht sein--> kotzen. Gehirn merkt : wow, is ja wie früher.. kotzen tut gut, schließlich gehts dir besser, ne?
Klar, das kommt ja nu auch nich jede Woche vor... aber es ist ein Teilchen im Gesamtkunsterk " Wehmut" -
ich weiß auch, dass ich inzwischen viel zu weit, zu reflektiert und therapieerfahren bin um wieder so richtig anzufangen..aber auch das ist ein Teilchen .. denn es fühlt sich an, als würde ich feststecken zwischen den Welten. Zwischen gesund und krank..irgendwo dazwischen.
Kennt das jemand von euch?
Wie seid ihr voran gekommen?

Licht und Liebe
Joe
Der Weg ist das Ziel. Es gibt keinen einfachen Weg und niemand, der ihn für mich gehen kann.. aber ich weiß, ich werde ankommen.

Re: ein bisschen kranke Wehmut

#2
Hallo Joe,

schön dass du dich nach so langer Zeit mal wieder meldest. Auch wenn ich nicht seit Jahren Essgestört bin und nun seit ein paar monaten breche kenne ich dieses Gefühl total. Ich habe bevor ich das erste mal brechen gegangen bin direkt gewusste wie dumm, naiv und ungesund das doch ist, aber ich habe es nicht wirklich verhindert weil dieser Druck so groß war und ich lebe eigentlich von anfang an in diesen Welten zwischen krank und gesund weil ich auch ständig angst habe irgendwann meinen ganzen Körper kaputt gemacht zuhaben und dann wieder denke "es muss raus" Nur bei mir wird es momentan immer schlimmer anstatt besser. Ich glaube ich habe schon lange nicht mehr "normal" gegessen. Obwohl ich es mir jeden tag vornehme.

Und ich denke auch, dass es hier viele gibt, die das Gefühl kennen, sonst wären die meisten glaube ich nicht hier. Denn nur wer begriffen hat in was für einer Situation wir uns befinden und etwas ändern will meldet sich hier an. So denke ich es.

Ich kann dir nur alles Gute wünschen und dass diese tägliche Qual mit diesen gedanken klar zu kommen irgendwann ins hinterer rückt und passiv wird. Verschwinden werden die Gedanken glaube ich nie wirklcih.

Ganz liebe grüße, fühl dich Gedrückt. Tiny
  • It's a hard thing faking a smile when I feel like I am falling apart in side!


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Re: ein bisschen kranke Wehmut

#3
Hallo,

das kenne ich auch, ich k... seit 11 Jahren nicht mehr, aber ich bin trotzdem sehr oft im Zwiespalt zwischen gesund fühlen und mich selbst nicht ausstehen können und auch mit meinem Körpergefühl nicht klarkommen. Ich merke mittlerweile meistens, wenn ich esse, um unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen. Wenns extrem kommt, hab ich schon mal das Bedürfnis zu k... aber ich tus nicht, das tue ich mir nicht mehr an. Ist aber selten, dass ich das Bedürfnis empfinde. Mit meinem Selbstwertgefühl hab ich allerdings öfter Probleme, und ich denke, das hängt zusammen mit der Bulimie, ihren Ursachen, etc. Ich bin auch noch/wieder in Therapie und arbeite daran, weil ich es halt lernen möchte, mich selbst mehr annehmen zu können und die schlimmen Zeiten ein bisschen mehr hinter mir zu lassen. Aber ich frage mich auch oft genug, ob eigentlich immer was davon zurückbleiben wird. Auf alle Fälle hilft die erneute Therapie sehr, und es hilft sehr, mich wirklich selbst dazuzubringen, alles offen zu erzählen. Vieles habe ich halt, trotz auch damaliger Therapie, eher mit mir selbst ausgemacht, - was aber eher noch auf mir lastet, mich aber nicht befreit hat. Das ist also mein Versuch, Therapie und reden. Und hier hin und wieder mal schreiben.

LG
Salamandra

Re: ein bisschen kranke Wehmut

#4
danke ihr Lieben..
auch wenn ich sehr selten poste .. so ist es doch ein wirklicher Trost zu wissen, dass man nicht allein ist.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, welche persönliche Sensation es damals war dieses Forum entdeckt zu haben! Damals gab es noch kein hungrig-online und wie sie alle heißen..
Es ist schon schräg wenn man die um sich erhum verändern sieht.. sich selbst auch - und irgendwie doch nicht - denn die Strukturen sind nicht weg, nur tief vergraben.
Schon krass .. wenn ich mir überlege, dass zB Bulimie gerad Dauerthema bei GZSZ is ( nich das ich das ab und zu gucken würde ;-)))) Aber das ist auch so ein Ding.. wie geht ihr damit um, wenn um euch herum, sei es durch die Medien o.ä. damit konfrontiert werdet?
Ich kann zB nach wie vor ganz schlecht umschalten wenn ES-Themen im TV lufen.. wohl wissend, dass ich nix neues erfahre, trigger ohne ende enthalten is usw.
ich vermute, das ist der Sog .. in meiner Arbeit habe ich viel mit traumapatientinnen zu tun gehabt die gewalt erfahren haben. vielleicht ist es etwas ähnliches.. denn das eigene " trauma" /thema wie auch immer.. hat eine krasse sogwirkung.. über die gesunden grenzen hinaus.. und tadaa.. da haben wirs wieder.. kognitiv weiß ich alles :-) aber der Sprung das in der Praxis umzusetzen kann frau noch optimieren.. hümpf..
Alles Liebe
Joe
Der Weg ist das Ziel. Es gibt keinen einfachen Weg und niemand, der ihn für mich gehen kann.. aber ich weiß, ich werde ankommen.