Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#1
Liebe Ehemaligen

Ich bin im Moment in einer Phase, in der ich immer wieder "kurz vor dem Aufhören" bin, sprich die Bulimie ganz stark abnimmt und dann jedoch wieder stark kommt und dann erneut wieder stark abnimmt. Ich hab gemerkt, je mehr ich mich unter Druck setze, desto schlechter wirkt sich das auf mein Essverhalten aus. Also (ironischerweise); wenn ich mir sage, "jetzt darfst du nicht mehr, jetzt ist fertig" dann kommt es gaaanz bestimmt zu einem Anfall. Wenn ich hingegen lieb zu mir bin und sage, "du darfst was du willst", dann spüre ich überhaupt keinen Drang oder zumindest sehr schwach.
Im Moment hat mein Bedürfnis,mein innerer Drang wieder abgenommen und ich merke, dass sich meine Rückfälle auch durch die routinierten Verhaltensweisen äussern. Deshalb wollte ich von Bulimiker, die seit Jahren aufgehört haben, wissen, wie es bei euch war? Habt ihr den ganzen Prozess laufen lassen oder habt ihr bei dem geringen Bedürfnis gesagt: lieber jetzt radikal aufhören und aushalten?

Bin gespannt auf eure Beiträge.
Grüss euch lieb

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#2
hey,...
also ich bin jetzt auch seit dem 20. april spuckfrei und war schonmal knapp 4 jahre clean. du hast vollkommen recht damit...je mehr du dich unter druck setzt, umso eher drückt es dich zurück zu einen anfall. ich weis zwar momenatn nicht wirklich wo hin mit meinen negativgefühlen, weil einfach das ventil fehlt, aber noch geht`s. was ich jetzt langsam lerne (durch buch zum thema), wenn es einen rückfall gibt (und damit muss man immer rechnen!!) sollte man sich dewegen nicht als versager fühlen oder sich dadurch mehr unter druck setzen! man sollte sogar eher weiter die speifreien tage zählen, wenn es eine einmalige sache bleibt. also sich nicht dadurch den ausstiegswunsch zerstören lassen.
also immer schön am ball bleiben! ich drück feste de daumen! und um es mit den worten meiner psy zu sagen,...achte dich selbst! lerne dich zu lieben und dir sachen zu gönnen! essen ist eine lebensnotwenidigkeit und "genuss" eine kunst und wir wollen alle "künstler" sein!

lg fauz
the voice is the power to defend what you believe!
STAND UP FOR WHAT YOU BELIEVE!

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#3
Liebe Cucciolina,

ich bin zwar keine Ehemalige und auch noch nicht clean, aber vielleicht interessiert es Dich trotzdem..
Bin mittlerweile seit über einem Jahr in Verhaltenstherapie. Den grössten Ausschlag hat bei mir das Buch 'Wie lasse ich meine Bulimie verhungern?' - ein Systemischer Ansatz bewirkt.
Ich habe mich mit meiner Bulimie angefreundet, ich weiss, dass sie mich unterstützt und für mich sorgt (Abgrenzung, Selbfürsorge etc.). Nach und nach übernehme ich nun selbst Verantwortung für mich, lerne mir nicht zu viel aufzuhalsen, für Entspannung zu sorgen, mich abzugrenzen usw.
So muss ich die Bulimie immer seltener nutzen und mir geht es zunehmend besser damit.
Denn die Bulimie hilft mir zwar, aber sie ist ja auch sehr belastend. Sie raubt Zeit, Kraft und Geld..

Alles Liebe!
Zuletzt geändert von facilité am So Mai 19, 2013 9:52, insgesamt 1-mal geändert.
Der Zustand, in dem ich alles an Essen da habe, ohne auch nur den geringsten Essdruck zu verspüren, ist mein normaler Zustand. Mein Körper sagt mir, was, wann und wie viel er will. Immer, wenn ich Essdruck verspüre ist etwas nicht in Ordnung.

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#4
hallo liebe cucciolina!

ich leide schon seit 5 jahren an bulimie und bin ganz stolz auf mich, weil ich schon seit dem 4.februar nicht mehr erbrochen habe :D also bei mir war der ausschlaggebende punkt, dass mir mein hund vor die füße gekotzt hat. ich hab ihm zugesehen und hab mich schuldig gefühlt, weil er sich so gequält hat und ich ihm nicht helfen konnte. so wie das ausgesehen hat muss es ihm auch ziemlich weh getan haben. dann hab ich mir gedacht wie dumm ich eigentlich bin, weil ich mich oft bis zu 10mal hintereinander vollgestopft hab und dann wieder alles erbrechen musste und dann seh ich meinen hund das einmal machen und er hat mir total leid getan. seitdem habe ich mir gedacht dass ich das auf keinen fall wieder machen will. daraufhin habe ich es einigen freundinnen erzählt, was mir zwar sehr unangenehm war, aber sehr geholfen hat!

am anfang hab ich es so gemacht, dass ich einfach alles gegessen hab, auf was ich lust habe. danach hab ich mich zwar schuldig gefühlt, so viel gegessen zu haben, ist aber immer noch besser als alles wieder zu erbrechen. das hab ich dann immer so weiter gemacht, mittlerweile kann ich schon sachen essen, ohne ein schlechtes gewissen zu bekommen.

ich hoffe, dass ihr es auch alle schafft! es ist soooo viel schöner sich nicht immer gedanken über das essen machen zu müssen!
Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört etwas zu werden.

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#5
hallo du/ihr :)

bin jetzt auch schon mehrere monate kotzfrei. bei mir wars eine schlimme woche, in der ich jeden tag mehrere fa hatte. am letzten tag konnte ich nicht mehr kotzen. ich hatte keinen brechreiz mehr. seit dem tag hab ich mir geschworen, dass sich einiges ändern muss und ich bin jetzt echt stolz auf mich, dass ich schon so lange zeit gesund esse und sport mache. und wenn dann noch ein paar kilos verloren gehn, ist das nur ein weiterer grund, um wieder normal zu leben.

ich hoffe, dass du das auch schaffst. nur kleine schritte führen zum ziel :)
Love yourself first and everything else falls into line. You really have to love yourself to get anything done in this world.

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#6
cucciolina hat geschrieben:Liebe Ehemaligen

Ich bin im Moment in einer Phase, in der ich immer wieder "kurz vor dem Aufhören" bin, sprich die Bulimie ganz stark abnimmt und dann jedoch wieder stark kommt und dann erneut wieder stark abnimmt. Ich hab gemerkt, je mehr ich mich unter Druck setze, desto schlechter wirkt sich das auf mein Essverhalten aus. Also (ironischerweise); wenn ich mir sage, "jetzt darfst du nicht mehr, jetzt ist fertig" dann kommt es gaaanz bestimmt zu einem Anfall. Wenn ich hingegen lieb zu mir bin und sage, "du darfst was du willst", dann spüre ich überhaupt keinen Drang oder zumindest sehr schwach.
Im Moment hat mein Bedürfnis,mein innerer Drang wieder abgenommen und ich merke, dass sich meine Rückfälle auch durch die routinierten Verhaltensweisen äussern. Deshalb wollte ich von Bulimiker, die seit Jahren aufgehört haben, wissen, wie es bei euch war? Habt ihr den ganzen Prozess laufen lassen oder habt ihr bei dem geringen Bedürfnis gesagt: lieber jetzt radikal aufhören und aushalten?

Bin gespannt auf eure Beiträge.
Grüss euch lieb

hallo,
ich habe noch in meiner bulimischen zeit ein Kind bekommen.
und ich hab mit meinem Kind "essen gelernt".
ich habe, als mein Kind seine erste Beikost bekam, angefangen zu lernen bewusst zu essen und es zu akzeptieren.

ich hatte/habe ein aufgewecktes Kind u wurde von ihm durch diese zeit getragen u abgelenkt, musste für ihn da sein.
ich habe irgendwann einfach vergessen, dass ich gegessen habe u das ungute gefühl, das ich normalerweise nach jedem essen hatte, verschand zusehends.
ich habe das 6 jahre lang geschafft nicht zu erbrechen.

leider bin ich jetzt wieder zurückgefallen. und ja, diesmal will ich mich zwingen damit aufzuhören.
ich bin nicht nur ICH, sondern ich bin auch Lebensgefährtin, Mutter, Freundin, Tochter, Schwester und Tante. Ich muss jetzt einfach hart zu mir sein.

Auslösender Moment war jetzt bei mir allerdings Stress. Einerseits eine neue Ausbildung (Vollzeit) andererseits habe ich weiterhin in meinem beruf gearbeitet (zwar nur noch geringfügig), dann habe ich den haushalt und den garten alleine geschupft, dann haben wir beschlossen zu heiraten, ... das hat mich voll überfordert!
hier habe ich versucht anzusetzen: ich habe letzten Monat gekündigt u mir jetzt eine Putzfrau gesucht. jetzt werde ich versuchen aus dem loch wieder herauszuklettern. ich muss einfach.

alles, alles gute auch für dich! :)

lg, myself

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#7
Hallü :)

Soo ich melde mich auch mal zu Wort :D

Ich bin zwar momentan nicht Clean (ganz im gegenteil :oops: ) aber ich war es ein halbes Jahr.
Auslöser für den Rückfall war wie bei myself der Stress ... Schule, Familie, Freunde, Führerschein, Training usw.
Und angefangen hatte es damals wie folgt:

Ich erzählte die ganze Story meiner Mutter, und bin vor ihr weinend zusammengebrochen. Sie lies das nicht ganz kalt, aber am Anfang meinte sie zu mir "du hast keine B du kannst jederzeit damit aufhören, nur weil du einmal K* gegangen bist, heißt das nicht das du B hast" ... Das war sehr Kalt und verpasste mir einen Tritt ins Genick. Denn damit wurde es nur schlimmer.
Aber, und jetzt kommt das GROßE ABER! Meine Mutter erzählte es meiner Schwester. (Die so viel Redet, ich hätte nie gedacht, dass meine Fam. ihr noch folgen kann) Meine Schwester reichte es weiter an meinen Cousin und dessen Freundin.
Nun, ich war bei meinem Cousin zu besuch und da gab es einige Komplikationen. Ich übernachtete einige Tage bei ihnen, weil ich mich da soo richtig Pudelwohl gefühlt habe. Und ab dem Zeitpunkt ging es wieder bergauf. Und ich hatte wieder routine im essen, weil ich bei meinem Cousin immer regelmäßig gegessen habe. (In gewissen Mengen versteht sich)

Ich würde mich heute aber nicht noch einmal an meine Mutter wenden, weil ich sie nicht so sehr belasten will, denn sie war schonmal in der Klinik, zwar nicht wegen mir, aber wegen Depressionen und ich will sie damit nicht noch mehr belasten.

Ich hoffe ich konnte dir mit meiner Erfahrung ein bisschen weiter helfen ;)

LG Knuffeline
Leb jeden Tag als wäre es dein letzter!
Veni Vidi Vici! Ich kam, ich sah, ich SIEGTE!

Re: Die Art, wie die Bulimie gegangen ist.

#8
hey ihr lieben!
bei mir verhält es sich im Moment genauso wie bei dir, cucciolina! ich habe sehr gute Phasen, gefolgt von schlechten... ich habe für mich so einen 2-wochen-rhytmus rausgefunden... aber ich muss sagen, wenn ich mir 'erlaube' gut zu essen, zu feiern, kuchen zu essen... dann kann ich das auch bewusst genießen und dann auch nach einem stück kuchen aufhören!
ich weiß nicht, ob man sich so von heute auf morgen von der B verabschieden kann - man muss langsam los lassen und sich verabschieden! ich habe erst heute mit meiner Therapeutin gesprochen, sie hat sogar so etwas wie ein 'abschiedsritual' vorgeschlagen, wo man sich wirklich einen letzten FA+k* 'erlaubt' und die B dann ziehen lässt... ich will mir auf jedenfall so etwas in die Richtung überlegen :) aber erst wenn ich soweit bin.. ein bisschen brauch ich die B noch in meinem leben...
alles liebe