Die "große Traurigkeit" danach

#1
Hallo ihr Lieben,

ich habe mich hier angemeldet, um mich eventuell mit Leuten auszutauschen, denen es gerade ähnlich geht wie mir, oder die dieses Gefühl kennen.
Zu meiner Situation: Ich bin heute seit genau 3 Wochen clean. Das damit noch lange nichts "geschafft" ist, darüber bin ich mir bewusst. Ich möchte vielmehr über das reden, was gerade mit mir passiert. Seit ich weg bin davon, stecke ich in einer Art Gefühlslage, die sich anfühlt wie eine Depression. Es ging mir schon vorher nicht gut, da in diesem Jahr Dinge eingetreten sind, die meinen größten Ängsten entsprachen, dass ich allein das aushalten kann, wundert mich schon. Dazu geört vor allem das Gefühl, allein gelassen worden zu sein und nicht geliebt zu werden. Gefühle, die aufrund meiner Lebensgeschichte die für mich erdenklich schrecklichsten sind, die es gibt. Aber jetzt seit ich clean bin, wird es schlimmer. Ich gehe zwar raus, gehe feiern und unternehme etwas, aber jedesmal wenn ich die Haustür hinter mir schließe, einschlafe oder morgens aufwache, sind sie wieder da. In der Klinik haben wie diese Art Depression "die große Traurigkeit" genannt. Das was hinter der Bulimie steht, das was einen "danach" erwartet, ehe er zu sich selbst findet. Ich erwische mich oft dabei, wie ich gereizt bin und fühle mich dann schuldig. Auch habe ich oft das Gefühl, von den Leuten, die mir wirklich wichtig sind, abgestoßen zu werden und ich merke, dass ich viele meiner sozialen Kontakte verloren habe. Ich gehe auf diese Menschen zu, stoße dann aber oft auf Ablehnung, so fühlt es sich jedenfalls an. Ich glaube, das was ich brauche, ist jemand, der mich bedingslos liebt, der mir sagt, das ich es wert bin geliebt zu werden und der mir die Kraft gibt, mein Leben wieder dahin zu leiten, dass ich glücklich bin. Fragt sich nur, ob so jemanden wirklich gibt, oder ob ich das was ich brauche, nur von mir selbst bekommen kann.
Meine Fragen:
Kennt ihr dieses Gefühl der "großen Traurigkeit"?
Sind die Gefühle der Ablehung einfach nur Produkt der Depression, oder merke ich erst jetzt, dass ich vieles vernachlässigt habe?
Warum geht es mir nicht besser, jetzt, wo ich doch clean bin?
Und ist es wirklich "die große Traurigkeit", oder bin ich jetzt einfach nur empfänglicher für meine Gefühle?

Ganz liebe Grüße und vielen Dank schonmal im vorraus für eure Antworten!
Liss.

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#2
HERZLICH WILLKOMMEN hier!

Ich habe leider grad keine Antwort für Dich, aber ich wollte Dir schnell Hallo sagen und eben auch deinen Beitrag freischalten! Du wirst sicherlich Leute zum regen Austausch finden. Solltest Du Fragen haben, frag einfach und schau Dich hier ein wenig um!

Wenn Du ein Problem ect hast, kannst Du Dich immer an einen von uns Moderatoren (die Grünen) wenden!

Ich hoffe Du wirst Dich hier wohl fühlen!!!

Ganz lieben Gruß Nadine

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#3
Das mit den depressiven Phasen wenn die Bulimie besser ist kenne ich auch. Aber auch allgemein kommen dann plötzlich ganz viele Gefühle hoch, die ich normalerweise nicht von mir kenne und mit denen ich dann auch nicht umgehen kann. Die werden dann halt nicht mehr weggekotzt und müssen irgendwie anders bearbeitet werden, aber ich fühle mich diesen Gefühlen gegenüber meistens machtlos. Auch in vielen anderen Situationen bemerke ich dann wie fremd mir die Welt und das Leben ohne Bulimie geworden sind. In vielen sozialen Situationen fühle ich mich überfordert, weil ich nicht weiß wie ich reagieren soll oder weil es mir zu viel wird oder ich mich einsam fühle obwohl viele Menschen da sind. Manchmal macht es aber auch einfach nur riesigen Spaß. Naja, trotzdem ist das leben ohne Bulimie nicht einfach und ich glaube wir müssen lernen damit irgendwie umzugehen. Bei mir würden 3 Wochen jedenfalls nicht reichen um das alles hinzukriegen ;-).

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#4
hello. ich bin seit gut zwei jahren so gut wie "clean", wie es so schön heißt. hatte nur ganz ganz selten rückfälle und die essanfälle waren auch nicht wirklich geplant, also ich war glaub ich nur einmal bewusst einkaufen in den letzten zwei jahren. davor war ich vier jahre ganz ganz schlimm in der bulimie drin.
seit dreieinhalb jahren bin in therapie, anfangs wegen der es, jetzt wegen der depression, die immer stärker wurde, als die bulimie besser wurde. es ist eine komische entwicklung eigentlich, ich weiß also, was du meinst. eigentlich sollte ich glücklich sein, hab so viel zeit (und geld) seit ich nicht mehr in der bulimie stecke, aber irgendwie ist da nur leere. ich glaub, die bulimie hat diese leere nur überdeckt. gehts mitm essen leichter und gut, kommen die richtigen, auslösenden gefühle hoch - so fühlt es sich zumindest bei mir an.
ich nehme antidepressiva und habe wöchentlich therapie und es geht mir damit halbwegs gut. ich würde dir ans herz legen, weiterhin regelmäßig zur therapie zu gehen, auch wenns dir momentan vll gut geht.

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#5
Hallo LissHrl,

Glückwunsch zu den drei Wochen. Ich wünsche dir, dass es dann noch drei Monate, drei Jahre und dann noch dreißig Jahre werden und dann nie mehr.

Ich selbst bin seit 36 Jahren mit diesem Thema konfrontiert. Hab halt schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel. Davon war ich zwei mal ca. acht Jahre und zwischendurch immer wieder mal für drei vier Jahre clean. Momentan bin ich mal wieder drin, mit ca. ein Mal im Monat oder alle zwei Monate eine Fressattacke.

Der Punkt ist, dass du deine "Depression", diese Traurigkeit, diese innere Leere, diesen Wunsch nach bedingungsloser Liebe angehen musst. Bis vor vier Jahren konnte ich mir nicht vorstellen, ohne Partner zu sein. Irgendein Mann musste immer her, egal, ob Partner, Dreiecksgeschichte, Affäre oder sonst was. Ich wollte "geliebt" und begehrt sein, musste mindestens ein kleines bis mittleres Drama im Raum stehen haben, damit ich diese Traurigkeit, diese Leere nicht spüren muss.

Nachdem ich mich ausgiebig aufgerieben habe an all den Geschichten, habe ich vor vier Jahren ENDLICH gelernt, das Alleinsein zu genießen, in mich hinein zu horchen, was mir gut tut und es auch umzusetzen und ganz wichtig: zu kapieren, dass nicht das GELIEBTWERDEN glücklich macht, sondern das LIEBEN. Also der aktive Part. Mich zu fragen, was kann ich diesem oder jenem Menschen Gutes tun. Nicht nur dem eigenen Partner oder den Kindern, sondern einfach mal als Grundsatz. Abends ist man dann erfüllt.

Ich möchte dir hier kein Hilfesyndrom als Lösung anbieten, aber den Tipp mitgeben, deine Traurigkeit damit abzubauen, dass du dir Gedanken machst, was DU DIR und was du vielleicht auch noch zusätzlich einem ANDEREM Menschen Gutes für diesen Tag bereiten kannst. Kleinigkeiten reichen da oft schon. Und wenn du genau hinschaust, gibt es jeden Tag viele Möglichkeiten dafür. Das vertreibt die Traurigkeit und die Leere. Und wenn ein anderer sich freut, dann kann man sich mitfreuen.

Nicht immer, aber immer öfter.

Viele Grüße

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#6
hey ihr!
ich glaube ich bin genau wegen dieser 'großen traurigkeit' in die bulimie gerutscht.. bei mir stand nicht das 'dünn sein' im vordergrund, sonder viel mehr dass ich fragen wie zB 'wer bin ich?' 'wo will ich hin?' 'bin ich hier richtig?' 'ist diese berziehung für mich richtig?' 'will ich das überhaupt?'... nicht für mich beantworten konnte!! und ich hatte angst mich mit diesen themen auseinander zusetzten und ich bin mit hilfe der bulimie diesen themen aus dem weg gegangen.. ich habe die bulimie genutzt um nicht über mich und mein leben nachdenken zu müssen!!
die bulimie habe ich 'relativ gut' im griff, die depression ist dann wieder in den vordergrung gerutscht.. was auch logisch ist, viele dinge wollten aufgearbeitet werden! und ich habe dann einfach mal die bulimie sich selbst überlassen und habe mich wirklich mit MIR auseinandergesetzt und mit den fragen WER BIN ICH; WAS WILL ICH... und ich habe ein paar interessante antworten gefunden ;) ich habe mein ganzes leben umgekrempelt!! und mir gehts jetzt besser, weil ich auch mich gehört haben und mich sachen getraut habe die ich mir NIE zugetraut hätte!! zB ausbildungswechsel in eine ganz andere richtung, ortswechsel...
ich glaube jeder hat so seine fragen im leben, die er für sich beantworten muss!
alles liebe

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#7
Stimmt, lenny,

sehr gut erkannt, denn Bulimie ist nicht nur schlecht organisierte oder gar keine gescheiten Essgewohnheiten, dieser Druck, dieser Zwang kommt aus der Tiefe der Seele.

Und die will einem gaaaaaaaaanz dringend etwas sagen, sonst wäre sie nicht so unheimlich penetrant. Und da sollte man sein Auge und sein Ohr drauf richten. Auf die Psyche oder die Seele, die gesehen und gehört werden möchte.

Schritt für Schritt kommen dann die Aha-Erlebnisse, die es zu durchleben gilt. Muddi und Vati sind irgendwann einfach nicht mehr verantwortlich für das, was man selbst aus seinem Leben macht.
Wenngleich die Gaben, die sie mitgeben, doch seeeeeeeeeeehr unterscheidlich sein können. Das ist wohl wahr. Aber kein Grund, bei wenig die Flinte ins Korn zu werfen.

Wenn ich zurück blicke, oh je, da gab es einiges, was ich noch zu kapieren hatte bei mir selbst. Das Leben ist ja dafür super erfinderisch :wink: , so erfinderisch, dass wir selbst nie drauf kommen, was da in Wirklichkeit noch kommt. Es ist wichtig die Angst davor zu verlieren. Ich habe heute eine Beziehung zu Gott gefunden. Hilft mir sehr und die Angst ist gewichen. Er hatte schon immer einen guten Plan für mich. Da bin ich mir heute ganz sicher. Und dem folgen wir denn auch weiter.

Also, nach innen gucken und gute Essgewohnheiten entwickeln.

Ich halte es mir gerade wieder vor Augen, denn ich habe vor, dieses Jahr noch ohne Rückfall zu beenden und das neue gerade so weiterzumachen. Hab's doch auch schon vorher für Jahre geschafft.

Alles Gute

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#8
Hallo!
Bei mir kommt dieses Traurigkeit auch, beziehungsweise allgemein die negativen Gefühle und das nicht ausgeglichen sein und agressiv sein, das treibt mich dann immerwieder zurück, danach bin ich irgendwie entspannter...
Habt ihr einen Tipp, was man dagegen tun kann?
Liebe Grüße,
liiee

Re: Die "große Traurigkeit" danach

#9
Hallo Leute !!!!´

Ich kenne das auch sehr gut diese grosse Traurigkeit!!
Was ich mich dann immer frage warum heute wieder und morgen wieder nicht? Sie ist aufeinmal da der nexte Tag kann besser sein aber auch nicht es wechselt wie das Wetter! :roll: Ich kann nichts dagegen tun....

Ich nehme keine Tabletten für Depressionen! Aber wir kann es dennn besser werden wie kann man es schaffen wirklich schaffen? ich habe solche Ängste mein ganzes Leben besteht manchmal aus ANgst früher war ich das gegenteil.... :roll:

Heute bin ich traurig was bin ich dann morgen wieder ???Das kann ich nie wissen
vorher und das macht mich schwach.......

schwächer und scxwächer obwohl ich immer ein starker Mensch war.....und zurzeit wiedermal gqar nicht.....was muss man da machen

lg tam