aggressionen

#1
seit ein paar wochen halte ich nun ohne durch... nur einmal, vor ein paar tagen ist es mir passiert. empfand es selbst aber nicht als DEN rückfall, sondern es war einfach nur dämlich.
nun ist es so, dass einige dinge hochkommen, die die ess-brech-sucht kompensiert hat. ich werde sehr, sehr aggressiv.
ich habe in den letzten wochen vermehrt (oder mal endlich richtig) sport getrieben und auf meine ernährung geachtet (natürlich achte ich da wohl extremer drauf als andere... doch drei mahlzeiten, kein hungern!!!). hat super geklappt, ich habe abgenommen, mein altes gewicht erreicht (natürlich war ich immernoch nicht zufrieden aber nun gut. ich habe vor drei jahren zugenommen, hatte aber immernoch normalgewicht und habe auch immernoch normalgewicht). dieses wochenende habe ich einen geburtstagsmarathon hinter mir. am freitag hat mein freund eine überraschungsparty für mich gemacht... ich war mit der situation überfordert und habe den totalen heißhunger gekriegt, samstag war ich auf dem geburtstag eines bekannten, wo ich mich sehr unwohl gefühlt habe und die ganze zeit in die knabberbox gegriffen habe und sonntag war ich noch mit meinem freund und meinen eltern bei all-you-can-eat buffet. nun gehe ich auf die waage und stelle fest, dass ich die hälfte meines abgenommenen gewichtes zugenommen habe...
naja, was soll ich sagen... ich bin total ausgerastet.

ich raste sehr schnell aus, werde aggressiv, schmeiße mit sachen, trete und schlage gegen gegenstände und weil sich das ganze auch gern mit meinen selbsthass mischt, denn meistens bin ich auf mich selbst sauer, schlage ich mich selbst. heute habe ich mir so sehr auf die oberschenkel geschlagen, dass sie immernoch rot sind. einmal habe ich mir selbst so heftig ins gesicht geschlagen, dass ich nasenbluten hatte...

ich finde es selbst erschrenkend. ich weiß nicht wohin mit dieser aggression. wenn ich sauer war bin ich immer an den kühlschrank gegangen und habe einfach so lange gegessen bis das gefühl durch den vollen magen überdeckt wurde.

ich fange an die bulimie zu vermissen... das ist nicht besonders klug. doch im moment fällt mir nichts klügeres ein...

Re: aggressionen

#2
liebe pottschnute (toller name, übrigens :wink: )

ich kenne diese Aggressionen sehr gut. auch ich werde sehr oft wütend und richtig aggressiv, wenn etwas nicht so klappt, wie ich es will. ich schreie, heule, schlage um mich, werfe Sachen auf den Boden, knalle Türen usw. :roll: Gott, hört sich an wie ein kleines verwöhntes kind!

Du hast ja schon mal sehr gut erkannt, dass diese Aggressionen damit zusammenhängen, dass du bestimmte Dinge nicht (mehr) mit deinem Essverhalten kompensierst. Das ist schon mal ein sehr guter und wichtiger Schritt! Hast du dir denn schon mal überlegt, WESHALB du aggressiv wirst? Ich könnte mir vorstellen, dass da viel viel mehr dahinter liegt als "nur" eine Überraschungsparty usw. (auch wenn ich dich total verstehen kann, dass manche Situationen, die für viele andere wahrscheinlich nicht belastend oder ähnliches ist, dich einfach überfordert - geht mir sehr oft genauso!).

Hast du vielleicht eine latente Wut in dir drin? Seit wann leidest du unter einer Essstörung, wenn ich fragen darf? Ich habe erst kürzlich gemerkt, dass ich ganz schön wütend auf meine Mom, meine Schwester, den Freund meiner Mom und viele andere Verwandte bin. Dafür, dass sie nicht für mich da waren, als ich ein Kind war. Dafür, dass sie sich manchmal nicht gekümmert haben. Dafür, dass sie einfach so waren, wie sie waren. Gleichzeitig schäme ich mich aber unglaublich für diese Gefühle. Wie kann ich so über meine eigene Mutter denken? Sie hat doch so viel für mich getan, warum bin ich nur so undankbar? Was ist falsch MIT MIR? Was zum Teufel erwarte ich denn von meinen Mitmenschen? Dass mich jeder mit Samthandschuhen anpackt und mir meine Wünsche von den Lippen abliest?
Mh. Schwierig.

Gestern wurde ich auch etwas sauer (zum Glück hielt es sich dieses Mal in Grenzen), weil die Waage nicht die Zahl angezeigt hat, die ich wollte. Bescheuert, ich weiß. Wieso macht man seine Stimmung von einer Zahl abhängig? Naja, die alte Leier.. Jedenfalls war ich dann so sauer, dass ich danach erst mal ein paar Kraftübungen gemacht hab (also jetzt nicht mit Gewichten oder so :D halt so Bauch-Beine-Po Quatsch), um mich zu beruhigen. Und danach ging es mir auch wirklich besser.
Vielleicht wäre es so etwas eine Alternative für dich, um belastende Gefühle loszuwerden? Auf der einen Seite ist es gerade für uns Essgestörte gefährlich, da wir den Sport eben auch oft zum Abnehmen etc. nutzen. Auf der anderen Seite gehen viele Menschen, die unter Stress etc. leiden ja so damit um!

Hoffe auf jeden Fall, dass es dir ein wenig besser geht und vielleicht hat dir ja der ein oder andere Satz ein bisschen geholfen,

liebe Grüße
black_white
Auf Regen folgt Sonne.

Re: aggressionen

#3
also ich wurde nicht wegen der überraschungsparty aggressiv... sondern weil die waage so viel angezeigt hat.^^
ich habe seit gut 6 jahren das ganze essproblem... fing mit einer harmlosen diät an, wie immer.

ich kann nicht mit kritik umgehen, am schlimmsten ist wenn man mich nicht für voll nimmt. ich mag mich selbst nicht (vor allem mein aussehen) und mein leben ist gezeichnet von versagen. und da ist ja klar, dass es mich aufregt wenn ich mich nichtmal mein gewicht unter kontrolle haben kann.

bin laufen gegangen... hat meine aggression aber auch kaum abgebaut. selbst nach dem duschen war ich noch sauer

Re: aggressionen

#4
Hallo Pottschnute,

oh, diese extremen Gefühle kenne ich auch. Und ja black_white, ich würde es genauso beschreiben, ich verhalte mich dann auch manchmal wie ein verwöhntes Kind^^ In dem Moment kann ich auch nicht klar denken, ich glaube, das ist Übungssache.
Ich glaube, es gibt mehrere Dinge, weshalb man so schnell austickt und ewig braucht, um sich zu "regenerieren". Bei mir können auch Stunden vergehen. Kennt ihr diese Anspannungskurve? Wenn man sich aufregt, dann steigt die Anspannung bei jedem Menschen. Wenn man nun aber generell mit Anspannung, Stress oder sonst etwas in die Richtung zu tun hat, dann steigt diese Kurve im Verhältnis zwar genauso stark an, aber man ist ja schon viel höher als der Durchschnitt. Das hat zur Folge, dass man noch viel höher steigt in der Anspannung und dementsprechend lange braucht, bis man wieder auf einem erträglichen Level ist. Versteht ihr was ich meine :roll:
Um dagegen anzugehen ist es vielleicht interessant zu überlegen was Wut eigentlich ist? Manchmal entsteht Wut, weil wir Angst haben. Angst entsteht wenn wir in Gefahr sind oder wir uns bedroht fühlen (die eigene Person oder eine nahestehende) und wir sind nicht in der Lage mich zu wehren. Wut fühlen wir, wenn wir etwas nicht bekommen was andere bekommen, uns jemand etwas wegnimmt, unsere Person wird bedroht, können uns aber wehren. Ich finde, sich das klarzumachen, macht es auch leichter herauszufinden was uns gerade so wütend macht.
Ich denke auch, dass einmal laufen gehen nicht reicht. Erstmal musst du ja offenbar ein viel höheres Level an Aggressionen runterschrauben. Bist du schon mal gelaufen bis du wirklich gar nicht mehr konntest oder hast mal was anderes versucht? Manche können auch besser runterfahren beim Malen oder so. Oder in Kombi. Und dann ist es ja so, dass die ES für deinen Kopf bisher die ideale Lösung war. Warum sollte er sich da freiwillig was anderes suchen? Das heißt, dass du deinem Kopf eine andere Methode erstmal schmackhaft machen müsstest, indem sich die Methode ein paar Mal bewährt und belohnt wird. Ein Lernprozess eben. Das kann eine Weile dauern und funktioniert nicht nach einem Mal.
Es ist schwer was geeignetes zu finden. Ich bin selbst auch noch auf der Suche, weil ich immer noch kein besseres Ventil für meine Anspannung gefunden habe. (bin schon seit über einem Jahr überwiegend ES-frei) Aber die ist echt hartnäckig. Man muss viel rumprobieren und darf nicht so schnell aufgeben. Meine Therapeutin hat mir heute gesagt, dass man das auch nicht zu sehr wollen darf. Das sei so wie wenn jemand sagt "Nun sei genau jetzt spontan!" Da fällt einem auch nix ein, find ich ganz plausibel. Also ist Akzeptanz wohl erstmal der erste und schwerste Schritt, den wir wagen müssen ;-)

LG

Re: aggressionen

#5
ich gehe regelmäßig laufen seit 2 monaten. ca. alle 2 tage. oft ist es schon so, dass man mich nur ansprechen braucht und ich bin schon genervt. ich will größtenteils einfach meine ruhe. meistens bin ich sauer auf mich selbst, weil ich einfach nicht so sein kann wie ich möchte und weil mein leben zu 85% einfach scheiße ist (ich sage nicht 100% weil ich immerhin fließend wasser und essen habe). egal was ich mache, es geht alles schief. und dann kommen die momente die das fass zum überlaufen bringen und dann platze ich einfach.
und jedes mal wünschte ich, dass ich einfach zu kühlschrank gehen könnte... es war irgendwie so einfach.