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22 Jahre

Verfasst: Sa Dez 10, 2011 21:22
von Sassolino
.... und nun bin ich frei!

Grüß euch,

ich möchte euch allen mitteilen, dass ich seit 4 Monaten -> das sind 22 Jahre Bulimie - nun frei davon bin. ENDGÜLTIG, das weiß ich sehr genau.
Meine Lösung ist das Wissen der Ursache und des Auslösers.
Ich befinde mich seit ca. einem halben Jahr in einer Umbruchphase sozusagen. Sehr intensiv setzte ich mich mit meinem Leben auseinander -
ich bin bereit dafür und es ist teilweise sehr schmerzhaft.
Und irgendwann wusste ich es. Von da an brauchte ich dieses Ventil nicht mehr.
Das ist es, was ich euch sagen möchte. Versucht in euch zu gehen - für jeden von uns gibt es eine andere Ursache oder Auslöser.
Daher gibt es nicht DIE Lösung.
Vielleicht ist es notwendig sich einem Psychotherapeuten anzuvertrauen... oder eine Selbsthilfegruppe zu suchen,
aber auf alle Fälle muss man erkennen, was die Bulimie auslöst und was sie bewirkt. Gebt nicht auf, ich habe es auch geschafft.
Ich wünsche euch allen eine wundervolle Adventzeit und viel, viel Mut und Hoffnung.

Liebe Grüße

Re: 22 Jahre

Verfasst: So Dez 11, 2011 9:29
von Wasserfee
Liebe Sassolino,
danke für Deinen Beitrag; ich habe seit 20 JAhren Bulimie und schon mehrere Therapien gemacht, wirklich geholfen hat keine bzw habe ich zwar große Fortschritschritte gemacht, letztlich aber immer wieder auf dieses Ventil zurückgegriffen gegen negative Gefühle wie Ärger, Stress etc. Ich möcht das so gerne ändern, aber es geht irgendwie nicht so recht. Mein Leben ist nach außen hin ganz normal, geregelter Job, Beziehung etc. Daher meine Frage an Dich wie Du es gschafft hast bzw was Du empfehlen würdest. Bei mir klappt es auch mit dem regelmäßigen Essen nicht gut und wenn ich keine FA´s am Abend habe, dann verlagert sich das Essen auf den Abend eben, also auch nicht "normal". Ich würde mich über Tipps und Anregungen wirklich sehr, sehr freuen. DAnke im voraus!

Re: 22 Jahre

Verfasst: So Dez 11, 2011 11:02
von Sassolino
Liebe Wasserfee,

ich finde, du bist auf einem sehr guten Weg und es hört sich so an, als dass du ganz bald damit abschließen kannst.
Da es sich um eine tiefgreifende Sache handelt - nach so langer Zeit wie bei dir und bei mir ist es schon so,
dass die Bulimie ein Teil des Lebens geworden ist - und daher ist eine Heilung (eine Verabschiedung) auch nur langsam möglich.

Mein Leben - die Vergangenheit - habe ich in (Theater)Stücke eingeteilt.
Da gab es die Zeit, wo ich als kleines Kind mich nach Liebe sehnte und abgeschoben wurde,
die (verdrängte) Zeit des m*ssb**ch*, das frühe Muttersein, der nicht zu mir passende Partner....
Schmerzlich habe ich eines Abends erkannt, dass das kleine Mädchen ICH bin und ich tat mir so unheimlich leid, habe geweint.
Jetzt habe ich die Ursache gefunden und der Auslöser war Jahr später.
Es ist wichtig zu erkennen, was passiert. Und im nachhinein betrachtet,
scheint es ganz einfach zu sein - ist es vielleicht auch, aber es braucht Zeit.

Für mich war es sehr, sehr wichtig, dass ich den Mut aufbrachte
und mir mein Umfeld so einrichtete, dass es wie ein weicher Samtpolster ist und mich nicht auch noch belastet.
Schau' dir deinen Partner genau an, deine Freunde und deine Familie.
Kannst du so sein, wie du wirklich bist - kannst du dich fallenlassen? Kannst du die Kontrolle abgeben?
Die Kontrolle - ich glaube das Thema überhaupt....

Weißt du, ich glaube, zur richtigen Zeit erhält man auch Hilfe und man ist dann bereit. Du weißt es selbst am besten.
Vertraue dir! Wenn du nach der Lösung suchst, bist du kurz vor deinem Ziel. Und da sehe ich dich gerade.

Und noch was: für mich hatte die Bulimie nicht so sehr mit Essen zu tun - vielmehr mit dem Akt an sich.
Das Essen war nur ein Mittel zum nachfolgenden Loslassen.
Du musst für dich herausfinden, ob du das Essen brauchst als Ersatzbefriedigung, als Zuwendung, Trost....Liebe vielleicht
oder den nachfolgenden Toilettengang, der als Loslösen, Entledigen, Befreien oder Loslassen stehen kann.
Oder ist es der ganze Akt an sich... hier könnte Kontrollverlust, Ungezügeltheit, Leidenschaft, Hilflosigkeit - Hilfsbedüftigkeit... stehen.
Wo in deinem Leben warst du so gestresst, dass du hilflos wurdest? Wo in deinem Leben hast du
eine emotionale Überlastung erlebt? (das entnehme ich aus deinem Ärger, Stress, negative Gefühle...)

Das, liebe Wasserfee, sind alles meine Gedanken zu meinem Leben.
Schau' dich ganz genau an, beobachte dich - das ist meine Empfehlung an dich.
Denn alles was du tust und denkst hat mit dir alleine zu tun.
Im Grunde genommen kann uns niemand helfen, ausser mir uns selbst.
Alles Gute für deinen Enspurt - ich würde mich sehr freuen, wieder von dir zu hören.

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mo Dez 12, 2011 8:04
von Wasserfee
Danke für Deine Denkanstöße!!!! darf ich fragen, was Du konkret gemacht hast: Therapie, Spitalsaufenthalt etc? ich möchte einfach etwas tun und weiß nicht, welche konkreten Schritte ich zuerst setzen soll...lg

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mo Dez 12, 2011 22:29
von Sassolino
Hallo Wasserfee,

ich habe auch immer gekämpft - so wie du.
Aber letztendlich hat mir die Summer aller Dinge geholfen.
Ich habe mich intensiv mit mir selbst beschäftigt und war immer
neugierig, habe mich beobachtet... das war eine spannende Zeit.
Erfahrung mit Therapien, Selbsthilfegruppen oder ähnliches habe ich nicht.
Was aber nicht heißt, dass es nicht gut wäre. Ich bin halt einen anderen
Weg gegangen.

Möchtest du nicht nochmal einen Versuch starten - Therapie, Gespräche...
Oder was hast du vor... was wünscht du dir?

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mi Dez 14, 2011 12:17
von Wasserfee
Liebe Sassolino, was hat Dir geholfen Deine Probleme anders zu lösen, wo hast Du das denn gelernt? hast Du von einem Tag auf den anderen mit den Fressanfällen aufgehört? ich kann meine Probleme wie Stress im Büro, Ärger mit dem Freund etc nur auf diese Weise lösen offenbar und wünsche mir so sehr ein Leben zu führen, das ohne dieses elende Hilfsmittel auskommt...lg

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mi Dez 14, 2011 14:01
von bibs
"...und mir mein Umfeld so einrichtete, dass es wie ein weicher Samtpolster war..."
!!!
ja, das verlangt sicherlich Mut!
:S
...und Selbstbewusstsein wahrscheinlich auch ...von dem wir/ich nicht allzu viel besitze in Wirklichkeit (die Fassaden-Bibs hat natürlich schon welches).

Ich beobachte mich auch selber...bzw. macht mein Körper sich schon bemerkbar, wenn ich´s nicht tscheck (meine linke Schulter beginnt, zu kribbeln und auch mein linker Arm und Oberschenkel "nerven" mich, sodass ich manchmal draufhauen muss :S)
Und beim Reden komm ich schön langsam drauf, genauer beim Erzählen in der Therastunde...meine Thera hält sich bisher sehr zurück, wirft nur manchmal Kommentare ein und fragt da und dort mal nach, aber im Grunde genommen erzähl ich...und mir sind schon ein paar Lichter aufgegangen...was mich einerseits freut -> Fortschritt...aber andererseits macht mich diese ungeschönte Wahrheit sehr traurig...und ich hab noch keinen Plan, wie ich damit umgehen soll ...aber immerhin verschlimmern sich die Symptome dadurch nicht, was ich eigentlich befürchtet hätte.

stopp...ich schreib am thread vorbei, sry!

Danke für deine Geschichte...es hilft das zu verinnerlichen, was zu tun ist bzw. wie man denken sollte...positiv und "selbst-aufmerksam"!

lg

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mi Dez 14, 2011 17:05
von Wasserfee
Liebe Bibs, ist es die erste Therapie, die Du jetzt machst? wie kommst Du voran? ändert sich etwas am Symptom oder zuerst an Deinen Einstellungen? gehst Du jetzt anders mit den täglichen Problemen um? LG

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mi Dez 14, 2011 20:04
von Sassolino
Hallo ihr zwei,

ja Bibs, Selbstbewusstein musste ich schon haben - ich bin mir immer mehr "bewusst", was ich benötige....
ich bin mir selbst bewusst.... und ihr seid es auch.
Was die Fassade angeht, ist es doch so, dass man nur sehr wenigen Menschen,
wenn überhaupt jemanden sich so zeigt, wie man wirklich ist
-> ganz ungeschönt, ganz veretzlich und nackt oder pur.
Ist das denn schlimm?
Vielleicht möchte man so sein, wie man glaubt sein zu müssen...
und hat dadurch ein schräges Selbstbild.
Ihr seid alle so wie ihr seid - und das ist gut so.

@Wasserfee: es ist so schwer zu erklären, was sich geändert hat.
Im Grunde genommen, bin ich reifer geworden und bereit, meinem Leben
und der Vergangenheit ins Auge zu blicken - oder ich bin bereit, mich meinen Problemen zu stellen.
Früher dachte ich immer, alle Probleme packe ich in eine Vitrine und verschließe sie,
aber das ist falsch. Erst wenn man das Problem aufgearbeitet hat, kann man es auch lösen.
Und das, ihr Lieben, ist nochmals eine große Herausforderung. Es ist auch bei mir noch nicht vorbei...

Gäbe es die Lösung oder das Geheimnis - ich hätte es euch allen sofort gesagt!

Daher suche nicht bei anderen nach der Lösung - fang' bei dir selber an... du brauchst was ganz anderes als ich vielleicht.
Ich möchte euch so gerne helfen... aber ihr müsst euch selber helfen. Ich kann euch nur motivieren und meine Geschichte erzählen.

Re: 22 Jahre

Verfasst: Mo Dez 26, 2011 8:32
von Wasserfee
Hallo Sassolino, hoffe Du siehst noch ab und zu auf die Seite: hatte vor Weihnachten leider sehr viel zu tun und erst jetzt Ruhe eigentlich. Bin voller Bewunderung, wie Du es schaffst ohne die ES zu leben. Gerade jetzt hätte ich so gerne einen Tip, eine Schnur, einen Wegweiser, an den ich mich halten könnte, der mir sagt zuerst gehst Du dieses Thema an und dann das nächste...habe das Gefühl, dass es so viele Themen gibt, die im argen liegen, Freund, Job etc und dass ich einfach nicht weiß, was ich zuerst bearbeiten soll. Die Thera gibt zwar gute Ansätze, aber ich hätte so gerne mehr Struktur dahinter. Wie hast Du die Feiertage verbracht? Salzburg muss wunderschön sein im Winter, LG