#2
von Obstgarten
Hallo Mondo,
Oh, wie kann ich deine Angst sehr gut nachvollziehen. Ich kann dir ja mal von meiner studentischen Finanzierung erzählen. Ich habe ein Studium versemmelt. Als ich das gelesen hatte, dass ich doch wieder durch eine Prüfung gefallen war, stand ich zuerst vor meinem persönlichen Aus. Ich, der sonst auch ohne Lernen ne zwei oder ne drei geschrieben hat, soll durch gefallen sein. Unwiderruflich? Bafög hatte ich zu dem Zeitpunkt lange nicht mehr bekommen. Hab mich eigenfinanziert durch Nebenjobs. Die Frage stand plötzlich im Raum, ob ich meine geistigen Fähigkeiten für niedrig bezahlte Tätigkeiten für Ungelernte vergeuden sollte oder ob ich dieses vesemmelte Studium irgendwie nutzen kann, hab also mein Studienfach gewechselt, bei dem ich Scheine angerechnet bekam (ob das mit Baccelor noch geht, weiß ich nicht) und zwei Nebenfächer gesucht, die mir zuzusagen schienen. Studium war immernoch eigenfinanziert. So, dann wurde ich ungeplant schwanger, bekam das Kind, trennte mich vom Kindsvater, musste drei Jahre Elternzeit nehmen, weil ich heftigste Probleme mit der Essstörung hatte, steh alleine mit Studium und Kind da. So, nun finanziert sich mein Studium nicht alleine, eine Nebentätigkeit ist eigentlich ein Unding, weil ich an die Kindergartenöffnungszeiten gebunden bin. Ich hab mich also um Beratung bemüht. Das war teilweise zum Verzweifeln, weil als Student fällt man durch so viele soziale Netze durch. Aber Geld wollen alle trotzdem weiter und sogar noch mehr. Meine letzte Option vor dem Schmeißen des Studiums war ein Kredit der KfW. Ich hab mich damit irre schwer getan, weil ich dann eben die Schulden habe. Aber die hat man mit BaföG ja auch. Die KfW gibt den Kredit bis 650€ monatlich, zieht aber immer gleich Zinsen ab, so dass man von der bewilligten Summe immer weniger sieht. Ich habe noch Wohngeld. Das blöde ist, es reicht beides und das Kindergeld für mein Kind eigentlich nicht wirklich aus, aber regelmäßig Arbeiten gehen kann ich nicht, weil die mir das gleich vom Wohngeld abziehen würden. Aber ich komme so über die Runden.
Wer dir so viel Angst einjagt bist eigentlich du selbst. Das schlimme ist, dass man an der Angst partout festhällt, sie nicht loslässt, weil es irrsinn ist, sie zu halten und ihr so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die verdient sie aber eigentlich nicht. Jedenfalls nicht so viel. Ein bisschen Angst, in kontrollierbarer Menge ist hilfreich, macht krativ und produktiv. Im Übermaß lähmt sie und kann dazu führen, dass man sich selbst ins Unglück reitet, seine schlimmsten Befürchtungen als selbsterfüllende Prophezeihung erfüllt. Ich kenne das aber auch. Es ist in Ordnung, wenn du dir Gedanken machst, was ist wenn. Aber lenk dich ab, lass dich nicht auffressen von dir selbst, schreib deine Klausuren so gut es dir möglich ist. Wenn es nicht ist, dann gibts doch auf jeden Fall die Nachschreibetermine. Oder? Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Klausuren, auf dein Ziel und nicht auf Ungereimtheiten, Eventualitäten. Daneben kannst du auch etwas Zeit in Beratung investieren. Also als Beruhigung dafür sorgen, welche finanziellen Optionen und Alternativen du hast. Gibt es bei euch eine studentische allgemeine Sozialberatung? Geh da mal hin. Ich war auch bei dem Stura, der hat extra einen Beauftragten für Finzenielle Angelegenheiten. ich hatte mir wirklich viel Rat geholt und das war gut so. Such du dir auch Unterstützung und halt dich nicht in der Angst. Das Studentenwerk hat eigentlich richtig viele Hilfs- und Beratungsangebote. Schau dich da mal um.
Es geht wirklich immer weiter, auch wenn der Weg manchmal schwer und unüberwindlich erscheint. Aber er erscheint nur so. Glaub einfach an dich und das du das schaffst. Sieh mal, du hast es schon zu den Ehemaligen geschafft, dann kommst du doch noch weiter. Oder?
Liebe Grüße