Kein Rückfall, aber fast am Durchdrehen?

#1
Hallo Leidensgenossinnen und Genossen,

da steh ich nun, kurz vor den Klausuren, nicht wissend, ob mein Studium überhaupt noch finanziert. Es hieß vm Bafög-Amt, ich muss alles Klausuren die jetztt anstehen bestehen, damit ich weiter studieren darf. Eine Ausbildung habe ich nicht. Ich fühle mich wie scheiße, obwohl ich bis jetzt trotz meiner Krankheit beruflich viel gemacht hab. Was mich am meisten nervt, ist dass ich fast panische Angst davor habe, dass ich total abstürze. Das ist total unrealistisch, ich bin doch kein Opfer! Ich erkenne mich kaum wieder. Ich bin schon durch schlimmere Sachen durch, ohne diese Panik. Alle Unsicherheiten, Klinik, kein Job, Hartz4, alles. Und jetzt macht machen mich ein paar Klausuren wahnsinnig. Irgendwie hat das Angefangen als ich meinen Freund kennengelernt habe. Es kamen viele Gefühle( vor 3 Monaten) und dazu auch viele Unsicherheiten. Ich dachte ich würde mein Leben mit Hilfe von Freunden und Familie besser meistern können. Aber die verstehen meine Ängste nicht und sind schon genervt von meiner Heulerei am telefon. Mein Therapeut meint, ich mache mir zuviel druck. Und ich fühle mich einfach nur schwach.Schwächer,als früher. Warum tue ich mir das an? Warum diese Extremen Gefühle? Das ist doch nicht normal, das bin ich nicht? Wer hat mir diese Ängste eingejagt?

Kennt Ihr sowas? Früher wusste ich mir anders aus dieser Angst zu helfen(...) im Moment wird mir von dem Ganzen Scheiß schon übel, bevor ich nachhelfen muss.
Ich werde diese Angstmnicht los, Sie kommt immer wieder. Ich habe das Gefühl ich kann nichts dagegen tun.

Danke fürs lesen.

Liebe Grüße
Die Sehnsucht bedeutet, dass wir das was wir wollen schon zu einem kleinen Teil in uns haben.

Re: Kein Rückfall, aber fast am Durchdrehen?

#2
Hallo Mondo,

Oh, wie kann ich deine Angst sehr gut nachvollziehen. Ich kann dir ja mal von meiner studentischen Finanzierung erzählen. Ich habe ein Studium versemmelt. Als ich das gelesen hatte, dass ich doch wieder durch eine Prüfung gefallen war, stand ich zuerst vor meinem persönlichen Aus. Ich, der sonst auch ohne Lernen ne zwei oder ne drei geschrieben hat, soll durch gefallen sein. Unwiderruflich? Bafög hatte ich zu dem Zeitpunkt lange nicht mehr bekommen. Hab mich eigenfinanziert durch Nebenjobs. Die Frage stand plötzlich im Raum, ob ich meine geistigen Fähigkeiten für niedrig bezahlte Tätigkeiten für Ungelernte vergeuden sollte oder ob ich dieses vesemmelte Studium irgendwie nutzen kann, hab also mein Studienfach gewechselt, bei dem ich Scheine angerechnet bekam (ob das mit Baccelor noch geht, weiß ich nicht) und zwei Nebenfächer gesucht, die mir zuzusagen schienen. Studium war immernoch eigenfinanziert. So, dann wurde ich ungeplant schwanger, bekam das Kind, trennte mich vom Kindsvater, musste drei Jahre Elternzeit nehmen, weil ich heftigste Probleme mit der Essstörung hatte, steh alleine mit Studium und Kind da. So, nun finanziert sich mein Studium nicht alleine, eine Nebentätigkeit ist eigentlich ein Unding, weil ich an die Kindergartenöffnungszeiten gebunden bin. Ich hab mich also um Beratung bemüht. Das war teilweise zum Verzweifeln, weil als Student fällt man durch so viele soziale Netze durch. Aber Geld wollen alle trotzdem weiter und sogar noch mehr. Meine letzte Option vor dem Schmeißen des Studiums war ein Kredit der KfW. Ich hab mich damit irre schwer getan, weil ich dann eben die Schulden habe. Aber die hat man mit BaföG ja auch. Die KfW gibt den Kredit bis 650€ monatlich, zieht aber immer gleich Zinsen ab, so dass man von der bewilligten Summe immer weniger sieht. Ich habe noch Wohngeld. Das blöde ist, es reicht beides und das Kindergeld für mein Kind eigentlich nicht wirklich aus, aber regelmäßig Arbeiten gehen kann ich nicht, weil die mir das gleich vom Wohngeld abziehen würden. Aber ich komme so über die Runden.

Wer dir so viel Angst einjagt bist eigentlich du selbst. Das schlimme ist, dass man an der Angst partout festhällt, sie nicht loslässt, weil es irrsinn ist, sie zu halten und ihr so viel Aufmerksamkeit zu schenken. Die verdient sie aber eigentlich nicht. Jedenfalls nicht so viel. Ein bisschen Angst, in kontrollierbarer Menge ist hilfreich, macht krativ und produktiv. Im Übermaß lähmt sie und kann dazu führen, dass man sich selbst ins Unglück reitet, seine schlimmsten Befürchtungen als selbsterfüllende Prophezeihung erfüllt. Ich kenne das aber auch. Es ist in Ordnung, wenn du dir Gedanken machst, was ist wenn. Aber lenk dich ab, lass dich nicht auffressen von dir selbst, schreib deine Klausuren so gut es dir möglich ist. Wenn es nicht ist, dann gibts doch auf jeden Fall die Nachschreibetermine. Oder? Richte deine Aufmerksamkeit auf deine Klausuren, auf dein Ziel und nicht auf Ungereimtheiten, Eventualitäten. Daneben kannst du auch etwas Zeit in Beratung investieren. Also als Beruhigung dafür sorgen, welche finanziellen Optionen und Alternativen du hast. Gibt es bei euch eine studentische allgemeine Sozialberatung? Geh da mal hin. Ich war auch bei dem Stura, der hat extra einen Beauftragten für Finzenielle Angelegenheiten. ich hatte mir wirklich viel Rat geholt und das war gut so. Such du dir auch Unterstützung und halt dich nicht in der Angst. Das Studentenwerk hat eigentlich richtig viele Hilfs- und Beratungsangebote. Schau dich da mal um.
Es geht wirklich immer weiter, auch wenn der Weg manchmal schwer und unüberwindlich erscheint. Aber er erscheint nur so. Glaub einfach an dich und das du das schaffst. Sieh mal, du hast es schon zu den Ehemaligen geschafft, dann kommst du doch noch weiter. Oder?


Liebe Grüße

Re: Kein Rückfall, aber fast am Durchdrehen?

#3
Hallo Obstgarten,

danke für deine aufbauenden Worte. Es hat wirklich sehr geholfen. Die Angst ist gerade etwas weniger, ich hbae deinen Rat befolgt, mich nur auf die Klausuren zu konzentrieren. Alles andere kommst danach :)
Ich hoffe das hat alles bald ein Ende. Ich verdränge die Angst. Ein guter Rat, sich nicht an der Angst festzuhalten und Sie nicht zu groß werde zu lassen.

Wie geht es denn jetzt bei dir weiter?

Danke nochmal.
Die Sehnsucht bedeutet, dass wir das was wir wollen schon zu einem kleinen Teil in uns haben.

Re: Kein Rückfall, aber fast am Durchdrehen?

#4
Hallo Mondo,

Ich habe heute morgen noch kurz gelesen, dass du einen Rückfall hattest, nachdem du Citalopram abgesetzt hattest. Nun find ich den Beitrag nicht mehr. Bin schon am überlegen, ob ich das nicht geträumt habe.
Bin ich da richtig informiert? Vielleicht war das auch in einem anderen Unterforum. Oder?

Wie es bei mir weiter geht? Ich gehe nächste Woche zum Magisterprüfungsamt, informiere mich über die Formalitäten zur Magisterarbeit, Anmeldefristen usw. Im WS will ich meine Magisterarbeit schreiben, dann kommen noch müdnliche und schriftliche Prüfungen und fertig ist die Uni. Hört sich einfach an, aber ich muss mich schon richtig motivieren. Ich arbeite unter Termindruck deutlich besser und effektiver als ohne.

Ich hab grad schon mal jemanden geschrieben, dass Gefühle, auch Angst sich nicht wegschieben lassen. Sie wollen wahrgenommen werden. Werden sie ignoriert, dann kommen sie stärker. Gefühle wollen einen etwas mitteilen. Probleme kann man weg packen, in Kisten stecken und sie raus holen, wenn man bereit dazu ist. Bei Gefühlen ist das nicht möglich. Nimm sie wahr und an, sei liebevoll zu ihnen, schau, was der Teil in dir, der Angst hat, dir mitteilen möchte. Und schaut zusammen, was es braucht, damit es wieder etwas Ruhe geben kann. Angst darf wieder gehen, wenn man sie angesehen hat.
Ich habe auch eine Zeit lang die Angst symbolisch in meinen Rucksack gepackt und vor die Wohnungtür gestellt mit dem Kommentar, dass sie fehl am Platz ist, ich damit nicht umgehen kann. So habe ich das ab und an mit quälenden Erinnerungen gemacht und gedacht, dass funktioniert mit Gefühlen aus. Pustekuchen. Die kamen aber mit voller Wucht wieder. Ich hab es dann hin bekommen sie zu akzeptieren. Dann konnten sie ein Stück weit wieder gehen.

Und wie stehts bei dir zur Zeit? Wie geht es dir? Prüfungen/Klausuren schon geschrieben? Hast du auch genügend Erholung eingeplant? Machst du nach den Prüfungen was Gutes für dich? Urlaub vielleicht? Was machen deine Sorgen um die finanzielle Zukunft?

Liebe Grüße