Ab wann ist man "gesund"?

#1
Hi Leute!

Hmmm, ab wann würdet ihr euch denn als "ehemalig" bezeichnen? Also bei mir sind's jetzt 5 Wochen und 4 Tage, die ich (mit Ausnahme von einem RF-Tag, an dem ich 2x erbrochen habe und ich hatte etwa 2 nicht erbrochenen FAs) weitgehend symptomfrei bin. Ich zähle nach wie vor Kalorien und bin auf mein Gewicht fixiert, aber ich f* und k* nicht mehr. Es fühlt sich richtig gut an! Dennoch habe ich das Gefühl ich könnte jederzeit wieder beginnen. Manchmal ist es ganz leicht clean zu sein, manchmal scheint die B so nahe, dass ich kämpfen muss, aber im Allgemeinen, steh ich mittlerweile relativ stabil auf der gesunden Seite. Dennoch frage ich mich: Ab wann ist man "gesund"? Wo hört "clean sein" auf, wo beginnt "gesund sein"? Wie würdet ihr das für euch definieren? Kennt ihr offizielle Meinungen?

Danke für euren Beitrag,
Kibi
Für uns sind die Anderen anders.
Für die Anderen sind wir anders.
Anders sind wir, anders die Anderen,
wie alle Anderen.

-Hans Manz-

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#2
hallo kibi!

ich glaube den zeitraum, ab wann man 'gesund' ist, kann man nicht pauschalisieren. im endeffekt ist es auch egal, am wichtigsten ist es, wenn man einfach keine fa mehr hat und nicht mehr kotzt! und 5 wochen ist echt schon eine zeit, wo du super stolz auf dich sein kannst! gratuliere! ich glaube, jeder der einmal eine esstoerung hat, den werden begriffe wie kalorien, gewicht, figur,... immer irgendwo im gedaechtnis gespeichert bleiben, nur sind sie einfach nicht mehr so stark im bewusstsein, dass sie das leben beeintraechtigen. ich glaube, eine garantie dafuer, nie mehr rueckfaelle zu haben, gibt es nicht, wenn man einmal davon betroffen war. wuerde ich jetzt schreiben: ich glaube 5 wochen ist noch gar nix, wuerde dich das total demotivieren. aber sowas wuerde ich auch deshalb nicht schreiben, weil es nicht stimmt. das ist durchaus, schon ne wahnsinnig gute und lange zeit. am besten du bleibst weiterhin stark :wink: auch wenns mal nicht klappt... weitermachen!!
also echt cool, dass du uns diese positive nachricht uebermittelst. es kann ja doch funktionieren :-)

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#3
Hallo Kibi,

fünf Wochen sind eine super Leistung und ein toller Anfang.

Gesund heißt für mich keine Kalorien mehr zählen, nicht mehr Wiegen (jedenfalls nicht täglich und mit zwang), nicht den ganzen Tag an Essen/nicht essen/ erbrechen denken, Essen wann und was man will und es auch genießen können.
Die offiziellen Angaben sehen da noch ein bisschen anders auch. Da gibts zb. noch einen Zeitraum (6 Monate oder so?). Das ist für mich aber eher sekundär, ich finde die Einstellung viel wichtiger und diese zu verändern. Essen sollte eine "untergeordnete" Rolle spielen und nicht das Leben bestimmen.
Du befindest dich da auf einem super Weg, mach weiter so!

LG
Bibi
"Die Moral ist immer die Zuflucht der Leute, welche die Schönheit nicht begreifen" Oscar Wilde

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#4
Erstmal herzlichen Glückwunsch, dass du es so lange geschafft hast!

Und zu deiner Frage:

Ich zitiere mal Maja Langsdorff aus "Die heimliche Sucht, unheimlich zu essen":
Wie man beim Alkoholismus unterscheidet zwischen den Stadien "nass" (der Zustand des Alkoholmissbrauchs aufgrund krankhaften Verlangens/Sucht), "trocken" (Zeit der Abstinenz und des reinen Verzichts im Zustand einer gewissen Euphorie) und "nüchtern" (Ernüchterung, Fähigkeit zur Bewältigung des Alltagslebens ohne Rückgriff auf die Droge), kann man die Leidensphasen der Bulimarektikerin spezifizieren und von "hungrig", "sauber" und "klar" sprechen.
Die "hungrige" Phase ist die der akuten Erkrankung und des Lebens mit den Freß-Brechorgien. Die Phase der "Sauberkeit" tritt mit dem Verzicht auf die zentralen Symptome Essen und Erbrechen ein. Von einer "klaren" oder "satten" Bulimarektikerin kann man schließlich sprechen, wenn sie die Ursache ihres Heißhungers erkannt und erlernt hat, die Signale ihrer Seele nicht mehr symbolisch und über Ersatzhandlungen umzusetzen. Dies bedeutet, ihr muss bewusst werden, dass Hunger seelischen Ursprungs nicht mehr auf orale Weise befriedigt werden kann, dass die Befriedigung körperlichen Hungers durchaus mit Lustgefühlen einhergehen darfund dass sie nach dem Grundsatz der Entsprechung handeln muss. Erst dann wird sie nicht mehr versuchen, "Seelendreck" unter der Dusche mit Wasser und Seife zu entfernen oder echte Hungergefühle durch alternative Zwangshandlungen und gesteigerte Aktivität zu verdrängen. Vor allem aber muss sie lernen, sich selbst, ihren Gefühlen, Wünschen und Bedürfnissen mehr Bedeutung zuzumessen.
"Klar" bedeutet "satt sein". Die Bulimarektikerin erkennt nun ihre Körpersignale und handelt folgerichtig, reagiert also auf gleicher Ebene. "Klar" werden heißt, das verworrene Denken abzubauen, bei dem die Fäden von Geist, Seele, Körper und Emotionen sich in einem Knoten aus Fressen und Erbrechen verwirren. Was "Klarsein" auch bedeutet: Konflikt- und Agressionsfähigkeit zu entwickeln, sich gegen Fremdbestimmung aufzulehnen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und ein liebevolles Verhäktnis zu sich aufzubauen.
Und für mich selber würde ich das auch so definieren, dass ich mein Leben absolut im Griff habe, gute, gesunde Bewältigungsstrategien, die Fähigkeit, klar zwischen meinen Bedürfnissen unterscheiden und diese dann auch erfüllen zu können, einen größeren Sinn im Leben haben, sodass ich weiß, wofür ich alles mache und keinen Grund mehr habe, mich mit der Bulimie betäuben zu wollen.
Bibi hat geschrieben:Essen wann und was man will und es auch genießen können.
Da gehört für mich dann aber auch zur Gesundheit noch zu, dass man kein übersteigertes Bedürfnis mehr nach Essen hat und viel zu viel isst, sobald man zulässt, dann zu essen, wann man will. Also ein gesundes Sättigungsgefühl haben.
Der Wind umspielt die Nacht, formt sich leis´zur Melodie
von weit ist er gekommen, aus dem Land der Poesie

Und ich höre schon wie das Leben aus der Ferne nach mir ruft
doch in mir ist nur dieses Schweigen, das die Qual in der Seele sucht.

(Mantus)

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#5
@ dreamdancer

danke, fuer diesen tollen text.
ich weiss, dieser thread hat sein eigenes thema, aber ich muss das jetzt einfach fragen.

so oft wird gesagt und steht geschrieben, man soll die beduerfnisse erkennen, die man eigentlich anstelle des essens, befriedigt haben will... weil dann keine fressanfaelle mehr auftauchen... nur, ich verstehe es nicht ganz, weil...

in der zeit vor ca 7 bis 4/5 jahren, war ich ja eigentlich noch 'gesund'.
ich hatte eine tolle figur und hab immer herzhaft viel genascht. und wenn ich viel sag, mein ich viel :-)
ich hab in gesunden zeiten ein ganzes und grosses sackerl milkyway zB vor dem tv verdrueckt. vielleicht hatte ich ein bisschen ein schlechtes gewissen, weil das haette sicher jede frau :-) genauso gings mir mit haribo, kuchen, kekse... ich war aber immer schlank (gott sei dank!) und mein leben hat das eigentlich nicht naeher beeintraechtigt. wenn man aber bedenkt, dass das auf einen sitz ja wirklich oft grosse mengen waren... war das jetzt schon krank? oder doch gesund? hatte ich in der zeit schon beduerfnisse, die ich mit essen gestillt habe? hatte ich schon immer die neigung? oder war ich einfach eine 'suesse' mit dem glueck eines guten stoffwechsels?
wenn ich jetzt x mengen suesses esse (artet es zwar immer aus), aber ist es auch immer gleich krank? oder ist es auch 'normal'? vielleicht hab ich einfach angst jetzt um meine figur, die mich in das fressen noch mehr reinreisst und aus schlechtem gewissen breche ich!? mit sicherheit ist es bei mir oft genug eine befriedigung anderer beduerfnisse... aber wann ist 'ueberessen' normal? (mein freund und meine schwester - beide schlank, beide gesund) - koennen auch mal so den ganzen tag dahin essen... haben die dann auch andere beduerfnisse, die sie mit essen stillen?
gehen fressanfaelle immer mit anderen wuenschen einher? vielleicht schmeckt mir auch einfach manchmal der riesen berg an ungesundem und ich esse einfach gerne, weils ein tolles hobby ist?
ich meine nur hypothetisch. in den meisten fressanfaellen tu ich ja nur nur fressen fressen fressen. aber manchmal, zumindest am anfang, find ichs auch uuur lecker. da will ich bestimmt DIE schoko... und nicht liebe oder sonst was !?

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#6
Hallo Erdbeere,
so ging es mir vor der Erkrankung auch. Ich habe hin und wieder eine ganze Schachtel Kekse gegessen oder mehrere Stücke Kuchen usw, dachte mir dann zwar "Hätte jetzt nicht sein müssen", aber ein Problem wurde daraus nie.
Ich glaube, viele Menschen haben diesen "Hang zum Ungesunden", den man ab und an auch bedenkenlos ausleben darf - bei uns sehe ich es so, dass wir an irgendeinem Punkt gemerkt haben, wie tröstlich die Esserei sein kann und sozusagen "Wiederholungstäter" wurden, wofür man sich nach übermäßig häufigem Vorkommen dann schämt, denn völlig ungescholten geht sowas ja auf Dauer an keinem Körper vorbei.
Für mich ist der einschneidende Moment der, wo man sich nach einer eigentlich "schönen" Sache negative Folgegedanken macht, Angst und das Gefühl, sich nicht im Griff gehabt zu haben, damit verbindet.
Aber sehr interessante Gedanken, die du dir machst, das ist wie gesagt nur meine Meinung, ab wann ein Essverhalten als gestört einzustufen ist, darüber lässt sich im Anfangsstadium wohl nur spekulieren, immerhin sind die Übergänge fließend.

Und um zur eigentlichen Frage, wann man denn nun "gesund" ist, etwas beizutragen: ich vermute, man hat es dann geschaft, wenn man sein Leben mit den WIRKLICH wichtigen Dingen ausgefüllt hat, wenn wir in unserer an sich komfortablen Lage, unter keinem nahrungsbezogenen Mangel leiden zu müssen, endlich andere Prioritäten setzen können als Gewicht, Abnahme, Fressen, Hungern etc.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#8
Gerne, ich finde einige der hier angesprochenen Aspekte auch sehr interessant und zum Nachdenken anregend. :? :)
Solch ein Forum ist wirklich etwas Gutes, viele Köpfe denken doch in die unterschiedlichsten Richtungen, wenn man selbst vielleicht manchmal auf bestimmte Überlegungen überhaupt nicht käme. :wink:
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#10
Eine Sache noch, die ich mir erst einmal bewusst machen musste, obwohl es eigentlich ganz logisch ist.

Die meisten von uns streben ja ein sehr schlankes - vielleicht sogar mageres - Körperideal an. Wollen oder wollten zu einem gewissen Zeitpunkt möglichst wenig essen.
Wenn es auf diesem Hintergrund dann dazu kommt, dass man "etwas zu viel" isst, wirkt die Menge natürlich gleich viel größer, als man sie unter gesunden Bedingungen beispielsweise nach einer Geburtstagsfeier einstufen würde. Damit verbunden dann der "Jetzt ist sowieso alles egal, kann ich auch weitermachen"-Gedanke...und schon hat man einen vollwertigen FA.
Kurz: die Wahrnehmung dessen, was noch "normal" ist, ist deutlich in Richtung "Weniger ist mehr" verschoben und somit bewertet man jedes "Zuviel" als ausreichenden Anlass, den Totalabsturz einzuleiten. :|

Und um wieder den Bezug zum eigentlichen Threadthema herzustellen: gesund ist, wer sich erlaubt, hin und wieder über die Stränge zu schlagen und das Zuviel als "Sich etwas gegönnt haben" einzustufen weiß, weil es irgendwo menschlich ist, sich nicht permanent total unter Kontrolle zu haben. Wenn man genießen kann und am nächsten Tag nicht die Waage verflucht, sondern höchstens einen Schonkost-Tag einlegt.
Zuletzt geändert von Nightmare am Di Mai 24, 2011 23:23, insgesamt 1-mal geändert.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#11
ja, dass ist bei mir oft genug so! kleinigkeiten loesen schon fa aus. obwohl der tag doch ohne fa eigentlich halb so wild gewesen waere...
und sowieso, wenn ich das gefuehl hab, mich im gesunden rahmen angegessen zu haben, fuehl ich mich schon so unwohl, dass ich gleich weiterfressen muss...
frueher hatte ich wenigstens noch fressanfaelle, die nicht in totaler geschwindigkeit abliefen, das trifft jetzt gerade nicht mehr zu......

ich glaube, wie ich noch gesund war, hatte ich auch schon diese neigung. und wie du sagst, ab dem zeitpunkt, wo die seele leidet und erst recht, wenn man erbricht, ist es krankhaft. auch wenn es nicht viel an essen ist, wie bei magersuechtigen, sie sind auch krank...da die seele leidet. und wenn es nun keine bulimie ist und die essensmenge objektiv betrachtet eigentlich in ornung waere, man aber trotzdem so leidet, dann ist es eben eine andere koerperschemastoerung... krankhaft ist krankhaft.

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#13
ich moechte zu diesem thema auch kurz was sagen. ich hatte ueber 12 jahre bulimie und bin seit ende juli 2010 vollkommen clean, also keinerlei rueckfaelle. es ist fuer mich auch keine besondere herausforderung mehr und ich denke kaum an mein frueheres leben, das im grunde kein leben war, sondern ein vegetieren.
ich habe oefters depressionen, die ich aber gut im griff habe. meine kotzbaeckchen sind nach etwa einem halben jahr verschwunden, meine haare wieder ziemlich dicht, meine zaehne sind auch ok und ich bin normalgewichtig, weil ich mir muehe gebe, die mengen zu essen, die andere menschen auch essen (in meinem fall mein freund, mit dem ich zusammenlebe), da ich selbst das gefuehl dafuer vor langer zeit verloren habe.
anzeichen der krankheit, die mich fast mein halbes leben taeglich mehrmals unter kontrolle hatte, weise ich also keine mehr auf, aber dennoch werde ich immer eine von euch bleiben. es ist schwierig. ich denke, dass eine vollstaendig heilung in diesem stadium nicht moeglich ist, aber ich denke auch, dass mich das leben jetzt ohne "aktive" bulimie gluecklicher macht, als ich es je erwartet haette zu sein.

alles liebe
paula
Niemand kann dich befreien, wenn du dich nicht selbst befreist (Manfred Hinrich)

Re: Ab wann ist man "gesund"?

#15
hallo kibi,

5 wochen sind toll !! da ist schon viel hinter dir, finde ich. weil der anfang ja sehr schwierig sein kann. auch dass es sich fuer dich gut und nicht wie ein verzicht oder als wuerde dir was fehlen anfuehlt.
doch du zaehlst immer noch kalorien .. das wuerd ich auch zu einem symptom dazu zaehlen.

ich finde, bibi hat es gut auf den punkt gebracht:
Bibi hat geschrieben: Gesund heißt für mich keine Kalorien mehr zählen, nicht mehr Wiegen (jedenfalls nicht täglich und mit zwang), nicht den ganzen Tag an Essen/nicht essen/ erbrechen denken, Essen wann und was man will und es auch genießen können.
Die offiziellen Angaben sehen da noch ein bisschen anders auch. Da gibts zb. noch einen Zeitraum (6 Monate oder so?). Das ist für mich aber eher sekundär, ich finde die Einstellung viel wichtiger und diese zu verändern. Essen sollte eine "untergeordnete" Rolle spielen und nicht das Leben bestimmen.

ansonsten wuerd ich sehr gern noch was zu erdbeeres und nightmares gedanken hinzufuegen -
erdbeere230 hat geschrieben:
so oft wird gesagt und steht geschrieben, man soll die beduerfnisse erkennen, die man eigentlich anstelle des essens, befriedigt haben will... weil dann keine fressanfaelle mehr auftauchen... nur, ich verstehe es nicht ganz, weil...

in der zeit vor ca 7 bis 4/5 jahren, war ich ja eigentlich noch 'gesund'.
ich hatte eine tolle figur und hab immer herzhaft viel genascht. und wenn ich viel sag, mein ich viel :-)
ich hab in gesunden zeiten ein ganzes und grosses sackerl milkyway zB vor dem tv verdrueckt. vielleicht hatte ich ein bisschen ein schlechtes gewissen, weil das haette sicher jede frau :-) genauso gings mir mit haribo, kuchen, kekse... ich war aber immer schlank (gott sei dank!) und mein leben hat das eigentlich nicht naeher beeintraechtigt. wenn man aber bedenkt, dass das auf einen sitz ja wirklich oft grosse mengen waren... war das jetzt schon krank? oder doch gesund? hatte ich in der zeit schon beduerfnisse, die ich mit essen gestillt habe? hatte ich schon immer die neigung? oder war ich einfach eine 'suesse' mit dem glueck eines guten stoffwechsels?
wenn ich jetzt x mengen suesses esse (artet es zwar immer aus), aber ist es auch immer gleich krank? oder ist es auch 'normal'? vielleicht hab ich einfach angst jetzt um meine figur, die mich in das fressen noch mehr reinreisst und aus schlechtem gewissen breche ich!? mit sicherheit ist es bei mir oft genug eine befriedigung anderer beduerfnisse... aber wann ist 'ueberessen' normal? (mein freund und meine schwester - beide schlank, beide gesund) - koennen auch mal so den ganzen tag dahin essen... haben die dann auch andere beduerfnisse, die sie mit essen stillen?
gehen fressanfaelle immer mit anderen wuenschen einher? vielleicht schmeckt mir auch einfach manchmal der riesen berg an ungesundem und ich esse einfach gerne, weils ein tolles hobby ist?
ich meine nur hypothetisch. in den meisten fressanfaellen tu ich ja nur nur fressen fressen fressen. aber manchmal, zumindest am anfang, find ichs auch uuur lecker. da will ich bestimmt DIE schoko... und nicht liebe oder sonst was !?
Nightmare hat geschrieben:Hallo Erdbeere,
so ging es mir vor der Erkrankung auch. Ich habe hin und wieder eine ganze Schachtel Kekse gegessen oder mehrere Stücke Kuchen usw, dachte mir dann zwar "Hätte jetzt nicht sein müssen", aber ein Problem wurde daraus nie.
Ich glaube, viele Menschen haben diesen "Hang zum Ungesunden", den man ab und an auch bedenkenlos ausleben darf - bei uns sehe ich es so, dass wir an irgendeinem Punkt gemerkt haben, wie tröstlich die Esserei sein kann und sozusagen "Wiederholungstäter" wurden, wofür man sich nach übermäßig häufigem Vorkommen dann schämt, denn völlig ungescholten geht sowas ja auf Dauer an keinem Körper vorbei.
Für mich ist der einschneidende Moment der, wo man sich nach einer eigentlich "schönen" Sache negative Folgegedanken macht, Angst und das Gefühl, sich nicht im Griff gehabt zu haben, damit verbindet.
Aber sehr interessante Gedanken, die du dir machst, das ist wie gesagt nur meine Meinung, ab wann ein Essverhalten als gestört einzustufen ist, darüber lässt sich im Anfangsstadium wohl nur spekulieren, immerhin sind die Übergänge fließend.
Nightmare hat geschrieben:Eine Sache noch, die ich mir erst einmal bewusst machen musste, obwohl es eigentlich ganz logisch ist.

Die meisten von uns streben ja ein sehr schlankes - vielleicht sogar mageres - Körperideal an. Wollen oder wollten zu einem gewissen Zeitpunkt möglichst wenig essen.
Wenn es auf diesem Hintergrund dann dazu kommt, dass man "etwas zu viel" isst, wirkt die Menge natürlich gleich viel größer, als man sie unter gesunden Bedingungen beispielsweise nach einer Geburtstagsfeier einstufen würde. Damit verbunden dann der "Jetzt ist sowieso alles egal, kann ich auch weitermachen"-Gedanke...und schon hat man einen vollwertigen FA.
Kurz: die Wahrnehmung dessen, was noch "normal" ist, ist deutlich in Richtung "Weniger ist mehr" verschoben und somit bewertet man jedes "Zuviel" als ausreichenden Anlass, den Totalabsturz einzuleiten. :|
erdbeere230 hat geschrieben:ja, dass ist bei mir oft genug so! kleinigkeiten loesen schon fa aus. obwohl der tag doch ohne fa eigentlich halb so wild gewesen waere...
und sowieso, wenn ich das gefuehl hab, mich im gesunden rahmen angegessen zu haben, fuehl ich mich schon so unwohl, dass ich gleich weiterfressen muss...
frueher hatte ich wenigstens noch fressanfaelle, die nicht in totaler geschwindigkeit abliefen, das trifft jetzt gerade nicht mehr zu......

ich glaube, wie ich noch gesund war, hatte ich auch schon diese neigung. und wie du sagst, ab dem zeitpunkt, wo die seele leidet und erst recht, wenn man erbricht, ist es krankhaft. auch wenn es nicht viel an essen ist, wie bei magersuechtigen, sie sind auch krank...da die seele leidet. und wenn es nun keine bulimie ist und die essensmenge objektiv betrachtet eigentlich in ornung waere, man aber trotzdem so leidet, dann ist es eben eine andere koerperschemastoerung... krankhaft ist krankhaft.

all das hab ich mich naemlich auch schon oft gefragt, drueber nachgedacht und auch nachgelesen. interessant und aufschlussreich fand ich diesbezueglich folgendes was ich mal gefunden hab:
Unterschied in der Definition: Essattacken oder bloßes Überessen?


Dass frau/man sich gelegentlich überisst, kennen heute viele. Einige sehen darin nichts weiter als die Folge sporadischer Unvernunft, und das Ergebnis hat keine weiteren Auswirkungen auf ihr Leben. Anderen dagegen erwächst daraus ein echtes Problem.
Eine Frau oder ein Mann, die/der unter Essattacken leidet muss nicht übergewichtig sein! Den meisten Betroffenen sieht es niemand an.

Woran erkenne ich nun den Unterschied? Eine Essattacke ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

1. Verzehr einer Nahrungsmenge in einem bestimmten Zeitraum, wobei diese Nahrungsmenge erheblich größer ist als die Menge, die die meisten Menschen in einem vergleichbaren Zeitraum und unter vergleichbaren Bedingungen essen würden.
2. Das Gefühl, während der Episode die Kontrolle über das Essverhalten zu verlieren (z. B.: das Gefühl weder mit dem Essen aufhören zu können, noch Kontrolle über Art und Menge der Nahrung zu haben). Def.: American Psychiatric Association


- Gefühle: Die ersten Augenblicke können angenehm sein. Der Geschmack und der Vorgang des Essens können mit Genuss verbunden sein. Dieser Zustand dauert jedoch selten lange an.
- Geschwindigkeit: Während einer Essattacke wird typischer Weise sehr schnell gegessen. Viele stopfen sich das Essen fast mechanisch in den Mund. Oft wird auch viel getrunken, damit die Nahrung besser „rutscht“. Dies trägt zu dem späteren Völlegefühl zusätzlich bei.
- Erregung: Manche Menschen gehen während einer Essattacke auf und ab oder wandern im Zimmer herum. Manchmal wirken sie wie von Verzweiflung getrieben. Sie erleben das Verlangen nach Essen als übermächtige Kraft, die sie zu diesem Verhalten treibt. Aus diesem Grund wird manchmal auch von zwanghaftem Essen gesprochen. Schnell an Essbares zu kommen wird zum vorrangigen Ziel.
- Verändertes Bewusstsein: Die Betroffenen beschreiben Ihre Essattacken häufig so, als würden sie sich dabei in einer Art Trance befinden. Ihr Verhalten kommt ihnen fast mechanisch vor, als wären es nicht sie selbst, die so handeln.
- Geheimhaltung: Ein typisches Merkmal einer echten Essattacke ist, dass sie heimlich stattfindet. Manche Leute schämen sich so über ihr Verhalten, dass sie alles mögliche tun, um es geheim zu halten (kehren nach einer Mahlzeit heimlich zurück und essen die Reste; nehmen sich was mit in ihr Schlafzimmer o. Bad). Ein Kriterium für eine „echte“ Essattacke ist, dass sie heimlich stattfindet. Viele Betroffene essen im Beisein anderer relativ normal und sind bemüht durch diverse Strategien der Geheimhaltung, ihre Essattacken vor anderen (auch Angehörigen) zu verbergen. Die meisten Betroffenen empfinden Scham für ihre Essattacken.
- Kontrollverlust: Dieses Gefühl ist von zentraler Bedeutung, doch fällt dieses Gefühl sehr unterschiedlich aus. Manche Menschen verspüren es schon lange, bevor sie mit dem Essen beginnen. Bei anderen entwickelt es sich erst allmählich während des Essens – oder es setzt plötzlich ein, wenn sie merken, dass sie zu viel gegessen haben.
- Im Laufe einer Essattacke kommen Gefühle wie Ekel und Abscheu gegenüber dem Essen auf, dennoch kann der Betroffene nicht mit dem Essen aufhören.

Häufigkeit und Dauer von Essattacken sowie die Art und Menge der verzehrten Lebensmittel ist individuell verschieden.
Viele der Betroffenen (vor allem Bulimiker) zeigen außerhalb der Essattacken Diätverhalten, sie essen also äußerst wenig – was auch Auslöser einer Essattacke sein kann. Bei einer Essattacke werden dann häufig die ansonsten „verbotenen“ Lebensmittel gegessen.

Essattacken haben nicht nur körperliche und psychische Folgen, sondern können auch soziale Folgen wie beispielsweise finanzielle Nöte, durch immense Ausgaben für Lebensmittel, nach sich ziehen.
Essattacken sind ein Leitsymptom der Bulimie sowie der Binge-Eating und Night-Eating-Disorder.

Aber auch Personen, die nicht eindeutig die Kriterien der „definierten“ Essstörungen erfüllen, können unter Essattacken leiden.
Vor allem von Menschen, die an Magersucht erkrankt sind, wird oftmals eine Mahlzeit, bei der sie eine durchschnittliche oder sogar geringe Menge an Kalorien zu sich nehmen, als Essattacke wahrgenommen, da das Essen mit dem Erlebnis des Kontrollverlusts einhergeht. Man spricht hier von einer so genannten subjektiven Essattacke - im Gegensatz zu einer objektiven Essattacke, welche das Kriterium erfüllt, dass bei der Essattacke tatsächlich übermäßige Mengen an Nahrung gegessen werden. Dennoch können auch subjektive Essattacken einen großen Leidensdruck bei den Betroffenen erzeugen.
leider weiß ich die quelle nicht mehr, sry ..
Zuletzt geändert von equilibre am Mi Mai 25, 2011 17:15, insgesamt 1-mal geändert.
sun will set