Re: Normal essen ja! Aber wie???

#16
Ich bin immer in einem Ambivalenzkonflikt. Einerseits lese ich Deine Sätze und nicke innerlich, ja, genauso ist es. War es. Wird es bleiben. Er hat mir immer die Schuld an allem gegeben, was bei uns schieflief und ich bin einfach dem nicht gewachsen. Von Beginn an hat er mich reglementiert. Fuhr ich zur kinderlosen Zeit zu einer Freundin am Wochenende, hiess es: du liebst mich nicht. Du bist lieber mit ihr zusammen. Mit Männern sollte ich lieber gar nicht reden, weil es immer flirty sei. Ich kann gut mit Männern, meist besser als mit Frauen, auf eine freundschaftliche Art. Ich habe Angst vor ihm bekommen. Vor seinen Reaktionen. Seinen Bestrafungen durch Missachtung, Augenrollen, Türenknallen, den Raum verlassen.
Das ist zum Glück heute nicht mehr so doll. Er hat schon auch an sich gearbeitet. Aber er sieht einfach nciht ein, dass wir beide ein Beziehungsproblem haben. Er habe keins, betont er. Und wenn ich eins hätte, müsste ich eben handeln! Also gehen. Dass aber eben das mit Kindern nicht so einfach geht und eine Nacht und Nebel Aktion wegen der Kinder für mich nicht in Frage kommt, fühle ich mich wie geknebelt. Nun bin ich halt auch nicht sehr mutig, ich weiss. Wie gesagt, andere hätten schon längst mehr als nur auf den Tisch gehauen. Ich aber bin auch in mir gefangen und muss mit meinen Ängsten umgehen. Ich packe das irgendwie nicht.
Ich bin sicher für ihn ein Instrument, um nicht seinen Anteil zu sehen.
Und ich war jahrelang ein gutes Opfer.

Aber es gibt auch die andere Seite. Er ist ein guter Vater. Ein überaus fleißiger Mann. Er trinkt nicht und hat auch sonst keine üblichen Laster. Er schlägt nicht, ist immer besorgt und hilfsbereit und großzügig. Ein wertvoller Mensch, wie meine Mutter sagt. Wie soll ich begründen, auch vor mir selbst, dass ich diesen Mann eben trotzdem nicht liebe? Dass unsere Ehe eine so dermaßen komplizierte Struktur hat, eine solche Dynamik, die für mich zumindest nicht Ok ist? Mir eher schadet?

Dass er nicht geliebt wird, nicht berührt wird, ich nichts mit ihm machen will... scheint ihn nicht zu stören. Das ist doch krank!!!
Aber ich will ihn nicht zu einem Monster machen und ihm alle schuld geben.

Sobald ich so denke, geht dann wieder gar nichts bei mir. Dann sehe ich mich, mein mieses Verhalten, und fühle mich schuldig ihm gegenüber.
Ein teufelskreis.

Letztlich tun wir uns nicht gut. Und sind doch aneinander gebunden.
Ich habe mich mit Hilfe meines ex ein wenig aus dem dilemma befreien können. Stehe ab und an davor und schau es mir an. Traurig und bedrückt. Aber ich kann auch mal LUft holen. Ewig wird das so nicht weitergehen.
Und was mit meinem Ex ist....ich weiß auch nicht. Vll nur ein anker. Ein Übergang. Vll eine Perspektive. Einfach ein Lichtstrahl, ein Hinweis darauf, dass das Leben anders sein kann.

Dass ich so unglücklich bin mit meinem Mann, kratzt ihn nicht. Er geht niemals darauf ein. Nie.

Ich habe mir vorgenommen, jeden Tag ein wenig rauszugehen. Spazieren zu gehen. Wenn ich ZEit habe. Ich muss lernen, mich zu entspannen ohne Kotzen. Und ich will weniger trinken. Ich muss was das Essen angeht, meinen Rhythmus akzeptieren, egal, was die Gesundheitsapostel sagen. Ich frühstücke kaum. Esse erst mittags was. Und abends am meisten. Wenn ich es jetzt schaffe, das Gefutter vor dem Fernseher abzustellen, bin ich schon weiter. Und es wird nur Schritt für Schritt gehen-

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#17
Hey

Ich weiß nicht ob ich einmal was dazu sagen darf..Ich habe zwar keine Kinder aber ich war auch in einer Ehe gefangen in der ich sehr unglücklich war ..ich bin immer weiter abgerutscht aber im Gegenteil u deinem war mein Mann sehr gewalttätig..aber ich habe immer versucht das gute in ihm zu sehen und habe mich auch nicht getrennt..Leider hätte mich das fast umgebracht...irgendwann holte mich mein jetziger Freund da raus..ich weiß nicht ob ichs ohne ihn auch geschafft hätte..

Heute bin ich zwar Krank aber so glücklich wie nie zuvor..Ich denke mal das deine Kinder auch wenn du es gut überspielst spüren das da was nicht stimmt..und möchtest du wirklich dein Leben lang unglücklich sein? Ich meine du hast nur das eine Leben und deine Kinder werden irgendwann groß sein und Flüge und dann schaust du auf dein Leben zurück und bist traurig..

Lieber Glücklich allein als unglücklich zu zweit..Man muss auch nicht im Bösen auseinandergehen und du willst ihm ja auch die Kinder nicht vorenthalten..Meinst du nicht du solltest auch an dich denken..Deine Kinder hätten bestimmt gern ne glückliche Mami und nicht nur eine die funktioniert..
Oder eine die sehr krank wird..
Das es nicht leicht ist mit Kindern auszubrechen ist klar aber je länger du wartest desto schwerer wird es..Du kannst es ja für dich planen sucht euch eine Wohnung ..mach Termine wegen deinen Rechten usw..
Gib dir und deinen Kindern die Chance ein glückliches ,zufriedenes Leben zu führen..und falls es am Geld liegen sollte..Ich habe in meiner Scheidungszeit eins gelernt..Nichts ist so unbezahlbar wie das eigen Leben..Und ich habe gelernt das Glück und Freude nicht mit Geld zu kaufen ist...Klar braucht man Geld um zu überleben aber das wirst du bekommen ich weiß zwar nicht was und wieviel dir zustehen aber es wird reichen um euch zu ernähren..

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#18
was würd geschehen, wenn du dich um einen stationären theraplatz kümmerst, diesen fixierst und ihm erklärst, dass dieser aufenthalt für dich grundlage für ein erträglicheres zusammenleben darstellt? im sommer etwa, wenn die kinder weniger verpflichtungen haben und sich deren freizeit leichter organisieren lässt? bulimie und dein steigender(?) alkoholkonsum sind argument genug. damit muss er sich dann nicht mal auseinandersetzen, er negiert es ohnehin, doch sollte es genügen, dass du darauf hinweist mit der erklärung, du möchtest dem so bald als möglich - gründlich und mit profesioneller hilfe an deiner seite! - entgegensteuern. das einzige was du von ihm brauchst, ist sein einverständnis, mal eine gewisse zeit ohne dich auszukommen.
...ist immer besorgt und hilfsbereit und großzügig. Ein wertvoller Mensch...
dann sollte er doch diese empathischen züge seiner persönlichkeit doch bitte auch hier mal walten lassen.

ist das für dich vorstellbar?

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#19
Letztlich ist es für mich vorstellbar.
Ich hab Anfang April einen Termin bei dem Psychiater, bei dem ich die EMDR-Therapie machen will/wollte. Ich wollte in diesem Vorgespräch mit ihm darüber sprechen, ob nicht eine stationäre Therapie angesichts meiner familiären Komplikationen besser sei.
Das werde ich sicherlich auch tun.
Aber ich habe schreckliche Angst davor.
Es ist nicht nur, dass ich mit Sicherheit davon ausgehen kann, dass mein leben danach verändert sein wird. Sondern auch, dass ich dadurch allen gegenüber, meiner Familie, Kindern, Eltern, Geschwistern, und auch mir selbst.... deutlich zeige, dass ich am Ende bin, krank bin, ein massives Problem habe-
Und nun wisst Ihr am besten, dass B die Krankheit ist, die einem dabei hilft, die perfekte Fassade aufrecht zu erhalten, während es im Innern tobt.
Warum die eine magersüchtig wird, die andere bulemisch, liegt sicherlich schon in den Genen.
Und ich gehöre zu denen, die "gefallen" wollten. Es allen Recht machen woll(t)en. Und niemand, aber auch niemand, käme in meiner Umgebung auf die Idee, ich hätte ein Problem...
Für meine Freundinnen bin ich eine beneidenswerte Frau, die alles im Griff hat, die drei Kinder versorgt, die auch noch "gut" erzogen sind, gute Schüler, freundlich....etc...., die arbeitet, das Haus in Ordnung hält, dennoch sich nicht vernachlässigt, Freundschaften pflegt, ins Kino geht...
Es würde für mich ein Desaster werden.
Sicherlich in der Realität nicht so schlimm wie in meiner Fantasie.
Aber ich habe Angst.
Auch vor einer tiefgreifenden Veränderung, so sehr ich mich danach sehne.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#20
du hast einen glasklaren blick für deine/eure situation und weisst genau, welche schritte nun anstehen. jeder ratschlag erübrigt sich, deine analyse samt aller daraus resultierender erkenntnisse könnten dutlicher nicht sein. deshalb schlicht und ergreifend:

worauf wartest du? TRAU DICH!


das gerede deines umfeldes darf kein hindernis sein, es geht um dein leben!
Zuletzt geändert von maruja am Mo Feb 28, 2011 15:53, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#21
Hallo ihr,

bei mir ist seit einigen Monaten wieder alles ok. Ich hatte davor einige Rückfälle verteilt über mehrere Monate. Die schlimmste Phase ist schon etwa 6 Jahre her.

Was wichtig ist:

Es geht dir nicht gut, wenn du Fressanfälle hast und kotzt.

Deshalb ist der beste Weg daraus (neben Therapie): Hör auf zu kotzen. Zwing dich. Trotz Essanfall. Dadurch werden die Essanfälle automatisch weniger mit der Zeit (da der Magen voll ist und du weißt, dass du zunimmst).

Du musst akzeptieren:

Wenn du daraus willst, wirst du erst mal zunehmen!

Wenn du das nicht akzeptierst, kannst du nicht aufhören. Aber denk daran: Das ist nicht das Schlimmste auf der Welt. Gesundheit, Zufriedenheit, Freiheit, Familie, Liebe, Erfolg usw. sind viel wichtiger als Gewichtsschwankungen. Und wenn du das Essen im Griff hast, kannst du auch wieder was für die Figur tun.

Was ich danach festgestellt habe: Sport ist das Einzige, was auf Dauer zu einer guten Figur hilft und einen nicht kaputt macht. Ich mache mittlerweile mehrmals die Woche Sport und das schon über mehrere Monate. Ich esse alles, was ich will und versuche nicht zu verzichten und zu lange, nichts zu essen. Wenn man endlich nicht mehr ständig über Essen nachdenkt, hat man viel seltener Essanfälle. Auch wenn es noch Situationen gibt, wo ich mehr esse, als ich verbrenne, weil es mir nicht gut geht oder so. Ich versuche nicht zu lange, über solche Tage nachzudenken. Und trotz alledem nehme ich langsam, aber kontinuierlich ab, durch den vielen Sport. Fast *kg pro Monat trotz dem Essen. Manchmal muss ich mich zum Sport zwingen, manchmal kann ich mich auch nicht motivieren. Aber ich weiß, wie sehr er mir hilft und hinterher fühlt man sich immer besser.

Aber wie gesagt: Wer seine Bulemie los werden will, muss zunächst akzeptieren, zuzunehmen und nicht mehr zu kotzen. Später kann man sich um die Figur kümmern. Aber als erstes ist die Gesundheit wichtig.

Ich hoffe, ich helfe irgendwem mit meinen Ratschlägen.

Viele Grüße =)

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#22
Ich habe mich jetzt drei Tage lang gezwungen, zu frühstücken und zu Mittag zu essen (das lasse ich sonst meist ausfallen, aus Angst, dies könnte in den nächsten FA münden).
Toi, toi, toi sind bisher die FAs ausgeblieben, die Lust, zu fressen zwar nicht, aber sie war nicht derart übermächtig, dass ich ihr nachgeben musste.
Stattdessen habe ich mich bewusst dagegen entschieden, mich hängen und den FA geschehen zu lassen; mir gesagt, dass der Druck vorüber gehen wird, wenn ich mich mit etwas anderem beschäftige...und siehe da, es hat funktioniert!
Man fühlt sich unglaublich gut danach :) , zwar hat man nicht normal gegessen im Sinne eines verlässlichen Bauchgefühls, aber wenigstens die Portionen ähnelten denen gesunder Menschen.
Ach ja: man nimmt nicht zu, ich konnte es auch kaum glauben, aber ist doch eigentlich logisch :wink:

Versucht, euch zu vertrauen und lasst euch nicht von einem Stück Schokolade entmutigen, das ist so leicht gesagt, wie oft hat es bei mir nicht funktioniert, aber man sollte es immer wieder versuchen und sich auch das Recht zusprechen, dass es mal nicht klappt.
Du hast geschlafen für so lange Zeit, eingesperrt in eine Möglichkeit. Tocotronic - Andere Ufer

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#23
Danke nightmare! Und du hast Recht. Man muss einfach dem Druck mal standhalten. Es versuchen. Ich hab auch schon mal einige Wochen komplett aufs Erbrechen verzichtet, habe NICHT zugenommen *wunder*, weil ich es bewußt vermieden habe, den "einen Keks/Schokoriegel/Kuchen etc." zu essen, der zumindest bei mir das Gefühl auslöst, weiterfressen zu müssen und dann zu erbrechen.
Aber auch mit abendlichen Chips-Anfällen... es ging.
Der Druck im Magen nach dem Futtern ist ja übersetzt der seelische Druck/Schmerz, den wir meinen, nicht aushalten zu können. Zumindest ich. Und, ja, es tut gut, wenn man merkt, hey, es geht ja doch :o !

Ich will da auch wieder hin. Aber ich glaube auch, dass es mir nichts bringt, komplett losgelöst von meinen Lebensumständen mich um die B zu kümmern, gegen die Symptome anzugehen. Das ist sicherlich ein Weg. Aber er wird mich nicht dauerhaft gesunden lassen.
Dafür braucht es mehr. Eben auch den Mut, auf sich zu hören, seine Wünsche und Bedürfnisse wahr- und dann ernstzunehmen. Und sie durchzusetzen, auch gegen den Willen anderer. Nun in meinem Fall nicht auf Kosten anderer. Zumindest dürfen meine Kinder nicht unter mir und meinen Entscheidungen mehr leiden als notwendig :cry: .

Aber dsa Thema: Was will ich? Was brauche ich? Wer bin ich? beschäftigt mich sehr, seitdem ich mich mehr als sonst mit den Ursachen für meine B auseinandersetze. Und ich merke, wie sehr ich von meinem Weg abgekommen bin, mich von mir entfernt habe. Erst in den letzten Jahren hab ich ab und an mal das gefühl gehabt, ich habe Lust auf etwas. Auf einen bestimmten Film, ein Essen, ein Lied. Dieses Interesse an Dingen in mir hatte ich lange nicht. Es ist toll, wenn sich das einstellt. und ich will das nicht durch weiterfuttern wieder zurückdrängen. Im Gegenteil. Ich will lernen, mich zu zeigen, wie ich bin. Das ist doch auch für meine Kinder wichtig! Nicht, dass ich sonst eine andere Persönlichkeit lebe. Aber so ganz rund bin ich nicht, auch wenn ich "rund" bin :lol: :lol:

Ich muss es angehen, habe mir einen Plan gemacht. Dieses Jahr soll mein Jahr werden.