Normal essen ja! Aber wie???

#1
Hallo, ich leide seit rund 20 JAhren mit passiven Phasen unter Bulimie. Mal habe ich einige Wochen Ruhe, dann wieder zweimal täglich Fressanfälle mit Erbrechen.
Warum wieso und weshalb weiß ich so ganz grob, habe es in einer langen Therapie ausklamüstert und stehe vor einer erneuten Therapie.
Ich fange jeden Tag motiviert an, möchte "normal" essen, kann es aber nicht. Sobald ich auch nur frühstücke, bin ich wie "auf Droge" und muss mich den ganzen Tag zusammenreißen.
Ich kann das auch - bis abends. Dann fang ich an, Alkohol zu trinken und danach ungehemmt zu essen. Hatte ich noch keinen FA, bleibt oft alles drin - und ich nehme zu. Hatte ich schon mittags einen FA, folgt meist abends noch einer.
Morgens wache ich auf und bin total deprimiert. Wieder nicht geschafft.
Ich hab schon viel versucht:
gar nicht frühstücken, nur Obst, nur Joghurt... 3 Stunden Pausen zwischen den Mahlzeiten, kein Zucker, was weiß ich. Ich schaffe es immer ein paar Stunden, durchzuhalten, egal, was ich mir vornehme. :(
Und ich weiß nicht weiter.
Ernährungsberatung?
Ich bin im unteren ÜG - und es darf nicht mehr werden. Habe schonin den vergangenen Jahren sehr viel zugenommen, was mich total frustriert und mein SElbstwertgefühl unglaublich ankratzt, wenn ich denn eines habe.

Wie macht Ihr das? Wie funktioniert rein praktisch die Umstellung von Bulimie auf normal essen???

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#2
Hallo. Ich verstehe dich nur allzu gut. Mir geht das genauso!!! Ich kann dir leider keine Tops geben, die mir selber geholfen haben, da ich ja auch immer an meinen Vorsaetzen scheitere. Aber was ich dennoch anderen rate, in der Hoffnung, dass es bei ihnen klappt. Z.b.
Nicht so viel einkaufen. Sondern zb in der frueh gleich einen gefüllten kornspitz an der Theke kaufen und den dann zuhause oder in der Arbeit essen mit einem Kaffee.

Oder in Gesellschaft essen. Zb fruehstuecken oder Mittagessen mit dem eigenen Freund oder einer guten Freundin.

Sich vielleicht einen Zettel an den kuehlschrank kleben: ES IST NICHT EGAL UND NICHT ZU SPAET!!

Dann natuerlich auf alles verzichten, wodurch der Blutzucker steigt - Weißmehl, Zucker, etc.

Sich eine andere Beschaeftigung suchen, zb knüpfen, stricken ... :-)

Das essen mit einem Ritual abschließen, z.b. Tee trinken oder den Mueller hinunter bringen.

Dir nichts verkneifen, also dich nicht belügen, sondern ruhig was suesses jeden Tag einbauen, dafuer nur was kleinens...

Nach jedem fressanfall aufschreiben, wie du dich Jetzt fühlst und diese Liste öfters in Erinnerung rufen.

Ich weiß das horcht sich leicht an, irgendwie macht man diese dinge ja doch nie, obwohl man weiß das es besser Ware.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#3
Die Theorien kenne ich alle... seit Jahren lese ich alles über Bulimie, Therapien, Lösungsversuche, Selbsthilfe.... Ich habe dennoch große Schwierigeiten damit, ein klares Muster zu erkennen und mir Ersatzhandlungen zu überlegen. Meist beginnt es ja auch nur mit einem Keks zuviel...und schon bin ich im Rausch, wie in trance und nicht mehr klar im Kopf, kann seltens mich dannoch zurückhalten.
Das ist ja eben das Ätzende! Also dass ich mich seit Jahren beobachte, aber nicht eingreifen kann. Dass ich WEISS, wie ich essen sollte, was ich lassen sollte, es aber nicht tu. WARUM NUR NICHT??? Was bezwecke ich bloß? Es gibt Tage, da brauch ich keinen FA. Was unterscheidet solche Tage von anderen? Ich weiss auch das nicht.
Ich lebe mit meinem Mann unglücklich zusammen seit vielen JAhren. Ist es das? Ich kann mich aber nicht trennen, habe zuviel Schuldgefühle ihm und den drei Kindern gegenüber. Ich fühle mich so unglaublich abhängig- Bin es auch. Kann mich nicht befreien. Leide neben ihm. Und empfinde ich mich als handlungsblockiert.
Ich habe schon mit ihm über Trennun gesprochen. Aber er ignoriert es. Es wäre für ihn der persönliche Gau. Zweite Scheidung, er ist wesentlich älter. Seitdem ich ihn kenne, tut er mir leid. Miese Kindheit, Trauma durch die übermächtige Mutter, die ihn emotional und körperlich gequält hat. Und nun komme ich, die ihn damals, vor 20 Jahren "retten" wollte und tu ihm das an??? Ich kann das kaum ertragen. Und doch kann ich auch kaum noch mit ihm leben.
Seine Unfähigkeit, mit mir darüber zu reden, über unsere Probleme (wobei er immer betont, er hätte keine mit mir, ICH habe die Probleme!!!), und vor allem eine Lösung zu finden.
Ich habe eine riesen Angst vor Veränderung. Vielleicht hänge ich auch deshalb noch in meinen alten Essmustern fest. Lebe noch mit meinem Mann. Nicht, dass ich es mir nicht zutraue allein. Aber ich habe erstmal Angst, angst, Angst.
Und er ist auch... obwohl ein kluger Mann... ein stilles, oft extrem aggressives Wasser. Mit vielen Jagdgewehren im Keller. Ich weiß nicht.... was er tut.... wenn ich tatsächlich gehen sollte.
Und die Kinder? Soll ich einfach gehen? Sie vergöttern ihn. Lieben ihn sehr. Gerade die Jungen.
Geld hab ich auch keines.
Aber viel wichtiger ist mir die menschliche ebene.
Die Schuld, die ich tragen müsste. Die Verantwortung für das Unglück von so vielen Menschen.

Ups. Sorry. Das sprudelte gerade so aus mir raus.
Ich fühle ich schuldig, weil ich ihn nicht liebe.
Weil ich nicht mehr von einem Leben mit ihm träume. Ihn nicht mehr in meiner Zukunft sehen kann. Aber sehe ich überhaupt was?
Er sagt, wenn Trennung, dann nur die harte Tour. Ich müsste die Scheidung einreichen. Und dann würden wir eben einen Rosenkrieg führen.
Also auf deutsch: Er weiß, dass ich alles täte, um die Kinder zu schützen. Und erpresst mich. Auch aus ANgst.

ZUM K***

Und daneben meine Essstörung. Mein zuviel Trinken. Die Kinder, die wir beide über alles lieben. Und die (noch) so toll sind. Meine Angst vor dem Durchsetzen der Trennung, seine Angst vor dem Alleinsein. Meine Angst vor seiner Wut und Aggression.
So dreht man sich im Kreis. Jahr für Jahr. Berührt sich nicht. Und leidet.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#4
wow, anka, das klingt heftig.. ich kenne das, es ist manchmal extrem schwer aus seinem alltag auszubrechen, weil man es dann einfach nicht mehr rückgängig machen kann.. allerdings würde ich mir heute wünschen, ich hätte früher vieles anders gemacht, vielleicht wäre ich dann gar nicht so weit wie heute.

zum thema:
ich kenn das, es ist egal, ob ich frühstücke und mittagesse, ob ich alle paar stunden eine gesunde kleinigkeit esse oder ob ich gar nichts esse, im endeffekt kommt immer ein fa. seit ein paar tagen k* ich zwar nicht, aber es ist wahnsinnig anstrengend und mit schmerzen verbunden diese mengen an essen drinzubehalten. ich hab leider im moment einfach überhaupt kein sättigungsgefühl.. :( naja, morgen ist ein neuer tag, wir schaffen das schon! :)
People change Things go wrong Shit happens Life goes on

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#5
BertaSophie hat geschrieben:Vielleicht hilft auch folgender Denkansatz:
Bei den meisten essgestörten Patienten - ist das Essen nicht bloß "Nahrungsmittel" - sondern ein "Universallösungsmittel" für alle möglichen Situationen, Begebenheiten, Gefühle usw., dh. es wird gegessen - um Gefühle zu unterdrücken, Langeweile zu bekämpfen, Stress ab zu bauen, als Ventil für inneren und äußeren Druck ...könnte die Liste beliebig lang fortsetzen.
Eine Änderung des Essverhaltens wird dann meist im Rahmen einer Therapie erreicht - wenn man herausfindet - welche Zusatzfunktionen das Essen für einen selbst noch hat und wie man diese Zusatzfunktionen auch anders bewältigen kann - um nur mal ein Beispiel zu nennen - statt bei Stress Essen - bei Stress ein Bild malen oder Joggen gehen um den Kopf wieder frei zu bekommen.
das stimmt für mich so sehr. Es ist nicht das Essen, es ist egal was ich esse und ich kann einen Fressanfall auch nicht verhindern in dem ich nur gesunde oder unattraktive Lebensmittel im Haus hab. Dann ess ich eben die. Ganz schnell und fahrig bis es im Bauch spannt und unangenehm ist.
Dann fühl ich erstmal nur das, nicht mehr den Stress oder Ärger oder die Angst oder Langeweile.
Und irgendwie hat sich das bei mir glaub ich automatisiert. Ich muss das irgendwie ändern. Immerhin habe ich seit jetzt mehr als drei Monaten nicht mehr erbrochen und die FA sind kleiner geworden.

Ich glaub normal essen ist eben auch was, das irgendwie automatisch werden muss. Ich versuchs einfach immer weiter. Ich esse ja morgens, mittags abend, aber abends hör ich dann halt (zurzeit oft) nicht mehr auf. Es würde vermutlich helfen wenn du rausfindest warum du wann die FA hast und dann die Ursachen so weit es geht beseitigst und da versuchst andere Gewohnheiten zu finden.

Ich stell mir das für mich wie mit Lichtschaltern vor. Wenn ich in einen dunklen Raum komme mit dem ich nicht vertraut bin greife ich immer automatisch an die Stelle an der bei mir im Appartment der Schalter ist. wenn ich den Raum kenne greife ich aber an die richtige Stelle. Im Moment fang ich halt automatisch an zu essen wenn ich wütend, müde oder gestresst bin. Ich muss nach irgendwas anderem Suchen und das so oft machen bis das automatisch passiert.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#6
Ja, ich weiß. Mein Eßverhalten wird sich erst dann ändern, wenn ich meine Lebenssituation verändert habe. Meine T hat mich damals so aus der Therapie entlassen: Trennen Sie sich! Nur dann haben Sie eine Chance.
Aber genau damit hab ich eben auch ein Problem.
Ich stecke einfach fest. In meinem Leben. In meinen Vorstellungen von Moral und Ethik. In meinem "Anstand". In mir. Manchmal denke, hoffe ich, dass ich "eigentlich" eine andere bin. Ich erinnere mich dann an mich. Wie ich war und wieder sein könnte. Ich bin schon auf dem Weg. Das sehe ich. Aber es liegt noch ein weiter Weg vor mir. Und... die vielen Schmerzen...gerade die, die mit einer Trennung einhergehen.
Meine B ist damals durch eine Trennung ausgelöst worden. Ich kann einfach seelisches Leid kaum aushalten. Kann ich überhaupt irgendwelche Gefühle aushalten? Manchmal weiß ich es nicht.
Was das essen angeht... ja, ich kann tun und lassen, was ich will. Ich lande jeden Abend da. Und ich überesse mich auch mit normalen Lebensmitteln.
Ich versuche auf der körperlichen Ebene zu lösen, was ich auf der seelischen scheinbar nicht kann. Insofern ist das Erbrechen oft wichtig - für die "Entspannung".
zur Zeit ist mein Mann nicht da. Eine Woche allein mit den Kindern. Ich esse dennoch abends zuviel, viel zuviel. Aber ich habe keinen Druck, zu erbrechen.
Sicher, ich fühl mich nicht wohl. Wiegen tu ich mich lieber nicht. Aber darum ging es mir jetzt auch gar nicht.

Nur, mit meinem Mann kann ich über die ES nicht reden. Ich habe Angst, dass er es mir bei einer Trennung negativ auslegen würde. Er meinte schonmal, er würde mir das Sorgerecht aberkennen lassen aufgrund psychischer Labilität. Meine T meinte damals, das sei Quatsch. Könne er gar nicht. Seine Dämonen seien im Übrigen ebenso groß wie meine.

Die Ausweglosigkeit, die scheinbare, die macht mich fertig. Lässt mich verzweifeln. Und den harten Weg, eine Trennung gegen alle Widerstände durchzuziehen, den kann ich nicht gehen. Das pack ich nicht
Wenn alle Stricke reißen... halt ich noch 10 Jahre durch. Dann ist das letzte Kind aus dem Haus. Und ich bin frei.

Oder auch nicht. Denn... wenn ich es jetzt nicht schaffe, warum sollte ich es dann schaffen???? Mein Mann wäre dann über 70.... lass ich einen so alten Mann dann tatächlich allein? Rechnet er damit? Ahnt er das?

HELP!!!

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#7
Ich habe dennoch große Schwierigeiten damit, ein klares Muster zu erkennen und mir Ersatzhandlungen zu überlegen.
hi anka,

deine schilderungen klingen auch weniger nach einem "muster", dass du verfolgst, sondern eher nach einem lange und minutiös aufgebauten konstrukt, in dem es mehrere beteiligte gibt, die iher muster leben, in diesem konstrukt ihre einstudierte rolle erfüllen. du kämpfst gegen windmühlen, wenn du alle ursachen in dir selbst suchst.
Seine Dämonen seien im Übrigen ebenso groß wie meine.
auch ein teil des puzzles. ich glaube fest daran, dass sich derart verfahrene situationen langsam und unbewusst aufbauen: er hat sich dich ausgesucht, du dir ihn. früher mal. aus irgendeinem grund habt ihr einander ergänzt, gesucht, gebraucht, hoffnungen in den anderen gesetzt. deine muster haben sich mit seinen mustern verwoben, eure hoffnungen haben sich nicht erfüllt. jetzt lebt ihr die perfekte fassade und du/ihr versuch(s)t mit aller kraft, diese aufrecht zu erhalten.

ich komme selbst aus einem ähnlichen hintergrund, wenngleich weniger "dramatisch", als deiner für mich klingt. trotzdem: jeder erfüllte seine rolle brav, ausbrechen? nicht daran zu denken.

hast du schon einmal an einen stationären aufenthalt gedacht? eine auszeit, in der du dich selbst wieder gewissermaßen spüren kannst? sollte dich der gedanke daran hindern, dass dein mann deine "psychische labilität" dir im falle einer trennung negativ auslegen könnte, malst du den teufel an die wand. denkst du nicht, es wäre ein schritt in die richtige richtung? vielleicht finden sich dann ganz andere lösungen als trennung, rosenkrieg und sorgerechtskämpfe. vordergründig ist jetzt, dass DU wieder "zu dir kommst", zu kräften kommst, dich aufrichtest und dadurch einen klareren blick auf deine situation erlangst. in deinem momentanen zustand klingt es danach, als würde eine trennung tatsächlich dramatische konsequenzen haben. und würde dir die allerletzten kräfte rauben, dir das aufbauen einer neuen existenz sehr erschweren. ganz abgesehen von euren kindern, für die es sicherlich weit weg von lustig ist, in einer derartigen situation zu leben. für mich war es eine unerträgliche last zuhause. die dicke luft, das ewige schweigen, das schwelende, unausgesprochene aber ständig präsente unglück der eltern, die unfähigleit, unbeschwert und liebevoll miteinander zu sein, zu kommunizieren, zu lachen, zu leben. ich wäre damals froh gewesen, wenn etwas geschehen wäre. irgendetwas. wenn jemand ausgebrochen wäre, aus diesem kalten und trostlosen gefängnis, sich auf die beine gestellt hätte und gesagt hätte: ich habe ein recht darauf, mein leben nach meinen vorstellungen zu gestalten! und das bedeutet nich automatisch, alles hinzuschmeissen und davonzurennen. und ich bin überzeugt: sobald sich einer bewegt, entsteht gestaltungsspielraum und andlich wieder luft zum atmen.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#8
Danke für Deinen Beitrag maruja.

Er zeigt tatsächlich auf, wie es ist.Wir haben uns in einer Lebenssituation kennengelernt, in der es uns beide nicht gut ging. Nämlich während einer stationären Therapie. Ich wegen Bulimie und kurz nach der Trennung von meiner großen Liebe. Er wollte sich trennen und hat das dort vollzogen. Ich wählte ihn, weil er mir Sicherheit versprach, eine fertige Zukunft (er ist älter und war schon im Beruf) und Zweisamkeit. Er wählte mich, weil er nach einer gescheiterten Ehe mit Kindern nochmal eine Familie wollte, ich jung genug war. Klar - wir mochten uns auch, ohne Frage.
Aber habe ich ihn je geliebt? So richtig??? Ich glaube nein. Von Anfang an war ich total "lustlos" - kannte ich vorher nicht von mir. Sexualität war immer wichtig für mich gewesen. Trotz ES.
Tja. Nun sind 20 Jahre vergangen.
Das Leben in unserem HAushalt erlebe ich nicht traurig und lieblos. Weder kalt noch gefühllos. Ich bin ja meist mit den Kindern allein und ich bin (eigentlich :-)) eine sehr lebendige Frau, liebevoll, emotional. Meine Beziehung zu den Kindern ist eng und wirklich gut.
Mein Mann liebt die drei ebenso und alle ihn. Bis auf meine Tochter. Sie hat pubertätsbedingt einige Probleme mit ihm. Da er älter ist, reagiert er oft schärfer.
Wir streiten nicht mehr als andere Paare. Wir reden auch miteinander. Wir lachen durchaus auch. Aber wir lieben uns nicht und berühren uns nicht.
Ich will das nicht. Ich kann das nicht.
Es ist, als ob mein Herz nicht bei ihm wäre.

JA, ich habe über eine erneute stationäre Therapie nachgedacht. Um mal hier raus zu kommen. Um ihn zu zwingen, mit mir und einem Therapeuten ins Gespräch zu kommen. Das verweigert er nämlich. AUs Angst, dass alles auf das Ende zugeht.

Wir beide sind voller Angst vor einer ZEit allein.
Schon damals sind wir aus dem Grund zusammengekommen.
Und sind es immer noch.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#9
hallo anka! schön zu lesen, dass euch trotz allem ein gutes und liebevolles familienleben gelingt - abgesehen von eurer ehe. was bedeutet das, ihr habt euch während der thera kennengelernt? war er damals also auch in therapie?
schient ja wirklich so zu sein, was in einer spezifischen situation als rettungsanker erscheint, wird irgendwann zum ballast, den man sich verpflichtet fühlt, durch's leben zu schleppen. in beziehungen ist das vermutlich oft so...schon unter "normalen" umständen ist es sicherlich nicht leicht, sich diesen fakt einzugestehen...noch weniger, wenn deine symptome noch immer durchgehend oder latent unverändert vorhanden sind.
ein stationärer aufenthalt würde dir kraft geben und vielleicht auch kreative inputs, um aus der verfahrenen situation einen schritt weit rauszukommen. was mir scheint, ist dass offenheit zwischen deinem mann u nd dir fehlt. ist es für dich vorstellbar, dass du ihm zunächst mal diese eine idee erklärst und mit ihm gemeinsam planst und umsetzt? mit einer frischen basis und etwas abstand lässt sich das eigentliche / verbliebene fundament eurer beziehung bestimmt leichter erkennen.
erkennt dein mann denn, wie schlecht es dir geht? wie geht er damit um? ignoriert er es? unterstützt er dich?
nur wenn du weiter erzählen magst - versteht sich :wink:
viel kraft wünsche ich dir!
maruja

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#10
Klar erzähle ich weiter, ist aber nicht allzu spannend :?

Also...wir waren beide Patienten. Ich wegen ES, er wegen...keine Ahnung. Allgemeine Depression?
Sicherlich haben wir uns zu der Zeit gebraucht. Wir haben beide unsere "Störungen", nicht mehr oder weniger als andere. Aber sicherlich hätten wir uns in der freien Wildbahn nicht kennengelernt und verliebt.
Wir sind super unterschiedlich und haben wenig gemein.

Naja, es fehlt Offenheit zwischen uns. Aber die ist auch ganz schlecht machbar. Seitdem ich vor 5 JAhren schon mal mit ihm darüber geredet habe, wie unglücklich ich in der Ehe sei und dass bei mir nicht genug Gefühl da wäre, hat er sich total zurückgezogen in sich selbst. Wir reden sehr selten über uns. Er weiß, dass es mir schlecht geht, weiß aber nichts von der ES, zumindst nicht offiziell. Ob er was ahnt? Mag sein. Aber hat es auch noch nie angesprochen. Letztlich ignoriert er, dass es mir schlecht geht. Meint, ich sei schon immer unzufrieden gewesen, das gehöre eben zu mir.
Da es im nicht viel besser geht, kann ich auf sein Verständnis oder seine Unterstützung nicht bauen.
Von einer stationären Therapie hält er nichts.
Er hat mich auch damals davon abgehalten, nach der stationären weiterhin ambulant mich behandeln zu lassen, wie die Ärzte inder Klinik vorschlugen. Er hielt das alles für kokolores und letztlich gehen immer nur Beziehungen kaputt, wenn einer stationär geht.
Also bin ich nicht ambulant in Thera gegangen.
Erst vor vier Jahren.
Und es kam, wie er ahnte: sie schlug die Trennung vor.

Sicherlich ist das auch realistisch. Und insofern würde er niemals eine stationäre Thera unterstützen. Nichtmal eine Kur findet er gut - und er ist vom Fach!
Da ich ihn aber für die Kinder bräuchte, wenn ich ein paar Wochen raus wäre.... und er sich weigert? Geht eben nichts.

Alles, was ihn und mich weiterbringen würde, lehnt er ab. Lieber so gemeinsam unter einem Dach, aber einsam, als dass er allein in einer Wohnung sitzt und alle 14 Tage die Kids sieht. Seine Vorstellung.

In dieser Woche ohne ihn gerade merke ich, wie sehr mich seine Anwesenheit belastet. Und ich muss ihm das sagen. Aber er geht auf nichts ein. Reagiert nicht. Ist zwei Tage ungehalten und dann... wie immer.

Tatsächlich eine Situation, die z.K. ist.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#11
starrsinn und panische angst davor, dich/euch zu verlieren...das fällt mir zum verhalten deines mannes ein. du spürst es ja selbst, wei sehr es unterm deckel brodelt, dass dein essverhalten - wie wohl bei uns allen - das altbewährte überdruckventil darstellt.

unzufriedenheit "gehört zu dir"? mag sein, wäre für ES-lerin nicht ungewöhnlich, wie auch für manch anderen "gesunden" menschen. du schreibst, dass eine frühere trennung deine essstörung ausgelöst hätte, von 20 jahren. klingt so, als wären diese alten verletzungen nie wirklich geheilt. er/eure verbindung zueinander waren damals die "erste hilfe" in dieser akutsituation, aber scheinbar haben deine (auch seine?) verwundung darunter weitergeeitert. ich versuche mich hier nicht in therapeutischen spekulationen, dazu fehlt mir bei gott jegliche berechtigung und kompetenz. trotzdem wage ich die behauptung, dass die probleme wirklich tiefer zu liegen scheinen, als in eurer beziehung zueinander. hat er sich jemals wirklich von seiner - wie du schreibst "allgemeinen depression" erholt? hast du deine damalige trennung restlos verarbeitet und überwunden?

einerseits gibt es da den ratschlag deiner therpeutin, dich zu trennen. andererseits entnehme ich deinen worten, dass dies für dich momentan schlichweg nicht machbar und vorstellbar ist. was passiert, wenn du auf einen stationären aufenthalt bestehst? was müsste passieren, damit er sich einverstanden erklärt u nd mit dir gemeinsam an einem strang zieht? trennung hin oder her, es muss nicht der einzige ausgang sein, oder? zumal dies deine kräfte momentan ja definitiv übersteigt. wenn du zeit und hilfe hast, deien situation zu durchleuchten, ergeben sich vielleicht völlig neue, unerwartete perspektiven? woher kommt dieses unumstößliche formel wenn du in thera gehst = bedeutet das unsere endgültige trennung? neben schwarz und weiss existieren unendlich viele graustufen, man kann sich langsam und kreativ an eine lösung heranarbeiten, die notwendige zwischenetappen ermöglichen. so wei man einen knoten langsam löst. man muss das band nicht glecih gewaltsam durchschneiden. vor allem nicht, wenn einem das nötige werkzeug dazu fehlt.
der karren ist ganz schön verfahren. aber du spürst es ja selbst, dass es mit einer thera und einer conclusio "sie müssen sich trennen" eben beiweitem nicht getan ist. mehr als nachvollziehbar. sie ringt dir ja damit in deiner momentanen verfassung das schier unmögliche ab.

nütze doch die gelegenheit nach seiner rückkehr, ihm reinen wein einzuschenken. bei allem wegschauen und vogelstrauss-dasein kann es doch nicht in seinem sinne liegen, für dein unglück mitverantwortlich zu sein. niemand darf dir die flügel stutzen, dich daran hindern, frei zu sein, zu fliegen.

p.s.: eine frage noch: du schreibst, du hattest schon zur zeit eures kennenlernens kinder. habt denn gemeinsame kinder?
Zuletzt geändert von maruja am Fr Feb 25, 2011 16:24, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#12
Hallo,
ich habe ein bisschen mitgelesen. Mir geht es ähnlich wie dir, anka. Mein Mann ist manisch depressiv, ich habe eine ES. Wir haben 2 Kinder miteinander. Ich liebe ihn nicht. Wegen der ES bin ich zu Hause, ich habe die B mit Hilfe von Therapie gut im Griff. Trotzdem macht die ES mindestens 70 % meines Wesens aus. 20 % gehören den Kindern, die ich so gut ich kann unterstütze (aber nicht zu viel! - nur wenn sie Hilfe brauchen!). 10 % gehören meinen "gesunden Anteilen".
Alleine durch die Krankenkassemitversicherung bin ich voll und ganz an meinen Mann gebunden. Arbeiten kommt durch die psychische Belastung mit der ES nicht in Frage (ich habe es probiert, und bin bis jetzt IMMER gescheitert). Ich bin der festen Meinung, dass die ES durch die Ursprungsfamilie entstanden ist. Es war die affektlose Kontrolle meines Lebens durch meine Mutter, die mir alle Entscheidungen und alle Schwierigkeiten im Erwachsenwerden abgenommen hat. Ich denke, dass ich erst frei sein werde wenn meine Mutter gestorben ist. Solange sie lebt werde ich an der ES festhalten, schon alleine um ihr zu zeigen was sie (unbewußt, und mit besten Absichten) angerichtet hat.
Soweit zu mir, und was ist mit dir? Wie siehst du das?

lg

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#13
maruja hat geschrieben:starrsinn und panische angst davor, dich/euch zu verlieren...das fällt mir zum verhalten deines mannes ein.
Ja, damit hast du sicherlich recht. In diese Richtung gehen auch meine Gedanken. Was auch absolut verständlich ist. Aber durch seine Angst und seine Verweigerung torpediert er eben auch ehrliche Gespräche. Und so, wie es ist, kommen wir auch nicht weiter. Einfach zurück in eine innige Zweisamkeit ist für mich nicht vorstellbar. Er meint, ich müsse nur wollen. Dann ginge alles. Öh.... bei mir nicht. :? LIebesgefühle kann ich nicht erzeugen.

du schreibst, dass eine frühere trennung deine essstörung ausgelöst hätte, von 20 jahren. klingt so, als wären diese alten verletzungen nie wirklich geheilt.

NEin, sind sie nicht. Wie auch? wann auch? Zwischen der Trennung und meinem Mann lag ein Jahr voller Alkohol, Medikamente, Suizidversuch, ES und dann Klinik. Ich habe weder meine ES therapiert, noch die Trennung verarbeitet. Erst vor vier JAhren, nachdem ich meinen EX wiedertraf, kam all das wieder hoch und damit auch eine Chance auf Verarbeitung.
Gut: Ich habe es verarbeiten können. Unter Schmerzen. Und auch heute tut es manchmal noch sehr weh.
Schlecht: Mit dem Treffen kamen auch all die alten Gefühle für ihn wieder hoch. Ich verliebte mich erneut in ihn.


hast du deine damalige trennung restlos verarbeitet und überwunden?
Wie soll ich sagen? Wir trafen uns. Und in dem Moment, als ich ihn wiedersah, war ICH wieder am Leben. Hört sich doof und nach einem billigen Roman an. Aber es war so. Ich kam mir mit jedem Schritt, den ich auf ihn zuging, mir wieder nah.

woher kommt dieses unumstößliche formel wenn du in thera gehst = bedeutet das unsere endgültige trennung? neben schwarz und weiss existieren unendlich viele graustufen, man kann sich langsam und kreativ an eine lösung heranarbeiten, die notwendige zwischenetappen ermöglichen. An mir soll es nicht liegen. Ich bin für alles zu haben. Aber er nicht. Enweder alles bleibt wie es ist oder wir machen rosenkrieg.

niemand darf dir die flügel stutzen, dich daran hindern, frei zu sein, zu fliegen.Ein schönes Bild. Und tatsächlich hat er mich jahrelang gestutzt. Weil ich zuviel tanzte, zu laut lachte, zu bunt und zu lebendig war. Dann wurde ich Mutter, grau und langweilig und entfernte mich immer mehr von mir. Nie vergesse ich, als ich ihn fragte, ob er einem dritten Kind nur zugestimmt habe, damit ich weiter ans Haus gebunden und damit unter Kontrolle sei, dass er mit "JA, kann sein!" antwortete. Diese Kälte in meinem HErzen danach war sprichwörtlich. Inzwischen bin ich schon mutiger, aufrechter. aber noch lange nicht bei mir angekommen.

p.s.: eine frage noch: du schreibst, du hattest schon zur zeit eures kennenlernens kinder. habt denn gemeinsame kinder?
Das muss ich missverständlich ausgedrückt haben. Ich hatte keine Kinder, aber er hatte schon eine Familie mit Kindern.
Zuletzt geändert von Anka43 am So Feb 27, 2011 15:15, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#14
v_rena hat geschrieben:Ich denke, dass ich erst frei sein werde wenn meine Mutter gestorben ist. Solange sie lebt werde ich an der ES festhalten, schon alleine um ihr zu zeigen was sie (unbewußt, und mit besten Absichten) angerichtet hat.
Soweit zu mir, und was ist mit dir? Wie siehst du das?

lg
Ich glaube nicht, dass die ES weg ist, sobald deine Mutter tot ist. Denn auch wenn die Bulimie durch die problematische Beziehung mit ihr ausgelöst worden ist, hat sie sich doch sicherlich bereits verselbständigt. Man hat die Probleme internalisiert, sie zu den eigenen gemacht. Und die lösen sich leider nicht einfach in Luft auf, wenn der Mensch, der damit zu tun, hat, gestorben ist.
Also weiß deine Mutter von deiner ES? Bei mir weiß es halt niemand. Und ich kann auch mit niemandem darüber reden. Mit meinem Mann eh nicht. Der würde das als Druckmittel verstehen und nicht ernst nehmen. Meiner Mutter würde es das Herz brechen.
Eine problematische Beziehung zum Essen hatte ich schon als Teenager. War früh entwickelt, mollig. Erste Diät mit 13. Nach Jojo. Immer zuviel gefuttert. laut meiner T, wollte ich eine innere Leere füllen. Musste meine Persönlichkeit nach meinem Eltern ausrichten, nicht sie sich nach meiner Persönlichkeit. Die war ihnen zu unbequem??? Keine Ahnung. Ich hatte irgendwann keine Interessen mehr, keine Wünsche, fühlte mich kalt und leer. Und dann kam das essen. Erst nach dieser für mich traumatischen Trennung von meinem Ex enwickelte sich die Bulimie.
Und sie wird auch nicht gleich weggehen, wenn ich mich von meinem Mann trennen würde. Über das Essen löse ich Probleme. Ich versuche es zumindest :?
Und ob das nun welche mit meinem Mann sind, meinen Kinder oder was auch immer. Ich werde immer dafür anfällig sein. Nur das akute derzeitige Stadium, das muss einfach beendet werden.

Ich arbeite und suche mir derzeit eine festanstellung in Teilzeit, so dass ich finanziell von meinem Mann unabhängiger bin. Aber all das zu koordinieren mit drei Kindern auf dem LAnd, wo ich auch Fahrdienste etc leisten muss, ist nicht einfach. Aber was mich so bitter macht: Ich werde nie eine liebe leben können, solange ich mit diesem Mann zusammen bin.

Das Essen....entweder ich fresse und k*, oder ich esse zuviel.
Ich werde immer fetter.
Und fühl mich immer mieser.

Re: Normal essen ja! Aber wie???

#15
wie soll man einer derartigen realitätsverweigerung wie der deine mannes entgegentreten...
Er meint, ich müsse nur wollen. Dann ginge alles.
klingt geradezu zynisch. du scheinst das perfekte instrument für ihn zu verkörpern, das ihm ermöglicht, seine traumwelt aufrecht zu erhalten. und packt dir damit ganz schön was auf die schultern: nicht genug damit, DEINE schwierigkeiten zu lösen, sondern auch noch marionette für seine scheinrealität zu spielen.
Seine Dämonen seien im Übrigen ebenso groß wie meine.
ich nehme an, dieser fakt wird seit 20 jahren, seit dem tag seiner entlassung aus seiner thera, nicht mehr thematisiert, richtig? ansonsten würde er dir nicht suggerieren, dass alles nur an deinem "unwillen" läge.

das mit der festanstellung klingt super. und die taxifahrten für die kinder lassen sich organisieren. sind ja nicht mehr ganz so klein. und an der idee mit der stationären thera würde ich ebenfalls festhalten. alleine (oder mit den ratschlägen deiner bisherigen thera) scheint nicht genug zu sein. kann mir gut vorstellen, wie das wiedersehen mit deinem ehemaligen partner alte bilder wachgerufen hat. zumal es dich an jene zeit erinnert, in der du DU warst. halte die bilder fest, anka, lass dich nicht mehr an der kurzen leine halten. und mach' dein wahres leben von keinem einzigen menschen abhängig: nciht von deinem mann, nicht von deinem ex. du weisst es ja: es geht darum, DICH wieder zu spüren.

viel kraft dazu!