mein persönlicher Neustart

#1
Hallo :)

Nachdem ich ja über ein Jahr lang ohne Rückfälle gelebt habe, ist die vergangene Woche (incl. heute) total daneben gegangen.

Der Grund:
Ich dachte, ich hätte alles im Griff, habe nicht daheim gewohnt und bin dadurch viel leichter abstinent geblieben und konnte normal essen.

Zur Therapie ging ich kaum noch, da ja alles super gelaufen ist. Ich dachte: "Ha, das schaff ich locker alleine, es funktioniert!"

Ich war nur am Wochenende zu Hause und habe da auch nie mit der Familie zu Mittag gegessen oder dergleichen, sondern bin nur am Nachmittag gekommen und am Abend wieder gefahren.

Ich habe einen super Job, total liebe Kolleginnen die mir die Stärke und Liebe gegeben haben, die ich brauchte. Ich musste vor ihnen nichts vorspielen. Sie gaben mir das Gefühl des Geborgen-Seins und genau das ist das, was ich persönlich brauche und suche.


Dann habe ich meine Wohnung gekündigt, weil die Zustände dort nicht tragbar waren.
Ich zog wieder zu Hause ein. Anfangs habe ich einfach für mich immer etwas eigenes gekocht, musste aber dauernd "auf der Hut" sein, dass meine Mutter nicht Angst bekommt, ich könnte wieder in die Magersucht rutschen. Es war anstrengend und mühsam, aber ich habe durchgehalten.

Mit dem Ferienbeginn veränderte sich alles: Mir fielen meine Bezugspersonen weg und das für 2 ganze Wochen. Meine Tante hatte am 23. Dezember Geburtstag. Sie ist letztes Jahr gestorben und war die Person, die mich immer gestärkt hatte, mich einfach gern hatte so wie ich war...
Ich merkte schnell, dass ich aufgegeben hatte, bevor die Ferien angefangen hatten. Mir war alles zu viel. Plötzlich war ich wieder total leicht angreifbar, ich habe mich nicht gut genug gefühlt, war gefangen zu Hause, weil meine Mutter auch da war, die ganze Zeit...

Den 24. habe ich noch gut über die Runden gebracht. Am 25. dann der erste Rückfall... Gefolgt vom 28., 30., 31. und heute.

Jetzt sitze ich hier, hätte mir nie gedacht, dass ich jemals wieder so tief hineinrutschen werde. Mein Mund tut weh, ich bin schlapp, hab keinen Mut, keine Energie, ich habe Angst... Angst, dass ich es nicht mehr schaffe davon wegzukommen...

ABER:

Ich weiß wie schön es ist normal leben zu können. Die vergangene Woche werde ich einfach als "geschehen" hinnehmen.
Ich bin jetzt genau dort unten aufgeschlagen, wo ich letztes Jahr im September war. Das klingt jetzt im ersten Moment nicht schön, aber es hat mir damals geholfen sehr lange nicht zu erbrechen. Diese Chance möchte ich jetzt auch wieder für mich nutzen.

Warum ich heute nicht beginne ist ganz einfach. Für mich zählt kein Datum. Das hat noch nie funktioniert.

Warum morgen?
Morgen fahre ich mit einer Freundin in die Therme für eine Nacht. Ich bin weg von zu Hause. Am Montag kann ich mir die Schlüssel für mein Wg-Zimmer holen und ich werde dann hinziehen. Habe wieder ein zu Hause, welches nicht im Kreise meiner Familie ist. Ich freue mich sehr darauf. Denn das gibt mir wieder Auftrieb.

Es fällt mir nicht leicht mir Schwäche einzugestehen, aber ich weiß, dass ich heute dem Cordon bleu und den anderen guten Dingen nicht wiederstehen kann. Auch wenn ich weiß, dass ich mich selbst zerstöre. Diese Gefühle, die ich zu Hause habe sind sehr seltsam und mit dem Essen komme ich halbwegs damit klar, weil ich sie einfach nicht mehr spüren muss.


Vielleicht schreibe ich meiner Therapeutin eine E-Mail und bitte sie um einen neuen Termin. Das wird noch einmal ein großer Schritt, ihr die vielen Rückfälle zu erzählen. Aber ich glaube, es ist die einzige Möglichkeit herauszufinden warum ich dieses Mittel so sehr brauche. Warum zu Hause? Warum kann ich an Tagen wo ich nicht zu Hause bin, bei Freunden schlafe, auf Urlaub fahre, woanders wohne.... normal essen und mich wohl fühlen?

Im Grunde weiß ich die Antwort eh, aber ich brauche einen Plan, wie ich mir das holen kann, was das Essen momentan für mich ersetzt. Blöderweise kann man das nicht einfach so im Billa um die Ecke kaufen ;) Aber ich werds schon finden.

So - genug geschrieben :)

Ich werde jetzt einmal ein Runde spazieren gehen, damit der Tag nicht nur negativ behaftet ist.

Alles Liebe,
Cooky
auf Urlaub

Re: mein persönlicher Neustart

#2
liebe cooky,

ich drück dir die daumen! sind ja auch gute voraussetzungen: du hast bald deine freunde und kollegen wieder um dich und ab montag hast du wieder deine eigenen vier wände. du willst deiner therapeutin schreiben und um einen neuen termin bitten. das klappt alles!
Ich weiß wie schön es ist normal leben zu können. Die vergangene Woche werde ich einfach als "geschehen" hinnehmen.
eben!

ganz liebe grüße

hanne

ps: ich mach mit bei dem neuanfang! :)

Re: mein persönlicher Neustart

#4
na denn,

morgen muss ich wieder arbeiten. da geh ich dann wieder mit kollegen in die kantine. superlecker ist zwar was anderes, dafür ist es kurzweilig. fast würde ich sagen, daß ich mich drauf freue ;)

so, und nun noch das wort zum sonntag:

"jede reise beginnt mit dem ersten schritt"

in diesem sinne
gute nacht und bis morgen!