Hallo Verena,
Das klingt traurig

nicht nach Liebe. Ist es dir noch immer sehr wichtig von deinen Eltern geleibt zu werden? Offensichtlich sind sie nicht fähig dazu.
Bei mir wars so:
Meine Mutter wollte Kinder, damit sie nicht mehr so alleine ist. Mein Vater wollte ihr den Gefallen tun. Sie war sehr depressiv und weinte viel.
Als Kind musste ich immer tun was von mir verlangt wurde. Ich fühlte mich wie eine Puppe in den Händen eines erwachsenen Kindes, das sich Liebe und Streicheleinheiten einfach nahm. Auch mit Gewalt. Dass ich nicht geknuddelt werden wollte, durfte ich nicht zeigen, wenn es nicht im fiasko enden sollte. Ich sollte das perfekte kleine Püppchen sein, wie sie es sich wünschte. Meine eigene Persönlichkeit hat sie unterdrückt, weil ich nicht war wie sie mich haben wollte.
Meine Mutter wurde mehr und mehr psychotisch, schizophren... Dann brauchte mich mein Dad um alles geheim zu halten. Ich musste mich um meine gewalttätige Mutter kümmern und das schon mit 7 Jahren. Sie wurde zum Kind, ich zur Mutter. Vertauschte Rollen. Ich fühlte mich nicht geliebt von ihr, sondern immer wieder aus Neue ausgenutzt. Erzwungene Streicheleinheiten, viele Schläge. Und für meinen Dad trug ich die Verantwortung für ihre Taten und dass alles in Ordnung ist, wenn er abends nach Hause kam.
Meine Kindheit war geprägt von Gewalt, Isolation und s*x**ll* m*ssbr**ch.
Dann als ich älter wurde, wollte mein Dad, dass ich zu Hause bleibe, keinen Freund habe und meine pflegebedürftige Mutter mitpflege und nebenbei was technisches studiere - ganz wie er sich das vorstellte.
Mit 19 zog ich aus. Weit weg. Ich baute mir mein Leben auf, wie ich es haben wollte, suchte nach mir selbst und grub meine eigene Persönlichkeit wieder aus, streifte alles ab, was mich verbog und zu dem machte, was sie haben wollten.
Noch heute mache ich mir Vorwürfe meinen Dad im Stich gelassen zu haben. Er hat sich für diese Frau kaputt gemacht.
Wirklich geliebt fühlte ich mich nur von meinem Dad. Er begriff, was schief gelaufen war und unterstützte mich finanziell und auch seelisch in den letzten Jahren. Als er sterbenskrank war, kurz vor seinem Tod letztes Jahr bereute er so viel. Doch der s*x**ll* m*ssbr**ch war nie ein Thema.
Besonders in den letzten Jahren, 2007-2009 konnte ich ihm glauben, dass er mich liebte. Er wusste, er hätte mir das alles nie aufbürden dürfen. Und so tat ich was ich konnte um ihm zu zeigen, dass ich da bin auf seinem letzten Weg und begleitete ihn in den Tod.
Meine Mutter ist nach wie vor schizophren und körperlich ein Pflegefall, liegt in einem Heim und ich habe kaum Kontakt zu ihr. Irgendwie auf eine verschrobene Art und Weise liebt sie mich. Doch uneigenützig zu lieben lässt ihre Krankheit nicht zu und heute will ich die Liebe auch nicht mehr.
Alles in allem hatte ich immer das Gefühl das Elend meiner Familie tragen zu müssen und fühlte mich nur ausgenutzt. Nicht akzeptiert, wie ich war, nie gut genug.
Doch das ist heute nicht mehr wichtig. Ich gehe die Wege in meinem Leben, die ich mir selbst rausgesucht habe und verfolge meine ziele, egal ob privat oder beruflich, es ist MEIN Leben und ich will es so führen, wie ich es möchte. Denn den Dickschädel und den eigenen Willen habe ich mir in dieser Kindheit bewahrt.
Na ja, so war das... Die Liebe der Eltern ist etwas, das wir uns alle sehnlichst wünschen und uns versuchen zu erkämpfen. Doch manchmal hat es keinen Sinn, denn es wäre leichter mit einem Zahnstocher Suppe zu löffeln, als die Liebe zu gewinnen, die man niemals bekommen kann, weil die Eltern nicht fähig sind zu lieben.
LG Naturelle
v_rena hat geschrieben:
Naturelle:
Meine Mutter braucht mich nur, jetzt damit sie Enkelkinder hat, mein Vater liebt mich "einfach so". Sie brauchen mich beide damit sie im Alter nicht alleine sind. Der Vater brauchte Kinder damit "das Haus nicht so leer ist". Die Mutter brauchte mich damit ihr erstes Kind kein armes Einzelkind war, so wie sie es gewesen war. Der Vater hätte am liebsten sechs Kinder gehabt, nur gekümmert hat er sich nicht um sie, das hat die Mutter alleine gemacht. Die Mutter hat die ganze Erziehung alleine gemacht, alle Entscheidungen für meine Schwester und für mich getroffen. Eigentlich hat sie nur ein Mal eine Entscheidung getroffen, nämlich für meine Schwester. Ich wurde einfach genauso behandelt. Die Mutter holt sich auch heute noch anderweitig Hilfe, oder eben keine Hilfe, nur nicht mich. Dabei wäre es für mich so wichtig von ihnen beiden gebraucht zu werden. So wie sie mich früher nicht beachtet haben, so bin ich heute noch keine ebenbürtige Angehörige. Eben krank, arm, und lästig.
Alles in allem sind das eine sehr schwierige Familienkonstellation.
Wie war das früher bei dir, und wie ist es jetzt bei dir?
lg Verena