Ich bin den Eltern egal!

#1
Ich bin geschockt, ich bin wütend, ich bin traurig, ich bin fassungslos.
Meine Familientherapeutin hat den Satz in den Raum gestellt "Sie sind der Familie egal". Ich bin der "Schwarze Peter" in der Familie, den keiner haben will, nur wußte ich es nicht! So wie wenn der Ehegatte die Ehegattin betrügt, sie erfährt es immer als Letzte...
Die brauchen mich. Die brauchen mich damit das 1.Kind kein "armes" Einzelkind ist, die brauchten mich damit "das Haus nicht so leer ist", die brauchen mich damit sie im Alter nicht alleine und einsam sind. Was ich sonst mache interessiert keinen. Es ist egal. Nur sterben darf ich nicht.
Es war immer egal was ich mache, "Hauptsache du bist glücklich", und es ist noch immer so. Von "Glücklichsein" kann keine Rede sein, seit meinem 11. Lebensjahr bin ich nicht glücklich.
Es hilft nicht wenn mir jetzt jemand dagegenredet, und behauptet "das ist alles nicht so". Es ist so, ich weiss es, ich spüre es.
Hilfe Hilfe Hilfe
Ich fühle mich alleingelassen und ausgenutzt. Das habe ich nicht verdient. Das hat kein Mensch verdient.

Re: Ich bin den Eltern egal!

#2
hallo verena,

ich möchte gar nicht soviel schreiben, da mir auch nicht wirklich die passenden worte einfallen, aber ich möchte dir nahelegen, dir einmal die bücher von alice miller anzusehen. besonders 'revolte des körpers', ich denke, du wirst darin sehr viele situationen, gefühle und gedanken wiedererkennen.

alles gute! :)
Liebe Grüße



Sie glauben, Sie verstünden, was Sie denken, was ich gesagt habe, aber ich bin mir nicht sicher, ob Sie begreifen, dass das, was Sie gehört haben, nicht das ist, was ich meine.

- Richard Nixon

Re: Ich bin den Eltern egal!

#3
seit meinem 11. Lebensjahr bin ich nicht glücklich.
warst du vor deinem 11. lebensjahr denn glücklich?
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Ich bin den Eltern egal!

#5
Hallo Zornröschen, hallo Valerie!

Bis 10 war ich glücklich. Ich kann mich gut an die Volksschulzeit erinnern, das war eine richtig schöne und lustige Zeit. Ich habe mich wohlgefühlt, ich hatte in der Schule keine Probleme, ich hatte jede Menge Freundinnen und natürlich eine beste Freundin. Der Umbruch kam mit einem Schulwechsel nach der 1. Klasse Gymnasium, der nicht meine Idee war. Noch dazu brach sich damals meine Omama die bei uns wohnte, den Oberschenkelhals. Vom Spital kam sie nicht mehr nach Hause. Sie starb 3 Jahre später auf der Pflegestation eines Krankenhaues.
Die ersten fünf Jahre waren vielleicht auch nicht so glücklich, ich kann mich nur wenig daran erinnern. Sie waren keine unglücklichen Jahre, denn ich hatte meine Omama bei mir. Die Omama war die wichtigste Person in meinem Leben und ich vermisse sie noch heute.

Re: Ich bin den Eltern egal!

#7
Hallo Verena,

Die Bücher von Alice miller sind wirklich sehr gut, die habe ich auch gelesen und kann sie dir auch nur empfehlen. Da hat das hermelinchen den richtigen Riecher :D

Brauchen deine Eltern dich nur oder lieben sie dich auch? Wie ist euer Verhältnis? Wäre schön, wenn du mal ein bissl erzählen könntest.

Ich selbst wurde von meinen Eltern viel ausgenutzt, denke aber sie liebten mich auch - ich weiß es nicht :?

Jedenfalls noch jemand, der dich verstehen könnte :wink:

Lg Naturelle

Re: Ich bin den Eltern egal!

#8
Die Omama war die wichtigste Person in meinem Leben und ich vermisse sie noch heute.
hmm... meine war auch die wichtigste person in meinem leben.. glaube ich zumindest..
nur vermisse ich sie nicht
wenn ich versuche mich an sie zu erinnern dann fühlt es sich so an als hätte sie es nie gegeben..

nein sagen lernen ist glaube ich ne gute idee-kannst du nein sagen
"Sie hatte kein eigenes Leben. Sie existierte bloß. Sie hatte keine Hoffnung, keinen "Antrieb", keine Bedeutung für sich selbst. Sie fühlte, wie sie sagte, daß "sie" unlängst "geradewegs untergegangen" war...

Re: Ich bin den Eltern egal!

#9
Zornröschen:
Ich denke mittlerweile habe ich gelernt "nein" zu sagen. Ich glaube schon, zumindest meistens. Wenn es um etwas geht, das ich wirklich nicht mag (z.B. Essen gehen), dann fällt es mir relativ leicht "nein" zu sagen. Mir geht es nicht gut wenn ich Essen gehen muss, und damit ist mir auch relativ egal wenn andere Leute deswegen ein Schnoferl ziehen.
Schwerer ist es wenn es nicht so eindeutige Situationen sind, wenn es vielleicht eine neue Erfahrung ist. Da fällt es mir schwer mich abzugrenzen, zu entscheiden.
Noch blöder ist es "etwas zu wollen". DAS ist wirklich schwierig. Ich muss mich dann mit Widerständen innerhalb der Familie auseinandersetzen. Die finden so viel nicht gut, die finden nur das gut, was SIE kennen, was SIE wollen. Um von der Famlie anerkannt zu werden muss ich das machen, was wie "gutheißen". Es wird nicht direkt darüber geredet, es wird eigentlich gar nicht über wichtige Dinge geredet, es wird immer indirekt, subtil agiert.
Mir fehlt Lebenserfahrung.

Naturelle:
Meine Mutter braucht mich nur, jetzt damit sie Enkelkinder hat, mein Vater liebt mich "einfach so". Sie brauchen mich beide damit sie im Alter nicht alleine sind. Der Vater brauchte Kinder damit "das Haus nicht so leer ist". Die Mutter brauchte mich damit ihr erstes Kind kein armes Einzelkind war, so wie sie es gewesen war. Der Vater hätte am liebsten sechs Kinder gehabt, nur gekümmert hat er sich nicht um sie, das hat die Mutter alleine gemacht. Die Mutter hat die ganze Erziehung alleine gemacht, alle Entscheidungen für meine Schwester und für mich getroffen. Eigentlich hat sie nur ein Mal eine Entscheidung getroffen, nämlich für meine Schwester. Ich wurde einfach genauso behandelt. Die Mutter holt sich auch heute noch anderweitig Hilfe, oder eben keine Hilfe, nur nicht mich. Dabei wäre es für mich so wichtig von ihnen beiden gebraucht zu werden. So wie sie mich früher nicht beachtet haben, so bin ich heute noch keine ebenbürtige Angehörige. Eben krank, arm, und lästig.
Alles in allem sind das eine sehr schwierige Familienkonstellation.
Wie war das früher bei dir, und wie ist es jetzt bei dir?

lg Verena

Re: Ich bin den Eltern egal!

#10
Hallo Verena,

Das klingt traurig :( nicht nach Liebe. Ist es dir noch immer sehr wichtig von deinen Eltern geleibt zu werden? Offensichtlich sind sie nicht fähig dazu.

Bei mir wars so:
Meine Mutter wollte Kinder, damit sie nicht mehr so alleine ist. Mein Vater wollte ihr den Gefallen tun. Sie war sehr depressiv und weinte viel.
Als Kind musste ich immer tun was von mir verlangt wurde. Ich fühlte mich wie eine Puppe in den Händen eines erwachsenen Kindes, das sich Liebe und Streicheleinheiten einfach nahm. Auch mit Gewalt. Dass ich nicht geknuddelt werden wollte, durfte ich nicht zeigen, wenn es nicht im fiasko enden sollte. Ich sollte das perfekte kleine Püppchen sein, wie sie es sich wünschte. Meine eigene Persönlichkeit hat sie unterdrückt, weil ich nicht war wie sie mich haben wollte.
Meine Mutter wurde mehr und mehr psychotisch, schizophren... Dann brauchte mich mein Dad um alles geheim zu halten. Ich musste mich um meine gewalttätige Mutter kümmern und das schon mit 7 Jahren. Sie wurde zum Kind, ich zur Mutter. Vertauschte Rollen. Ich fühlte mich nicht geliebt von ihr, sondern immer wieder aus Neue ausgenutzt. Erzwungene Streicheleinheiten, viele Schläge. Und für meinen Dad trug ich die Verantwortung für ihre Taten und dass alles in Ordnung ist, wenn er abends nach Hause kam.
Meine Kindheit war geprägt von Gewalt, Isolation und s*x**ll* m*ssbr**ch.
Dann als ich älter wurde, wollte mein Dad, dass ich zu Hause bleibe, keinen Freund habe und meine pflegebedürftige Mutter mitpflege und nebenbei was technisches studiere - ganz wie er sich das vorstellte.
Mit 19 zog ich aus. Weit weg. Ich baute mir mein Leben auf, wie ich es haben wollte, suchte nach mir selbst und grub meine eigene Persönlichkeit wieder aus, streifte alles ab, was mich verbog und zu dem machte, was sie haben wollten.
Noch heute mache ich mir Vorwürfe meinen Dad im Stich gelassen zu haben. Er hat sich für diese Frau kaputt gemacht.
Wirklich geliebt fühlte ich mich nur von meinem Dad. Er begriff, was schief gelaufen war und unterstützte mich finanziell und auch seelisch in den letzten Jahren. Als er sterbenskrank war, kurz vor seinem Tod letztes Jahr bereute er so viel. Doch der s*x**ll* m*ssbr**ch war nie ein Thema.
Besonders in den letzten Jahren, 2007-2009 konnte ich ihm glauben, dass er mich liebte. Er wusste, er hätte mir das alles nie aufbürden dürfen. Und so tat ich was ich konnte um ihm zu zeigen, dass ich da bin auf seinem letzten Weg und begleitete ihn in den Tod.
Meine Mutter ist nach wie vor schizophren und körperlich ein Pflegefall, liegt in einem Heim und ich habe kaum Kontakt zu ihr. Irgendwie auf eine verschrobene Art und Weise liebt sie mich. Doch uneigenützig zu lieben lässt ihre Krankheit nicht zu und heute will ich die Liebe auch nicht mehr.

Alles in allem hatte ich immer das Gefühl das Elend meiner Familie tragen zu müssen und fühlte mich nur ausgenutzt. Nicht akzeptiert, wie ich war, nie gut genug.
Doch das ist heute nicht mehr wichtig. Ich gehe die Wege in meinem Leben, die ich mir selbst rausgesucht habe und verfolge meine ziele, egal ob privat oder beruflich, es ist MEIN Leben und ich will es so führen, wie ich es möchte. Denn den Dickschädel und den eigenen Willen habe ich mir in dieser Kindheit bewahrt.

Na ja, so war das... Die Liebe der Eltern ist etwas, das wir uns alle sehnlichst wünschen und uns versuchen zu erkämpfen. Doch manchmal hat es keinen Sinn, denn es wäre leichter mit einem Zahnstocher Suppe zu löffeln, als die Liebe zu gewinnen, die man niemals bekommen kann, weil die Eltern nicht fähig sind zu lieben.

LG Naturelle
v_rena hat geschrieben:
Naturelle:
Meine Mutter braucht mich nur, jetzt damit sie Enkelkinder hat, mein Vater liebt mich "einfach so". Sie brauchen mich beide damit sie im Alter nicht alleine sind. Der Vater brauchte Kinder damit "das Haus nicht so leer ist". Die Mutter brauchte mich damit ihr erstes Kind kein armes Einzelkind war, so wie sie es gewesen war. Der Vater hätte am liebsten sechs Kinder gehabt, nur gekümmert hat er sich nicht um sie, das hat die Mutter alleine gemacht. Die Mutter hat die ganze Erziehung alleine gemacht, alle Entscheidungen für meine Schwester und für mich getroffen. Eigentlich hat sie nur ein Mal eine Entscheidung getroffen, nämlich für meine Schwester. Ich wurde einfach genauso behandelt. Die Mutter holt sich auch heute noch anderweitig Hilfe, oder eben keine Hilfe, nur nicht mich. Dabei wäre es für mich so wichtig von ihnen beiden gebraucht zu werden. So wie sie mich früher nicht beachtet haben, so bin ich heute noch keine ebenbürtige Angehörige. Eben krank, arm, und lästig.
Alles in allem sind das eine sehr schwierige Familienkonstellation.
Wie war das früher bei dir, und wie ist es jetzt bei dir?

lg Verena
Zuletzt geändert von Naturelle am So Sep 26, 2010 13:02, insgesamt 1-mal geändert.

Re: Ich bin den Eltern egal!

#12
Ja, Valerie. Ich wurde zwar auch von meiner Mutter m*ssb**ch*...

Ich wurde m*ssb**ch* und v*rg*wa*ig*. Die Erinnerungen daran sind nur sehr, sehr spärlich. Aber es ist psychologisch bei mir diagnostiziert, ich leide unter sogenannten Körpererinnerungen und hatte auch bis vor einem Jahr viele Flashbacks, in denen mein Vater als Täter vorkam.
Ich weiß nicht ob ich ihm Unrecht tue und ich hab bis heute nicht erfasst, dass das alles wahr sein soll. Ich kanns nicht glauben. Doch meine Thera findet es eindeutig. Ich denke es war mein Dad. Vieles weist darauf hin, doch ich leugne es noch immer vor mir, bin zwischen Wissen, Tatsachen und Leugnen gefangen. Warum sollte er in den Flashbacks der Täter gewesen sein, wenn es nicht tatsächlich er war??? Und doch ist es noch immer schwer zu glauben.
Mein Dad hat sich in seinem Wesen sehr verändert, je älter ich wurde. Ich denke er hat mich zuletzt geliebt. In Kindertagen hatte ich immer sehr große Angst vor ihm. Und bis zum Ende ertrug ich es nicht mit ihm alleine zu sein, da die Körpererinnerungen und Flashbacks kamen.

Sex ertrage ich bis heute nicht. Ich fühle mich dabei immer wie bei einer v*rg*wa*ig*... Na ja, aber das ist alles off Topic, das hier ist Verenas Thread, nicht meiner.

Lg Naturelle