bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber nich..

#1
hey:)seit einigen monaten habe ich das kotzen jetz sein gelassen,aber um ehrlcih zu sein gehts mri in dem sinne nicht sehr viel besser.klar wenn ich meinen 'essstil' grad unter kontrolle hab bin ich wieder unternehmungslustig etc.aber meistens scheitere ich an ner vernünftigen ernährung und ess wahllos zeug in mich rein..
ok gut..eins hab ich weg : das kotzen..aber da bleiben dann noch die fressanfälle...und klar..den umgang mit essen allg..ich merke ja das ich aus 'gefühlen' heraus esse..nur wie habt ihr das in den griff bekommen? einfach versucht 3 mal täglich normal bzw gesund zu essen ..oder ähnliches?
lg

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#2
Hallo Kleine93,

ich kenne das. Mir geht es wie dir. Das Essen war und ist Thema. Ich bin immer im Kampf mit meinem Gewicht. Ich möchte weniger essen, vor allem weniger naschen, ich esse nur Vollkornsachen, nicht zu viele Kohlehydrate...

Mittlerweile denke ich, dass meine Depressionen gar nichts mit der Bulimie zu tun haben. Die Depressionen kommen von innen, also endogene Depressionen, vererbt. Die Bulimie und die allgemeine ES haben sich im Laufe der jüngeren Lebensjahre, aus verschiedenen Gründen, entwickelt.

Von 3 Mahlzeiten kann bei mir keine Rede sein, will ich auch gar nicht. Mit der Familie zusammen essen wenn ich gekocht habe - no chance. Für mich wäre es qualvoll mit der Familie mitzuesssen, viel zu viele Kohlenhydrate, weißes Mehl, Fett usw.

Weißt du woher deine Depressionen kommen? Bei mir waren zuerst die Depressionen, die haben schon mit 10 angefangen, dann, gut 10 Jahre später, kam die ES dazu, und jetzt wieder Depressionen und ES ohne Symptom (d.h. kein Kotzen, sehr kontrolliertes Essen).

lg

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#3
naja wann die depressionen angefagen haben kann ich so genau nich sagen..ich denke auch so am andang der pubertät..naja bei mri ist das nur etwas schweieriger ncih mit der familie zu essen bzw allein mamas gekochtes zu essen (spätestens nach ein paar tagen würd sie sagen ich woll wieder 'normal'esses-->sie wei ja nichts von meiner ES)..wobei ich mir manchmal denke..mensch warum sagst du denn nichts wenn cih wahllos zeug in mich hinenstopfe..

wie seit ihr aus dem teufelskreis weider herausgekommen?..ich habe rießen angst des ich in eine esssucht rutsch:/..

lg

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#4
Hallo ihr Beiden :-)

Ich habe eure Beiträge aufmerksam gelesen und ich fürchte, also was mich angeht, dass ich die Depressionen durch meine ES versuche im Zaun zu halten.

Ich war nämlich, was ich aus meinen alten Tagebüchern weiß, auch in der Zeit, in der ich vollkommen clean von der ES war, immer schubweise depressiv.

Es ist wohl endogen, d.h. die Depression entsteht rein körperlich. Ich nehme Antidepressiva dagegen, fühle mich stabiler, aber Wunder vollbringen die kleinen Teilchen auch net, leider!

Wir müssen wohl akzeptieren, dass sich das Leben für uns irgendwie anders anfühlt. Allerdings steckt da auch viel Potential drin, andere Menschen besser zu verstehen und vielleicht Mut machen und helfen zu können?

Knuddler an Euch
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#5
Hallo Kittycat,

leider steht im Profil so gut wie gar nichts drin. Mich würde interessieren ob du arbeitest, studierst, oder sonst etwas machst.

Zur Vorbereitung auf die Familienaufstellung, die ich im Herbst machen werde, habe ich die letzten Tage stundenlang mit meinen Eltern geredet. Es ist schwierig...Die Familienkonstellationen sind bei uns schwierig. Meine Mutter stammt aus eher ärmlichen Verhältnissen, nahe bei Wien, aber doch ländlich. Mein Vater ist der "letzte männliche Nachkomme" aus seiner Familie, ein altes Adelsgeschlecht, ursprünlich aus Deutschland. Die Eltern meiner Mutter haben viel gestritten, sich aber nicht getrennt. Die Eltern meines Vaters waren nur wenige Jahre zusammen, mein Großvater hat sein ganzes Vermögen für Vergnügungen ausgegeben, beide hatten Affären, und der Großvater, den ich nicht kennengelernt have, hat 1950 Selbstmord begangen. Ich fühle mich zur Familie meines Vater viel stärker hingezogen als zur Familie meiner Mutter. Möglicherweise hatte der Großvater Depressionen, er hatte wohl Abitur, doch er studierte nur wenige Semester, und konnte sich in keiner Firma halten. Genau wie ich...und soviel ich weiß überspringen psychische Krankheiten immer eine Generation.

Ich weiß nicht wie es bei dir war und ist. Bei mir war es in meiner Kindheit und in meiner Jugend auf jeden Fall so, dass man "keine Zeit" für mich hatte. Mein Vater hatte sich selbständig gemacht, die Mutter half ihm mit den Büroarbeiten. Wir mußten immer Angst haben, dass "wenn mein Vater einmal ausfällt wir kein Geld zum Leben haben werden". Alles hat sich nach ihm gerichtet, meine Mutter tat alles, damit er gesund bleibt, damit er arbeiten kann, damit er glücklich ist.
Meine Eltern haben jetzt insgesamt 2 Wohnungen, und 2 kleine Häuser, und mein Vater reist für sein Leben gerne, ohne Reisen hält er es nicht lange aus (dann wird er grantig und unausstehlich). Das heißt - sie sind ständig nicht da. Ich hätte so gerne, dass sie viel, viel, viel mehr da sind. Ich möchte wissen wo sie sind, sie sind Großeltern, und die Kinder sehen sie oft monatelang nicht. Es ist traurig...Ich habe noch immer ständig das Gefühl verlassen zu werden wenn sie irgendwohin fahren, und das tut weh.

Meiner Schwester geht es auch nicht so gut, sie hat mittlerweile einen Waschzwang entwickelt. Sie ist nicht in Behandlung.

Die letzten zwei Tage war ich insgesamt 13 Stunden bei meinen Eltern, sie waren zufälligerweise einmal zuhause. Ich habe mir alles erzählen lassen, was mich interessiert hat. Okay, ich weiss jetzt mehr, es ist trotzdem jedesmal ein "gegen Windmühlen treten". Sie können sich einfach nicht in mich hineinversetzen. Ich bin erschöpft, ausgelaugt, müde, und zugleich total unbefriedigt. Kann mich denn keiner, außer Leute, denen es so geht wie mir, verstehen? Leben wir in einer eigenen Welt, fernab von der Welt "der anderen"?

lg Verena

P.S. Ich kann mich für andere Menschen unheimlich stark machen, nur mir selber kann ich nicht helfen.

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#6
Liebe Verena!

Ja, ich fürchte manchmal auch, dass wir uns damit abfinden müssen, irgendwie anders zu sein :-(

Kurz zu meiner Geschichte:

Ich bin in einem Haushalt mit meinen Eltern und meiner Zwillingsschwester aufgewachsen!
Als ich ein kleines Mädchen war, bin ich von meinem Großvater mütterlicher seits s*x**ll* m*ssb**ch* worden und habe nach diesen Traumata eine Amnesie, die Ereignisse betreffend, entwickelt. Dafür wurde ich sehr verhaltensauffällig. Ich hatte grausame Albträume, jede Nacht, hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen, fing an zu stottern und habe mich von meiner Umwelt total abgekapselt. Meine Eltern haben alle Symptome komplett verdrängt und ignoriert.
Meine Zwillingsschwester wurde dafür extrem aggressiv und bekam einen heftigen Waschzwang (Die Haut hing ihr an den Händen runter)!
Mein Vater war emotional nie für mich da, hat mir das Gefühl gegeben, nicht liebenswert und wertlos zu sein. Meine Mutter ist selbst psychisch krank, litt an Depressionen, Essstörung und Alkoholsucht!
Was dann bei mir folgte (Mit 12 Jahren) war zuerst die Esssucht, dann Magersucht (Mit 14) und schließlich die Bulimie (Mit 18 bis heute, mit zwei symptomfreien Jahren)!

Hab' alles durch. Die Depressionen sind seit zwei Jahren schwer und anhaltend!

Meine Schwester hat keinen Kontakt mehr zu uns, sie hat mit der Familie gebrochen, leider auch mit mir!

Der m*ssbr**ch brach erst vor einem Jahr wieder in mir durch und seitdem ist die ES schlimm wie noch nie!

Ich habe Abitur gemacht und danach studiert (Latein, Altgriechisch und Philosophie).
Seit meinem Abschluss geht nichts mehr, kann nicht mehr arbeiten, bin arbeitslos und habe mich sozial total zurück gezogen.

Ich bin beziehungssüchtig und zwangsgestört, momentan aber, Gott sei Dank, wieder Single.

Ich kann kaum noch menschliche Nähe ertragen und leide sehr darunter!

Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht. Ich verdränge alle hochkommenden Gefühle mit Hungern. Ich lebe nur noch Tag für Tag.

Ich hoffe, bald eine neue Therapie beginnen zu können, aber ich kann mich schwer aufraffen, das in die Wege zu leiten!

Manchmal denke ich, dass ich nie "heil" und "ganz" sein werde, geschweige denn normal.

Aber: Ich bin eine Kämpfernatur und werde weiter machen. Ich habe noch Hoffnung!

Wie geht es dir heute, liebe Verena???
Lieben Gruß
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#7
Hallo Kittycat,

mir bricht es das Herz deine Geschichte zu lesen. Du Arme!!!

Erstaunlich wieviel du geschafft hast!

Ich habe es nur bis zum Abitur, und dann noch zu einem kaufmännischen Abitur gebracht. Wie ich das 2. Abitur gemacht habe, weiß ich bis heute nicht. Ich habe mich irgendwie durchgemogelt, interessiert hat es mich auf jeden Fall nicht. Ich war immer so ein braves Kind, ich habe immer die Wünsche, auch "nicht ausgesprochene" Wünsche, zu erfüllen versucht.Das machte ich so lange, bis ich nicht mehr konnte, bis ich zusammengebrochen bin.
Eigene Ideen hatte ich schon in meinem Kopf, doch ich hätte nie gewagt sie auszusprechen, denn ein "nein, das kommt nicht in Frage" hätte ich nicht ausgehalten. Genauso war es mir unmöglich einer Idee, oder einem Wunsch meiner Eltern zu widersprechen. In diesem Fall hätte ich ja Gegenvorschläge machen müssen, und die hatte ich nicht. Das eigentlich Problem war, dass meine Eltern einfach keine Zeit für mich hatten! Für die Schwester hat es gerade noch gereicht, für mich war kein Platz mehr. Ich wurde meiner Schwester immer gleichgestellt, wie ein Klon, man hat vergessen mir eine eigene Identität zuzusprechen. Ich war immer eine Imitatorin, entweder die Imitatorin meiner Schwester, oder die Imitatorin meiner Mutter. Eigene Ideen hatten in dieser Familie einfach keinen Platz!

Die Ignoranz der Eltern ist eine schlimme Sache. Ich habe bei meinen Kindern immer darauf geachtet, dass wir "eine gute Nähe" haben. Ich bilde mir ein ich merke wenn es jemandem nicht gut geht, und zwar gleich am Anfang. Da muss man gar nicht lange reden, und warten, dass das Kind etwas sagt...Das Kind tut doch alles um die Eltern nicht noch mehr zu belasten wenn sie sehen, dass sie es schwer haben. Mein Mutter wirft mir heute noch vor "ich hätte doch nie etwas gesagt". Wie und wann hätte ich denn etwas sagen sollen? Die hatten doch nie Zeit, und waren viel zu viel mit sich selber beschäftigt.

Mit 35 machte ich einen Selbstmordversuch, mit Tabletten :roll: , wie in den Filmen. Es hat nicht gereicht, ich bin am übernächsten Tag am Nachmittag auf der Intensiv im KH aufgewacht. Darauf folgten 9 Wochen Kh, und weitermachen. Wenigstens hatte ich dann eine schriftliche Diagnose. Erstmalig hatten meine "Probleme" Namen und Zahlen. Ich hatte eine Tablettenintoxikation(SMV), eine Dystymia, und eine kombnierte (ängstlich vermeidende und abhängige) Persönlichkeitsstörung. Ich konnte nachlesen, was mit mir nicht stimmte. Die Eltern und mein Mann sind dem behandelnden Arzt und Psychiater damals auf die Nerven gegangen, denn die wollten immer nur wissen "wann ich denn wieder gesund sei". :roll: Die wollten mich einfach wieder zuhause haben, damit alles wieder seinen normalen Gang geht. :roll:

Ich glaube es geht meistens um Aufmerksamkeit. Ich bin ganz sicher, dass ich immer zu wenig Aufmerksamkeit bekommen habe. Seit meine Omama nicht mehr da war, damals war ich 11, habe ich keine Aufmerksamkeit mehr bekommen, außer jemand wollte etwas von mir.

Mit M***br**h kenne ich mich gar nicht aus, ich denke da muss ein Therapeut her. Ich hoffe du schaffst es dir einen guten Therapieplatz zu finden. Ich finde dich äußerst liebenswert, und es tut mir echt leid, dass du so ein Schicksal hast. Lebt deine Mutter noch? Und deine Großeltern, leben die noch?

baba und bis bald Verena

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#8
Liebe Verena!

Mir kommt vieles wirklich so bekannt vor, wenn ich deine Geschichte lese und ich fühle mich dir, obwohl wir uns nicht richtig kennen, sehr verbunden.

Ich habe auch eine abhängige Persönlichkeitsstörung und konnte meine Wünsche nie formulieren.
Ich war einfach still und habe mich weggeträumt, in meine eigene Welt!

Mit diesem Problem habe ich auch heute noch zu kämpfen. In vielen Momentan drifte ich einfach so ab und kann mir nur sehr schwer konzentrieren.

Momentan will ich eigentlich gar nicht mehr essen, ich "schiebe" nur das rein, was ich zum Überleben brauche, total mechanisch!

Ich hoffe sehr, dass ich es nächste Woche zum Therapeuten schaffe, das ist sehr wichtig!

Meine Großeltern leben fast alle nicht mehr. Ich hab' nur noch meinen Opa väterlicherseits, zu dem aber kein wirklicher Kontakt besteht.
Meine Großvater mütterlicherseits, der mich s*x**ll* m*ssb**ch* hat, ist vor ein paar Jahren gestorben. Meine Oma schon ein paar Jahr vor ihm. Er hat sie betrogen und belogen und ich fürchte, sie ist am Ende sprichwörtlich an gebrochenem Herzen gestorben.

Wie geht es dir heute, hällst du dich tapfer?

Ich denke an dich und knuddel dich ganz doll!
Lieben Gruß
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#9
Liebe Kittycat,

es tut mir sehr leid,dass es dir zur Zeit so schlecht geht.

Ich kann jetzt nur kurz schreiben. Wir fahren morgen eine Woche nach Italien, und ich muss deswegen sehr früh aufstehen. Ich wünsche dir eine erträgliche Woche - ich werde mich frühestens wieder Sonntag, den 22.8. melden. Bitte drück mir die Daumen, dass der Urlaub kein Fiasko wird.

Alles Liebe Verena

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#10
Liebe Kittycat,

wie geht es dir? Meine Urlaubswoche in Italien war sehr schön. Leider war sie auch sehr anstrengend, und ich brauchte die letzten 3 Tage um mich zu erholen.

Es ist immer gut mal eine Zeitlang woanders zu sein, auch wenn es nur eine Woche Urlaub in Italien ist. Ich habe erkannt wie lächerlich es im Grunde genommen ist hier in Österreich so überschlank sein zu wollen. Es gelingt eh nicht...und wenn dann nur mit absoluter Kontrolle und Zurückhaltung beim Essen. In Italien ist es natürlich weniger zu essen. Dort kannst du gar nicht so viel essen, dafür ist es viel zu heiß. Das Essen dort ist ganz anders als bei uns, die haben auch andere Lebensmittel. Es muss ja nicht ein fettes Fleischgericht sein, das habe ich noch nie gemocht, es ist jedoch unnatürlich sich beim Essen so künstlich einzuschränken wie ich es gemacht habe. Man fällt zwar damit auf so dünn zu sein, und man bekommt die Aufmerksamkeit, die man (in der Familie) so vermißt hat, doch es ist ein Zwang. Hast du in deiner Familie auch so wenig Aufmerksamkeit bekommen? Ich habe einfach ALLES versucht um Aufmerksamkeit zu bekommen und geliebt zu werden. Es ist alles sehr komplex. s*x**ll* Übergriffe gab es nie, eher im Gegenteil.

Ich wünsche mir mehr Natürlichkeit.

Meine Gedanken sind etwas wirr, entschuldige bitte.

lg Verena

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#11
Hallo liebe Verena :-)

Ich freue mich sehr, dass du wieder da bist :-)))

Gut, dass du deinen Urlaub einigermaßen heil überstanden hast, ich war in Gedanken mehrmals bei dir und habe überlegt, was du so treibst!

Ja, das mit der Aufmerksamkeit kenne ich nur zu gut, viel zu gut!!!!

In meiner Familie durften alle schreien, alle streiten, mit Sachen durch die Gegend schmeißen, nur ich wurde immer "gezwungen" die Rolle der ruhigen, braven und stillen einzunehmen.

Es gab Zeiten, da saß ich den ganzen Tag alleine im Zimmer, habe mich "weggeträumt" und war vollkommen isoliert von der Welt!

Meine Mutter sagte, ich wäre halt nicht wahr genommen worden, weil alle anderen so laut waren.

Super, aber meine Zwangsstörungen, meine ES, meine Depressionen, meine Albträume, mein Stottern und meine totale Isolation haben sie auch total verdrängt.

Ich musste erst schwer krank werden um in dieser Familie "wahrgenommen" zu werden.
Und die Aufmerksamkeit die ich jetzt bekomme ist auch nur durch die ES und die Depressionen erzwungen, es geht nicht um Janine, die Tochter, es geht um Janine, die Essgestörte.

Ich habe endlich einen Termin bei einem Traumatologen wegen dem m*ssbr**ch und setze nun meine Hoffnungen da hinein.

Verena, du schriebst doch auch, dass du Probleme mit deinem Vater hattest!? Fühlst du auch, dass sich die Auswirkungen davon jeden Tag in deinem Leben und deiner Beziehung zu dir selbst und anderen negativ bemerkbar machen? Es ist wie ein dunkles Tuch, was sich auf die Selbstwahrnehmung legt! Es trübt den Filter für Freude und Selbstliebe, färbt alles grau!

Wie gehst du denn gerade mit dir um???

Bitte versuch lieb zu dir zu sein und dir schöne Momente zu schenken, das ist so wichtig!!!

Ich schicke dir eine ganz große, liebevolle Umarmung rüber, fühl dich ganz doll geknuddelt!
Viele liebe Grüße
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#12
Hallo liebe Kittycat!

Wie ist dein Sommer? Fährst du noch weg, oder warst du schon weg, oder fährst du gar nicht auf Urlaub?

Auch wenn du in deiner Familie nicht wahrgenommen wurdest, ich denke du hast einen wunderschönen Namen bekommen! Wieviele Geschwister hast du denn, und wieviele wart ihr in der Familie (mit Großmutter und/oder Großvater?)

Meine Mutter macht mir auch heute noch Vorwürfe, dass ich "nie etwas gesagt hätte". Sehr witzig...Ich KONNTE nichts sagen - erst haben die mir nicht zugehört, zweitens war ich sowieso immer die kleinste, die jüngste, und somit auch die dümmste und unwichtigste von der ganzen Familie. Alle wußten es immer besser als ich. Meine Meinung hatte absolut keinen Wert, alles was ich sagte war unwichtig und unsinnig. Bald machte ich nur mehr das, was die anderen von mir wollten. Ich war zu keinen eigenen Handlungen mehr fähig. Eine sehr gescheite Therapeutin meinte einmal zu meiner Geschichte "das Einzige, das Sie sich aussuchen konnten, war das Essen." Ja, so war es. Die einzige Aufmerksamkeit, die irgendwie passierte, war, dass man mir Essen anbot. Ich war schon immer eine Wenigesserin, und wenn ich etwas angeboten bekommen hatte, sagte ich spontan "nein", dann ich hatte wirklich keinen Hunger. Als sie sich dann wieder von mir abgewandt hatte, überlegte ich es mir und sagte "oja, doch". Das Alles wegen ein bisschen Aufmerksamkeit... *heul*

Wegen meines Vaters...Mein Vater war praktisch nicht vorhanden - er tat nur das wozu ER Lust hatte. Und das hatte sehr sehr wenig mit der Familie zu tun. Er hätte am liebsten sechs Kinder gehabt "damit das Haus voll ist". Da hat aber meine Mutter gestreikt, ihr waren eigentlich schon die zwei, die sie hatte, zu viel. Er hatte eine schlimme Kindheit, die Mutter war Alleinerzieherin, der Vater starb als er 16 war. Allerdings lebten die zwei schon lange getrennt. Mein Großmutter war eine fürchterliche Mutter - sie hat sich gar nicht um ihr Kind gekümmert. Es gab Hausangestellte. Auch finanziell ging es der kleinen Familie nicht gut. Wie auch immer ...Er war ein schlechter Vater für meine Schwester und für mich. Meine Schwester mag ihn auch heute noch nicht. Meine Gefühle gegenüber meinem Vater sind ambivalent. Einerseits mag ich ihn, und schätze ich ihn, andererseits bin ich ihm böse, dass er seine Kinder so vernachlässigt hat. Er war stolz auf seine Familie, er konnte nur nicht damit umgehen. Es war alles sehr schwierig.. *seufz*
Natürlich konnte ich dann keine gesunden Männerbeziehungen aufbauen. Ich konnte eigentlich gar keine Beziehungen aufbauen, zu niemandem. Ich traute keinem mehr nachdem ich so viele schlechte Erfahrungen in der Urspungsfamilie gemacht hatte. Männer sind für mich noch immer befremdend. Mein Mann ist leider dem Vater sehr ähnlich. "Was man kennt das sucht man". So ist das leider. *seufz*

Was ist mit deinem Vater, Janine?

Ach Gottchen, mein Vater...Ich wollte ihm immer gefallen, nicht in körperlichen Sinn, sondern vor allem in wirtschaftlichen Sinn. Er war und ist so stolz darauf Kaufmann zu sein, und wenn ich mich nicht so für Finanzen interessiere wie er, dann macht der zwei böse Falten zwischen den Augen und sagt "Die Tochter eines Kaufmannes". :evil: Ich war stets bemüht es allen recht zu machen. Von wem will man denn mehr geliebt werden als von den Eltern?, frage ich dich. Mein Antwort auf diese Frage: "Von niemandem". Diese Liebe hat mir Zeit meines Lebens gefehlt, das Gefühl angenommen zu werden, so wie ich bin. Ich konnte gar nicht ich sein, denn das Leben lehrte mich, dass es nicht gut sei, wie ich bin, und dass ich anders sein muss.
Ich werde im Herbst eine Familienaufstellung machen. Ich möchte wissen was meine Eltern, und meine Großmutter bei meiner Geburt möglicherweise gesagt hatten. War ich willkommen, oder war ich unerwünscht?

Um das Ganze noch abzurunden. Meine Mutter war genauso Opfer wie wir Kinder, also meine Schwester und ich. Alles ging nach meinem Vater. Alles hing an ihm. Er hat mit seinem kleinen Geschäft alleine die Familie versorgt. Wir mußten so sparen, und wo spart man am leichtesten? - bei den Kleinsten natürlich. Meine Mutter stammt aus bäuerlichen Verhältnissen. Für sie war es ein enormer sozialer Aufstieg den Adeligen zu heiraten. Damals war ein Adelstitel noch etwas wert, damit gehörte man zur "guten Gesellschaft". Meine Mutter meinte später einmal, dass sie sich ihr Leben "anders vorgestellt hatte". Wie anders, weiß ich leider nicht, damals hatte ich nicht nachgefragt, sondern ich hatte mir für mich ausgedacht, was sie sich anders vorgestellt hatte. Manchmal, wenn wir miteinander redeten, kam doch ganz spontan etwas Unmut von meiner Mutter, meistens ist sie aber unangenehmen Fragen ausgewichen.
Für mich war dieser Adelstitel nur lästig. Wir leben in einer Villa am Stadtrand, die dringend renoviert gehört hätte, nur fehlte das Geld. Verarmter Adel eben. Meine Großmutter hat meinen Vater erpreßt, sie wollte nicht alleine sein. Sie hatte ja keinen Mann, und sie war schon relativ alt. Sie betrachtete ihren Sohn auch als "ihren Mann". Sie alleine hätte die große Wohnung in der alten Villa nicht erhalten können, und sie wäre einsam gewesen. Was macht eine ältere Dame alleine in einer 150 m² Wohnung? So hat sie ihm die Ausbildung bei der Bahn ausgeredet, eben weil diese Ausbildung 2 Jahre ca. 150 km weit weg gewesen wäre. Meine Mutter bedauert heute noch, dass der Papa nicht zur Bahn gehen konnte, es wäre uns damit VIEL besser gegangen. In den Firmen, in denen er gearbeitet hat, hat er sich nicht wohl gefühlt, und jede Firma nach max. 2 Jahren verlassen. Schließlich hat er sich selbständig gemacht. Er hat sich gerade in der Zeit selbständig gemacht als meine Mutter sich Kinder gewünscht hatte. Sie bekam insgesamt 3 Kinder, allerdings hat sie das 1. Kind im 6.Monat verloren. Wenn der überlebt hätte wäre ich nicht auf die Welt gekommen. Immer hat sie mir das erzählt, und sie hat die Fehlgeburt sehr bedauert. Wenn man ein Geschäft aufmacht sind die ersten Jahre meist die schwierigsten, und viele überleben den Anfang nicht. Er hat die Anfänge durchgestanden, meine Mutter spracht von dieser Zeit von einer "katastrophalen finanziellen Situation". Gerade als wir Kinder so klein waren hatte sie allergrößte Angst vor dem Nichts zu stehen! Als ich Säugling war machte sie noch eine Ausbildung zur Lehrerin, 2 x in der Woche war sie am Abend weg, und ich war bei der Omama und brüllte die ganze Zeit. Was für ein Stress für alle...Sie bekam nach ein paar Monaten Unterrichten ein Burnout, nahm Antidepressiva, und half danach als "Mädchen für Alles" beim Vater mit. Er war glücklich, er hatte sein Geschäft, und seine "vier Frauen" (d.h. Mutter, Gattin, und zwei Töchter). Alle anderen waren unglücklich. Die Omama war ein bisschen depressiv, vor allem an Sonntagen. Die Mutter war überfordert und ängstlich. Die Kinder lebten in dem Spannungsfeld Schwiegermutter - Schwiegertochter. Die Mutter versuchte es allen Recht zu machen, manchmal weinte sie fast, aber nur fast!, und eigentlich hatte sie niemanden, der ihr zur Seite stand. Sie ist nach der Eheschließung zu ihrem Mann gezogen, d.h. in die Wohnung der Schwiegermutter. Mein Vater war froh, dass er von seiner Mutter endlich wahrgenommen wurde, die hatte ihn total vernachlässigt, er wuchs bei Dienstboten auf. So war das damals. Da meine Mutter ein Einzelkind war (mein Vater übrigens auch) wollte sie, dass es ihrem Kind (also meiner Schwester) einmal besser gehen würde. Also zwei Kinder, und kein armes Einzelkind. Ist ein Einzelkind wirklich so arm, frage ich dich? Es kommt doch darauf an wieviel man sich mit einem Kind beschäftigt, wieviel Zuwendung und Aufmerksamkeit es bekommt, denke ich. Hatte sie das damals nicht verstanden? Für mich war die schönste Zeit als meine Schwester einmal als 5jährige ein paar Wochen im KH war. Sie hatte eine Mumps-Meningitis. Zu der Zeit war nur ich zu Hause, und endlich wurde ich einmal wahrgenommen, man kümmerte sich um mich, wie es sich für Eltern gehört. Dann kam die Schwester aus dem Spital gesund wieder nach Hause, und aus war es mit meinem Leben. Es hat sich wieder nur alles um sie gedreht, noch dazu wo sie doch SO krank war...Wir Schwestern waren keine Freundinnen, wir waren Feindinnen, und jede war auf die andere eifersüchtig. Ich war eifersüchtig weil sie der Liebling der Mutter war, und die ganze Aufmerksamkeit bekommen hat, und sie war eifersüchtig weil ich der Liebling vom Papa war. Nur was hatte ich davon, dass ich Papas Liebling war? - nichts . Ich wünsche mir noch immer sie ODER ich wären Einzelkinder gewesen. Diese Eifersüchteleien machen mich ganz krank.
Ich merke jetzt beim Schreiben, dass ich auf die Frauen in der Familie ziemlich wütend bin, inklusive mir selbst. Niemand hat es geschafft Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Alle Frauen sind Einzelkämpferinnen, entweder ohne Mann (Omama), oder dazu da dem Mann das Leben zu erleichtern. Gemeinsame Obsorge der Kinder, und gemeinsame Haushaltsführung, und Arbeit hat keine geschafft. Wir sind so rückschrittlich. Wird es die nächste Generation schaffen? Ich weiß es nicht. Liegt es in den Genen des Mannes, und in den Genen der Frau, dass ihnen gewissen rollenspezifische Aufgaben zugeteilt werden?
Vielleicht bin ich auch nur wütend weil ich als Frau geboren wurde, und wenn es nach meinem Vater geht, sollte ich arbeiten wie ein Mann. "Die Kinder machen sich doch von alleine", sagt er. Ich höre gerne Ö1, das ist ein Klassiksender, bringt aber auch hochinteressante Gespräche und Beiträge zu allen möglichen Themen. Zur Zeit geht es um die "Wichtigkeit von Körperkontakt". Vielleicht gibt es so etwas wie "endogene Depressionen" doch nicht. Es gab nämlich wissenschaftliche Forschungen, bei denen Kindern und Säuglingen NUR Nahrung und Trinken gegeben wurde, es wurde weder gesprochen, noch gab es Körperkontakte. - Diese Kinder starben. - Körperkontakt ist wichtig um das Gefühl zu haben "ich bin auf dieser Erde wichtig", ein Mangel oder gar kein Körperkontakt führen zu Depressionen.
Die Generation unserer Urgroßeltern war der festen Überzeugung, dass es ausreichend sei Kindern Nahrung zu geben, und die Elternliebe stelle sich sowieso von alleine ein. So wuchsen unsere Großeltern auf, ganz strikt. Unseren Eltern, also den Kindern von unseren Großeltern, ging es auch nicht gut, die mußten noch dazu den Krieg miterleben und die Folgen ausbaden. Und jetzt sind wir auf der Welt, und wir haben diesen ganzen Rattenschwanz von Erziehungsmethoden hinter uns. Manche, mit sehr fortschrittlichen Eltern, die vermutlich selbst schon gegen die Eltern revoliert haben, sind schon weiter gekommen als wir, die sehr konservative Eltern hatten. Meine Eltern haben sich den 1968er Bewegungen nicht angeschlossen, vielleicht waren sie damals auch schon zu alt dafür. 1968 kam meine Schwester auf die Welt, die hatten damals sicher andere Probleme als sich gegen die Gesellschaft auf die Beine zu stellen. Manche meiner Mitschülerinnen haben es wirklich zu etwas gebracht, manche auch nicht. Die, die beruflich etwas erreicht haben beneide ich wirklich, ich hatte diese Möglichkeiten nicht. Theoretisch ja, praktisch :( Und du?
Auf jeden Fall kam in dieser Sendereihe von Ö1 ganz deutlich heraus, wie wichtig Körperkontakt ist, und dass man sich später unheimlich schwer tut wenn man diese körperliche Liebe im Elternhaus nicht bekommen hat. Ich bin kein Einzelfall in Bezug auf Manko an körperlicher Zuwendungen, das ist ein gewisser Trost. Es ist nur so unfair, dass ICH Bulimie bekommen habe, und meine Schwester nicht. Ich WEISS wie wichtig Körperkontakt ist, und ich bedauere, dass ich meine Tochter weder gestillt habe, noch im Tragetuch bei mir hatte. Das Stillen hat nicht geklappt, es gab bei der Geburt Komplikationen, die aber nur mich betrafen. Ich hatte mir auch ein total blödes Krankenhaus ausgesucht...total rückständig. Die brachten die Kinder mitten in der Nacht zum Stillen zu den Müttern, sonst waren die Kinder im Schwesternzimmer. Ich konnte nicht aufstehen, ich mußte 10 Tage liegen, und man brachte mir nur hin und wieder mein Kind. So versiegte natürlich die Milch, und die Säuglingsschwestern fütterten mit Fläschen zu. Tragetuch bekam ich von meiner Schwester, allerdings nur ein ganz kurzes. Ich war einfach zu geizig mir ein eigenes zu kaufen - wäre besser gewesen!! So war ich ständig mit ihr im Kinderwagen unterwegs - hm . Beim zweiten Kind war ich in einer andern Geburtenklinik, und dort war es toll! So wie ich es mir vorgestellt hatte...Ich hatte das Kind rund um die Uhr bei mir, er hat auch in meinem Bett geschlafen. So merkte ich IMMER wenn er unruhig wurde und ich ihn stillen sollte. Die machten alles auf natürlichem Weg, auch nach der Geburt wurde kein Schlauch in den Hals des Kindes gezwängt um "die Reste" herauszuholen. Du hast noch keine eigenen Kinder, oder? Willst du einmal Kind(er) haben?
Ich weiß ich habe jetzt unheimlich lange geschrieben, ich hoffe, es wurde dir nicht zu viel!

Ganz liebe Grüße an dich, allerdings ohne Knuddeln, das ist mir immer noch suspekt, deine Freundin Verena

P.S. Ich habe ein schlechtes Gewissen wenn ich so lange am PC sitze, und schreibe. Ich sollte mich doch um meine Kinder kümmern...

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#13
Liebe Verena!

Ich danke dir sehr für deinen ausführlichen Beitrag. Deine Familiengeschichte ist anrührend und erschreckend zugleich!

Ich habe mich mit dem Thema "Körperkontakt" im frühkindlichen Stadium auch schon näher auseinandergesetzt. Ich bin da derselben Meinung wie du. Nichts kann einen Mangel seitens der Eltern an körperlicher Nähe wirklich wieder gut machen. Ich glaube das hat eine Menge mit dem fehlenden Urvertrauen zutun, was dadurch in dem Kind entsteht. Ich und meine Zwillingsschwester waren Frühgeburten und sind erst nach ein paar Tagen zu unserer Mutter gebracht worden. Die ersten Berührungen mit der Welt und dem Leben waren bei uns beiden (Mir und meiner Schwester) also von kalten Geräten, Glaskästen und Schläuchen geprägt. Ich denke, dass könnte schon so eine Art Geburtstrauma ausgelöst haben, weil wir vollkommen isoliert von menschlicher Nähe waren. Zwar haben meine Schwester und ich viel körperlichen Kontakt von unserer Mutter bekommen, allerdings praktisch nichts von unserem Vater. Meine Mutter sagte dazu immer, dass mein Vater damals einfach nichts mit so kleinen Kindern anzufangen wusste. Er hätte immer Angst gehabt was falsch zu machen und konnte sich erst mit uns identifizieren, als wir zu sprechen anfingen. Allerdings ging dann das eigentlich Drama los.
Meine Mutter ging bald wieder arbeiten und wir waren viel bei meiner Grossmutter und meinem Grossvater, die im selben Haus wie wir wohnten. Mein Vater war den ganzen Tag auf der Arbeit und wenn er dann heim kam, gab es nur ein "Hallo" und das war's.

Im Kleinkindalter wurden wir dann Opfer von s*x**ll* m*ssbr**ch durch unseren Grossvater, allerdings haben meine Eltern das nicht mitbekommen. Meine Schwester (Ich habe nur diese Schwester, sonst keine Geschwister) und ich wurden sehr verhaltensauffällig. Meine Schwester ging mit ihren Aggressionen nach Außen und ich -leider- nach Innen. Sie bekam täglich Wutanfälle und tobte durch das ganze Haus. Meinem Vater war das alles zuviel!
Ich saß nur noch still und stumm in der Ecke. Dann bekam meine Schwester ihren Waschzwang und ich schlimme Albträume und andere psychische Symptome. Meine Eltern konnten offensichtlich beiden nicht wirklich damit umgehen.

In meiner Jugendzeit bekam ich dann erst MS und dann Bulimie, was meine Eltern allerdings wieder überforderte. Mein Vater redet alles schön und meine Mutter war selber ihr ganzes Leben lang essgestört und kann bis heute nicht einsehen, dass sie selber all ihre Probleme im Leben durchs Essen oder Fressen gelöst hat. Naja, da will ich auch nicht weiter dran arbeiten. Sie wäre ja fast an ihrem Alkoholismus und den damit einhergehenden Depressionen gestorben.
Sie ist mittlerweile seit 4 Jahren! trocken und hat, glaube ich, einigermaßen Frieden mit sich geschlossen! Allerdings bin ich, seit dem Tag, als ich sie in die Psychiatrie zum Entzug gebracht habe, nicht mehr wirklich auf die Beine gekommen!

Ich bin, was meinen Vater angeht, ganz furchtbar zerrissen innerlich. Ich sehne mich so nach seiner Aufmerksamkeit, aber wenn ich sie mal bekomme, kann ich absolut nicht damit umgehen. Ich kenne das einfach nicht! Er ist erst auf mich zugekommen, als ich schon ganz tief in Depressionen und ES feststeckte. Manchmal glaube ich, dass ich nur durch meine Krankheit Aufmerksamkeit von ihm bekomme. Das ist sehr traurig! Sehr sehr traurig.

Es ist im Prinzip dasselbe wie bei dir. Meine Mutter sagt immer: "Ja, du warst immer so brav und so lieb und so still und deine Schwester hat unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch genommen!"

Ja, was soll ich dazu sagen. Das wir alle nur Tiere sind und die schwachen keine Chance haben ihr Leben erfüllend zu führen?

Die Beziehungen, die ich zu Männern geführt habe, waren bis zum heutigen Tag alle furchtbar destruktiv und chaotisch. Sie liefen alle nach dem gleichen Muster ab. Ich suche mir immer Männer, die keine emotionale Nähe zulassen können, weil ich es auch nicht kann. Was dann folgt sind nervenaufreibende Affären oder Beziehungen, in denen keinen Moment lang wahre Harmonie eintritt.

Aber wie soll ich denn Nähe zu Männern zulassen? Seit ich denken kann, wurde ich von den Männern in meinem Leben entweder m*ssb**ch*, ignoriert oder beleidigt.

Ich weiß, dass es noch jahrelange, harte Therapiearbeit sein wird mich mit dem Thema "wirkliche Nähe" auseinanderzusetzen. Ob ich es jemals schaffen werde? Ich weiß es nicht. Dafür müsste ich den Selbsthass besiegen, der mich jeden Tag aufs neue quält.

Es ist wirklich schlimm. Ich sehne mich so nach dem richtigen Mann, aber in Wirklichkeit finde ich alle Männer UNHEIMLICH. Unheimlich und fremd und gefährlich.

Ich fange ja demnächst eine Traumatherapie an und hoffe da, wenigstens mein Grundmisstrauen in die Männerwelt loswerden zu können.

Ich möchte dir noch ein Buch ans Herz legen. Es heißt "Wenn Frauen zu sehr lieben" von Robin Norwood. Dort wird die Beziehungsstörung erklärt und veranschaulicht und der so viele Frauen leiden, die von ihrem Vater keine echte Nähe erfahren konnten. Vielleicht kannst du aus diesem Buch auch Vieles für dich herausziehen!

Jetzt muss ich leider aufhören, aber ich lese morgen nochmal deinen Beitrag und beantworte den Rest!

Ich knuddel dich trotzdem und sei ganz lieb gegrüßt!
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#14
Liebe Kittycat!

Es ist seltsam. Wenn ich meine eigene Geschichte lese finde ich sie schlimm, grausam, und traurig. Ich kann nicht glauben, dass ich das geschrieben habe - das muss die Geschichte von jemand anderem sein!

Sehr seltsam... :roll:

Ich möchte wohl viel verdrängen, sagen "es war doch eigentlich gar nicht so schlimm". Ich kannte ja nichts Anderes...Für mich war MEINE Familie normal! Andere sahen später das Elend in dem ich aufgewachsen war und auf einmal wurden sie dann ganz still. Meine Eltern meinen noch immer, dass wir Kinder es gut gehabt hätten. Wir sind nicht geschlagen worden, die Mutti hat mit uns gelernt, wir haben immer Reisen gemacht.
Meine Eltern haben sich immer "Dynastie" angeschaut, ich weiss nicht ob du diese Serie noch kennst. Auf jeden Fall tätschelte er danach immer meine Mutter und sagte "Schau wie gut du es hast." Sie hat nichts darauf gesagt, sie hat etwas säuerlich geschaut.
Meiner Mutter ging es in der Hockegasse (=die alte Villa) wirklich nicht gut. Stell dir vor mit der Schwiegermutter in einer Wohnung leben zu müssen! Dort hatte sie absolut nichts zu lachen. Traurig. War sie so dumm, dass sie vor der Ehe nicht wußte was auf sie zukommen wird? Sie meint wir Kinder hätten von von den Spannungen nichts mitbekommen, sie versuchten sie so gut wie möglich zu unterdrücken. Ich habe immer gespürt, dass es zwischen ihr und der Omama gewaltige Spannungen gab.

Meine Schwester ist komischerweise auch so wie meine Mutter. Die sieht nicht was auf sie zukommt...Sie hat mit 22 geheiratet. Nicht aus Liebe. Er war Alleinerzieher von 2 kleinen Kindern, und sie mochte die Kinder. Ihn hat sie nur so "dazugenommen". Noch dazu haben sie sich über eine Kontaktbörse kennengelernt. Jetzt arbeitet er schon seit Jahren nicht mehr. Erst war er lange mit allen möglichen Sachen krank, er ist von einem Spital zu anderen gewandert, und dann hat er sich in Fühpension schicken lassen. Er ist ein Drehtürpatient geworden.
Zu mir hat sie ein eher distanziertes Verhältnis. Eigentlich möchte sie mich nur sehen damit unsere Kinder zusammen spielen können, oder weil sie Bekleidung für die Kinder hat. Ich kann gar nicht mit ihr reden, sie meint, wenn ich versuche von mir zu reden, "Ich habe es auch nicht immer leicht gehabt".

Ja, schwache Tiere sind wir. Im Leben darf man nicht schwach sein, oder? Im Tierreich werden die kranken, schwachen Tiere zurückgelassen, bei uns Menschen nicht. "Das Leben ist das höchste Gut auf Erden", da wird man gerettet, auch wenn man das nicht will.

Deine Schwester hat Ähnliches durchgemacht wie du. Du kannst darüber schreiben und darüber reden - sie wahrscheinlich nicht, oder? Es ist schrecklich wenn man niemanden hat mit dem man über diese schrecklichen Sachen, die damals waren, reden kann. Die eigene Familie lacht dich aus, und sagt "Das stimmt doch alles gar nicht wie du es darstellst".Es wird mir nicht geglaubt, ich bin in ihren Augen eine Lügnerin, und jemand, der immer alles negativ sieht.

Als Kind bis Ende des 1.Gymnasiums war ich immer fröhlich, ich hatte Unmengen von Freundinnen, und ich war in der Schule sehr gut. Diese Zeit habe ich sehr gut in Erinnerung, die Volksschule war lustig und unbeschwert.

Bis jetzt habe ich mich immer mit körperlicher Fitness aus den tiefen Löchern geholt. Mit 41 kann ich das nicht mehr so gut wie früher. Was kann ich stattdessen machen um mich besser zu fühlen? Ich werde den Sport sicher nicht ganz aufgeben, ich werde etwas Sanfteres machen und auch nicht mehr so viel machen. Beruf habe ich keinen, Freundinnen habe ich auch keine, die Familie - egal ob eigene oder Ursprungsfamilie - naja, entzieht mir eher die Kräfte als dass ich Energien bekäme. Ich weiss nicht wie ich die nächsten 41 Jahre durchstehen werde - wenn ich überhaupt so alt werde.

Ganz ganz liebe Grüße und eine schwesterliche Umarmung

Verena

Re: bulimie is weg..das fressen und die depressionen aber ni

#15
Liebe Verena!

Ich wollte dir nur schnell schreiben, dass es mit meiner Antwort noch etwas dauert. Ich will mir viel Zeit nehmen und nochmal alle deine Beiträge genau durchgehen, bevor ich antworte!

Schicke dir inzwischen aber eine ganz liebe Umarmung rüber und wünsche dir ein tolles Wochenende.

Pass bitte auf dich auf!!!
Lieben Gruß
Kitty
"Es ist nie vorbei, es geht nie zu Ende, es hört niemals auf, jede gute Tat, jede Heuchelei, es nie vorbei, es geht immer weiter, also gib nie auf [...]!"