Wann kam bei euch der Wendepunkt?

#1
... ich mal wieder :oops:

Mich würde interessieren, wann bei den ehemaligen unter euch der Moment kam, an dem ihr gesagt habt "jetzt ist Schluss, ich höre mit dem Scheiß auf", bzw. wann und warum habt ihr euch dann zu einer Therapie entschlossen/ euch Hilfe geholt?

Ich habe unglaublich Schiss vor einem Festival, auf das ich im August für 4 Tage fahren werde, da ich weiß dass ich dort auf keinen Fall kotzen möchte und auch nicht kann. Deshalb könnte es vllt sogar DIE Möglichkeit sein - abgeschottet von der Außenwelt quasi und 24 Stunden mit meinen Mädels umgeben (von denen niemand von meiner ES weiß) es zu schaffen.
Denn wenn ich 4 Tage durchstehe, habe ich einen riesen Schritt geschafft, da ich seit einem halben Jahr nicht einen verdammten Tag nicht gekotzt habe. :cry:

Aber ich habe auch riesen Panik davor: was wenn ich zusammenbreche (da ich weiß, dass ch dann sogut wie nichts essen werde, außerdem bin ich im starken UG)? Was, wenn meine Sucht so groß wird, dass ich alle überrede wieder nach HAuse zufahren, 300 Kilometer, und mir dafür einen sinnlosen Grund aus den Fingern sauge? :shock:
"...wer wunde Knie hat, ist entweder bulimisch oder eine Prostituierte"

Re: Wann kam bei euch der Wendepunkt?

#2
Ich weiß es noch sehr gut.
Es war Sommer 2008. Ich wollte immer keine Hilfe haben und wollte es selbst in den Griff bekommen- dann war ich auf Klassenfahrt und DORT hab ich dann beschlossen: Ich geh in Therapie. Warum? Ich war dort so depressiv, dass ich mich alleine ins Bad eingeschlossen habe und geheult habe während meine 5 anderen Zimmergenossinnen neben an fröhlich waren. Ich habe denen Zeug weg gegessen :shock: Und dann haben sie sich natürlich gewundert wo das ist, und ich hab so getan als wüsste ich von nichts :roll: . Ja achja ich hatte Selbstmordgedanken, wäre im Urlaub mit meinen Eltern fast einfach so abgehauen... hab dann in der Ferienwohnung gesessen und gefressen, während sie einen Ausflug gemacht haben (zu dem ich nicht mit wollte).
Ja... also ich war richtig am Boden könnte man so sagen. :roll:

Je nachdem wie es dir nach dem Festival geht, kannst du dich entscheiden. Wenn du deine Sucht dort auslebst sagt das eigentlich schon alles oder?

Re: Wann kam bei euch der Wendepunkt?

#3
Hm... bei mir war es ein schleichender Prozess mit 2 Wendepunkten, würde ich mal sagen.

1.Wendepunkt - "Brauche Hilfe":
Ich glaube, vor ca. 7 Jahren wurde mir bewusst, dass ich mir mit der ES schade und es alleine nicht schaffe, damit aufzuhören.
Meine Verzweiflung war enorm groß. Damals habe ich mich zum ersten Mal meinem damaligen Hausarzt anvertraut.
Leider hatte dieser mich nicht ernst genommen ("Hören Sie doch einfach auf, zu ko*"). :roll:
Aber ich lies mich nicht entmutigen und wechselte meinen Arzt.

Es folgten viele Jahre mit Arztbesuchen, Medikamtenten und Therapien.
Diese Zeit war gespalten von "ich will gesund werden" und "ich brauche meine ES noch".


2.Wendepunkt - "Jetzt ist Schluss":
Vor fast einem Jahr kam dann der eigentliche Wendepunkt.
Wegen unserem Kinderwunsch, der 3 Jahre schon unerfüllt war, habe ich beschlossen, aufzuhören.
Ich wollte meinen Körper nicht weiter knechten, sondern ihm die Möglichkeit geben, sich zu regenerieren und mir ein Kind zu schenken.
Ich war zum Glück mittlerweile schon therapiert, also gestärkt genug, um diesen Schritt auch wirklich gehen zu können.
Ja, es hat geklappt.

Fast ein Jahr bin ich nun clean und erwarte sogar noch diesen Sommer mein lange ersehntes Kind!


So Situationen, wie du jetzt erlebst mit dem Festival, kenne ich auch.
(Bei mir selbst war das Ergebnis leider stets, dass ich eine Weile evtl. Ko*frei war. Aber weil ich nicht dran blieb mit professioneller Hilfe, deshalb war kurz darauf wieder alles beim Alten.
Vor allem aber, weil die Ko*-freie Zeit ja nicht wirklich freiwillig war! Aus der "Not" heraus musste ich es ja tun. Und mit Zwang kommt man aus einer Sucht nicht heraus.)

Ich glaube daran, dass man so ein Erlebnis als Einstieg aus der ES heraus nutzen kann.
Es wird aber nicht funktionieren, wenn du es nicht wirklich willst und dir auch Hilfe holst.

Alles Gute!
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...