Antriebslosigkeit und Negativität

#1
Hallo an alle Ehemaligen!!
Ich hätte eine Frage: Ich bin oft grundlos todunglücklich, leer und sehe nur schwarz. Wenn ich k*, geht es mir deshalb "besser", weil ich mich nicht mehr so spüre und meine Gedanken und Gefühle so wahrnehme, obwohl es mir dadurch eigentlich schlechter geht. Ich breche schon seit längerer Zeit viel weniger als früher, allerdings habe ich vor kurzem festgestellt, dass einer der Hauptpunkte meiner Rückfälle diese dann klar wahrnehmbaren Unglücksgefühle sind.
Nun wollte ich wissen, ob es jemandem auch so ging, und ob es besser wird, wenn man weiter aus der Bulimie draußen ist.
Ich habe schon über lange Zeit Psychopharmaka genommen, wodurch es mir auch ein wenig besser ging, allerdings hat es an meiner Situation so gut wie gar nichts geändert, weshalb ich sie auch vor ein paar Monaten abgesetzt habe. Ich überlege mir allerdings, mir wieder welche Verschreiben zu lassen, nur manchmal hat diese Betäubung und Müdigkeit durch die Medikamente auch eher kontraproduktiv gewirkt, zumindest als ich anfing sie zu nehmen, deshalb hab ich Angst, mir gleich wieder welche verschreiben zu lassen, da ich nicht wieder noch mehr brechen möchte.
Noch kurz erwähnt, ich leide neben der ES noch an diversen anderen psychopathologischen Erkrankungen, u.a. auch Depressionen.
Ich würde nur gerne wissen, ob es jemandem auch so ging und wie es im Laufe der Genesung wurde, ob ich einfach noch warten soll, versuchen soll, so gut wie möglich aus der ES herauszukommen und schauen soll, ob sich mein Körper von selbst wieder einkriegt und vielleicht Tipps, wie ich etwas in meinem Denken verändern kann, ohne gleich die chemische Keule einsetzen zu müssen.
Bis Anfang September bin ich auf Urlaub, was auch dem nicht FA/k* entgegenkommt, was ich auch will, für danach habe ich schon Vorgespräche wegen vorerst einer ambulanten Therapie. Wobei ich hoffe, dass mir das auch weiterhilft und ich es so schaffe, ansonsten werde ich vermutlich nochmal stationär gehen, weil ich einfach nicht mehr kann.

Umso mehr ich mich selbst bewusster spüre durch das weniger k*, umso mehr merke ich, dass ich oft grundlos verzweifelt, traurig und sehr unglücklich bin - und ich komme mir dann so undankbar und unverschämt vor, weil ich zunehmend merke, dass es Menschen gibt, die viel weniger haben, an Chancen, an Wohlstand, an Möglichkeiten. Und ich bin auch teilweise gegenüber den Menschen, die für mich etwas tun undankbar bzw komme mir so vor, wenn zb andere etwas für mich tun oder mir schenken und ich trotzdem innerlich so leer und unglücklich bin. Denn eigentlich geht es mir nicht so schlecht - also ich meine, ich lebe noch, bin noch einigermaßen gesund trotz jahrelanger ES, geldtechnisch geht es halbwegs momentan, ich hab ein Dach über dem Kopf, Kleidung zum Anziehen, noch Chancen auf eine gute Ausbildung, und eben auch ein paar wenige Menschen in meiner Umgebung, die mir wirklich wichtig sind und die mich auch sehr lieben und unterstützen. Also, um es knapp zu sagen: mein leben ist sehr ok, aber es fühlt sich überhaupt nicht so an. Ich fühle mich teilweise leidend, unglücklich und leer. Natürlich nicht immer, aber viel zu oft.

Um auf den Punkt zu kommen: ich wollte wissen, ob es jemandem auch so geht bzw ging, wie derjenige das mit dem Aufhören geschafft hat und was anderen dabei geholfen hat, etwas an diesem inneren grundlosen Leiden zu ändern.

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#2
Wenn ich es richtig verstanden habe, dann warst du bisher noch nicht in Therapie, aber hast einen Termin dafür, ja?

Das ist sehr gut, nimm ihn wahr! Ohne Therapie wirst du da nur sehr schwer rauskommen, wenn überhaupt.

Ich habe 9 Jahre an B*, insgesamt 15 J.an ES gelitten und hatte in der Zeit auch Depressionen entwickelt.
Ja, ich kenne diesen Gefühlszustand.
Und ja, es wird besser.
Aber es braucht Zeit. Und dafür Geduld. Mit sich selbst.

Durch die ES werden ja all die schmerzhaften Emotionen verdrängt. (Hast du ja schon selbst erkannt.)
Um aus der ES rauszukommen, muss man deshalb eine Thera machen, damit man lernt, mit den Emotionen umzugehen, mit ihnen zu leben, sie als einen Teil von sich zu akzeptieren.

Ich selbst habe 3 Jahre ambulante Thera (tiefenpsychologisch) + 2 stationäre Theras gebraucht, um soweit zu sein wie ich jetzt bin.
Und dabei bin ich gerade wieder in einer ambulanten Thera, diesmal eine Verhaltens-Thera.
Denn Ursachen habe ich mittlerweile genug ergründet, jetzt geht's darum, alte schädliche Verhaltensmuster zu ändern.

Auch von Antidepressiva bin ich seit knapp 1 Jahr weg und ich hätte nie gedacht, dass ich so gut zurecht komme!
Ja, es ist schwierig, aber jeder Tag, den ich schaffe, der bringt mich nach vorne, der bringt mich weiter.
Ich kann mittlerweile sogar sagen, dass ich stolz auf mich bin!

Ich möchte dir Mut machen!
Du kannst es schaffen!
Mit Hilfe. Hol sie dir uns nimm sie an! Und nicht aufgeben.
Manchmal muss man mehrere Theras oder gar auch mehrere Therapeuten "probieren", ambulant, stationär, mit oder ohne Medikation... bis man an den Tag kommt, wo man wirklich clean sein will und kann.
Es ist alles ein Weg, kein Hindernis, wenn etwas nicht sofort klappt.

Alles Gute!
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#3
Doch, ich war ca 2 Jahre ambulant und 2 Monate stationär...
gebracht hat es mir aber nicht wirklich was. Nach meinem stationären Aufhalt wurde es sogar schlimmer (vor ca 14 Monaten), und erst Anfang diesen Jahres wieder besser.
Danach hab ich keine Therapie mehr gemacht, möchte aber im sept wieder damit anfangen.

Ich knicke nur immer wieder Gefühlsmäßig ein, sehe total schwarz, oft ganz plötzliche Zustände, und die führen dann oftmals zu einem FA/k Anfall...
Ich fühle mich oft verloren und noch öfters innerlich Leer. Und ich hab einfach so Angst, dass das jetzt immer so bleibt, nur eben klar und bewusst ohne der ES.
Ich bin schon viel weiter gekommen in den letzten Monaten, von alleine, Dingen die ich gelesen habe, Gesprächen etc....allerdings ist das so eines der Punkte, die mir schwer zu schaffen machen und wo ich einfach nicht weiter weiß.

Ja, ich hab auch meine pathologischen AD-Dosen abgesetzt. Und ich muss sagen, der Unterschied ist nicht so gravierend. Ich merke schon ,dass ich etwas labiler bin und die Phasen schneller und extremer wechseln können, aber wirklich eine Auswirkung auf mein Leben hat das mit bzw ohne den Tabletten nicht. Die ES wurde auch um keinen Deut besser, schlecht hab ich mich mit u ohne Tabs gefühlt.

Wahnsinn, wie weit du es geschafft hast nach so langer Zeit!!
Wie erlebst du denn die Welt nun, wenn du es vergleichst mit der ES-Zeit? Wie ist das mit positiven Gedanken? Kamen die zunehmend von alleine oder hast du sie "kultiviert" in deinem Kopf? Wie ist das mit schuldig fühlen und innerer Unruhe bei dir gewesen damals u jetzt? Hast du irgendwelche Tips für mich bezüglich Gesundung, die für dich z.B.: hilfreich waren?

Ja, ich bin einfach so erschöpft und müde, ich möchte nicht mehr gegen die Hilfe rebellieren (was ich eh schon lange nicht mehr tue, aber meist war ich dann zu schwach, um von selbst zeitweise Hilfe anzunehmen bzw motivationslos weil sie mir nicht wirklich geholfen hat bisher) - ich möchte einfach raus, egal wie. Früher war ich noch innerlich extrem motiviert, es ganz alleine schaffen zu wollen und zu müssen, mittlerweile nehme ich jeden Grashalm, der sich anbietet. Es ist einfach meist nicht möglich, es ganz alleine zu schaffen, weil man sehr in seiner subjektiven Welt gefangen ist und es schwer ist, ohne nötiger Reflexion seine Strukturen zu durchbrechen und den Alltag neu zu gestalten.

Danke, dass du mir Mut machst!! Ich hoffe es auch irgendwann so weit zu schaffen wie du!!

Ja, ich hab mich bereits bei mehreren Therapeuten mit freiem Platz gemeldet, die mir auch irgendwie zusagten und werd sehen, ob ich ein paar vorgespräche bekomme.

Alles Liebe, danke für deine Antwort, Corda

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#4
Moin, mir ging es wie dir.
ich habe mir citalopram verschreiben lassen. Ich fahre gut damit. ich scheue mich vor einem erneuten Klinikaufenthalt, deswegen nehme ich mir lieber zeit für mich selbst. Mit viel Geduld. es braucht wirklich alles seine Zeit mit dieser Krankheit. 1 tag nach dem andren erfolge Feiern können ist das beste. Nur musst du auch dafür sorgen das du etwas tust.
Therapie würde ich dir im Moment empfehlen. Klinik auch.

Negativität ist nur nicht zuende gedachter Optimismus.

Thumbs Up
Die Sehnsucht bedeutet, dass wir das was wir wollen schon zu einem kleinen Teil in uns haben.

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#5
Hi corda,

du meinst zu glauben, dass die Theras bisher nichts gebracht haben. Aber später wirst du erkennen, dass sie dich doch vorwärts gebracht haben.
Allein diese Aussage zeigt es schon:
Ich bin schon viel weiter gekommen in den letzten Monaten, von alleine, Dingen die ich gelesen habe, Gesprächen etc....
Es ist super, dass du wieder eine Thera machen willst, Hilfe annehmen willst!

Ich kann heute rückblickend sagen, dass jeder Arztbesuch (wo ich über meine Probleme reden konnte) und jede Therastunde mich vorwärts brachte.
Es war sehr schwer, all die klitzekleinen, winzigen Schritte / Fortschritte zu sehen und vor allem auch wertzuschätzen, die ich machte.
Aber mit der Zeit ging es immer besser.

Möchte damit sagen: Der Start ist die ES, das Ziel "gesund zu sein" und der Weg dahin ist und scheint unendlich lang oder auch gar unerreichbar! Aber: Jeder kleinste Schritt ist ein Schritt! Und irgendwann kommt man an den Punkt, wo man erkennt, dass das Ziel "gesund zu sein" gar nicht mehr wichtig ist zu erreichen, sondern der Weg dahin, die Gensung, ausreichend ist! (Klingt echt klischeehaft, aber es ist wirklich so, dass der Weg das Ziel ist.)
Ja, ich habe auch oft und wieder und wieder 1 Schritt vor und 2 Schritte zurück gemacht. Das gehört dazu. Ich mache auch heute noch Rückschritte.
Weitergehen heißt dann die Devise.
Und vor allem Etappen zu stecken! Kleine Zwischenziele, die "leicht" zu erreichen sind.

Naja, genug mit den Metaphern.

Ich knicke nur immer wieder Gefühlsmäßig ein, sehe total schwarz, oft ganz plötzliche Zustände, und die führen dann oftmals zu einem FA/k Anfall...
Ich fühle mich oft verloren und noch öfters innerlich Leer. Und ich hab einfach so Angst, dass das jetzt immer so bleibt, nur eben klar und bewusst ohne der ES.
Ich habe in den ganzen Jahren auch während der Thera sehr böse Tiefpunkte gehabt. Vor 5 Jahren sogar einen Suizidversuch.
Ich kenne das mit dem schwarz sehen, der Leere und so. Und auch das Gefühl, nie niemals gesund werden zu können!

Ich bezeichne mich heute noch nicht als gesund, aber auf dem Weg der Genesung.
Und soll ich dir was sagen? Das reicht mir!

Habe gelernt, mir keine utopischen Ziele zu stecken, realistisch und auch flexibel zu denken.
Phu, wenn ich das lese, dann bin ich von mir selbst überrascht, wie weit ich wirklich mittlerweile gekommen bin!
Hätte nie gedacht, dass ich eines Tages so schreiben würde!
Ja, ich hab auch meine pathologischen AD-Dosen abgesetzt. Und ich muss sagen, der Unterschied ist nicht so gravierend.
Oh, ich dachte auch, dass es eigentlich keinen Unterschied gibt. Aber es gibt ihn. Die ADs haben bei mir die Gefühle irgendwie kontrolliert, weggedrückt. Ohne sie kamen sie auf einmal alle wieder raus! Auch plötzlich und unerwartet. Ich hatte Angst davor, wusste anfangs nicht, wie ich damit umgehen sollte. Der erste Impuls (und manchmal noch immer) war, sie wieder wegzudeckeln mit Essen und Ko*.
Ich lerne aber, diese Gefühle anzunehmen.
Und dass ich nicht wissen muss, warum ich ich habe und wie ich sie "wegkriege". Ich lerne, sie anzunehmen. Dass sie nun eben da sind.
Und dass ich mit meinen Gedanken beinflussen kann, in welche Richtung sie sich verändern.
Wie erlebst du denn die Welt nun, wenn du es vergleichst mit der ES-Zeit?
Hm... also ich fühle mich innerlich viel leichter und entspannter. Unverkrampft. Ich lerne, loszulassen.
Ich lerne, die Welt um mich herum wahrzunehmen und im Hier und Jetzt zu leben.
Es ist irgendwie, als ob ich mich aus einem Käfig befreit habe.
Da ist eine unglaubliche Weite.
Ja, sie macht auch Angst! Denn ich muss mich selbst entdecken. Wer ich bin ohne die ES.
Aber ich nehme die Angst an. Sie ist ein Teil von mir. Und so wage ich mich vorsichtig vor, Stück für Stück.
Wie ist das mit positiven Gedanken? Kamen die zunehmend von alleine oder hast du sie "kultiviert" in deinem Kopf?
Beides. Also zunächst bin ich immer wieder dabei, mich daran zu erinnern, positiv zu denken und den Fokus auf das Positive zu lenken. Und mit der Zeit automatisiert sich das immer mehr von alleine.
Wie ist das mit schuldig fühlen und innerer Unruhe bei dir gewesen damals u jetzt?
Ja, schuldig fühlen... ein Thema, welches noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich gehe nur anders damit um, denke ich.
Also ich lerne, nicht so hohe Ansprüche an mich zu stellen.
Ich lerne, mild mit mir zu sein, nicht mehr so streng und gnadenlos.
Ich lerne, mich so anzunehmen,wie ich bin.
Meine Thera hat mir neulich ein Zitat gesagt, welches ich total Klasse finde:

"Ich bin wie ich bin. Nicht, wie ich mich haben möchte, nicht wie du mich haben möchtest, nicht wie ich sein sollte. Ich bin wie ich bin.
Es ist wie es ist. Nicht, wie ich es haben möchte, nicht wie du es haben möchtest, nicht wie es sein sollte. Es ist wie es ist."


Daran erinnere ich mich immer wieder, sobald ich anfange, mir Schuldgefühle einzureden. Und es hilft!
Ja, ich bin einfach so erschöpft und müde, ich möchte nicht mehr gegen die Hilfe rebellieren (was ich eh schon lange nicht mehr tue, aber meist war ich dann zu schwach, um von selbst zeitweise Hilfe anzunehmen bzw motivationslos weil sie mir nicht wirklich geholfen hat bisher) - ich möchte einfach raus, egal wie.
Das ist gut, dass du an diesem Punkt bist!
Jetzt halte an dem Willen fest.
Und gib nicht auf! Es kann sein, dass du einige Therapeuten begegnest, die total daneben sind. Oder dass du Monate auf einen Platz warten musst. Gib nicht auf.
Wie gesagt, einfach weitergehen.

Die ersten Schritte hinaus aus der ES und den Depressionen merkt man kaum. Sind fast unsichtbar.
Aber sie existieren. Und mit der Zeit wirst du immer mehr Fortschritte feststellen!
(Und der erste Erfolg ist es, wenn du lernst, dass es wirklich schon ein Fortschritt ist, wenn du z.B. nach dem Ko* einen Magentee trinkst, um deinem geschundenen Magen etwas Gutes zu tun!)
Liebe Grüße, kugel

Zu lernen, es als einen Teil von sich zu akzeptieren ohne es auszuleben...
Zu vergeben, wenn man schwach geworden ist...
Zu jubeln, wenn man stark geblieben ist...

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#6
Habe und hatte auch während der Therapie d.h. zwischen den Sitzungen solche Tiefpunkte.
Aber langsam wird mit klar, dass gerade das die Veränderung ist, und dass ich nur erst lernen muss die Gefühle auszuhalten und nicht auszuk*
Jetzt fühle ich immer öfter direkt im Moment Wut/Traurigkeit etc., was sich ganz früher nur in Fr*/K* niedergeschlagen hat, dann in Verzweiflungsmomenten (-stunden) und Leere.
Ich komme mir jetzt immer öfter immer näher. Die Emotionen werden deutlicher zuordenbar.
Momentan ist das noch verstörend für mich, aber ich weiss, dass es so besser ist und immer besser werden wird.
Deshalb denke ich, dass deine "Zustände" durchaus auch ein Entwicklungsschritt sein könnten...?!
Leben ist Zeichnen ohne Radieren.

Re: Antriebslosigkeit und Negativität

#7
@kugel: naja, ich denke nicht, dass sie absolut gar nichts gebracht haben...aber eben auch nicht so viel, dass es mich richtig weitergebracht hätte...das meiste wusste ich schon vorher, und einfach so über meine gefühle und probleme reden, das tu ich sowieso so oft...
es fehlte halt das umsetzen und erproben im alltag, deshalb hat sich da auch nicht viel getan damals...es war halt einfach nur ein reden...das hab ich dann immer weiter gemacht und mich regelrecht totgeredet, geändert hat es aber trotzdem nicht viel, weil eben die erprobung in der praxis, im alltag fehlte, was ja dann der wesentliche schritt ist, damit sich was tut: umsetzung im alltag. und genau das hat mir gefehlt. deshalb hatte ich das gefühl, dass sich gar nichts tut. natürlich habe ich dabei auch dinge erkannt, neue blickwinkel kennengelernt etc, aber wirklich "geholfen" in dem sinne hat es mir nicht, und ich brauchte lange, um draufzukommen, warum...

hm, ich weiß nicht, teilweise falle ich wieder so sehr zurück, dass ich das gefühl habe, dass sich nichts geändert hat, und dass das auch immer so bleiben wird. weißt du was ich meine? das ist jetzt genau so...teilweise habe ich bessere phasen, in denen ich merke, dass sich was getan und geändert hat, aber dann falle ich oft wieder sehr tief, kann es meist auch gar nicht an etwas festmachen, und diese phasen sind dann wieder langwierig und intensiv, und das gibt mir dann das gefühl, dass es niemals anders werden wird und ich doch für den rest meines lebens ziemlich beeinträchtigt sein werde. besonders belastend und beängstigend für mich ist gerade das, dass ich es nicht wirklich festmachen kann, woran ich scheitere, was diese phasen auslöst. manchmal kommt es mir so vor als tauchen sie aus dem nichts auf. und das macht sie so unberechen und unkontrollierbar. und ich hab angst, wenn ich dann mal einen festen job hab und eine "phase" habe, den verliere, und dann dadurch noch tiefer falle, immer wieder jobs verliere, nicht mal mehr mich am leben erhalten kann usw usf...das löst bei mir regelrecht existenzängste aus. und ich hab auch angst, den rest meines lebens so unglücklich zu sein, wie ihc es eben teilweise bin und es nie rauszuschaffen aus meinem loch bzw immer wieder dort zu landen...

ja, ich sehe auch den weg als ziel. aber ich ertappe mich selbst auch immer wieder, dass ich mich dann, wenn ich einen rückschritt erleide, mich da hinein fallen lasse und mich selbst damit belüge. mir damit sage, dass es nun mal so phasen gibt und ich mich nicht bemühen muss, sie wieder vorbei gehen, ich nicht kämpfen brauche, weil rückschritte eben dazugehören. und damit rutsche ich dann wieder rein, und wenn ichs dann wieder raus schaffe(n sollte), denk ich mir im nachhinein, wenn ich mich ein wenig bemüht hätte, wäre ich nicht ganz so tief wieder gefallen...
das weitermachen ist dann so verdammt schwer.

ja, das mit den kleinen zwischenzielen hilft mir auch immens. weil man dann immer wieder kleine erfolgserlebnisse hat, die weiter motivieren. manchmal bin ich einfach nur froh, einen tag "überlebt" zu haben, ohne mich selbst zu sehr zu schädigen.

genau das ist bei mir größtenteils noch das problem: wie ich diese gefühle "wegkriege" - also wie ich sie verarbeiten kann. hab dann das gefühl, für immer in diesem zustand verharren zu müssen, dem hilflos ausgeliefert zu sein.

Hmh, ja, an das sollte ich mich selbst auch immer wieder erinnern: ich bin wie ich bin, es ist wie es ist. es ist nur oft schwer für mich, mich daran zu erinnern, dass phasen wieder vorbei gehen, dass ich "nur" durchhalten muss und versuchen muss, den schaden so gering wie möglich zu halten. ich habe dazu in den momenten dann oft keinen kontakt mehr und sehe nur noch schwarz, alles scheint unerträglich und unüberwindbar. ich hab dann das gefühl nur noch liegen und schlafen zu können und nie wieder aufstehen zu können.
manche tage ziehen nur an mir vorbei, ich bin wie betäubt, auch mittlerweile ohne k* (vielleicht ein psychischer schutzmechanismus?? beim eintritt in das leben?). manchmal stehe ich auf und würde mich am liebsten gleich wieder niederlegen, quäle mich durch den tag. und doch, doch ist es dann so, dass es "wenden" gibt, dass wenn ich durchhalte, nicht k*, versuche meine gedanken zu ändern, es auch erfolg haben kann oder es klitzekleine erlebnisse gibt, die mir den tag dann sehr schön machen.
nur was mir angst macht ist, dass es eben kleinigkeiten sind, die alles wenden können, eben auch ins schlechte, bzw ich es oft auch an keinem punkt festmachen kann und sozusagen hilflos, ohnmächtig dastehe. und dann möcht ich eben wieder FA/k, um mich davor zu "schützen", indem ich mich betäube und ausschalte, um nicht dieses gefühl dieser ohnmacht ertragen zu müssen.
und es ist dann auch oft so, dass mich diese negativen gefühle regelrecht überrollen, ich alles andere aus dem blick verliere (eben dass ich "nur" durchhalten muss, dass es "nur" eine phase ist, dass wieder andere tage kommen), mich vereinnahmen und ich so wieder in alte schemata verfalle.
obwohl ich weiß, dass es mir schlechter geht mit k*, besonders auch längerfirstig, bis ich mich wieder davon erholt habe, und dass ich schon ein bisschen stolz bin und erfolgsgefühle in mir hochsteigen, wenn ich einen tag, der so schlimm begann bzw wirkte, so gut meistere und mich nicht schädige sondern durchhalte, ertrage.
aber manchmal denk ich eben auch, es ist doch so egal, denn es geht mir mit k* und ohne k* schlecht, da kann ich auch mal k* (natürlich stimmt das nicht aber es gibt so kurze momente, wo mich dieser gedanke überrollt und ich sonst nichts mehr wahrnehmen kann).


ja, genau das ist manchmal so verdammt schwer - an dem willen festzuhalten. weil so viel so dynamisch ist und ich manchmal so orientierungslos und verwirrt bin, nicht mehr weiß was gut für mich ist weil ich mich nicht mehr spüre, weil ich mir dann egal bin.

ich merke es schon sehr, wenn es mir besser geht, auch wenn es nur ein wenig ist. manchmal eben auch erst, wenn es wieder schlimmer wird. oft aber auch in den momenten selbst. und das fühlt sich so gut an. aber ich lasse mich so leicht von mir selbst täuschen und von meinen negativen gefühlen überrollen. und dann vergesse ich, an dem willen festzuhalten, würde alles über bord werfen, bloß um meine "triebe der sucht" zu befriedigen - nciht ,weil ich denke, dass es dann besser wird, einfach, damit ich meine ruhe davon habe. was ein totaler fehlschluss ist. weil ich merke, wenn ich dem FA/k wieder einmal nachgegeben habe, ist die zeit danach wieder viel schwerer als wenn ich das so durchgestanden hätte.

und, etwas wesentliches, was ich unlängst bemerkt habe: ich esse bei FAs nicht so viel, weil ich das gefühl hab, sonst nichts zu bekommen (mittlerweile, weil ich keine verbote mehr habe und mein körper so weit versorgt ist. allerdings muss ich zeitweise sehr aufpassen und mich selbst zwingen, nichts zu essen, bzw wenn ich doch merke, dass mein körper wirklich was braucht, rechtzeitig aufzuhören, weil ich mich dann einfach nicht spüre u dann eben erst etwas merken würde, wenn es schon zu spät ist und ich mich schlecht fühlen würde, bzw losessen würde, dann merken würde es war gar nicht körperlich und mich sehr schlecht fühlen und ich wohl aufs klo verschwinden würde. besonders, wenn ich wieder vermehrt FA/k hatte, merke ich, dass es unheimlich schwer ist, zu ertragen, wenn ich "zu viel" hatte und oft auch, wenn ich merke, dass mein körper jetzt "befriedigt" ist. wenni ch längere zeit überstehe und "normal" esse, dann steigt auch die toleranzgrenze, wenn ich wieder mal kein sättigungsgefühl hab u zu spät merke, dass ich eigentlich jetzt schon genug hatte. weil ich weiß, dass sich das sowieso wieder ausgleicht, ich dann halt erst wieder später hunger bekomme bzw das bisschen sowieso nicht ins gewicht fällt etc. dennoch ist es trotzdem schwer, mit überessen klarzukommen, bzw ist es auch schwer für mich, eben besonders in den zeiten kurz nach anfällen, nicht alles zu essen, damit man nichts wegschmeißen muss, etwas kaputt wird etc, und auch dieser "futterneid" - ich denke dann schon in der früh während dem duschen, oh gott, ich muss in die küche, prüfen was da ist und das was ich will sofort beiseite schaffen bzw dass ich dann total wütend werde, wenn mir jemand was kocht oder etwas herrichtet u ich nicht genau sagen kann, was sich darin befindet u wie viel kalorien es ca sind. wenn ich länger wieder "normal" gegessen hab, dann legt sich das auch ziemlich schnell, dann freu ich mich sogar ab und zu wirklihc richtig, wenn mir wer was herrichtet, weil diese schuld nciht da ist, ich nicht das gefühl habe es essen zu müssen, nur um jemandem etwas zu beweisen oder nicht zu enttäuschen, sondern mehr auf meinen körper höre und das davon esse, was ihc möchte und aufhöre wenn ich genug habe bzw mir nur das nehme und esse worauf ich lust habe. so viel dazu, sorry für den langen ausschweifer), sondern weil es mich nicht befriedigt - also wenn ich anfange zu fressen, sind die ersten 2, 3, 4 bissen gut, lecker, irgendwie schon befriedigend, doch alles danach ist so leer, so geschmacklos...und umso mehr ich dann esse, umso mehr möchte ich dann noch essen, weil das davor alles so leer war und ich nach "inhalt" giere, nach befriedigung. und ich hoffe das in der nächsten kekspackung, in der nächsten tafel schokolade zu finden, weil es ja jetzt anders sein könnte, weil noch mehr von demselben vielleicht dann endlich genug davon wäre. aber genau das ist falsch, weil das davor hat mich auch nicht befriedigt, weil mein verlangen ein ganz anderes ist als das nach nahrung und geschmack. da kann ich fressen bis ich 1000-fach geplatzt bin und werde nur noch viel leerer sein als zuvor. und genau so empfinde ich es auch. dass ich durchs weiterfressen immer leerer werde statt erfüllter. weil es nicht essen ist, dass ich in dem moment brauche. weil ich das bedürfnis durch die falsche maßnahme versuche zu lösen.
aber es ist dann auch so schwer, das zu glauben in dem moment und aufzuhören. vor allem auch, weil ich es schon so viele 1000male davor gemacht habe. also einfach weitergemacht habe, das schema zu ende gebracht habe. weil es so neu, fremd, komisch ist, plötzlich, nachdem ich so viele male dasselbe gemacht habe, plötzlich was anderes machen soll u das etwas ändern soll.

@meli: ja, ich hab auch nicht damit gerechnet, dass ich aufhöre zu k* und plötzlich alles supertoll und wunderschön ist. nur manchmal hab ich das gefühl es geht mir genau so schlecht bzw vielleicht noch schlechter als mit k* und dann falle ich wieder da rein. im nachhinein denk ich mir dann wieder wie dumm ich eigentlich bin, darauf reinzufallen und dass es einen unterschied macht, und dass ich durchhalten muss und sich auf längere sicht sehr viel ändern wird. und dass die konfrontation, das aufarbeiten der vergangenheit, die probleme des alltags, krisen etc sehr schwer werden, vor allem wenn man nicht mehr seine "betäubung" hat u nicht mehr wie gewohnt davon laufen kann. und dass das oft noch der erste gedanke und impuls sein wird, wenn es kritisch wird, wenn ich mich unwohl fühle usw.
und dass die gefühle am anfang schwer auszuhalten sind und ich mich schlecht fühlen werde, teilweise einfach auch sehr überbelastet.
aber dass sich durchhalten lohnt.
nur teilweise, ich weiß nicht, vielleicht ist es dann auch nur der kontrast dazu, dass es mir gerade besser ging, wenni ich wieder falle, hab ich das gefühl dass alles wieder schrecklich und unerträglich ist, und da sich das in letzter zeit häuft hab ich die angst, dass es nie wirklich besser wird. vor allem, weil es die letzten monate sehr stagniert hat. einerseits die angst, dass es so bleibt, andererseits die angst, wenn es wieder schlimmer wird, dass ich wieder komplett jeglichen halt verlieren könnte und ganz zurückfalle in die krankheit und meine hölle.

hm, teilweise sind meine gefühle vermutlich auch ein entwicklungsschritt bzw eine "natürliche" reaktion auf den eintritt in die atmosphäre des lebens. weil ich eben noch nie wirklch bzw sehr lange zeit gefühle so ertragen musste, so klar und genau, verantwortung übernehmen musste etc, und dass es da nur logisch ist, dass ich total überfordert bin und übermäßig fertig und depressiv etc...
aber mittlerweile wiederholt sich das so oft, dass ich das gefühl habe, egal was ich tue, es ändert sich nicht mehr wirklich was. und dass ich dann genau so gut krank bleiben könnte, weil es mir dann auch schlecht geht, sogar noch schlechter, nur eben mit dem vorteil, dass ichs nicht so mitbekomme bzw verantwortung dafür übernehmen muss (bzw mir einreden kann, dass ich krank bin u beeinträchtigt u deshalb keine verantwortung übernehmen kann. die konsequenzen muss ich natürlich so und so immer tragen, egal ob ich mich betäube oder nicht). und das denke ich, obwohl ich die krankheit immer als schlimm, als verschwendung, als starke beeinträchtigung gesehen habe. deshalb habe ich mich auch die ganze zeit immer wieder gefragt, warum ich krank bin, warum ich mir das antue, wenns mir doch so viel besser gehen könnte.
aber wenn sie weniger wird und ich dagegen ankämpfe, dann merke ich erst, was mir die krankheit gebracht hat. eben nicht klar ertragen müssen, alltägliche routinen aushalten müssen, enttäuschungen und frust ertragen müssen, leere so bewusst empfinden zu müssen etc etc.