was mir half, "gesund" zu werden

#1
Hallo Leute :wink:

Ich bin jetzt seit ca. einem halben Jahr "gesund" - also clean. Meine Therapeutin und ich kamen zu dem Schluss, dass meine Therapie erfolgreich war und sie mir alles gegeben hat, was ich brauche, um ohne Bulimie leben zu können. Natürlich war es da noch nicht vorbei, ich hatte noch Rückfälle - die wurden jedoch mit der Zeit immer weniger, und jetzt bin ich seit einem Monat ohne Rückfälle (ich weiß, das klingt nicht viel, aber es hat sich einfach wirklich etwas geändert in mir, ich bin ein anderer Mensch - daher fühle ich mich derzeit so selbstsicher).
Am wichtigsten war für mich immer die Selbstreflexion: Wie geht es mir? Warum habe ich heute gekotzt, was hat mich so belastet? Wie kann ich etwas daran ändern?
Geheilt kann man meiner Meinung nach nicht werden von einer Essstörung, sie wird immer latent vorhanden sein (ich zum Beispiel mag gewisse Lebensmittel nicht mehr und esse überhaupt keine Süßigkeiten - aber das ist meiner Meinung nach kein Problem, deswegen stirbt man nicht). Aber ich halte mein Gewicht (Waage besitze ich übrigens gar keine) und lebe ohne den permanenten Gedanken, wann ich das nächste Mal so viel wie möglich essen kann um es dann wieder auszukotzen - ein ganz anderes Lebensgefühl :wink: .

Was mir bei meinem Weg am meisten half, war meine Therapeutin. Sie hatte vor mir nicht sehr viele essgestörte Patienten gehabt, was ich aber als Erleichterung empfand, da sie nicht einfach Verhaltenstherapie mit mir gemacht hat sondern Aufarbeitung des Vergangenen und auch des Gegenwärtigen. Es ging in der Therapie nie darum wie viel/oft ich kotze, darüber zu reden wäre ein Horror für mich gewesen, sondern wie ich mich fühle, was mich belastet und vor allem wieso. Dass ich kotze, das war uns beiden klar, darüber musste nicht viel geredet werden.
Vor der Therapie habe ich schon einiges probiert: Bücher gelesen, im Forum sehr aktiv gewesen, und auch Methoden wie Tage zählen und nach so und so vielen Tagen eine Belohnung ansetzen.
Doch letzteres finde ich im Nachhinein einen großen Fehler: in der Bulimie geht es sehr viel um Disziplin, BulimikerInnen sind oft extrem diszipliniert und erfolgreich in Arbeit und Schule - wir gestehen uns so gut wie nie Fehler ein. Da ist dieses Tage zählen aber genau der falsche Weg, denn mit Disziplin ist der Bulimie nicht beizukommen. Es ist zwar als Motivation gedacht, aber im Endeffekt schlägt einen jeder Rückfall nur noch weiter zurück wenn man dann denkt "Ich war doch schon 2 Wochen clean, jetzt ist alles kaputt."
Meine Therapeutin hat mir daher auch gesagt, ich soll es mir einfach ERLAUBEN, Rückfälle zu haben. Wenn man den Gedanken hat, jederzeit wieder einen FA haben zu können, lässt der Druck eigentlich schon wieder nach - klingt paradox, aber bei mir hat das tw tatsächlich geholfen.
Ich weiß dass es hier im Forum oft kleine Gruppen gibt, die zusammen versuchen, aufzuhören - und alle diese Gruppen sind einige Zeit lang sehr motiviert (was ja an sich toll ist), was aber immer in Rückfällen und großen Tränen endet. Ihr müsst euch immer wieder ins Gedächtnis rufen: Man kann nicht vom einen auf den anderen Tag gesund werden, ohne dass sich etwas Grundlegendes ändert. Und am Ende muss man es immer alleine schaffen.

Ich möchte niemanden angreifen, der das für hilfreich ansieht oder es vll sogar tatsächlich auf diese Weise geschafft hat. Aber das ist meine Erfahrung, und die wollte ich gerne mit euch teilen :) .

Liebe Grüße
Wo wachsen eigentlich die Purzelbäume?

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#2
Hallo,

danke für deinen ausführlichen Bericht. Ich bin jetzt auch seit ein paar Monaten clean und ich hab auch bei einer Therapeutin Verhaltenstherapie gemacht die aber noch nicht abgeschlossen ist. Am Anfang haben wir krampfhaft versucht Alternativen zum fr* zu finden und was ich bei Gefühlen denn alles sonst noch machen könnte anstatt das eben zu tun :roll: - hat nix geholfen, denn ich habe es ja immer wieder getan -.-
Naja und dann haben wir angefangen an meinem eigentlichen Problemen zu arbeiten und ich muss sagen, dass ich auch sehr viel selbst an mir gearbeitet habe mit diversen Literaturen usw. Sie war mir immer eine gute Stütze und ich denke das hat mir schon geholfen ;)
Jedenfalls toll, dass du es geschafft hast! Motivation hatte ich auch immer genug und ich hatte mir immer vorgenommen es nicht mehr zu tun- und was war? Ich habs wieder und wieder getan und konnte mich nicht dagegen wehren. Diese Forderungen an sich selbst führen doch automatisch zu Enttäuschungen, ist ja klar. Meine Abstände zwischen den Essanfällen wurden immer größer und daran habe ich gesehen, dass es besser wird. Ganz clean bin ich auch noch nicht, weil es mir vielleicht 1-2mal im Monat noch passiert, aber eigentlich ist das eher selten (ich kotze nicht, hab nur FAs).
Ich hoffe, wir können auch anderen Mut geben und bitte seid geduldig. Ich war es nie, aber das brauch man, weil die Essstörung ja auch nicht über Nacht kommt.

LG

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#3
Bittersweet hat geschrieben:Hallo Leute :wink:


Doch letzteres finde ich im Nachhinein einen großen Fehler: in der Bulimie geht es sehr viel um Disziplin, BulimikerInnen sind oft extrem diszipliniert und erfolgreich in Arbeit und Schule - wir gestehen uns so gut wie nie Fehler ein. das tw tatsächlich geholfen.
Liebe Grüße
Danke Bittersweet für deine Worte. Nur was ist wenn man absolut nicht diszipliniert ist. Ich mein ich kann nur von mir sprechen und ich bin absolut nicht diszipliniert, denn wär ich das, könnte ich es schaffen weniger bzw. eben gar nichts zu essen.
Es freut mich zu hören, dass du es geschafft hast, nur wie kriegt man Disziplin?? Ich hab sie nicht, denn wenn ich sie hätte, wäre ich vermutlich nicht ES und würde vor allem nicht Ko**

cogito

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#4
Hey Bittersweet!
Danke für deinen Beitrag. Gratulation, dass du es geschafft hast. Ist echt eine starke Leistung. Aber bleib auf der Hut!

Im Großen und Ganzen stimm ich dir zu, du hast vollkommen recht. Allerdings, darf man die Bulimie nicht unterschätzen und sich vor allem nie sicher fühlen. Ich sprech aus Erfahrung. Ich hab seit 12, 13 Jahren MS und Bulimie und einige Therapien hinter mir. Zwischenzeitlich ging es mir auch über längere Zeit ziemlich gut. Keine Ahnung, wie ich wieder reinrutschen konnte, aber ich bin es. Natürlich hab ich dann auch wieder eine Therapie begonnen. Aber was ich sagen will ist, dass man die Gefahr im Bewusstsein tragen muss.
Geheilt kann man meiner Meinung nach nicht werden von einer Essstörung, sie wird immer latent vorhanden sein
Genau das meine ich. Man muss sich bewusst sein, dass sie irgendwo noch vorhanden ist. Es ist ein Muster, dass man gelernt hat und das irgendwo abgespeichert ist. Vergessen kann man das nicht. Aber damit leben :D

Zu den Motivationsgruppen:
Ich weiß dass es hier im Forum oft kleine Gruppen gibt, die zusammen versuchen, aufzuhören - und alle diese Gruppen sind einige Zeit lang sehr motiviert (was ja an sich toll ist), was aber immer in Rückfällen und großen Tränen endet.
Woher willst du das wissen?
Also mir hat diese Gruppe in letzter Zeit wirklich sehr viel geholfen. Jahrelang hab ich es alleine versucht, alleine mit Therapeutin etc. Jetzt klappt es relativ gut, und das Forum ist ein wichtiger Teil für mich geworden. Die Gruppe unterstützt mich und ich unterstützte die Gruppe. Gemeinsam mit Leuten, die das gleiche Problem oder ähnliche Probleme haben, geht es leichter. Natürlich ist eine begleitende Therapie auch empfehlenswert und natürlich, wie du schon sagtest
Man kann nicht vom einen auf den anderen Tag gesund werden, ohne dass sich etwas Grundlegendes ändert. Und am Ende muss man es immer alleine schaffen.

Das ist vollkommen richtig, aber sich Unterstützung, Ratschläge, Hilfe und Motivation von anderen zu holen ist auch sehr wichtig. Für mich jedenfalls.

Wie gesagt, ich finde deinen Beitrag gut, und ich finde deine Leistung auch bewundernswert. Aber es ist nun mal so, dass jedem etwas anderes hilf, so wie auch Leute aus unterschiedlichen Gründen krank werden. Es gibt kein Patentrezept, leider, sonst wären wir alle wohl nicht hier. Ich denke, jeder muss selbst herausfinden wie er gesund werden kann. Verhaltenstherapie hat bei mir nicht gefruchtet!

Alles Liebe weiterhin, lg
Crisu

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#5
Liebe Unique!

Schön, dass es auch dir besser geht :)
Am Anfang haben wir krampfhaft versucht Alternativen zum fr* zu finden
Genau das ist es, was ich gelernt habe nicht zu tun. Alles was ich mir auferzwinge, alle sogenannten "Alternativen" haben bei mir dazu geführt, dass der FA aufgeschoben wurde, aber schlussendlich doch kam. Deswegen bin ich gegen Verhaltenstherapie (meine Therapeutin macht Gestalttherapie - nicht zu verwechseln mit GestaltUNGStherapie, also ich habe nicht immer gemalt oder so, nur ein Mal eigentlich). Eine grundlegende Aufarbeitung der Gründe für die Bulimie ist das Wichtigste.
Motivation hatte ich auch immer genug und ich hatte mir immer vorgenommen es nicht mehr zu tun- und was war? Ich habs wieder und wieder getan und konnte mich nicht dagegen wehren. Diese Forderungen an sich selbst führen doch automatisch zu Enttäuschungen, ist ja klar.
Das stimmt! Irgendwie zäumt man da das Pferd von hinten auf, wenn ihr wisst was ich meine - eine Verhaltensänderung, und sei sie noch so motiviert, kann meiner Meinung nach ohne Problemaufarbeitung nie glücken.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst clean zu bleiben!

Liebe cogito!
ich bin absolut nicht diszipliniert, denn wär ich das, könnte ich es schaffen weniger bzw. eben gar nichts zu essen.
Genau das meine ich. Wir Bulimikerinnen sind SONST meist so diszipliniert, wieso also nicht beim Essen? Aber genau das darfst du dir nicht abverlangen, mein Zustand hat sich z.B. auch nicht gebessert weil ich jetzt so diszipliniert bin, sondern weil der Druck nicht mehr da ist!
Ich gehe anders mit Problemen um, reflektiere meine Gefühle etc. - all das, was ich in der Therapie gelernt habe (wobei ich es nicht so sehe, dass man in der Therapie viel "lernen" muss, was das Verhalten betrifft, sondern eher, was die eigene Person und die Emotionen betrifft). Man braucht keine Disziplin, um nicht zu kotzen. Und wenn du einen FA hast, hat das nichts mit Disziplinlosigkeit zu tun - schließlich leiden wir an Bulimie und nicht an fehlender Disziplin! Ich halte nichts von "reiß dich zusammen, du kannst doch auch normal essen". NEIN, ich bin krank, und solange ich krank bin, kann ich nicht normal essen!

Liebe crisu!

Ich weiß, dass ich nicht "übern Berg" bin. Daher ist es wichtig, dass man auf sich aufpasst - auch ich habe meine Tiefs (siehe Forumsbeitrag in Allgemeines). Wie gesagt, daher auch meine Meinung, dass man nicht geheilt werden kann. Es kann besser gehen, aber auch schlechter.
Woher willst du das wissen?

Wie oben bereits erwähnt war ich lange sehr aktiv im Forum und habe mindestens 10 dieser Aufhör-Gruppen verfolgt - und leider ist es dort viel zu oft so abgelaufen. Siehe das aktuelle Beispiel, ich weiß nicht wie der Thread heißt, auf jeden Fall war da zu lesen "und wenn ich es heute nicht schaffe, dann werde ich es nie schaffen" (im Wortlaut).
Leider herrscht in den Threads immer eine jetzt-oder-nie-Stimmung, und im Kopf haben die meisten dann nur einen Drehzähler, der sich bei jedem cleanen Tag um eins weiterdreht und bei einem Rückfall auf null zurückgeht. Egal was einem dann die anderen sagen, wie aufmunternd die Worte auch sein mögen, man fühlt sich schlecht, undiszipliniert (!) und unnütz und noch dazu habens die anderen ja auch geschafft, also irgendwie kommt oft noch ein Konkurrenzdenken dazu.
Ich will diese Gruppen nicht schlecht machen, besonders da es dir hilft, nur finde ich eben dass nicht alles eitel Wonne ist und es auch wieder den Teufelskreis fördern kann. Besonders für jene, die ohne jegliche Therapie meinen, so gesund werden zu können, kann das einen herben Rückschlag bedeuten. Ich rede hier auch von mir selbst: als ich mit dem Tage-Zählen begonnen habe, schlug meine Bulimie in eine Magersucht um, da ich, um ja noch einen Tag dazuzubekommen, so wenig wie möglich gegessen habe. Am Kalender war es ein Erfolg, für meine Gesundheit ganz und gar nicht.
Ich wünsche dir, dass es für dich klappt und ich mich in meinen Bedenken irre :wink:

Liebe Grüße
Wo wachsen eigentlich die Purzelbäume?

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#6
Nein, so gesehen hast du schon Recht. Und das Tage zählen ist auch absolut nicht meins. So wie du sagst, man fühlt sich danach nur noch schlechter. Ich meine Gruppen, die sich gegenseitig motivieren, wo es aber eben nicht um Tage zählen geht, sondern wo es jedem bewusst ist, dass das nicht von heut auf morgen geht, und das es rückfälle geben könnte. Und, so auch du sagst, die Therapie ist ebenso wichtig. Alleine nur mit ein bisschen schreiben hier im Forum geht es glaub ich nicht. Das Forum ist eine gute Unterstützung, um sich austauschen zu können, oder mal ablassen zu können, aber ich denke schon, dass man bei einer ES professionelle Hilfe braucht. (Obwohl Ausnahmen soll es immer geben :wink: , da zähle ich mich allerdings nicht dazu).
Weiter so!
Liebe Grüße
Crisu

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#7
Bittersweet hat geschrieben: mein Zustand hat sich z.B. auch nicht gebessert weil ich jetzt so diszipliniert bin, sondern weil der Druck nicht mehr da ist!
Wow, das habe ich mir gleich mal als zentralen Satz notiert, ich glaube genau das ist Schlüssel!
Meine Therapeutin "weigert" sich auch behaarlich über die Essprobleme an sich zu reden weil sie der Meinung ist, dass die Bulimie ein Symptom ist und halt weggeht wenn man die Grundstörung geklärt hat (jetzt mal so ganz einfach ausgedrückt).
Es bringt also nichts daran rumzudoktorn nicht mehr so oft zu kotzen (zumindest mir nicht), sondern zu lernen wie man mit den Konflikten umgehen kann, wie es überhaupt dazu kommt dass einen die Dinge so mitnehmen, was man ändern kann (z.B. halt einsehen, dass man nicht immer perfekt sein kann und es auch gar nicht muss um geliebt zu werden)...
Du bist ihm ganz nah, doch erreichen wirst du ihn nicht.
Du bist allein, auch wenn du ihn in den Armen hälst.

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"I don't have a problem with food. I have a living problem that I try to solve with food."

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#8
"Genau das meine ich. Wir Bulimikerinnen sind SONST meist so diszipliniert, wieso also nicht beim Essen? Aber genau das darfst du dir nicht abverlangen, mein Zustand hat sich z.B. auch nicht gebessert weil ich jetzt so diszipliniert bin, sondern weil der Druck nicht mehr da ist!"

Dann bin ich keine Bulimikerin sein, denn ich bin generell nicht diszipliniert!!!!
Wie gesagt, sonst wär ich ja nicht hier auf dieser Seite, denk.

Wünsch dir jedenfalls trotzdem weiterhin viel Erfolg beim GEsund sein!!!!!!!!
cogito

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#9
Ich meine Gruppen, die sich gegenseitig motivieren, wo es aber eben nicht um Tage zählen geht, sondern wo es jedem bewusst ist, dass das nicht von heut auf morgen geht, und das es rückfälle geben könnte.
Das ist sehr schön, wenn ihr euch so unterstützt :) . Aber ein richtiges therapeutisches Gespräch kann eben durch nichts ersetzt werden, also wäre es auch toll, wenn ihr euch gegenseitig zur Therapie motivieren könntet (sollte die nicht schon jede von euch machen).


Ja SunriseStar, so sehe ich das Ganze auch :wink: . Mag natürlich Leute geben, bei denen Verhaltenstherapie hilft, aber für mich wäre das nichts. Aber wenn jemand das Gefühl hat, dringend über die Bulimie selbst zu reden, ist das denke ich auch sehr verständlich - hast du das Gefühl deine Thera "verdrängt" das Thema, obwohl du vll gerne darüber reden willst?
Diesen Austausch hatte ich eher über das Forum, wo alle dasselbe haben und die Hemmschwelle viel geringer ist, über das Kotzen oder FA zu reden.

Entschuldige cogito, ich wollte nicht so verallgemeinernd schreiben und dich damit verletzen! Natürlich sind nicht alle BulimikerInnen diszipliniert, aber zumindest stellen wir oft sehr hohe (unerreichbare) Anforderungen an uns selbst.
Du schreibst
sonst wär ich ja nicht hier auf dieser Seite
Ich habe irgendwie das Gefühl, du willst die Bulimie mit Disziplin bekämpfen. Aber das geht nicht, da rennst du gegen eine Wand!

Liebe Grüße
Wo wachsen eigentlich die Purzelbäume?

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#10
Bittersweet hat geschrieben: Genau das ist es, was ich gelernt habe nicht zu tun. Alles was ich mir auferzwinge, alle sogenannten "Alternativen" haben bei mir dazu geführt, dass der FA aufgeschoben wurde, aber schlussendlich doch kam. Deswegen bin ich gegen Verhaltenstherapie (meine Therapeutin macht Gestalttherapie - nicht zu verwechseln mit GestaltUNGStherapie, also ich habe nicht immer gemalt oder so, nur ein Mal eigentlich). Eine grundlegende Aufarbeitung der Gründe für die Bulimie ist das Wichtigste.
Ja, du hast es auf jedenfall richtig gemacht. Ich habe auch mit meiner Thera nach den Ursachen gesucht und ich hatte damals drei Hauptprobleme, die sich aber alle auf einem Problem aufgebaut haben, nämlich, dass ich so gut wie kein Selbstwertgefühl hatte. Und da habe ich angesetzt und an mir gearbeitet. Momentan steigt und fällt mein Selbstwertgefühl wie ne Achterbahn, aber ich hoffe, dass es sich irgendwann mal konstant einpendelt ;). Naja und die Probleme die darauf quasi lagen habe ich bis auf eins in den Griff gekriegt. Ich muss zugeben, dass das was übrig geblieben ist, auch mit mein Hauptproblem ist und das wird nicht so "einfach" gehen. Obwohl es ja auch nicht einfach war die ES und die Depression wegzubekommen, aber das ist schon noch was schwierigeres (ist ne Angst). Naja wie auch immer, ich glaube auch, dass man auf jeden Fall wissen muss, warum man die ES bekommen hat und dann muss man Lösungen für die grundlegenden Probleme finden. Achja und eine Ernährungstherapie hat bei mir auch super geholfen damit bin ich entgültig weg von der ES gekommen (zumindest bis jetzt ^^) aber ich sage ja immer, dass die Zeit alleine nicht die größte Rolle spielt, sondern inwieweit man sich gedanklich von der ES entfernt hat und so.

Lg

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#11
Bittersweet hat geschrieben: Ja SunriseStar, so sehe ich das Ganze auch :wink: . Mag natürlich Leute geben, bei denen Verhaltenstherapie hilft, aber für mich wäre das nichts. Aber wenn jemand das Gefühl hat, dringend über die Bulimie selbst zu reden, ist das denke ich auch sehr verständlich - hast du das Gefühl deine Thera "verdrängt" das Thema, obwohl du vll gerne darüber reden willst?
Diesen Austausch hatte ich eher über das Forum, wo alle dasselbe haben und die Hemmschwelle viel geringer ist, über das Kotzen oder FA zu reden.
Nein, zum Glück gar nicht. Wenn ich will kann ich auch darüber reden. Aber wir merken halt beide immer schnell dass das eigentlich zu gar nichts führt. Das ist als würde man sich über Kopfschmerzen unterhalten während man Kopfschmerzen hat, damit die weggehen ;) Aus meinem Lieblingsbuch kommt der Spruch "Denk an die Lösung, nicht an das Problem".
Aber verdrängt wird es nicht, ich fang auch von alleine immer mal wieder damit an um das loszuwerden.

liebe Grüße,
SunriseStar
Du bist ihm ganz nah, doch erreichen wirst du ihn nicht.
Du bist allein, auch wenn du ihn in den Armen hälst.

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"I don't have a problem with food. I have a living problem that I try to solve with food."

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#12
Bittersweet hat geschrieben:
Entschuldige cogito, ich wollte nicht so verallgemeinernd schreiben und dich damit verletzen! Natürlich sind nicht alle BulimikerInnen diszipliniert, aber zumindest stellen wir oft sehr hohe (unerreichbare) Anforderungen an uns selbst.
Du schreibst
sonst wär ich ja nicht hier auf dieser Seite
Ich habe irgendwie das Gefühl, du willst die Bulimie mit Disziplin bekämpfen. Aber das geht nicht, da rennst du gegen eine Wand!

Liebe Grüße
bittersweet, du hast mich nicht verletzt, war meinerseits eher so ne Art Hilfeschrei,weil ich eben nicht diszipliniert bin. Und ja, ich möchte die Bulimie mit Disziplin bekämpfen, wie soll es denn sonst gehen? Ich fresse ja die ganze Zeit ohne zu wissen warum.
Denke shcon, dass da ne ordentliche Protion Disziplin dazugehört um Sieger zu sein,denk. Schätze mal, auch du hast das dazu gebraucht um es zu schaffen??

Liebe Grüße
cogito

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#13
Oha, also mit Ängsten kenn ich mich (Gott sei Dank?) nicht aus... aber das muss ja ganz furchtbar sein, zumindest hab ich davon aus dem weiteren Bekanntenkreis mal gehört und das scheint ja was zu sein, was sich nicht mal eben so "verheimlichen" lässt wie Bulimie (wobei es sicher davon abhängt, welche Angst man hat, oder? wie gesagt, hab da eigentlich keine Ahnung).
Ernährungstherapie hab ich keine gemacht, da ich irgendwie auch glaube dass mir aufgrund meiner früheren Obsession was Nahrungsmittel angeht kaum jemand noch viel darüber erzählen kann :roll: . Und ich esse auch nicht alles, was andere Leute vll als ganz "normal" ansehen (hab echt schräge Essgewohnheiten, aber ich fühle mich wohl damit und mir fehlen auch keine Vitamine, Mineralstoffe etc. :wink: ).

Denk an die Lösung, nicht an das Problem
Toller Satz! Besser hätte ich das nie sagen können.
Schätze mal, auch du hast das dazu gebraucht um es zu schaffen??
Nein, ganz und gar nicht! Wie oben geschrieben habe ich mich nicht gezwungen von jetzt auf hier aufhören zu fressen und normale Mengen zu essen, damit ich nicht mehr kotzen muss. Ich habe durch die Therapie gelernt meine Gefühle zu FÜHLEN und ihnen Ausdruck zu verleihen sowie mit meinen Problemen so fertig zu werden, dass ich eben nicht auf die Bulimie zurückgreifen muss, um zumindest für kurze Zeit "Nichts" mehr fühlen zu können.
Das hat nichts mit Disziplin zu tun.
Ich fresse ja die ganze Zeit ohne zu wissen warum.
Sag, machst du Therapie? Mit einer Therapeutin/einem Therapeuten ist es viel leichter, sich darüber klar zu werden, warum man das alles tut.

Liebe Grüße
Wo wachsen eigentlich die Purzelbäume?

Re: was mir half, "gesund" zu werden

#15
Hallo Bittersweet,
schön, dass du den Weg raus gefunden hast...deine Beiträge klingen auch sehr "endgültig" und gefestigt, da kommt wirklich kein Zweifel auf, dass es von nun an für immer so bleibt :D .
Bittersweet hat geschrieben: Leider herrscht in den Threads immer eine jetzt-oder-nie-Stimmung, und im Kopf haben die meisten dann nur einen Drehzähler, der sich bei jedem cleanen Tag um eins weiterdreht und bei einem Rückfall auf null zurückgeht. Egal was einem dann die anderen sagen, wie aufmunternd die Worte auch sein mögen, man fühlt sich schlecht, undiszipliniert (!) und unnütz
Ich habe mich auch oft gefragt, ob dieses Tagezählen in den diversen Threads wirklich der richtige Weg ist...für mich wäre es das nicht. Es scheint eher so, als ob man sich dadurch noch zusätzlichen Druck aufbaut und das ist sicher nicht förderlich. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich über jeden, der es aus der ES komplett hinausschafft :) .

Grüße!
Wenn Hunger nicht das Problem ist, ist Essen nicht die Lösung!