Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#1
Hallo!

Es ist wirklich lange her! Ich habe vor kurzer zeit wieder darüber nachgedacht, wie viele Jahre ich wohl "krank" war, es waren 5 oder 6. Warum ich schreibe? Ich bin schon seit ca. 20 Jahre "gesund" und muss feststellen, dass man in der Begegnung mit anderen Menschen oder Angehörigen immer etwas anders ist. Ich habe Probleme mit einem Mann in Beziehung zu gehen und ich glaube es hat viel mit meiner Geschichte als Bulimikerin zu tun hat. Ich habe etwas über Narzissmus gelesen und was das für Frauen mit Essstörungen insbesondere mit Bulimie bedeutet. Ich habe Verlustängste und versuche immer so zu sein, wie ich glaube, dass mein Partner mich haben will...Muss ich wieder in Therapie gehen? Wie gewinne mehr Sicherheit über meine Gefühle?

Wie ich genesen bin? Am Anfang allein, ich wollte schon in Therapie gehen, irgendwann habe ich angefangen mich dazu zwingen nicht mehr zu brechen. Hatte natürlich auch Rückfälle. Ich hatte damals einen Freund und ich wollte ihm zuliebe "gesund" sein...na ja da hat den Wunsch zu entsprechen wenigstens geholfen ,-)) Dann Jahre später bin ich in Therapie gegangen. Die größte Hilfe hatte ich von einer Ernährungsberaterin. Ich esse gerne und sie hat mir einfach dabei geholfen ohne Sport alles essen zu können ohne zuzunehmen. Jetzt betreibe ich auch mehr Sport - bin auch nicht mehr die Jüngste. Durch eine Nahrungsmittelintoleranz "darf" ich mein Essverhalten noch ein bißchen kontrollieren...aber es ist wirklich harmloser als das andere...

Übrigens, jetzt (mit über 40) habe ich die Figur, die ich mit 20 haben wollte!!! Aber kein Partner...Was mache ich nun?

Gute Nacht
Zuletzt geändert von MartaMarta am Sa Sep 05, 2009 22:24, insgesamt 2-mal geändert.

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#2
hey, martamarta, willkommen hier! zu allererst glückwunsch zu deinen 20 jahren ohne b*!!!
zu deinen weiteren überlegungen hier (und deiner geschichte)... :roll: das alles kommt mir seeeehr bekannt vor...
Ich bin schon seit ca. 20 Jahre "gesund" und muss feststellen, dass man in der Begegnung mit anderen Menschen oder Angehörigen immer etwas anders ist.
du stellst die beiden aussagen hier in einen fast zwingenden zusammenhang - empfindest du das heute - 20 jahre "danach" noch immer so wie damals?

woran sind denn deine beziehungen rückblickend betrachte gescheitert? warst du ihene "zu angepasst" oder konntest du dich aufgrund der verlustängste nicht binden? irgendwie scheint mir das ein bissl widersprüchlich.

ansonsten wüsche ich dir einen guten austausch hier und viele wertvolle informationen!

alles liebe,
maruja

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#3
Hallo!

Danke für die Antwort. Ich lese zur Zeit wieder viel darüber. Meine Beziehungen sind aus beiden Gründen gescheitert:

Wegen der Verlustangst habe ich mich geklammert, die Folge war, dass die Männer dann gegangen sind. Die Abhängigkeit hat dazu geführt, dass ich mein Selbst "lösche" nur mehr das tue, was mein Partner will - bzw. was ich glaube das er sich wünscht. Irgendwann bin ich so fertig, weil ich meine Bedürfnisse nicht mehr erfüllen kann, dass ich nur noch streite und abwerte bis der Mann "endlich" geht...und ich ihm nachlaufen kann...

Ich glaube einfach Folgendes: ich bin weg von der Essstörung an sich, ich habe mein beruflicher Werdegang durch seht gute Coach super in Griff, ich - oder meine Therapeuten - haben verabsäumt mehr mit meiner Beziehungsproblematik auseinander zu setzen. Ok das tue jetzt mit 42...weil durch meine letzte Beziehung einfach drauf gekommen bin, dass in meinem Beziehungsverhalten etwas nicht passt und ich darunter leide. Ich habe echt spannende Männer gehabt bisher und möchte sie nicht verlieren, nur weil ich nicht in der Lage bin mit ihnen in einer gesunden Form in Beziehung zu treten - ich werde kindisch und mach mich abhängig. Ich bin ja eh bei einer Psychodrama-Gruppe. Ich habe gehört Bioenegetik soll sehr gut sein, wo ich wohne gibt sowas nicht.

Ciao

MartaMarta

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#5
Ich versuche eine Erklärung zu finden! Die einzige Situation in der ich mich wieder finde ist die Form von Abhängigkeit, die ich bisher erlebt habe: vom Essen zuerst und von der Anerkennung von anderen insbesondere von Männern später und jetzt! Ich habe nach wie vor kein gesundes Verhältnis zu meinem Körper (heuer war das erste Jahr, wo ich genossen habe mit einem Bikini am Strand zu liegen...habe auch viel trainiert dafür). Vielleicht steht das eine mit dem anderem nicht in Zusammenhang, ich habe viel Therapieerfahrung und blöderweise bin ich selber in diesem Bereich ausgebildet, ich weiß nur, dass ich darin den für mich plausibelsten Zusammenhang gefunden habe. Vielleicht täusche ich mich. Aber wie gesagt ich gehe ja wieder in Therapie. Aber mich würde interessieren, wie ansonsten die Beziehungen von anderen aussehen. Geht es nur mir so?

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#6
Nartürlich bist du von anderen/m abhängig wenn du nicht in dir ruhst... wenn du dir selbst nicht vertraust, du kein Selbstwertgefühl hast etc. ... klar hängst du dich dann an andere dran und lenkst dich mit Bulimie und dergleichen ab...

Hättest du ein starkes Selbstwertgefühl, wärest du unabhängig von der Meinung anderer.

Is klar soweit, oder?

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#8
Aber mich würde interessieren, wie ansonsten die Beziehungen von anderen aussehen. Geht es nur mir so?
nein, geht es nicht. es gibt unterschiedlichste muster, doch alle verfolgen ein und dasselbe ziel. ich denke, dass man die anerkennung, dia man sich selbst nicht geben kann, logischerweise anderswo sucht. ich selbst habe da etwa die kindische variante gewählt. nicht angepasst, wie du es von dir beschreibst, sondern eher das gegenteil. mein partner musste sämtliche ideen, spinnerein oder alleigänge akzeptiern und mittragen. das hat die männer anfangs auch immer sehr fasziniert - die vermeintliche unabhängigkeit: sie fühlten sich wohl herausgefrodert, es war nie langweilig :roll: , da sie ja immer neu auf meine ideen und launen reagieren mussten und sich nie "sicher" an meiner seite gefühlt haben. habe meine grenzen immer weiter ausgelotoet udn oft überschriite. und jedem ist dann irgandwann die puste ausgegangen - und ich stand wieder alleine da. inwieweit "liebe" tatsächlich im spiel war, frage ich mich heute oft...innerlich ist da noch immer die grpße leere und die vermutung (mittlerweile schon die SICHERHEIT), dass ich überhaupt nicht in der lage bin, zu lieben. bis auf wenige rückfälle bin ich über weiteste strecken clean und finde mich mehr oder weniger mit meinem körper ab (ng, glaibe ich - nicht mal darüber kann udn will ich mir gewissheit verschaffen). aber das beziehungsmuster oder diese art zu leben - whatever, weiss nicht, ob ich das in diesem leben noch hinbiegen kann... :roll:

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#9
hallo maruja,

ich bin beim stöbern nach dem thema "verlustangst" grade auf deinen letzten beitrag gestoßen...auch ich frage mich oft, ob ich wirklich lieben kann bzw. jemals geliebt habe.

genau das habe ich meinem ex (den ich sehr vermisse) auch gesagt ohne wirklich darüber nachzudenken, wie weh ihm das getan haben muss. weiß nicht recht ob ich beziehungsangst, verlustangst oder beides habe. manchmal frage ich mich, ob ich nicht einfach nur schizo bin bzw. gestört. ich wäre so gern normal, meine figur, mein essen, mein denken, meine empfindlichkeit, mein kopf der mich ständig wieder ins gedankenchaos stürzt, die fehlende motivation, die menschen um mich rum die ich verletze um zu spüren, dass ich doch irgendwie wertvoll bin (wenn der mensch dann wieder kommt und sich einfach kümmert...)

meine geschichte ist lang, die liste meiner probleme auch. manchmal denke ich mir, ich mache mir so viele meiner probleme einfach selbst...ich werde jetzt erstmal mein studium beenden und habe dann vor in therapie zu gehen. ich glaube, dass das der einzig vernünftige schritt ist.

grade jetzt vermisse ich meinen freund ganz schlimm. ich habe ihn so oft verletzt und ihm so wehgetan und er war trotzdem immer für mich da. ich habe immer wieder nach neuen dingen gesucht, die mir in der beziehung nicht passen. krampfhaft...ständig habe ich das gefühl, das irgendwas nicht stimmt, bin schlimm eifersüchtig (weil ich mir immer denke nicht wertvoll genug zu sein)...ich würde so gern alles wieder gutmachen, was passiert ist, aber dafür ist es jetzt wohl zu spät. er wollte den kontakt aufrechterhalten, aber auch wenn ichs probiert habe, es ging einfach nicht. die antworten bzw. seine kälte haben mir einfach immer wieder runtergezogen, ich komme immer noch nicht damit klar, dass die beziehung zu ende ist...

es tut so weh, er fehlt so....

ich weiß auch gar nicht, wer das überhaupt liest, es tut mir nur gut, mir das jetzt von der seele zu schreiben. wir wollten uns die woche eigentlich treffen, ich habe ihm heute morgen abgesagt und was tue ich, natürlich den ganzen tag darauf warten, dass er mir antwortet...

ich werd mich jetzt mal duschen un dann mal bisschen rausgehen, ich glaub das tut mir gut.
wenn man mit einer hand an der vergangenheit festhält, hat man nur eine für die zukunft frei...

Re: Es ist schon lange her aber keine Beziehung

#10
Hallo,

Zum Thema Bulimie als Ursache für Beziehungsprobleme und das Halten in Abhängigkeiten.
Sehe ich nicht so. Die Ursachen dafür sind wirklich viel früher zu suchen. Die Essstörung ist ein Symptom, die den Konflikt von Autonomie und Versorgung ausdrückt. Es gibt unendliche viele Menschen, die Co-Abhängig sind und von der Bestätigung anderer (die Bestätigung verweigern sie sich aber selbst) und Anpassung leben, sich selbst zurückstellen ohne dass sie Bulimie haben. Aber in der Regel reagiert der Körper und auch die Psyche früher oder später darauf und versetzt den Menschen in unterschiedliche Leidenszustände. Viele Menschen haben körperliche Beschwerden, irgendwas tut chronisch weh, der Kopf, der Rücken, die entwickeln irgendwelche Krankheiten, sie rennen zum Arzt, der verschreibt ein Medikament, aber es wird vielleicht nicht besser oder an die Stelle der alten Krankheit tritt eine neue, weil die Ursache nicht behoben ist. Oder sie werden depressiv, essen bis sie kugelrund sind, trinken Alkohol, kaufen zu viel, schlucken Schmerzmittel, konsumieren legale und illegale Rauschmittel (Rauchen, Kaffee bis hin zu den härteren Sachen) sind sexsüchtig, entwickeln Ängste oder was es alles eben gibt. Fehlendes Selbstbewußtsein ist (fast?) zur Zivilisationskrankheit geworden.

Der Verlust des Gefühls für Nähe und Distanz ist gleich zu setzen mit den Extremen Angst verlassen zu werden und lieber Isolation betreiben, weil man darum weiß. Dazwischen gibt es aber eine Unmenge farblicher Schattierungen. Du solltest dich wieder in Therapie begeben. Vielleicht bei einem männlichen Therapeuten, damit du an der zwischenmenschlichen Beziehung lernst, dass es eben mehr gibt als schwarz und weiß, also die Extreme, die du gerade lebst. Du müsstest zu dem Therapeuten sehr ehrlich sein, damit du genau an dem Knackpunkt der Regulierung von Nähe und Distanz zu einem Menschen (im sicheren Rahmen also zuerst am männlichen Therapeuten) arbeiten kannst. Das ist heftige Gefühlsarbeit mit allerlei Ambivalenzen, wenn du an dem Therapeuten die Regulierung übst. Aber die Sicherheit, die du dort im Setting langsam erlernst, die kannst du dann draußen im Leben umsetzen.
Ich würde so spontan an tiefenpsychologische oder vielleicht sogar psychoanalytische Verfahren denken.


Liebe Grüße