Seite 1 von 1

Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 10:17
von Mieze
Hallo!
Bin ganz neu hier und einfach total am Ende!!! Suche Hilfe!!!
Bin 25 Jahre, habe seit ca. 2.5 Jahren Bulimie - wovon ich aber schon mal 9 Monate und auch bis vor vier Wochen - 3 Monate "clean" war.
Seit vier Wochen bin ich wieder zu tief "unten", dass ich nicht mehr weiß wie es weitergehen soll! :cry: Es ist so schlimm, dass ich wirklich den ganzen Tag mit fressen und k... beschäftigt bin und gar keinen Kopf mehr für andere Dinge habe. Jeden Tag möchte ich aufhören - So wie auch heute morgen: Hab es aber wieder nicht geschafft! :cry:
Wollte eigentlich die nächsten vier Tage nutzen, da mein Freund auf Urlaub ist um wieder aus dieser Sch... rauszukommen, aber ich schaffe es nicht! - Bin einfach zu schwach!
Bitte helft mir! Ich muss mich die ganze Zeit vor meinem Freund verstecken, heimlich fressen, heimlich kotzen... Vornehin so tun als ob alles in Ordnung ist und in mir drinnen sieht es ganz anders aus. Er wäre zu enttäuscht von mir!
Geht es irgendjemand gleich oder ist es jemanden so ergangen???
Was soll ich tun???
Bitte um Hilfe, da ich so nicht mehr weiterleben möchte!!!

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 11:19
von Nitchen
Hallo Mieze!

Warst du denn schonmal in Thera oder in einer Klinik?
Gibt es denn irgendwelche bestimmten Gründe oder Umstände, warum du nach doch so beächtlicher Zeit clean wieder rückfällig geworden bist? 9 Monate und 3 Monate ohne sind für mich schonmal nichts wo man sich selbst als schwach bezeichnen sollte ;)
Wie lang bist du denn mit deinem Freund zusammen? Weiß er gar nichts von deiner Es oder nur nichts von deinem Rückfall in den letzten Wochen? Auch wenn es schwer fällt, würde ich ihm davon erzählen, immerhin ist er dein Freund und mit Sicherheit ein wichtiger Mensch in deinem Leben, da wird er dir doch Kraft geben wollen und dir helfen.

Halt den Kopf hoch liebe Mieze, ich wünsch dir ganz viel Kraft

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 11:32
von salz.tropfen
Hmm, wie lange bist Du bereits mit deinem Partner zusammen und wie sehr vertraut ihr Euch? Ich denke gerade der Partner kann eine wichtige Rolle im Kampf gegen die B* spielen. Inwiefern glaubst Du ihn zu enttäuschen?
Ich denke er würde sich Sorgen machen und nur das Beste für Dich wollen. Er kann Dich unterstützen, kann Dich in den Arm nehmen, anstatt Dich aufs Klo rennen zu lassen, Dir das Gefühl geben, dass er da ist und dass es Wichtigeres gibt, als sich vom Essen zu verabschieden.

Denkst Du, du könntest mit ihm darüber offen sprechen?

lg, Kamikatze

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 11:44
von Mieze
Hallo Nitchen!
Ja, hab ca. ein Jahr Therapie gemacht mit einer Therapeutin. 1-2x die Woche! Aber wo ich dann clean war hab ich die Therapie beendet, da ich dachte ich schaffs jetzt alleine. Hatte öfter mal kleine Rückfälle, bin aber immer irgendwie gleich mal rausgekommen.
Das ich wieder reingerutscht bin, ist ein Grund dass ich immer noch komische Essgewohnheiten habe und gern und viel esse und dass ich dann auf Urlaub mit zwei total schlanken Mädls waren, die keinerlei Probleme mit Essen haben. Das hat mir ziemlich wehgetan dass die, diese Probleme nicht haben und ihr Leben so genießen können. Weiters kommt hinzu dass ich auch seit drei Wochen keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern habe, da sie mich voll hintergangen haben. Ich glaub das ist evtl. auch ein Grund warum es so schwierig ist, da wieder rauszukommen!
Mit meinem Freund bin ich ca. ein Jahr zusammen und er weiß schon dass ich Bulimie hatte bzw. ab und zu noch kleine Rückfälle habe, aber ich kann ihm nicht sagen dass ich jetzt wieder so weit unten bin. Ich hab Angst dass er sich vor mir ekelt... :cry:
Wie ist es bei dir??? Hast / Hattest du Bulimie? Hat dein Freund dir geholfen bzw. das akzeptiert??

Danke für deine netten Worte! Bin heute mal wirklich nur beim Weinen weil ich nicht mehr weiß wie es weitergehen soll!

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 11:52
von Mieze
Hallo Kamikatze!

Hast dir dein Freund geholfen? Wie hat er reagiert?

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 13:12
von Nitchen
Mieze hat geschrieben: er weiß schon dass ich Bulimie hatte bzw. ab und zu noch kleine Rückfälle habe, aber ich kann ihm nicht sagen dass ich jetzt wieder so weit unten bin. Ich hab Angst dass er sich vor mir ekelt... :cry:
Ich kann deine Angst verstehen, aber er weiß ja auch, dass du Bulimie hattest und ab und zu noch Rückfälle hast und dass ekelt ihn ja auch nicht. Ich denke diese Angst resultiert vielmehr aus deiner Enttäuschung über dich selbst. Hatte in meiner SHG auch eine Bulimikerin, die sehr offen mit ihrem Freund darüber geredet hat, auch wenn sie gerade einen FA hatte und der hat das total locker genommen und ihren Gedanken was er 'Schlimmes' über sie denken könnte völlig den Wind genommen, weil er sie geliebt hat. Sie konnte oft nach einem FA schwer körperliche Nähe zulassen, aber er hatte in keinster Weise irgendeinen Ekel.
Mieze hat geschrieben: Weiters kommt hinzu dass ich auch seit drei Wochen keinen Kontakt mehr zu meinen Eltern habe, da sie mich voll hintergangen haben.
Darf ich Fragen, was sie gemacht haben!?
Mieze hat geschrieben:dass ich immer noch komische Essgewohnheiten habe und gern und viel esse und dass ich dann auf Urlaub mit zwei total schlanken Mädls waren, die keinerlei Probleme mit Essen haben. Das hat mir ziemlich wehgetan dass die, diese Probleme nicht haben und ihr Leben so genießen können.
Auch das kann ich verstehen. Inwiefern sind denn deine Essgewohnehiten komisch? Isst du denn regelmäßig?
Man entwickelt ja schon auch schnell nen Neid auf andere, aber ich denke man kann das auch als Chance sehen, das Essen richtig zu genießen und den Genuss zu schätzen vielleicht mehr als Menschen, die nie solche Probleme hatten. Man sagt ja auch ohne das Bittere wäre das Süße nur halb so süß. Abgesehen davon weißt du denn wirklich, ob diese Mädchen nicht auch schonmal Probleme mit dem Essen hatten? Ich denke nämlich auch dass es heutzutage kaum noch Frauen (und auch Männer) gibt, die wirklich unbefangen mit dem Essen umgehen.
Mieze hat geschrieben: Wie ist es bei dir??? Hast / Hattest du Bulimie? Hat dein Freund dir geholfen bzw. das akzeptiert??
Ja ich hab noch Bulimie, es ist gerad auf nem ganz guten Weg raus, d.h. zwischen meinen Anfällen liegen immer mehr Tage ohne, was lange Zeit nicht der Fall war und ich bin recht hoffnungsvoll und gewillt es endlich ganz raus zu schaffen. Leider hab ich keinen Freund, aber wenn ich einen hätte, will ich schon ganz offen mit ihm darüber reden können und wenn er wirklich an mir interessiert ist, dann sollte das meiner Meinung nach auch machbar sein.

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 13:39
von salz.tropfen
Mieze hat geschrieben:Hallo Kamikatze!

Hast dir dein Freund geholfen? Wie hat er reagiert?

Er war sehr besorgt, das habe ich gemerkt. Er hat nicht schockiert, oder böse reagiert. Ich hatte eher das Gefühl, dass er zunächst gar nicht wusste was er machen soll. Er hat mich auch nie direkt darauf angesprochen, sondern immer über Umwege geguckt, dass ich vernünftig esse und nicht aufs Klo renne. Er hat mir sehr geholfen, indem er nach jeder Mahlzeit für mich da war, mir nie in meine Esserei und auch in keinen FA reingeredet hat. Er hat mich anschließend in den Arm genommen und auch ins Bad gehen lassen, wenn er gesehen hat, dass ich es gar nicht mehr aushalte. Aber allein dadurch, dass er geregelte Mahlzeiten mit mir eingenommen hat und immer da war, ohne mich einzuschränken hat sich meine Bulimie langsam verabschiedet.

lg, Kamikatze

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: Sa Jun 20, 2009 22:09
von Mieze
Hallo Nitchen!

Komme gerade von der Arbeit und versuche mich krampfhaft vom fr.. abzuhalten..
Deswegen schreibe ich dir um und hoffe das mich das ein wenig ablenkt... Es ist ein schönes Gefühl, wenn jemand einen versteht!
Zu der Sache zu meinen Eltern:
Es ist eine lange Geschichte....
Ich hatte eine ziemlich schlechte Kindheit. Wurde nie akzeptiert, gehasst, geschlagen und verachtet!
Als meine Mutter mit MIR schwanger war, wurde sie von ihrem damaligen Mann verlassen. Dann lernte sie einen neuen kennen mit dem dann mein vier Jahre jüngerer Bruder entstand. Das war dann die perfekte Familie wo ich nicht hineinpasste. Meine Mutter lies mich das von Jahr zu Jahr mehr spüren. Ich hasste meinen Bruder da er von ihr so geliebt wurde und ich für sie nur ein Stück Dreck war. In der Pupertät war es dann so schlimm, das sogar die Lehrer mich auf meine blauen Flecke ansprachen. Doch keiner konnte was machen. Ich brauchte meine Mutter und hoffte das es irgendwann besser werden würde. Ausserdem war dann noch mein Vater (Stiefvater) der mir trotzdem das Gefühl gab das er mich mag. Leider hatte er gegen meine Mutter keine Chance und durfte sich nicht einmischen. Wenn er mir geholfen hatte musste er damit büßen, dass seine Beziehung zu meiner Mutter im schlechter wurde und er wollte sie halt auch nicht verlieren. Ich zog dann mit 15 Jahren auf den Wunsch meiner Mutter aus, da ich ihr ganzes Leben zerstörte!
Tja, dann kam der Zeitpunkt wo sich alles wendete.
Meine Eltern machten sich selbständig, es ging in die Hose. Mit 16 fragen sie mich das erste Mal ob ich Ihnen Geld leihen könnte und ab diesem Moment fühlte ich mich als "ETWAS". Sie brauchten mich... Ich kaufte mir mit 17 Jahren ein altes Auto, dass ich dann Ihnen die erste Zeit überlassen hatte und nahm einen Kredit auf. Mit 23 dann den zweiten.
Vor drei Wochen hab ich dann von meiner Bank durch Zufall erfahren, dass sie von der Versicherung einen Haufen Geld bekommen haben (das ausreichen würde mein zwei Kredite) abzuzahlen.
Als ich dann nach Hause fuhr und sie darauf ansprach war es dann geschehen. Die Aussagen: Jetzt leben wir erst mal und ich sei doch nur geldgierig usw. Ich musste fahren, ich habs nicht mehr ausgehalten, hab geweint wie ein kleines Kind und so fühlte ich micht auch.... jetzt habe ich Ihnen alles gegeben und jetzt treten sie wieder auf mich ein... seitdem kein Kontakt mehr. Sie haben sich auch nicht mehr gemeldet. Eines Tages stand dann eine Schachtel mit meinen restlichen Sachen und meinem Namen drauf vor meiner Haustüre. Auch mein Bruder hat sich auf meine Anrufe hin nicht mehr gemeldet denn ich weiß er hilft auch zu meinen Eltern...
Jetzt bin alleine... mit diesem Schmerz...
Habe nachts schlimme Alpträume, meine Kindheit holt mich öfters wieder ein usw....
Ich will diese Menschen hassen aber ich kann es nicht. Es tut so weh... Sag mir was ich machen soll!!!

Bezüglich meiner Essgewohnheiten:
Ich esse immer regelmäßig aber leider auch immer noch zuviel. Kann schwer aufhören und esse sehr viel Süßes. Hab normales Gewicht, doch *kg den ich zunehme, sehe ich an meinen Hosen, da ich die sehr eng trage. Habe das jetzt lange Zeit akzeptiert aber es wurde mir jetzt dann doch viel und ich habe wieder angefangen zu probieren weniger zu essen, hab es dann nicht geschafft und kam wieder in den Teufelskreis. Eigentlich hatte ich öfter mal kleine Rückfälle - ein bis zwei Tage und war dann aber auch wieder leicht zwei Wochen clean. Die neun Monate war wo ich in Therapie war und die letzten drei Monate waren vor Kurzem. Ich war sooo stolz auf mich... und jetzt das.. Ich hab das Gefühl ich schaffs einfach nicht mehr... mir wächst alles über den Kopf!!! :cry:

Wie hast du es denn geschafft aus deiner Lage wieder einen Neuanfang zu starten?
Danke für deine Hilfe, mir gehts jetzt ein wenig besser und ich gehe jetzt nicht fressen sondern in die Dusche und ab ins Bettchen. Bis morgen Nitchen, auf einen neuen Tag... :?

Re: Wie läuft es in einer Beziehung???

Verfasst: So Jun 21, 2009 14:42
von Nitchen
Hallo liebe Mieze

die Geschichte mit deinen Eltern ist wirklich sehr erschütternd und ich kann deinen Schmerz sehr gut verstehen. Hast du mit deiner Mutter schon mal über deine leiblichen Vater geredet? oder hat sie irgendwelche Bemerkungen gemacht? Ich denke mal dass deine Mutter so einen unglaublichen Hass und so eine Wut auf deinen Vater hat, dass sie alles auf dich projieiziert. Kann mir gut vorstellen, dass du dir nichts sehnlichster wünschst als Anerkennung und Liebe von deiner Mutter zu bekommen, was sich ja darin geäußert hat, dass du ihnen Geld geliehen hast. Dahinter setckt ja die Erwartung man würde endlich mal was davon bekommen, was man sich wirklich wünscht. Dein Schmerz liegt darin, dass du immer noch die Erwartung und Hoffnung hast, geliebte Tochter zu sein oder zu werden.
Besteht denn irgendeiner Weise noch die Möglichkeit aus dem Verhältnis von dir und deiner Mutter anzuknüpfen und es ein Stück zu verbessern? Hatte sie beispielsweise auch liebevolle Momente dir gegenüber oder war das grundsätzlich nur Verachtung? Wenn das der Fall ist, solltest du zunächst einmal akzeptieren, dass an dem Verhältnis nichts zu verändern ist und es dich immer und immer wieder enttäuschen wird und dich ganz klar von deinen emotionalen Hoffnungen lösen. Auch wenn das total bitter ist, da es deine Mutter/Familie ist, aber du bist ein eigener Mensch und solltest daruf achten, dass du dich von Menschen die dir weh tun und Schmerz zufügen distanzierst.
In der weiteren Konsequenz ist dann eben auch wichtig dass du dein Geld einforderst, auch wenn du damit nochmehr den Groll deiner Mutter auf dich ziehst, aber es ist Geld was dir zusteht. Und wenn du einfach so hinnimmst, dass sie dir das vorenthalten, wird dich deine Mutter auch nicht mehr lieben. haben sie sich wenigstens dafür bedankt? nehme mal an nicht!?
Mieze hat geschrieben: Jetzt leben wir erst mal und ich sei doch nur geldgierig usw.
Nee, du bist nicht geldgierig, du lebst auch und hast ein Recht darauf, es zu leben wie du willst, mit deinem Geld.

Natürlich kannst du schlecht hassen, wenn es doch deine Familie ist, von der du eigentlich Gutes bekommen und geben möchtest, du solltest auch nicht hassen. Ich denke der Schlüssel liegt in der Akzeptanz, dass sie so sind wie sie sind und du nicht mehr tun kannst als du zu sein. Hass stellt grundsätzlich nichts Gutes mit dir an und wäre kein Gefühl was von Dauer sein darf.

Im Endeffekt überträgts du ja nun alles wieder auf deinen Körper und dein Essen, dass es nicht so ist wie du es gerne hättest, woran du zu verzweifeln scheinst.
Leider ist es bei mir auch so, dass ich arg dagegen ankämpfe und hoffe ich schaffe es endgültig raus. Es ist superwichtig in sich hinein zu horchen, was einen wirklich quält, also nicht der Gedanke um Essen oder nicht Essen, sondern welche Gefühle dahinter stecken, was in dir wühlt und sich immer wieder Gedanken darüber zu machen, was das Essen für eine Bedeutung für dich hat und welche es im cleanen Zustand habe sollte. Überleg mir oft, wenn ich mit meinem Körper nicht zufireden bin, was wäre wenn hier oder dort etwas besser, dünner was auch immer ist und komme meist zu dem Schluss, dass es mich kein Stück glücklicher machen würde, wenn es so wäre. Mit einem Idealbild verändern sich vielleicht die Gedanken, aber ein Gefühl wie Schmerz oder auch Freude sind immer noch da.

Soo...jetzt hab ich soviel geschrieben und hoffe dir ein bisschen geholfen zu haben.
Wie geht es dir heute? Hoffe du kannst heute was Schönes machen, etwas was dir Gut tut?!
Wenn du magst oder das Bedürfnis danach hast, kannst du mir auch gerne ne PN schicken.

Fühl dich gedrückt und du bist auf jedenfall nicht allein