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Auslöser aufzuhören...Steine ...Fallen...Hoffnung?

Verfasst: So Feb 01, 2009 0:59
von bumble-bee
Mich würde interessieren, ob es bei denen, die es geschafft haben, sich ehemalig zu nennen, oder zumindest schon seit geraumer Zeit symptomfrei sind, einen auslösenden Moment gab an den ihr euch erinnern, den ihr als Startpunkt eurer "Genesung" identifizieren würdet?
-Und weiterhin würde mich interessieren, wie lange es ab da gedauert hat, bis ihr wirklich an dem Punkt ward, dass ihr sagen würdet - ich habs geschafft....
Viele RF, viele Neustarts oder ein einziges Durchstarten?
Und letztendlich natürlich, was ihr glaubt warum ihr es geschafft habt?
Ist ein bisschen viel ich weiß.
Also ich erinnere mich, dass ich im Rahmen einer Prüfungsvorbereitung das Spezialthema Esssstörungen gewählt hatte und das Buch von Margret Gröne "Wie lasse ich meine Bulimie verhungern" las und mir dachte... Moment mal, eigentlich musst du nicht immer so weiterleben.
Dann hab ich mich in dem Forum angemeldet, war erst 4 - dann 15 - dann 43 Tage clean und war mir sicher raus zu sein. Jetzt kommt eine Reihe von RF - erst wieder einmal die Woche, alle 3 Tage, jeden Tag... :(.
Ich glaube trotzdem, dass sich meine Einstellung zu meiner Sucht grundlegend verändert hat, seit diesem Tag. Also - es ist anders. und ich hoffe von euren Erfahrungen profitieren zu können, wie kann ich weitermachen....

ICh überlege mir zum Beispiel in eine SHG hier zu gehen. Echte Menschen und so...

AAAAAAAAAAALSO: Wie war es bei euch????

Vielleicht gibts auch schon 10 solcher Threads (*die Aire-polizei fürchtend* :wink: )..?

Re: Auslöser aufzuhören...Steine ...Fallen...Hoffnung?

Verfasst: So Feb 01, 2009 9:58
von Virginia
Hallo bumble-bee,

ja, so einen Thread gibt es, von mir :wink: Aber schreibt ruhig hier weiter, denn nur die ersten paar Seiten handeln davon, dann verliert sich das Thema im Chit-Chat :mrgreen:
http://www.bulimie.at/board4/viewtopic. ... %B6rt+habt

Aber was ich eigentlich schreiben wollte: Ich habe zufällig neulich in meinem Blog geschrieben, wie das bei mir war.
Es ist die VIERTE ANTWORT, nicht der Eintrag selbst, also bisschen schwer zu finden :wink:
http://www.bulimie.at/board4/blog.php?u=22738&b=2311

Liebe Grüße,
Ginny

Re: Auslöser aufzuhören...Steine ...Fallen...Hoffnung?

Verfasst: So Feb 01, 2009 11:28
von florina
... einen auslösenden Moment gab an den ihr euch erinnern, den ihr als Startpunkt eurer "Genesung" identifizieren würdet?
Ja und Nein. So ganz konkretisieren kann ich DEN Moment nicht - es war eher ein langer und erst extrem (!) langsamer Prozeß. Aber so richtig aufgehört hat 'es' eigentlich da, wo ich endlich endlich all die Dinge getan habe, die mir wirklich schon sehr lange auf der Seele lagen und mich extrem belastet haben:
Ich habe mich von einem Leben 'verabschiedet', was so richtig gar nicht mein eigenes war. Ich bin meine eigenen Wege gegangen - nicht die, die andere von mir erwarteten und von denen ich nur annahm, dass sie gut für mich sein könnten...
Erst als ich begonnen habe die Verantwortung für mein Leben selbst in die Hand zu nehmen (wenn du es konkret und ausführlich wissen möchtest, schreibe ich das auch gern - ist nur ne längere Geschichte ;-))
Und weiterhin würde mich interessieren, wie lange es ab da gedauert hat, bis ihr wirklich an dem Punkt ward, dass ihr sagen würdet - ich habs geschafft....
Als das Essen für mich nicht mehr ein zentrales Thema einnahm. Als ich anfing, mich mit den wirklich wichtigen und schwierigen Dingen, die die unangenehm, schwer zu bewältigen schienen zu befassen. Als ich anfing wieder glücklich zu werden... (also sagen wir mal glücklicher - es ist eher so eine Art Gefühl von insgesamt zufrieden zu sein - Glücklich sein ist sehr schwer zu definieren und ich glaube, dass ich lange Zeit eine falsche Vorstellung davon hatte. Nämlich die, dass ich mich permanent gut fühlen will/ soll/ muss.)
Viele RF, viele Neustarts oder ein einziges Durchstarten?
Also als das Gefühl anfing - mich wirklich mit mir selbst und den 'wahren' Problemen in meinem Leben zu beschäftigen - da hatte ich fast gar keine Rückfälle mehr. Als ich den letzten und absolut entscheidenen Schritt wagte, da hatte ich noch einmal einen Rückfall (letztes Jahr im September oder so), aber der fühlte sich völlig anders an, als all die 'Anfälle' in den vielen Jahren davor.
Und letztendlich natürlich, was ihr glaubt warum ihr es geschafft habt?
Weil es sich so anfühlt. Weil ich mich nicht mehr so vollkommen hilflos fühle - meinen Gefühlen ausgeliefert. Weil sich eine gewisse Grundzufriedenheit eingestellt hat - obwohl ich immer noch eine riesige Zukunftsangst habe, obwohl noch lange nicht alle Schwierigkeiten in meinem Leben gelöst sind, obwohl ich ganz oft keine Ahnung habe, ob das was ich mir vorgenommen habe auch wirklich 'funktioniert', obwohl ich manchmal das Gefühl habe jetzt einfach gar keine Lösung mehr zu wissen..
Weil - weil an die Stelle der Bulimie, Abnehmen, Zunehmen, Aussehen, Essen, Nicht-Essen, Sport, Gesundheit, Krankheit ( = Ablenkung) das Beschäftigen mit meinen Lebensaufgaben getreten ist.

Aus dem Grund hinterfrage ich ja auch manchmal ein bischen dieses Forum. NICHT weil ich denke, es ist nicht gut - ganz im Gegenteil. Sondern weil ich mich manchmal selber frage (reflektierend), ob es gut ist, sich zuviel mit diesem ganzen Thema auseinander zu setzen - vor allem als ich noch voll drin steckte.
Die Gedanken kreisen dabei ja stets fast nur um dieses eine Thema.
Ich habe festgestellt, wie wichtig es ist an andere Dinge zu denken. Eben an die, die irgendwie...hm... ja - mit den Dingen zu tun haben, die sozusagen das direkte Leben betreffen (Job, Wohnung, Haushalt, und sowas)

Re: Auslöser aufzuhören...Steine ...Fallen...Hoffnung?

Verfasst: So Feb 01, 2009 12:08
von Lebensseiltänzer
Huhu,

bestimmt hab ichs auch schon 20x geschrieben, aber gerne nochmal. Dann kann ich es mir vor Augen führen.

Ich war damals (vor 6-7 Jahren?) öfter in nem Chat, hab dort auch einige kennen gelernt und einen, der sich Sorgen um seine Fernbeziehung machte, da sie wegen Bulimie in der Klinik sei. Da begriff ich, dass es nicht ganz normal sei, aber als ich denen davon erzählte, interessierte es keinen und auch ich harkte es als unwichtig ab.
Irgendwann erzählte ich es jemandem aus der Schule, dem man leider nicht hätte vertrauen sollen und so entstanden Gerüchte.
Als ich dann nicht mehr zur Schule kam, der ganze Tag aus Lügen, Einkaufen, Orgasmen, Fressen-Kotzen und Körper aufritzen bestand, als ich morgens nicht aufstehen konnte, weil mein Körper zu schwach war, machte es bei mir Klick. Zumindest der Klick, dass ich das ganze nicht mehr wollte. Nunja, aber es war unwichtig, ich hatte keine Freunde, ich war allein, mit meiner Hassfreundin Bulimie.

Dann schickte Gott mir einen Engel (ok, ich glaube weder an Gott, noch an Engel, aber es klingt gerade nach so einer schönen Geschichte, die aber später auch mit Happy End endet). Irgendwann bekam iich eine SMS, ob ich mal zu Natascha auf nen Kaffee vorbei kommen wollte. Natscha? Wer war Natascha? Ich hatte keine Ahnung und rief vorsichtig an. Es stellte sich heraus, dass Natascha ein Mädel aus meinen Leistungskursen war, die immer so erwachsen war, dass ich fast Angst vor ihr hatte. Nun ok, sie sagte mir, dass sie von den Gerüchten über mich gehört hatte und wollte mit mir gerne darüber reden. Ich willigte ein und fuhr mit Herz in der Hose dort hin, klingelte und wurde freundlich empfangen. Es war Anfangs ein sehr steifes Treffen, aber es war ok. Natascha erszählte mir von den Gerüchten, was sie dazu dachte und auch, das ssie selbst seit Jahren an Bulimie erkrankt sei etc. Ich kann absolut nicht sagen, was es an dem Gespräch war, aber sie schaffte es, mich dazu zu bringen, zu kämpfen, sie nannte mir die Forenseite und ich meldete mich an (Februar 2004). Und hier wurde ich bestärkt, so dass ichs meiner Mutter erzählte, aber gaz klar sagte, ich wolle weg von ihr in eine Klinik etc. Und so geschah es auch. Zu der Zeit hatte ich 2 "Männer", die mich zru Freundin wollten (warum auch immer) und das gab Kraft. Ich packte die Klinik mit kaum Rückfällen und war stolz. Ok, zurück zuhause wurde es dann schlechter. Ich kam mit meinem jetzigen Freund im Herbst zusammen, verzweifelte aber bei jedem Rückfall und schaute zu, es nciht mehr dazu kommen zu lassen, wozu aber die Ritzerei größer wurde. Aber seit der Zeit 15.01.05 bin ich nun rückfalllos und das Ritzen ist auch fast nichtig. Sicherlich hat es damit zu tun, dass ich ein halbes Jahr später zu meinem Schatz zog, ihn nicht verletzen wollte und mich daher zusammenriss, was alles anging.
Nun nenne ich mich ehemalig, da ich mein Leben nicht mehr von Zahlen bestimmen lasse, keine Rückfälle habe und auch gerne mal genieße.

Hm, wann sagt ich, ich habs wirklich geschafft? Ich glaub, das kann ich nicht wirlich sagen, da es eben schleichend war. Erst weniger - keine Rückfälle, dann das wegbleiben von der Waage, dann Genießen können, anschließend Respektieren des eigenen Körpers bis hin zum hübsch finden jetzt. Ich denke, da gibt es keinen Punkt, sondern es ist eiben ein fließender Prozess, der aber Jahre gedauert hat.

Und warum ich es geschafft habe?
Weil ich Dinge in meiner Umwelt geändert habe, dass ich mich wohl fühle
Weil ich gemerkt habe, dass es so nicht weiter gehen kann
Aus Liebe zu meinem Freund

Also wichtig ist es einmal sicherlich, sein Verhalten in den Griff zu bekommen und den Stoffwechsel wieder in richtige Bahnen zu lenken, allerdings natürlich auch, die Umwelteinfüsse zu verändern, die einem so schwer zu schaffen machen, sei es nen Schulwechsel, ne nee Liebe oder was auch immer.

Re: Auslöser aufzuhören...Steine ...Fallen...Hoffnung?

Verfasst: Di Feb 03, 2009 20:03
von kunststoff
bei mir war der auslöser, dass ich einfach so am ende war.
ich bin hinten und vorne nicht mehr zu recht gekommen und hab mich irgendwie gefühlt, als ob das leben nicht mehr lebenswert wäre und ich sowieso bald sterben würde.

ein weiterer auslöser war der thread über hedis erlebnisse und ihre tochter. das hat innerlich was in mir verändert.
ich wusste immer schon, dass kotzen und nichts essen dumm ist. aber da habe ich es dann auch realisiert.

am anfang hatte ich eigentlich recht regelmäßig und recht viele rückfälle, aber jetzt bin ich seit einem monat clean und ich bin mir eigentlich sicher, dass ich nie wieder kotzen werde. es ist jetzt einfach anders. ich habe gelernt mit meinen gefühlen umzugehen. und damit meine ich sowohl frust und wut, als auch hunger und sattsein.