Wow, die Seite hat sich ja ganz schön verändert. Es gibt sogar mehr Smileys

Ich glaub das erste mal war ich hier vor Jahren. Damals hatte alles angefangen, alles war noch ganz frisch. Ich erinner mich gar nicht mehr richtig daran und in die schlimmste Zeit kann ich mich auch gar nicht mehr richtig hinein empfinden.
Und doch muss ich jeden Tag wieder daran denken und verstehe die Absicht die man hat, den Gedankengang, die Sucht, unter der man leidet. Ich hab viele Themen eröffnet und zu vielen Sachen Dinge geschrieben. Meist hab ich mich darüber ausgeheult, dass ich Liebe brauche und nicht bekomme. Dass ich immer noch Single bin, dass ich nicht weiß wies weiter gehen soll, dass ich mich nicht unter Kontrolle habe und dass ich Angst habe enttäuscht zu werden. Natürlich auch darüber dass ich mich zu dick finde, dass ich Reiterhosen habe und nicht weiß wie ich die los werden soll.
Heute bin ich Symptomfrei. Ich kotze nicht mehr, hab aber zwischendrin glaub ich zwei einmalige Rückfälle gehabt. Die Probleme sind geblieben. Das einzige was sich verändert hat, ist dass ich mehr auf eigenen Beinen stehe, einen Plan von meiner Zukunft habe und jetzt gerne wieder so aussehen würde, wie damals, wo ich mich zu dick fand. Ich studiere Psychologie und weiß mittlerweile alles grundlegendes was man über Bulimie wissen muss. Woher es kommt, wieso es nicht mehr weg geht und warum eine Therapie wichtig ist. Ich dachte damals ja immer, es ginge auch ohne Therapie. Das geht auch, man hat dann keine Bulimie mehr, aber immer noch Essprobleme und man ist immer noch unglücklich. Ich hab damals bevor ich bei meinen Eltern ausgezogen bin (heimlich) eine Therapie begonnen. Endlich hatte ich mich getraut. Und dann musste ich umziehen und die Therapie abbrechen. Ich würde liebend gerne hier wo ich jetzt wohne eine beginnen, aber das ist nicht so einfach. Ich will auch niemandem dem es vielleicht viel schlechter geht, den Platz weg nehmen.
Alles was ich will und worum ich kämpfe, ist glücklich zu sein. Ich mache ganz viel Sport, nur leider fehlt mir auch dazu oft die Zeit so dass es irgendwie doch nichts bringt.
Ich habe immer noch die FA’s, nur nicht so krass und so oft wie damals. Aber in meinem Studium viel mir damals auf, als das Thema Essstörungen kam, wie anders mein Essverhalten doch ist, gegenüber gesunden Menschen. Das tat so weh. Auch mit Freundinnen, denen ich es nicht sagen möchte, über das Thema zu sprechen, das war schwierig. Ich hatte immer Angst, ich würde auffallen. Es geht einfach keinen an. Zumindest nicht den Leuten, die es trotz Psychologie Studium nicht verstehen können und wollen.
Meine Probleme sind wie gesagt geblieben. Ich hab mich mal wieder hoffnungslos verliebt, ich kämpfe jede Woche mit mehreren Momenten wo ich Heißhunger habe, was den ganzen Sport irgendwie wieder wett macht. Ich versuche mir meine Zeit so gut es geht voll zu stopfen mit irgendwelchen anderen Aktivitäten, so dass ich richtig Stress habe. Aber jede Ablenkung bedeutet für mich wieder ein paar Stunden nichts ans Essen denken, nicht essen oder normal essen und nicht zum Supermarkt zu laufen und ne Tüte Chips zu kaufen. Chips sollten verboten werden… Ich hab es immer noch nicht meinen Eltern oder meiner Schwester erzählt, ich mache immer noch keine Therapie, weil mir dafür das Geld und die Mittel fehlen, ich habe bei jeder neuen Person der ich begegne tierische Angst dass sie sich über mich lustig macht oder mich nicht mag oder über mich herzieht (obwohl ich keinen Grund dafür sehe), habe tierische Angst dass Leute mich für dumm halten und habe Angst von anderen enttäuscht zu werden, verarscht zu werden. Ich hasse meinen Körper. Ich finde meine Brüste sehr hässlich, grade das was eine Frau eigentlich schön machen sollte und ich hasse meine Beine für meine Reiterhosen.
Dieses Hosen in Größen kaufen zu müssen, die es nicht einmal mehr gibt, in den meisten Läden wo alle meine Freunde hingehn. Dieses ständig die Beine kaschieren wollen, was mittlerweile unmöglich geworden ist. Ständig Röcke tragen, obwohl die richtig unpraktisch sind und kalt sind im Winter. Ich kann mich nicht mehr im Spiegel ansehn, nicht anfassen, ich weine fast jeden Abend, ich kann es nicht ertragen andere Mädchen zu sehn mit ihren perfekten Beinen. Oder einfach Mädchen mit dicken Beinen, wo ich weiß, die könnten abnehmen und sähen wieder gut aus, aber Reiterhosen gehen vermutlich nie weg. Ich hab Angst dass sie größer werden. Ich werde vermutlich nie wieder einen Bikini tragen oder überhaupt in einen Sommerurlaub fahren aus Angst vor lachenden Gesichtern. Vielleicht übertreibe ich ja auch, aber ich kanns mir beim besten willen nicht vorstellen. Bei jeder Bewegung muss ich daran denken. Ich würde am liebsten auf eine OP sparen, aber an sowas sind schon Leute gestorben und ich kann doch nicht mein Leben riskieren nur wegen eines genetischen Defekts, für den ich nichts kann?!?
Ich hab mich verändert. Ich werde immer depressiver habe ich das Gefühl. Ich habe Angst, depressiv zu werden. Ich weine mehr, also normal. Ich habe seit über einem Jahr keinen Jungen mehr geküsst. Wenn man das mit früher vergleicht, wo ich das sehr oft tat, dann ist das für mich ungewöhnlich. Ich glaube ja sogar, dass mich keiner mehr attraktiv finden wird. Ich trau mich gar nicht mehr es bei Jungs zu probieren. Ich denke immer, ich mache mich lächerlich. Ich vermisse das, jemanden zu küssen..
Ich weiß ich übertreibe, ich weiß ich sollte versuchen mich so zu akzeptieren wie ich bin, mich versuchen zu lieben, daran denken dass es Menschen gibt denen es schlechter geht, die gerne meine Probleme hätten. Ich sollte nicht alles so negativ sehen. Es gibt Menschen die mich mögen, ich sollte mehr Menschen an mich heran lassen. Sollte nicht alle misstrauisch betrachten. Sollte eine Therapie machen… Aber ich kann das alles nicht.
Blinde Menschen wissen was wahre Liebe ist. Sie sehen was hinter der Fassade eines Menschen steckt.
Danke fürs lesen.
Glg Marie