jen in frankreich
Verfasst: Sa Sep 13, 2008 19:50
hallo ihr lieben,
hab gerade das bedürfnis, euch ein bisschen von mir zu berichten. vielleicht auch, mir einiges von der seele zu schreiben. ich bin nun seit zwei wochen in paris, um hier mein auslandssemester zu machen. bis heute hatte ich nicht wirklich kontaktmöglichkeiten. in der ersten woche hat mich mein freund begleitet, was echt gut war.
als ich hier ankam, war ich zunächst geschockt. ich wohne in einem krassen viertel. es ist einfach sehr gefährlich, mein wohnheim gleicht einem gefängnis und die atmosphäre ist eine mischung aus anonymität und gewalt, anbaggern und anstarren. ganz ehrlich? ich war zu beginn echt überfordert.
mittlerweile geht es. ich hab mich eingelebt. auch dem möchte ich mich stellen. ich kann nicht immer davon laufen. und wenn mich ein mann anstarrt, muss ich lernen zu reagieren. signale zu senden, dass er damit aufhören soll. ich bin gerade dabei, das zu lernen. es gelingt mir meistens sogar. gestern hat mich ein mann an der hand berührt, ich bin sogar laut geworden und hab eine rasche handbewegung gemacht, da hat er mich losgelassen. für mich war das ein erfolgserlebnis. das ist vielleicht hardcore hier, es so zu lernen. wehrst du dich nicht, bist du hier verloren. du musst dir hier eine bestimmtheit zulegen, um in ruhe gelassen zu werden. die bestimmtheit, die ich mir so lange zeit anzueignen versucht hatte, habe ich nun innerhalb von ein paar tagen bekommen. das ist sicherlich gut. aber natürlich ist es auch ein harter prozess.
bevor ich ging, hatte ich viele ängste. dass mir das noch einmal passieren wird. es war damals in frankreich, wo mich der typ v*rg*wa*ig* wollte. ich habe vieles damit verbunden, ganz plötzlich.
mit diesen ängsten bin ich gegangen.
mit diesen ängsten lerne ich gerade umzugehen.
zu trennen. zwischen vergangenheit und gegenwart. zu akzeptieren, dass es menschen gibt, die aufdringlich sind, aber zugleich signale zu senden, barrieren aufzubauen. das ist mein körper. niemand außer mir darf darüber entscheiden. das sind gedanken, die mir hier oft kommen.
ich möchte euch was fragen, denn ich fühle mich in meiner gruppe von erasmusstudenten hier manchmal etwas unverstanden. ich fühle mich an sich hier einsam. und doch denke ich, dass es gut ist hier zu sein. wieder mal einer der berge, die ich hinaufsteigen muss, um hinterher zu wissen, welche kräfte in mir stecken. um zu reifen. um noch mehr zu meiner inneren mitte zu finden. ich selbst zu werden.
aber zu der frage.
es ist folgendermaßen. ich bin wie ihr wisst in einer sehr glücklichen beziehung. diesen mann will ich heiraten. er bedeutet mir alles. es macht mich gerade ziemlich fertig, von ihm getrennt zu sein, also durch die entfernung. wenn er bei mir ist, fühle ich mich natürlich sicherer, bin entspannter, glücklicher. es gibt dinge, die kann ich nur mit ihm oder meinen engsten freunden tun.
dazu zählt zum beispiel, in eine disco zu gehen. für mich ist tanzen etwas sehr persönliches. ich muss mich wohlfühlen und vertrauen haben, um richtig abtanzen zu können. fühle ich mich unwohl, bin ich wie gefangen in meinem körper und kann nur am rand stehen und zuschauen, fühle mich überfordert und fehl am platz.
nur zur info, das mit der versuchten v*rg*wa*ig*, das hat in der disco angefangen.
nun wollen die anderen mädels hier weggehen. für mich steht das außer frage. was trinken und so ja, aber nicht in eine disco. nicht ohne meinen freund oder meine freunde. nicht mit menschen, die ich noch nicht einschätzen und auf die ich mich vielleicht nicht verlassen kann. ich habe angst, mit ihnen dahin zu gehen und dann irgendwo in der menge stehen gelassen zu werden. alleine mit der metro heimfahren und durch das dunkle viertel laufen zu müssen. es gab am wochenende zwei übergriffe hier. allein sollte man echt nicht gehen. aber schon in der disco. ich mag das nicht, nicht wenn ich vergeben bin. als ich single war, da war das ok. da nimmt man dieses rumgeflirte vielleicht noch dankbar an. aber jetzt habe ich meinen traummann gefunden. ich finde es anstrengend, dann andere männer abwimmeln zu müssen. angestarrt zu werden. blöde kommentare hören zu müssen. wenn mein freund dabei ist, kann ich in die disco, weil ich weiss, es macht mcih keiner blöd an. ich bin an einem sicheren ort an seiner seite. aber gehe ich mit den mädels, von denen zudem einige einen freund suchen, wird das ein einziges rumgeflirte in der gruppe. und ich werde nebendran stehen und mich fragen, was das ganze soll. mit meinen freundinnen kann ich auch weggehen, weil ich weiss, dass sie mich und meinen hintergrund kennen. sie merken, wenn mir was zuviel wird. ich kann mich anlehnen und fallen lassen, wenns gar nicht mehr geht.
ich habe den anderen mädels das kurz gesagt, dass ich nicht ohne meinen freund in die disco gehe, weil ich das nicht so gut finde und es mir nichts bringt. sie haben mich eher belächelt.
versteht IHR mich? bin ich irgendwie total durchgeknallt? ich denke, das ist doch normal oder nicht?
geht ihr - wenn ihr einen freund habt - oft alleine weg zum tanzen? findet ihr nicht auch, dass tanzen oft in flirten übergeht - öfter als an anderen orten?
ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir antworten könntet.
ansonsten bin ich sehr stolz auf mich. der letzte rückfall ist nun über ein jahr her. und doch kommen wieder gedanken auf. aber ich habe gelernt damit umzugehen. gerade jetzt würde ich gerne autoagressiv handeln, rein nach meinem gefühl. habe oft phantasien wie früher. doch jetzt habe ich die kraft mich dagegen zu stellen.
lg, eure jen
hab gerade das bedürfnis, euch ein bisschen von mir zu berichten. vielleicht auch, mir einiges von der seele zu schreiben. ich bin nun seit zwei wochen in paris, um hier mein auslandssemester zu machen. bis heute hatte ich nicht wirklich kontaktmöglichkeiten. in der ersten woche hat mich mein freund begleitet, was echt gut war.
als ich hier ankam, war ich zunächst geschockt. ich wohne in einem krassen viertel. es ist einfach sehr gefährlich, mein wohnheim gleicht einem gefängnis und die atmosphäre ist eine mischung aus anonymität und gewalt, anbaggern und anstarren. ganz ehrlich? ich war zu beginn echt überfordert.
mittlerweile geht es. ich hab mich eingelebt. auch dem möchte ich mich stellen. ich kann nicht immer davon laufen. und wenn mich ein mann anstarrt, muss ich lernen zu reagieren. signale zu senden, dass er damit aufhören soll. ich bin gerade dabei, das zu lernen. es gelingt mir meistens sogar. gestern hat mich ein mann an der hand berührt, ich bin sogar laut geworden und hab eine rasche handbewegung gemacht, da hat er mich losgelassen. für mich war das ein erfolgserlebnis. das ist vielleicht hardcore hier, es so zu lernen. wehrst du dich nicht, bist du hier verloren. du musst dir hier eine bestimmtheit zulegen, um in ruhe gelassen zu werden. die bestimmtheit, die ich mir so lange zeit anzueignen versucht hatte, habe ich nun innerhalb von ein paar tagen bekommen. das ist sicherlich gut. aber natürlich ist es auch ein harter prozess.
bevor ich ging, hatte ich viele ängste. dass mir das noch einmal passieren wird. es war damals in frankreich, wo mich der typ v*rg*wa*ig* wollte. ich habe vieles damit verbunden, ganz plötzlich.
mit diesen ängsten bin ich gegangen.
mit diesen ängsten lerne ich gerade umzugehen.
zu trennen. zwischen vergangenheit und gegenwart. zu akzeptieren, dass es menschen gibt, die aufdringlich sind, aber zugleich signale zu senden, barrieren aufzubauen. das ist mein körper. niemand außer mir darf darüber entscheiden. das sind gedanken, die mir hier oft kommen.
ich möchte euch was fragen, denn ich fühle mich in meiner gruppe von erasmusstudenten hier manchmal etwas unverstanden. ich fühle mich an sich hier einsam. und doch denke ich, dass es gut ist hier zu sein. wieder mal einer der berge, die ich hinaufsteigen muss, um hinterher zu wissen, welche kräfte in mir stecken. um zu reifen. um noch mehr zu meiner inneren mitte zu finden. ich selbst zu werden.
aber zu der frage.
es ist folgendermaßen. ich bin wie ihr wisst in einer sehr glücklichen beziehung. diesen mann will ich heiraten. er bedeutet mir alles. es macht mich gerade ziemlich fertig, von ihm getrennt zu sein, also durch die entfernung. wenn er bei mir ist, fühle ich mich natürlich sicherer, bin entspannter, glücklicher. es gibt dinge, die kann ich nur mit ihm oder meinen engsten freunden tun.
dazu zählt zum beispiel, in eine disco zu gehen. für mich ist tanzen etwas sehr persönliches. ich muss mich wohlfühlen und vertrauen haben, um richtig abtanzen zu können. fühle ich mich unwohl, bin ich wie gefangen in meinem körper und kann nur am rand stehen und zuschauen, fühle mich überfordert und fehl am platz.
nur zur info, das mit der versuchten v*rg*wa*ig*, das hat in der disco angefangen.
nun wollen die anderen mädels hier weggehen. für mich steht das außer frage. was trinken und so ja, aber nicht in eine disco. nicht ohne meinen freund oder meine freunde. nicht mit menschen, die ich noch nicht einschätzen und auf die ich mich vielleicht nicht verlassen kann. ich habe angst, mit ihnen dahin zu gehen und dann irgendwo in der menge stehen gelassen zu werden. alleine mit der metro heimfahren und durch das dunkle viertel laufen zu müssen. es gab am wochenende zwei übergriffe hier. allein sollte man echt nicht gehen. aber schon in der disco. ich mag das nicht, nicht wenn ich vergeben bin. als ich single war, da war das ok. da nimmt man dieses rumgeflirte vielleicht noch dankbar an. aber jetzt habe ich meinen traummann gefunden. ich finde es anstrengend, dann andere männer abwimmeln zu müssen. angestarrt zu werden. blöde kommentare hören zu müssen. wenn mein freund dabei ist, kann ich in die disco, weil ich weiss, es macht mcih keiner blöd an. ich bin an einem sicheren ort an seiner seite. aber gehe ich mit den mädels, von denen zudem einige einen freund suchen, wird das ein einziges rumgeflirte in der gruppe. und ich werde nebendran stehen und mich fragen, was das ganze soll. mit meinen freundinnen kann ich auch weggehen, weil ich weiss, dass sie mich und meinen hintergrund kennen. sie merken, wenn mir was zuviel wird. ich kann mich anlehnen und fallen lassen, wenns gar nicht mehr geht.
ich habe den anderen mädels das kurz gesagt, dass ich nicht ohne meinen freund in die disco gehe, weil ich das nicht so gut finde und es mir nichts bringt. sie haben mich eher belächelt.
versteht IHR mich? bin ich irgendwie total durchgeknallt? ich denke, das ist doch normal oder nicht?
geht ihr - wenn ihr einen freund habt - oft alleine weg zum tanzen? findet ihr nicht auch, dass tanzen oft in flirten übergeht - öfter als an anderen orten?
ich wäre euch dankbar, wenn ihr mir antworten könntet.
ansonsten bin ich sehr stolz auf mich. der letzte rückfall ist nun über ein jahr her. und doch kommen wieder gedanken auf. aber ich habe gelernt damit umzugehen. gerade jetzt würde ich gerne autoagressiv handeln, rein nach meinem gefühl. habe oft phantasien wie früher. doch jetzt habe ich die kraft mich dagegen zu stellen.
lg, eure jen