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Fehlt der Wille wenn man es nicht schafft???

Verfasst: Fr Jun 20, 2008 20:03
von kadi
Hallo ihr lieben..

ein ehemals bulimisches mädchen, dass ich kenne hat mir letztens gesagt, sie glaube nich an therapien.. wenn man es wirklich will dann kann man aufhören mit dem k....
ich habe den willen - dachte ich eigentlich, aber jetzt frage ich mich ob ich wirklich will? ich hasse dieses elend ( war 1 Jahr ohne den ganzen scheiß - hat vor 3 monaten "angefangen") vor dem klo zu hängen..

wie seht ihr das, ist es der wille?

Verfasst: Fr Jun 20, 2008 22:17
von jen
liebe kadi,

ich denke, dass der eigene wille die absolute voraussetzung dafür ist, dass man überhaupt gesund werden kann. er leitet die genesung in die richtige richtung und durch ihn allein kann man es überhaupt erst schaffen.

dennoch würde ich behaupten, dass man das nicht umdrehen kann. wenn man es nicht schafft, aufzuhören, muss das nicht immer zwangsläufig heißen, dass man es nicht will. in vielen fällen ist das so, oft auch unbewusst, dass man sich eben krampfhaft an diesem verhalten festhalten WILL, in vielen fällen ist es aber auch alles andere als das.

mir ging es damals ähnlich. ich habe mich oft gefragt, wo denn der sinn ist, dass es mir nicht möglich ist, aufzuhören, obwohl ich es unbedingt wollte. nachdem ich den entschluss gefasst hatte, mit meiner vollen überzeugung und willenskraft gegen diese krankheit anzukämpfen, hat es etwa noch einmal ein halbes jahr gedauert, bis ich es dann tatsächlich geschafft habe.

bulimie ist eine sucht. wir handeln nicht immer nach unserem willen, wir werden oft, wie andere auch beschreiben, von einer art höheren macht beherrscht und leider in die falsche richtung gelenkt.

dennoch ist der wille ein wirksames instrument, um uns aus dieser abhängigkeit zu befreien - meiner meinung nach allerdings nicht alleine. es reicht nicht, zu sagen, ich will jetzt gesund werden, dafür ist die bulimie viel zu komplex.

wenn du zum beispiel kopfschmerzen hast, seit wochen schon, und plötzlich feststellst, dass du sie eben schon so lange hast und absolut willst, dass sie wieder verschwinden, dann werden sie nicht einfach wieder verschwinden. nein, das reicht einfach nicht, doch es ist ein erster schritt. denn wenn man sich das eingestanden hat, dann kann man weitergehen. in diesem fall kann man sich gedanken machen, woher die schmerzen kommen könnten und dann eventuellen verspannungen oder stresssituationen gezielt entgegenwirken.

du solltest herausfinden, was dich dazu bringt, wieder weiterzumachen. dass du es ein jahr geschafft hast, zeigt, dass du den willen hast. und die stärke. was du jetzt nur falsch machst: du machst dir vorwürfe, anstatt dich selbst zu stärken, hinter dir selbst zu stehen und dich zu fragen,l was dazu geführt hat. was genau war vor drei monaten? versuche, dich zu erinnern. und wenn du herausgefunden hast, was es ist, dann kannst du, mit deinem willen, dagegen ankämpfen - und du wirst es schaffen!

lg, jen

Verfasst: Fr Jun 27, 2008 20:34
von bibi17
wie hast du es denn damals geschafft?
allein durch den willen?
oder hat dir konkret eine therapie geholfen?

Verfasst: Fr Jun 27, 2008 21:47
von Lupus
hallo,

der wille ist voraussetzung für die therapie, aber alleine kann er dich nicht gesund machen. das ist meine meinung.
gibt es denn hier irgendjemanden, der es alleine durch willen geschafft aus der bulimie geschafft hat? oder genauer: gibt es irgendjemanden, der es alleine durch willen aus der bulimie geschafft hat und hinterher NICHT irgendeiner anderen krankhaften sucht verfallen ist?
meine therapiemotivation war wirklich sehr gut und ich wollte wirklich! aber ohne eine begleitende therapie hätte ich es nicht geschafft. mit wollen alleine kann man seine vergangenheit nicht aufarbeiten.
jetzt bin ich - dank wille UND therapie - ehemalig!

alles liebe

Verfasst: Fr Jun 27, 2008 22:41
von aire
Mmmh. in dem Schwimmbad Thread klang das aber nicht so ehemalig, Lupus. :(

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 6:49
von kadi
Danke für euere Antworten..

In vielen fällen ist das so, oft auch unbewusst, dass man sich eben krampfhaft an diesem verhalten festhalten WILL, in vielen fällen ist es aber auch alles andere als das

ich glaube das ist bei mir der fall gewesen, nach all meinen rückfällen und ich wieder mittendrin war.. ich konnte so die "schmerzen" des letztes jahres verarbeiten ..und ich habe viel nachgedacht die letzten tage..
und irgendwann merkte ich ein gefühl, der angst mich von der ES erneut zu trennen.. klingt bescheurt ja.. und ich habe angst es nochmal zu packen und dann wieder zu scheitern.. ich führte gespräche mit guten freunden und ich erfuhr das eine freundin, die wie meine schwester war, durch die folgen der ES starb (habe vorgesternvon dem Autopsie Bericht erfahren).
mein denken hat sich geändert und ich bin wieder WIRKLICH bereit den "kampf " anzutreten schon allein wegen ihr.. und auch natürlich für mich.

damals habe ich einen klinik aufenthalt von 10 wochen gehabt. ne zeitlang gings echt gut.. aber jetzt muss ich mir eingestehen ich glitt schon etwas in die MS nach einigen monaten.. hätte ich so weiter gemacht wäre ich NG gewesen aber neiiiin... naja dinge muss man wohl nehen wie sie kommen und daraus lernen.

ich glaube ich hab jetzt erst wieder den willen wirklich entwickelt der es byebye zu sagen, hab keine angst mehr und werde versuchen ohne sie auf meine gefühle klar zu kommen.
ein langer harter weg ist das.. für uns alle, aber ich denke es ist möglich..

ich glaub die antwort auf die frage - für mich persönlich- habe ich gefunden.

lg

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 10:20
von aire
Schön. Ich finde sie und verliere sie immer mal wieder...

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 11:01
von camuflage
Also ich konnte "aufhören" (bis jetzt kein Rückfall, aber man weiss ja nie.. :? ) durch meinen Willen. Aber!! es gab einen Auslöser für meinen starken Willen. Dieser Auslöser hat mich praktisch gezwingen das WIRKLICH zu wollen.


Ich errinere mich noch ganz genau an meine ambulante Thera, wo sie mich gefragt hat, ob ich das wirklich will. Ich dachte nur, warum fragt sie, wer will das nicht??? klar will man das, B** ist schließlich Selbstzerstörung und jeder würde daraus wollen und ich natürlich auch! Ich habe ohne zuzögern ja gesagt! Erst Jahre später wurde mir klar oder besser gesagt konnte ich mir eingestehen, dass ich das gar nicht wollte und nicht will. Denn eigentlich ist das auch nicht so schlimm und man kann auch so leben. Und ich habe mich auch schon damit abgefunden, dass ich so mein Leben weiterleben werde.

Doch mit mehr Problemen merkte ich wie B** mein Leben zerstört. Und mir ist klar geworden, wenn es so weiter geht. Bleibe ich Ohne Ausbildung, Ohne Geld, Ohne Freunde, Ohne Partner .. in einem Wort ohne Leben..


Deswegen ist das kein Wunder, dass die Thera dann mir auch nicht geholfen hat. Denn wie soll das auch gehen? wenn ich vonmeinen inneren aus nicht dazu bereit war? Ich wa auch nicht bereit ein *kg zunehmen. Erst nach so vielen Jahren kann ich sagen ich bin WIRKLICH bereit und ich WILL.

Fazit: WIRKLICHER WILLE ist ne Voraussetzung. Therapie braucht man unbedingt. Ich gehe auch in die Thera. Das ist sehr wichtig, denn es reicht ja nicht aus einfach zu essen und anschlißend nicht zu kotzen!!!
Das habe ich auch erst vor kurzem begriffen. Danke an dieser Stelle @Nads :wink:

Ich glaube ich werde immer meine "Makken" haben. Aber so lange ich meiner Gesundheit dmit nicht schade ist das ok für mich. Und muss immer aufpassen, denn ich bin RF gefärdet..leider.. aber man bleibt sein ganzes leben lang gefährdet. Mittlerweile konnte ich das akzeptieren.

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 11:38
von Lupus
aire hat geschrieben:Mmmh. in dem Schwimmbad Thread klang das aber nicht so ehemalig, Lupus. :(
im schwimmbadthread habe ich von meinen svv narben gesprochen.

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:23
von Colourful
Ganz klar, NEIN.

Ja, ich habe es auch geschafft die eigentlichen Symptome auf ein Maß zu verringern, mit dem ich sehr gut leben kann. Grund dafür war aber auch eine damals bescheuerte Therapeutin. Und ehemalig bin ich deswegen nicht, nur, weil ich vielleicht 80% der Tage symptomfrei bin, und mein Denken und Fühlen auch sehr gut sind (hatte ewig keinen FA mehr, erbreche ja, wenn es denn sein muss, nach normalen Portionen). Nur so besonders stabil ist dieses durch den Willen aufgebautes Gerüst nicht. Ich weiß ganz genau, welche Sachen zusammenkommen müssen, Stress, emotionale Unentschlossenheit und schon bin ich wieder mittendrin. Erinnere mich da an schöne Wochen im Mai.

Nein. Man kann viel mit dem Willen machen, wenn es einem besser geht, aber es reicht nicht.

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:26
von aire
Bloß, was reicht dann?

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:41
von Colourful
Hm, aire, habe ich dir schonmal gesagt, dass deine Fragen immer total toll sind?!

Hm. Ich glaube, dass das ein gradueller Prozess ist, der schließlich dazu führt, dass man nicht mehr kämpfen muss, dass man seinen Willen nicht mehr braucht, um gesund zu sein. Das es Normalität wird. Und ja, vielleicht schafft man es doch durch den Willen, meinte eigentlich eher, dass das zum "Ehemalig-Sein" noch nicht reicht...

Ein Beispiel, wenn ich mittags mit meiner kleinen Schwester Pizza esse, dann ist das für mich immer noch eine Anstrengung, das zu essen. Weil ich Angst habe, irrationale, dumme Angst. Da brauche ich dann meinen Willen, um das zu schaffen. Und ich hoffe, dass diese Kraft, die da notwendig ist, immer weniger wird und es irgendwann selbstverständlich wird...
Denke ich zumindest...

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:44
von aire
Colourful hat geschrieben:Hm, aire, habe ich dir schonmal gesagt, dass deine Fragen immer total toll sind?!
Ist das jetzt ironisch? :roll: :oops: ich frage nämlich immer das gleiche..... :roll: Habe ich den Eindruck. Drehe mich mal wieder schön im Kreis.... Irgendwann hatte der graduelle Prozess ein Ende und ich bin schneller zurück gefallen als ich für möglich hielt. Heißt das, mein Wille hat sich in Luft aufgelöst, oder was war da? :(

lg

aire

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:47
von Colourful
Nein, das war ganz ehrlich gemeint. Du hakst nämlich immer an den interessanten Stellen nochmal nach! :D Und ja, das war ein Kompliment.

Na ja, der Prozess verläuft ja nicht immer geradlinig, ist ja keine Gerade sondern eher mit vielen Umwegen (So wie das Leben an sich) und da geht man schonmal einen Schritt zurück (passiert uns allen wohl mal - mir auch) und dann geht es aber auch wieder weiter, auch, wenn man nicht genau sieht, dass es wieder die richtige Richtung ist...
So erlebe ich das zumindest.

Alles Liebe!

Verfasst: Sa Jun 28, 2008 12:49
von aire
Danke schön. Ich dolle Nuss kann ja jedem Mut machen (habe gerade eine tolle Mail geschrieben... :P ) Aber mir selbst... Na ja. Hätte ich keinen Mut mehr, wäre ich nicht mehr hier...

Danke, Colourful. :)

lg

aire