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Mein Leben ohne Bulimie

Verfasst: Sa Dez 15, 2007 17:47
von Virginia
so, das wird nun also mein neuer thread. und dieses mal meine ich es ernst. ich WERDE die bulimie hinter mir lassen. zuerst wollte ich ganz enthusiastisch "mein neues leben" als titel schreiben, aber dann habe ich überlegt, dass genau das wahrscheinlich der erste schritt in die falsche richtung wäre - in eine richtung, die zum rückfall führt.

es wird kein neues leben sein. es wird mein altes leben sein - mit allen problemen, schwierigkeiten, nervigen alltagssorgen und langweiligen arbeitsstunden. nur eben ohne bulimie.

dieser neue thread ist ein symbol dafür. ich habe so viel versucht in den letzten jahren, und im endeffekt ist es immer daran gescheitert, dass ich mich auf irgendetwas verlassen habe, was mir helfen soll. es war alles dabei: menschen, tabletten, drogen, alkohol, ein hund, sport, eine handtasche, yoga, ein auto, eine haarverlängerung, viele klamotten, ein wieder losgewordenes auto, eine neue wohnung, eine zahnbehandlung, eine diät, noch eine diät, noch mehr klamotten, noch eine diät, und um es auf die spitze zu treiben, eine neue nase. die half zumindest etwas länger als die anderen versuche, was allerdings eher an der körperlichen unmöglichkeit lag, mit geschwollener blutender nase einen fa zu starten, als an einem wunderbaren fortschritt in meiner gesunden entwicklung.
nach acht wochen war allerdings auch die nase verheilt, und dass ich währendessen ein *kg zugenommen hatte, da sport tabu war, half nicht gerade beim überwinden der bulimie.

gestern hatte ich einen absoluten tiefpunkt, der hier keiner weiteren beschreibung bedarf. er findet sich so oder so ähnlich auf mindestens 50 seiten in meinen alten thread.
nur dass ich mich gestern wirklich hingesetzt habe und mich gezwungen habe, über alles nachzudenken. was ich gerade wegkotze, warum ich nichts ändere und - auch mal hilfreich - wo ich in 5 jahren sein werde, wenn ich jetzt nicht endlich mal ernsthaft was tue.
und ganz ehrlich, da würde kein mensch hinwollen :roll:

es geht gar nicht mal so sehr darum, dass ich dann wahrscheinlich eine prothese habe und wahrscheinlich von allein kein essen mehr drinbehalte.
was mir viel mehr angst macht, ist: ich werde mich selbst ganz verlieren :!:
jedes mal kotzen, jedes mal MEINE GEFÜHLE IM KLO WEGSPÜLEN, bringt mich ein stück weiter weg von meiner persönlichkeit, meinen wünschen und bedürfnissen, meiner entwicklung. ich werde stagnieren und bald nicht mehr wissen, was ich will, wer ich bin, wo ich hinwill.
ich werde nichts mehr haben, worauf ich meine entwicklung gründen kann, das kranke muster wird sich immer tiefer in mich einbrennen und ich werde nicht mehr da rauskommen. ich werde auf ewig unreif sein und ohne die krücke bulimie nicht leben können. nicht mehr wissen, was normales essen ist, ist eine dumme ausrede. im urlaub geht es auch. nach ein paar tagen schon bekomme ich von meinem körper die ersten signale, wenn ich in ihn hineinhöre. und wenn ich zunehme ... nun ja, ich wäre gern dünner, aber ich war auch schon mal dicker. und solange es nur übergangsweise ist. eigentlich war damals äußerlich gar nichts anders, niemand hat sich mir gegenüber anders verhalten.
also abgesehen davon, was ich von mir selbst gehalten habe, wie ich mich runtergemacht habe. das tue ich jetzt nicht weniger, vor allem wegen der bulimie.
und auch das will ich sein lassen.ich will nie wieder perfekt sein wollen!!! dieser anspruch muss einfach raus aus meinem kopf. jahrelang habe ich mich mit leuten verglichen. erst mal die sache mit den stars. ich vergleiche deren besten, gestyltesten moment (auf dem roten teppich) mit meinem schlimmsten (morgens fünf minuten nach dem aufstehen) und mache mich dann runter, weil ich im gegensatz zu denen ach-so-scheiße aussehe.
dann die sache mit dem gehalt. ich hatte minderwertigskeitskomplexe, wenn jemand mehr verdient als ich. dass er mitte fünfzig ist und sich in meinem alter noch nicht mal ein eigenes auto leisten konnte, habe ich rigoros ignoriert. und doppelt so viel gearbeitet, damit ich mehr verdiene und neben diesem bekannten nicht "minderwertig" bin.
das soll jetzt vorbei sein. ich bin ich. keine andere person auf der welt würde ich danach beurteilen, wie sie aussieht oder was sie verdient, nur bei mir setze ich maßstäbe in hochsprung-weltrekord-höhe an. da kann ich doch nur unten durchfallen, als freizeitsportlerin.
nein, ich will mich ab jetzt so annehmen, wie ich bin. mit allem drum und dran.
vor kurzem habe ich eine freundin aus dem urlaub getroffen. und mich wieder daran erinnert, wie viel "anders" ich nach ein paar tagen urlaub schon war, ohne bulimie. was dann alles möglich ist: wie ich plötzlich freude spüre, bei kleinigkeiten, wie ich traurig werde, merke, wenn ich gestresst bin, erkenne, was ich mag und was nicht - und da will ich wieder hin.
die bulimie ist ein teufelskreis. ich überrenne meine grenzen, weil ich kotze und sie nicht spüre. und weil ich sie nicht spüre, überrenne ich sie am nächsten tag wieder.

was mari geschrieben hat, dass man die ES als indikator dafür nehmen soll, wann man sich zu viel zumutet, hat mir sehr zu denken gegeben.
im grunde mute ich mir permanent zu viel zu, seit ich mich selbständig gemacht habe. die arbeit hört ja nie auf, da wäre es an mir, an der richtigen stelle stopp zu sagen.
früher in der grundschule war das einfach: man hat seine hausaufgaben, und wenn die fertig sind, geht man spielen. auf dieser 6jährigen-entwicklungsstufe lebe ich bis heute, mit fast 27, als freie übersetzerin und lektorin :roll:
nur komme ich nie zum "spielen", denn ich bekomme meine arbeit nun mal nicht portioniert bis morgen früh. und wenn ich doch mal einen tag frei mache, dann besteht meine freizeit aus so tollen erledigungen wie glühbirnen kaufen, dsl beantragen, aus treffen mit leuten, die "längst überfällig" sind oder eben aus FAs, weil ich vor lauter schlechtem gewissen, gerade nichts zu tun, FA-druck entwickle.

dann habe ich gestern noch festgestellt, dass es im grunde ganz einfach und dazu wirklich erleichternd ist, sich aufzuschreiben, was einen gerade belastet: ich habe drei dringe herausgefunden. zwei habe ich angegangen (indem ich den leuten emails geschrieben habe), die dritte person habe ich gesprochen, und wir werden morgen länger über das problem reden.
davor hatte ich drei FAs, die allesamt ein schales gefühl zurückgelassen haben. mehr nicht.
okay, das nachdenken, aufschreiben und emailen war nicht wirklich angenehm. aber ist denn die reinstopferei angenehm (von den ersten fünf minuten abgesehen) und danach dann erst das kotzen?

jedenfalls werde ich das jetzt immer machen. auch wenn es unangenehm ist.
ich will ENDLICH einen weg gehen, der mich weiterbringt!!!

außerdem habe ich gemerkt, dass ich genauer in mich hineinspüren muss. vieles sehe ich einfach nicht, weil ich zu sehr eine meisterin darin geworden bin, es wegzuschieben, zu verdrängen, nicht spüren zu wollen. manche gefühle machen sich nur ganz zaghaft bemerkbar, und hinter bergen von arbeit und maximenüs sind sie ganz schnell wieder verschwunden. vielleicht kommen sie mal raus, wenn ich genauer hinschaue :?:

also das wird jetzt mein neuanfang. ohne dass irgendein symbolisches datum wäre oder weil ich eine neue haarfarbe hätte oder DIE diät schlechthin in irgendeinem klatschblatt aufgestöbert.

einfach so. weil heute der RICHTIGE TAG FÜR MICH für einen echten schritt nach vorn ist.
wer weiß, wie viele rückfälle kommen. ich denke, in meiner grundeinstellung hat sich schon länger was getan. aber jetzt habe ich begriffen, dass es sich auch in meiner lebensweise festsetzen muss. dass tausend tolle gedanken nicht so viel bringen wie ein einziger, den ich im alltag umsetze.
und ich habe mir wirklich vorgenommen, mich auch hier mehr aufs wesentliche zu konzentrieren. ein bisschen weniger von neuen schuhen und teueren winterreifen zu schreiben, und mehr von mir. wie ging es mir bei diesem, jenem usw. erlebnis? dass ich die schuhe gekauft habe, kann ich auch meinen anderen freunden erzählen. aber eben nicht, dass der hauptzweck des schuhekaufens mal wieder war, vier stunden nicht zum essen zu kommen. und warum ich dabei eigentlich die ganze zeit einen fa gewollt hätte...

also ich hoffe mal, der neue thread ist keine herbe enttäuschung für alle, die den alten gemocht haben. aber der wäre ohnehin bald zu lang geworden :wink:

eure virginia

Verfasst: Sa Dez 15, 2007 19:01
von Colourful
Tut gut, dass du lesen. Toll. Großartig. Ich drucke mir das aus! Ich hoffe, dass du es schaffst, dass wir es alle schaffen.

Alles Liebe, Colourful

Verfasst: Sa Dez 15, 2007 22:57
von escape1
Liebe Virigina,


ich habe jetzt schon fast ein Jahr lang nicht mehr in dem Forum gepostet und schaue erst seit kurzem wieder rein. Mein Leben war/ist eine einzige Katastrophe.
Dein Beitrag jedoch ist Balsam für die Seele und hat mich das erste Mal seit einer Ewigkeit zum Weinen gebracht. Du hast so Recht mit dem was du schreibst.
Ich hoffe, dass sich viele ihn als Anstoß nehmen werden etwas zu ändern!!!
Ich selbst hänge auch schon so lange wie du drinnen und habe im Moment keine Hoffnung, hier wieder rauszukommen....aber vielleicht kommt diese Hoffnung ja wieder dank deines Denkanstosses! :wink:

Vielen Dank Virgina!!!!


Alles Liebe,
escape

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 11:43
von pocketsizeMe
go for it!

viel kraft beim umsetzen,
beste grüße
pocket

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 15:02
von Virginia
die kraft brauche ich wirklich. mag mir noch wer ein paar aufbauende Worte schreiben? wäre echt lieb...
ich bin im moment total schlecht drauf, abwechselnd depressiv und aggressiv. ist das der kotz-entzug?
ach leute, ich fühle mich so arm und klein und hässlich und wertlos.
hat alles keinen sinn. und meine mutter macht mich den ganzen tag runter, ich halte es kaum aus. und bis donnerstag ist noch so lang.... hilfe!

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 15:24
von Danii24
Dein Beitrag hat mich gefesselt.
So viel Enthusiasmus und gute Vorsätze.

All das was Du aufgeschrieben hast, hast Du das allein herausgefunden, oder war Dein Therapeut Dir da behilflich? Würde mich mal interessieren, ob solche Gedanken auch ohne aufklärenden Therapeut möglich sind.

Ich wünsche Dir sehr viel Kraft, dass Du das erreichst, was Du Dir vorgenommen hast.

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 16:20
von Elfie
ich wünsche dir alle Kraft der Welt. Und das du es schaffst.

Ich bin gefesselt gewesn, als ich deinen Eintrag gelesen habe, u er hat mich sehr zu tränen gerührt.

ich wünschte ich hätte auch eine so tolle einstellung und könnte gewissen dingen mit genau diesem Mut und diesem Enthusiasmus entgegen gehen.

:roll: leider habe ich es noch nicht so weit geschafft. :? ich bin sogar eher abgerutscht.

Ich wünsche dir alles glück der Welt, dass du deinen weiteren Weg genauso gehen kannst, wie du es willst.

Klar ist es manchmal nicht immer einfach, und eltern und job machen es einen auch nicht immer leicht, doch wenn man es will dann kann man darüber stehen! Und es als einen vermurksten Tag ansehen, und den nächsten wieder zum schönsten Tag machen!

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 17:43
von pocketsizeMe
Hi Virginia,hi nochmal,… ich wollte vorher ja eigentlich mehr schreiben, aber da musste ich dann zur Uni.

Ich habe momentan echte Schwierigkeiten mit dem ‚aufgheört haben’. Ich habe alle möglichen Schritte zur Besserung gemacht- ähnlich wie du die Zähne machen lassen, all diese Ablenkung in der Hoffnung, sie würden die Krankheit ‚entschlimmern’. Aber ich glaube das einzige was letztendlich geholfen hat, war, dass ich einen richtigen und GUTEN Tag genommen habe und mich entschlossen habe, gesund zu werden.
Erstens weil es nach 12 Jahren wirklich reicht und zweitens, weil ich ebenso wie du alles Fühlen weggekotzt habe.


Es ist erstaundlich was mir in den letzten
37 :!:
Tagen ohne Kotzen und ohne FA widerfahren ist.

Ich weiß nicht wie viel Zeit du nun schon überstanden hast, aber wenn du es einen Monate aushältst, dann wirst du vermutlich fest davon überzeugt sein, dass ein Zurück zu alten Mustern gewiss nicht die Lösung deiner Probleme sein würde.

Ich habe, so wie du schreibst, natürlich kein ‚neues Leben’. Ich habe vielleicht sogar mehr Tiefs als vorher, aber irgendwie ist sogar das ein ‚Genuß’, sich selbst mal wieder zu erleben und zu erfahren, wer man denn eigentlich ist wenn man die Styroporhülle namens ES abschält.

Allmählich stellt sich so etwas wie ein Sattheitsgefühl ein, wenn ich eine bestimmte Menge gegessen habe. Das kannte ich vorher nicht mehr, Erst wenn die Magenhaut zu platzen schien, ging ich mich übergeben, und hätte das den ganzen Abend so fortführen können.

Das Wort essen vor die Netzhaut tätowiert. Im geistigen Auge, überall, immerzu.

Was fälltmir noch dazu ein,… Im letzten Monat gab ich rund 200€ weniger aus… wenn ich das hochrechne, was mich meine Krankheit zuzüglich der Zahnarztbehandlungen gekostet hat! Schon alleine dieser Aspekt verlockt mich dazu, durchzuhalten.
Ich bin überdies froh, dass du das mit der Nase geschrieben hast. Ich habe auch schon oft überlegt, ob ich nicht für ein paar Absaugungen am Hintern und den Hüften sparen soll… aber an sich schaut mich niemand anders an, ob ich nun ein bisschen mehr oder weniger wiege. Aktuell habe ich ja leider zugenommen, was mich natürlich wieder in Zweifel stürzt. Aber ich versuche es zu akzeptieren. Mein Körper nimmt nach jahrelangem Zuckerbrot-und-Peitsche-verhalten natüprlich alles auf und speichert. Ich kann gerade keinen Sport machen, weil ich ständig krank bin*

Und das mit dem Krank-Sein (also physischer Natur):…da ich meine psychische Krankheit nicht mehr ‚rauslasse’ und das Klo runterspüle, bin ich nun seit drei Wochen, trotz ausgewogener vegetarischer Ernährung und viel Vitamin C, dauernd erkältet und krank. Das nervt,… wie geht es dir damit?

Ja,.. an sich hoffe ich für dich und egoistischerweise auch für mich dass es schaffbar ist, mit dem „Aufhören krank zu sein und dem Gesundwerden anzufangen“

Lg
pocket

Verfasst: Mo Dez 17, 2007 20:09
von cinnamon
Hallo Virginia!

Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass du es schaffst.
Du bist eine tolle Frau, und du hast sehr wichtige Erkentnisse gesammelt.
Und ich traue dir zu, dass du diese auch umsetzen kannst!!!

Alles Liebe, Petra

Verfasst: Di Dez 18, 2007 11:47
von Virginia
danke euch allen! es tut so gut, eure netten worte zu lesen.
ich melde mich ausführlich, wenn ich wieder daheim bin
ehrlich, ich bin erschüttert, wie schlecht es mir körperlich geht, kreislauf, magen, wassereinlagerungen, zähne.
irgendwie wird erst mal alles schlimmer, bevor es besser wird....aber ich denke es lohnt sich, da muss ich jetzt durch.
alles liebe, virginia

Verfasst: Di Dez 18, 2007 11:51
von VB1981
Liebe Virginia,

Ich wünsch dir auch ganz ganz viel Kraft - die ersten Wochen sind nach so einem Entschluss wirklich wirklich hart - kann mich noch gut erinnern wie ich mich damals sch**** gefühlt habe - aber es lohnt sich zu kämpfen denn das Leben nach der Bulimie ist es einfach wert. Also bitte gib nicht auf, ich glaub wir alle hier sind da um dich zu unterstützen.

Alles Liebe

VB

Verfasst: Di Dez 18, 2007 16:45
von blueberry
Hi Virginia!

Ich hab die Tage leider nicht so viel Zeit... daher habe ich bisher auch noch nichts zu deinem neuen Thread geschrieben.

Als ich ihn gelesen habe vor ein paar Tagen...
...das war einer der besten... der ehrlichsten Beiträge seit langem! Damit hast du eine Tür aufgestoßen, die dich in die richtige Richtung entlässt.

Schlag sie nur nicht wieder zu! :wink:
Ich weiß, anfänglich ist es giftig und schwierig... und womit man schwer zu kämpfen hat ist eine Art Unzufriedenheit... die alles andere in den Schatten stellt.
Aber das geht vorbei!
Verlier wirklich nicht dein Ziel aus den Augen... so lässt es sich aushalten.

Tut mir leid, dass ich nicht mehr Zeit habe... aber ich wollte nur schreiben, alles, was du hier schreibst, wie es in dir zugeht, was in dir vorgeht...
kenn ich sehr gut von mir. Diese Zweifel... die Frage, ob man jetzt wirklich das Richtige macht,... ob es sich auszahlt...
...wie man das nur schaffen soll...

Aber es geht! Irgendwie...

Liebe Grüße! :)

Verfasst: Mi Dez 19, 2007 0:51
von frieda
Liebe, liebe Virginia,
ich bin eine von denen (auch wenn ich mich im Forum erst vor kurzem vorgestellt habe) die deinen letzten Thread (mein Gott, war der lang!!!) mit Spannung und feuchten Augen...vor Lachen und aus Traurigkeit, aus Gerührtheit und erschüttert über dein Talent, den Nagel auf den Kopf zu treffen....verfolgt hat. Und jetzt sitze ich hier, lese deine ZEilen und fühle so viel...wie soll ich sagen...PRODUKTIVE WUT in deinen Worten. (Ich komme immer wieder gern auf das Thema Wut zurück, wie man auch an meinen anderen Einträgen erkennt, einfach weil ich selbst so viel davon in mir habe und verzweifelt versuche, sie nicht ständig gegen mich selbst zu richten.)

Du bist eine wundervolle Frau!!! Und ich kann mir bildhaft vorstellen, welche Faszination du auf dein persönliches Umfeld ausübst. Du bist keine graue MAus!!! Also mach dich nicht selbst zu einer!

ICh kam vor ein paar Wochen auch nach 13 Jahren Bulimie und seeeeehr viiiiel Selbstmitleid endlich an den Punkt einzusehen, dass, reduziert man es auf das Wesentliche, doch ICH entscheide was ich mache. Nicht dass ich seitdem symptomfrei wäre, aber es brodelt in mir! Zunächst dachte ich auch von 0 auf 100 starten zu können und mit dem festen Entschluss NICHT FRESSEN UND KOTZEN ein für allemal aufzuhören. Jahrelang hab ich von der ES in der 3. Person gesprochen...einem Dämon, der mir einfach überlegen ist, weil ich ja ach so schwach bin. Aber das bin ich nicht...das sind WIR nicht, Virginia!!! Ich hatte Rückfälle seitdem...aber ich stehe gerade wieder auf!!!
Wir sind gut, und wir sind stark und wir sind verdammt WÜTEND! Und wenn wir erstmal wütend werden dann Gnade dieser dummen ES Gott
....dann hilft aber eben kein Zurückziehen und kein Ausweichen und kein Selbstmitleid und kein verallgemeinernder Mist wie "Wir machen alles falsch". Alle Probleme sind lösbar, und weil wir (wenn ich immer alles auf uns alle beziehe und jemand sich hier nicht angesprochen fühlt...tschuldigung....aber ich stecke gerade mitten in einer Kampfansage an mich selbst...inspiriert durch dich, Virginia! :wink: ) durch diese jahrelange Scheiße gelernt haben uns und alles andere immer und immer wieder zu reflektieren sind wir WAHNSINNIG GUT darin Probleme zu lösen.
Ich merke immer wieder, wie schwer ich mir Dinge selbst mache weil ich sie verdränge oder mich erstmal ne Weile zu blöd fühle. Die Probleme mit Freunden, Kollegen, Aufgaben des Alltags...das is alles zwar nicht sehr spassig, aber ich bitte dich... die wären im Null Komma Nix zumindest aufs Wesentliche reduziert, wenn wir nicht ständig diese Essspirale dazwischen schalten würden. Wir sind verdammt klug, haben Menschenkenntnis (auch abgesehen von der Kenntnis über unsere eigene PErson), sind einfühlsam, diplomatisch und eigentlich wissen wir ziemlich gut was wir nicht abkönnen!!!

Das ist alles unglaublich leicht gesagt, ich weiß das, und wie du schon sagtest, 1000 kluge Gedanken sind weniger wert als ein einziger den wir im Alltag umsetzen, aber ich selber merke schon nach 3 oder 4 Tagen, wie sich meine Gedanken klären. Ich hatte vor ca. einer Woche nach 3 Tagen nicht kotzen zum allerersten Mal mit meinem Freund einen Streit, in dem ich im Recht war, das Gefühl hatte beleidigt sein zu dürfen und mein Recht durchsetzen zu DÜRFEN...und nicht immer mit der schlussendlichen Folgerung ich bin halt depressiv und nicht in "meiner Mitte" und ach so gestört. Ist leider so...die ES verursacht soviel mehr Schmerz und Traurigkeit und Unausgeglichenheit weil man einfach nervlich vollkommen auf dem Zahnfleisch kraucht. Ohne Kotzen (Mein Gott...ich lehne mich vielleicht bissl weit ausm Fenster...aber egal) bin ich ja fast schon...entspannt.

Zurück zu dir!
Die körperlichen Probleme sind verdammt hart in der ersten Zeit, aber bitte verfluch deinen Körper nicht zu sehr. Er versucht gesund zu werden und du warst lange Genug wütend auf ihn.

Ich bewundere dich sehr und ich habe großes Vertrauen, dass du auf dem besten Weg bist. Tschacka, baby. Du hast genug gelitten!

Dicker knutsch und alle Kraft der Welt,
die Frieda

Verfasst: Mi Dez 19, 2007 17:04
von cinnamon
TSCHAKAAAA!!! :D

Lustig, dass das noch jemand kennt...

Virginia, ich freue mich auf deinen nächsten Beitrag!

Viel Kraft wünsche ich dir weiterhin!!!!

Verfasst: Do Dez 20, 2007 17:03
von Virginia
meine lieben :wink:

so, da bin ich wieder. berlin war sehr schön, aber auch anstrengend. und nachdem wir gestern 30 minuten auf den verspäteten zug gewartet haben, bin ich heute irgendwie auch leicht angeschlagen. aber wenigstens nehme ich mir meine vorsätze zu herzen. früher hätte ich einfach alles durchgezogen ohne rücksicht auf meinen körper und wahrscheinlich abends einen riesen-fa gehabt. aber ohne bulimie bin ich viel verwundbarer. ich habe heute morgen gleich gemerkt: es geht nicht, und alles abgesagt. yoga, meinen arzttermin (wegen der haut, wäre es der allgemeinarzt gewesen, wäre ich wahrscheinlich gegangen), meinen termin im verlag hab ich auf morgen verschoben. da geht es eh nur drum, meine weihnachtsgeschenke für die gute zusammenarbeit an die leute zu bringen...

jedenfalls haben mir eure worte echt viel mut gemacht. ich war einerseits echt froh, dass ich in berlin abgelenkt war und nicht so viel übers essen nachdenken konnte, aber andererseits habe ich germerkt, dass es trotz allem nicht besonders läuft und ich daheim, mit viel zeit und ganz alleine, bestimmt "eingebrochen" wäre in diesen ersten tagen. das hat mir angst gemacht. wir hatten volllpension, und ehrlich gesagt, bin ich nicht satt geworden. die portionen waren normal, aber ich bin es so gewohnt, mein essen mit unmengen an leeren kalorien (salat usw.) zu strecken, dass mein magen nicht zufrieden war mit einem teller mischkost. außerdem halte ich keine fünf stunden durch, nach spätestens zweieinhalb stunden hatte ich unterzucker, schüttelfrost usw. gut, es ging recht schnell weg, ein apfel hat dafür schon gereicht, aber den musste ich eben essen - im gegensatz zu den anderen, die das locker wegstecken. da hab ich wieder mal gesehen, wie angeschlagen mein körper ist.
zugenommen habe ich natürlich auch, von meinem gespür her ist viel wasser dabei, aber trotzdem. ich fühle mich gerade so fett und aufgebläht, das ist auch ein grund, warum ich heute nicht beim yoga war :roll:
im gesicht sehe ich wenigstens nicht mehr gar so fertig aus, paradoxerweise ist eine vier-tage-städtereise, bei der sich jeder beklagt, wie gestresst und fertig er ist, weniger stress für mich als eine vollzeit-bulimiekrankheit in meiner gewohnten umgebung.
die anderen leute waren eigentlich ganz in ordnung, viele ältere, ein paar jüngere. ein mädel in meinem alter hat gemeint, dass ihre eltern ihr nie erlauben würden, so ganz allein mit one-way-ticket nach bolivien zu fliegen. sie hätten bei so etwas viel zu viel angst um sie.
mein vater hat dagegen zu mir gemeint: "bleib nur orderntlich lang drüben, dann siehst du mal eine andere welt." ich hab das jetzt eher positiv verstanden, also nicht dass er mich loswerden will, sondern dass er mir was zutraut und möchte, dass ich meine erfahrungen mache. da merke ich manchmal, dass ich wohl doch nicht ganz so unfähig nach außen wirke wie ich mich fühle. das ist etwas beruhigend...
also nochmal zum essen: ich finde es absolut nicht leicht. mein magen ist überempfindlich, ich vertrage nichts kaltes, nichts scharfes, nichts heißes, und ich darf nicht mehr so viel trinken. meine verdauung tut sich echt extrem schwer, in mir schwimmt ja immer alles "wie in einem aquarium", wie florina mal so treffend an anderer stelle bemerkt hat. aber ich habe immer einen wahnsinnsdurst, echt extrem. ich könnte am tag zehn liter trinken. sogar zu einem apfel brauche ich noch ein glas wasser.
diabetes ist es nicht, das haben die ärzte auch erst vermutet, aber es scheint echt rein psychisch zu sein: ich hab mir das so antrainiert: trinken ist gut, a) gegen faltige haut und b) macht es schneller satt.
zeit, mir das endlich abzugewöhnen :roll:

im zug auf der heimfahrt hatte ich zum ersten mal so richtige rückfallgedanken. kennt ihr das auch, dass man im zug einfach nicht satt wird? irgendwie denkt man da ständig ans essen, man hat ja nix zu tun. rausschauen ging nicht, weil es schon dunkel war, die einzige zeitschrift, die ich auf die schnelle bekommen hatte, hatte ich sofort durch, weil sie nur aus bildern von prominenten bestand, und mein ipod war leer. also hab ich die ganze fahrt nur gedacht: darf ich noch was essen, und was, und wie viel war das heute schon... irgendwann war es dann definitiv ein belegtes brot zu viel, und das war eine halbe stunde vor dem ziel. da hab ich mir echt überlegt, am bahnhof jetzt nocht schnell bei mcdonalds und burger king vorbei, dann heim und es ist eh schon egal..
aber dann hab ich mir wieder klar gemacht, wo das hinführt. auf keinen fall wird es dieses eine brot ungeschehen machen, auch wenn ich mich dafür bestrafen will, und das wäre ja der auslöser gewesen.
ich bin dann mit meiner mutter heimgefahren, ohne ausreden und zwischenstopps. nachts hab ich auch wieder gegessen, aber irgendwie fühle ich mich total ausgehungert. es ist halt schwierig, den mittelweg zu finden. ich will nicht hungern und dadurch einen fa provozieren, aber ich weiß genau, dass es mir auch nicht hilft, so viel zu essen, dass ich gleich ein *kg zunehme, weil mich das dann genauso entmutigt.
das dauert halt einfach ein ewigkeit. im internet liest man immer von einem jahr. gott, ist das lang...

andererseits hat neulich ein freund zu mir gemeint: wenn du es damals im herbst 2003 durchgezogen hättest und nicht nach einem jahr eingeklappt wärst, dann würdest du jetzt über das läppische jahr lachen!
recht hat er, und das halte ich mir jetzt immer vor augen.
ich hab mir im kadewe einen ring als symbol gekauft, dass ich es diesmal wirklich schaffen werde. meine mama hat gleich die krise bekommen, so teuer war das ding. aber ich wollte was von "bleibendem wert", weil mein entschluss das ja auch ist. und so viel wie eine post-bulimie-zahnbehandlung hat er dann doch nicht gekostet :wink:
Ich drucke mir das aus!
das freut mich, liebe colourful. ich wünsche mir auch, dass wir alle es schaffen. positiv denken :wink: ich hab mir auch schon viel ausgedruckt, was ich hier mitbekommen habe!
Mein Leben war/ist eine einzige Katastrophe.
liebe escape, da haben wir was gemeinsam. mein leben ist/war auch eine einzige katastrophe. einerseits frustriert es mich, dass es im moment nicht viel anders ist. essenstechnisch läuft es chaotischer als zu bulimie-zeiten (der mittags-salat und der abend-fa sind doch eine gewisse sicherheit gebende routine), und gefühlstechnisch geht es sowieso drunter und drüber. aber dann sage ich mir: wenn ich es von heute auf morgen schaffen würde, nicht mehr zu kotzen, dreimal am tag normal zu essen, in drei monaten mein wunschgewicht zu haben, ein ausgeglichener, sicherer mensch zu sein, der immer weiß, was er will, was ihn verletzt, was / wer ihm guttut usw., dann hätte ich das ja schon vor jahren getan. das was mich abgehalten hat, ist das, was ich jetzt durchmache. und wenn ich mich so lange gescheut habe, es durchzumachen, dann kann es ja gar nicht angenehm und wunderbar sein. wie konnte ich jemals so denken?
versuch, in deinem leben das zu sehen, was positiv ist, lass deine träume nicht sterben unter der bulimie!
All das was Du aufgeschrieben hast, hast Du das allein herausgefunden, oder war Dein Therapeut Dir da behilflich?
schwer zu sagen, liebe danii24. also zum einen habe ich ja psychologie studiert m,it schwerpunkt bulimie und binge eating. ich habe mir dementsprechend sehr viel angelesen. außerdem habe ich viel aufgeschrieben, was in selbsthilfebüchern empfohlen wurde. nicht vor allem bulimiebezogene. es gibt auch viele andere bücher für zeiten, wo man sein leben nicht klar sieht, nicht mehr weiterkommt usw. und diese anleitungen helfen wirklich. man muss sich nur echt hinhocken und die sachen aufschreiben, wieder und wieder. und sie noch mal durchlesen. für mich war beides schwer. erst mal die scheu, einen stift in die hand zu nehmen und mir nicht länger einzureden, dass es reicht, wenn ich drüber nachdenke. das tut es nicht. die gefühle und die klarheit kommen erst durch den länger dauernden vorgang des schreibens. und das nochmal durchlesen kann auch sehr schmerhaft sein. ich habe immer dazu geneigt, mich vor dem mit-mir-auseinandersetzen zu scheuen :oops:
ich habe eine kurze therapie gemacht, 2x 5 stunden in den letzten beiden jahren, bei einer systhemischen familientherapeutin. da ging es eigentlich nur um meine familie. die meiste zeit habe ich kuscheltiere aufgestellt, mich an die positionen gestellt, mit meinen imaginären eltern geredet, an deren stelle genantwortet und jede menge geheult. es hätte sehr kindisch ausgesehen, wenn man diese sitzungen aufgezeichnet hätte. die meiste zeit war ich in diesen situationen zwischen 3 und 6 jahren alt. aber es hat mir wahnsninnig viel gebracht, in bezug auf meine eltern, was ich fühle, warum ich so und so reagiere usw.
um mich ging es eher weniger. indirekt hat meine kinderzeit zwar schon einen einfluss darauf, dass ich denke, nur mit einer kleinen stupsnase wird man glücklich, und nur wenn ich einen gut bezahlten job habe, bin ich ein liebenswerter mensch. aber ich musste diese sachen trotzdem noch für mich alleine anschauen und hinterfragen, es wurde nicht automatisch anders, weil ich diese elternsachen aufgelöst habe. in der zwischenzeit bilden sich ja neue verhaltensmuster und der mensch ist ein gewohnheitstier.
für dieses ganze auseinandersetzen braucht man einfach eine menge eigener arschtritte, wie du, liebe mari, mal so treffend geschrieben hast.
eider habe ich es noch nicht so weit geschafft. Confused ich bin sogar eher abgerutscht.
liebe elfie, es tut mir immer leid zu lesen, wenn jemand abrutscht. aber verlier nicht die hoffnung! wie oft bin ich schon abgerutscht? mal ganz ehrlich, wenn ich meinen letzten langen thread lesen würde, und diese virginia wäre irgendjemand anders, den ich nicht kenne, dann hätte ich angesichts dieser riesigen masse an kranken einstellungen bestimmt gesagt: das hat bei der sowieso keinen sinn mehr, ich möchte nicht wissen, wo die in fünf jahren ist. und trotzdem kann ich alles ändern, wirklich. man muss nur den mut haben, es zu versuchen.
Ich weiß nicht wie viel Zeit du nun schon überstanden hast, aber wenn du es einen Monate aushältst, dann wirst du vermutlich fest davon überzeugt sein, dass ein Zurück zu alten Mustern gewiss nicht die Lösung deiner Probleme sein würde.
liebe pocketsizeme, respekt! du hast ja echt schon eine menge zeit geschafft! wow, 37 tage :wink: ich bin gerade mal bei tag 6, wobei es im letzten jahr immerhin schon mal 2 zeiten gab, in denen ich meine gefühle langsam zurückkommen spürte: einmal waren es 23 tage, einmal 57.
warum ich damals wieder reingerutscht bin, nun das eine mal war eigentlich kein ernsthafter entschluss, sondern ein langer urlaub, in dem ich sämtliche probleme gut ausblenden konnte und viel zeit für mich hatte. aber im kopf hat sich nicht viel getan damals, zumindest was das langfristige nachdenken über mein leben anging. am ende der zweiten phase stand ein s*x**ll* übergriff, mit dem ich nicht anders klar gekommen bin. das hätte halt nicht sollen sein, hat mich damals total überfordert. ich hatte dadurch auch einen guten freund verloren :roll:
Ich habe, so wie du schreibst, natürlich kein ‚neues Leben’. Ich habe vielleicht sogar mehr Tiefs als vorher, aber irgendwie ist sogar das ein ‚Genuß’, sich selbst mal wieder zu erleben und zu erfahren, wer man denn eigentlich ist wenn man die Styroporhülle namens ES abschält.
ja, da muss ich dir recht geben. ich fange an, viel mehr wahrzunehmen. früher hab ich oft nicht mal gemerkt, ob jemand nett oder unfreundlich zu mir ist. das habe ich alles ausgeblendet. mittlerweile hat das leben schon viel mehr nuancen. und ich viel mehr stimmungsschwankungen. die werden sich hoffentlich noch einpendeln, heute hätte ich fast unserem hausmeister gesagt, was ich davon halte, wenn er mich mit "armes mädel" anredet. früher hätte ich nicht mal gemerkt, dass mich das verletzt, sondern nachher einfach einen fa gehabt. ich hab nur nichts gesagt, weil ich vor ihm nicht in tränen ausbrechen wollte. :roll:
wobei es ja eigentlich nicht schlimm ist. meine mama hat in berlin auch geheult, weil eine aus der gruppe was doofes zu ihr gesagt hat.
Allmählich stellt sich so etwas wie ein Sattheitsgefühl ein, wenn ich eine bestimmte Menge gegessen habe. Das kannte ich vorher nicht mehr, Erst wenn die Magenhaut zu platzen schien, ging ich mich übergeben, und hätte das den ganzen Abend so fortführen können.
auf dieses sattgefühl warte ich noch sehnsüchtig :roll: und darauf, dass die ganzen vorgaben aus meinem kopf verschwinden: low fat, low carb, abends no carb, morgens kein obst, abends keine rohkost, nach 20 uhr kein obst, blah blah blah ... ich will einfach auf mich hören, sagt ja eh jeder ernährungswissenschaftler was anderes. dass ich nicht gerade dreimal am tag fast food esse, kriege ich allein auch hin :wink:
Und das mit dem Krank-Sein (also physischer Natur):…da ich meine psychische Krankheit nicht mehr ‚rauslasse’ und das Klo runterspüle, bin ich nun seit drei Wochen, trotz ausgewogener vegetarischer Ernährung und viel Vitamin C, dauernd erkältet und krank. Das nervt,… wie geht es dir damit?
ganz genauso. ich bin absolut nicht belastbar, weder körperlich noch psychisch. im moment frage ich mich echt, wie ich es nach drei fa am tag und abends einer halben flasche wein geschafft habe, am nächsten morgen eine stunde bei minusgraden zu joggen. im moment bekäme ich das auf keinen fall hin. winzige kleinigkeiten stressen mich. es überfordert mich, wenn ich an einem tag in zwei geschäfte muss und ein buch zurückgeben. dann lass ich eine sache bleiben und erledige nur zwei. früher habe ich oft zehn solche sachen erledigt, und dann bis mitternacht gearbeitet, um den verlorenen vormittag wieder reinzuholen.
ich hab mir auch vorgenommen, alles bewusster zu machen. wenn ich mit meinen freunden telefoniere, dann telefoniere ich wirklich und wische nicht nebenher den boden oder putz meinen silberschmuck oder mach sonst was.
Ich bin überdies froh, dass du das mit der Nase geschrieben hast. Ich habe auch schon oft überlegt, ob ich nicht für ein paar Absaugungen am Hintern und den Hüften sparen soll…
das hat eine freundin von mir gemacht, bei einem sehr renommierten arzt. jetzt hat sie zwei unterschiedlich dicke oberschenkel. für mich war das ein glück, sonst hätte ich es auch schon längst getan :roll:
problemzonen hat wohl jeder. mir hilft es echt viel, dass ich mir sage: ich bin nicht allein, mehrere machen das durch. außerdem, wenn ich die nicht-essgestörten in meiner familie anschaue, dann sind die alle schlanker als ich. deshalb ist meine hoffnung, dass ich nach der bulimie, wenn ich irgendwann unsere "normale familienfigur" bekomme, auch wieder abnehme.
Und ich traue dir zu, dass du diese auch umsetzen kannst!!!
liebe petra1984, danke, dass du an mich glaubst! ich hoffe, es geht dir auch gut - und denk ganz fest an das, was du schon geschafft hast!
Also bitte gib nicht auf, ich glaub wir alle hier sind da um dich zu unterstützen.
liebe VB1981, diese unterstützung hier ist wirklich gold wert! wie lange hast du es schon geschafft, die bulimie hinter dir zu lassen? *auchwill* :wink:
Ich weiß, anfänglich ist es giftig und schwierig... und womit man schwer zu kämpfen hat ist eine Art Unzufriedenheit... die alles andere in den Schatten stellt.
Aber das geht vorbei!
Verlier wirklich nicht dein Ziel aus den Augen... so lässt es sich aushalten.
liebe mari, danke für deine worte, das werde ich mir wirklich vor augen halten. es kann ja eigentlich nur besser werden :wink:
nein, ich werde diese tür nicht mehr zuschlagen, die bleibt jetzt offen!
liebe frida,
danke für deine lieben worte! produktive wut trifft es sehr gut. immer wieder neigen wir dazu, sie gegen uns selbst zu richten.
ahrelang hab ich von der ES in der 3. Person gesprochen...einem Dämon, der mir einfach überlegen ist, weil ich ja ach so schwach bin. Aber das bin ich nicht...das sind WIR nicht, Virginia!!!
das stimmt wirklich. wenn ich so nachdenke, war die bulimie immer eine schreckliche bedrohung von außen für mich. der grundton war "die bulimie macht mein leben kaputt", und meine träume habe ich in eine ungewisse zukunft katapultiert mit dem satz: "wenn ich keine bulimie hätte, dann würde ich..."
dabei ist es vielmehr ein: "ich praktiziere bulimie, flüchte jeden tag vor meinen gefühlen und zerstöre mir schrittweise mein leben"
es ist ein fehlverhalten, das ich immer wiederhole, weil es irgendwann mal erleichterung bedeutet hat und weil es bequemer ist, stur weiterzumachen als endlich mal weiterzudenken. neue erkenntnisse sind fremd, können angst machen, dinge in frage stellen.
Die Probleme mit Freunden, Kollegen, Aufgaben des Alltags...das is alles zwar nicht sehr spassig, aber ich bitte dich... die wären im Null Komma Nix zumindest aufs Wesentliche reduziert, wenn wir nicht ständig diese Essspirale dazwischen schalten würden.
das stimmt. als ich gestern heimkam, habe ich plötzlich gemerkt, dass ich eigentlich so unruhig war, weil ich eine sache endlich klären musste, die seit zwei monaten in der luft hing (beruflich). dann hab ich in der nacht noch eine email geschrieben, und am nächsten tag noch eine an jemand anderen, und mittlerweile hat sich das problem erledigt. was mcdonalds vermutlich nicht geschafft hätte :roll:
nd nicht immer mit der schlussendlichen Folgerung ich bin halt depressiv und nicht in "meiner Mitte" und ach so gestört.
dazu gibt es einen sehr guten text, eine einführung in einem selbsthilfe-buch, an den ich gerade denken musste. wie die ES eigentlich immer alles verderben kann, beziehungen, gefühle, egal wie herum es ist, die ES kann entweder als für- oder gegenargument stehen, richtig ist man nie, solange man sie als entschldigung anführt. das ist da echt nett beschrieben, wie es aussieht, von beiden seiten im direkten vergleich. echt ein guter text, ich muss mal schauen, ob ich das noch finde.
Die körperlichen Probleme sind verdammt hart in der ersten Zeit, aber bitte verfluch deinen Körper nicht zu sehr. Er versucht gesund zu werden und du warst lange Genug wütend auf ihn.
ja, das war ich wirklich. und jetzt darf ich nicht gleich alles erwarten nach ein paar tagen. es wird schon werden :wink: